IRONY OF FATE - Equinox (2025)
(9.449) Olaf (7,5/10) Melodic Death Metal

Label: DIY
VÖ: 07.03.2025
Stil: Melodic Death Metal
Ich erinnere mich noch gut an den Moment, als IRONY OF FATE 2019 beim Z.O.F.F. spielten – als wäre es gestern gewesen. Eine Band, die damals mit einer Mischung aus jugendlicher Entschlossenheit, musikalischem Talent und einem Hauch Pathos unsere kleine Bühne in Schutt und Asche legte. Mein Urteil war damals klar: Nach meiner Zeitrechnung würden sie 2029 beim Summer Breeze als Co-Headliner aufspielen. Eine optimistische Prognose, ja – aber eben auch ein ehrlicher Ausdruck meiner Begeisterung.
Fünf Jahre, zwei Besetzungswechsel und ein neues Album später halte ich Equinox in den Händen – mit den neuen Mitgliedern Drummer Kevin Lütolf und Gitarrist Dr. Grü im Line-up, bereit, alles neu zu justieren. Doch ich sage es gleich vorweg: Diese Platte hat meine Euphorie ein wenig gedämpft. Nicht, weil IRONY OF FATE plötzlich schlecht geworden wären – nein, sie können immer noch spielen, schreiben, reißen. Aber sie klingen auf Equinox ein wenig zu... handzahm. Zumindest auf Platte.
Dabei steckt das Konzept hinter dem Album voller Ambitionen. Der "Wendepunkt" – so die sinngemäße Übersetzung von Equinox – soll die Schwelle zwischen Licht und Dunkelheit, Aufbruch und Reflexion markieren. Ein musikalischer Frühling, der nach Winterstarre in die Wärme führt. Klingt gut. Leider blieb mir bei dieser Klangreise ab und zu der Frost in den Ohren stecken.
Das größte Problem ist die Produktion. Sie wirkt, als hätte man beim Mix lieber das Raclette als die Regler hochgedreht. Vieles klingt dünn, gerade im Gitarrenbereich fehlt der Druck, den ich von dieser Band gewohnt bin. Wo bei Wicked and Divine noch ordentlich Karacho herrschte, regiert hier oft der mittige Wohlklang. Die Stimme von Cveti Stojmenova – zweifellos ein Markenzeichen – steht viel zu dominant im Vordergrund, während die Instrumente in den Hintergrund rutschen. Und das ist schade, denn gerade die machen hier einige richtig gute Dinge.

Roll the Dice etwa hat diesen frechen Basslauf vor dem Refrain, der kurz mit den Hüften wackelt, bevor der Song losstampft. Und 4 AM groovt so sexy wie ein Clubtürsteher im Rausch – da passt alles, Hook, Rhythmus, Atmosphäre. Auch Parasite hätte ein richtiger Brecher sein können, wenn man den Gitarren mehr Raum zum Knurren gegeben hätte. Aber so klingt das Ganze, als wäre der Song zur Hälfte in Watte verpackt worden – nicht schlecht, aber irgendwie weichgespült.
Was mich trotzdem milde stimmt? Erstens: Das ist alles DIY – und wer in der Schweiz produziert, weiß, dass dort vermutlich selbst der Proberaum stundenweise abgerechnet wird, als sei er ein Chalet in Davos. Zweitens: Ich kenne die Band live, ich weiß, dass sie das Material auf der Bühne mit mehr Biss und Power servieren kann. Und drittens: Trotz aller Kritik hört man, dass hier eine Band am Werk ist, die mehr will als nur Standard-Melodic-Metal mit weiblichem Gesang. Sie schreiben eigene Songs, sie haben Ideen, sie riskieren was – und genau dafür haben sie bei mir einen Stein im Brett.
Equinox ist kein schlechtes Album. Aber es ist ein Album, das mehr sein könnte. Vielleicht lag es an der internen Umstellung mit neuem Drummer und Gitarristen, vielleicht war es die Do-it-yourself-Produktion, vielleicht einfach nur eine falsche Prioritätensetzung im Studio. Was auch immer – IRONY OF FATE sind noch da, sie sind gut, aber sie waren schon mal besser. Und trotzdem hoffe ich, dass sie weiter ihren Weg gehen. Wer 2019 Z.O.F.F. so gerockt hat, darf auch mal einen Gang zurückschalten – solange die nächste Platte wieder Vollgas gibt. Die Summerbreeze-Bühne ist noch nicht verloren, aber der Co-Headliner-Status hat aktuell leider einen leichten Sonnenbrand.
Anspieltipps:
🔥Roll the Dice
💀4 AM
Bewertung: 7,5 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. Equinox Nights
02. Roll the Dice
03. Sinner-Saint
04. The Morningstar
05. Ancient Creatures
06. Primal Overdrive
07. 4 AM
08. Parasite
09. The Seven
10. Desert Song