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LUKAS HAIDINGER (DDP Studio)

Eine Glamrockplatte wäre nicht das Problem


Nun steht die neue Profanity "Fragments of solace"  also in den Startlöchern, die zweifelsohne mit einem mächtig fetten Sound aufwarten kann. Lukas, der bei den Ausgburgern auch den Bass brummen lässt, betreibt seit vielen Jahren nun bereits das Deep Deep Pressure Studio, höchste Zeit ihn nun auch mal in unserer traditionellen Backstage Rubrik zu Wort kommen zu lassen. Lest nun ein vielschichtiges und interessantes Gespräch mit dem symphatischen Kerl.

Hi Lukas! Schön, dass du Dir Zeit nehmen konntest für dieses Interview, um dein Deep Deep Pressure Studio ein wenig vorzustellen. Wann hast du angefangen es aufzubauen und wie kam Dir die Idee dazu?

Hi Timo! Das ging schon ganz früh los mit den ersten Homerecording-Versuchen als Teenager, Harddiskerecorder etc über meine ersten Gehversuche mit Drumrecordings im Proberaum, bis es dann irgendwann was „richtiges“ stationäres wurde. Weiteres in Frage 2, das komplementiert sich recht gut.

Wieviel Zeit musstest du in den Aufbau des Studios investieren, das Interesse der Bands kam wahrscheinlich von ganz allein, oder? Bist du mittlerweile damit hauptberuflich beschäftigt?

Es war wie gesagt eine graduelle Entwicklung von Homerecordings, in die ich damals eigentlich nur zu Zwecken des Songwritings für meine eigenen Bands eingetaucht bin, bis hin zur Arbeit mit anderen Bands. Ich hatte neue Songs befreundeten Musikern gezeigt und irgendwann meinten halt dann die Ersten: „Magst nicht mal n Demo für uns machen?“

Und seitdem ging das schrittweise immer so weiter bis ich irgendwann, ehrlich gesagt eher weniger vorsätzlich, hauptberuflich Lärm produziert habe. Insgesamt streckt sich das also über 2 Jahrzehnte, wobei es seit etwa 10 Jahren eine wirklich regelmäßige Beschäftigung ist. Ich hab, bevor es zum Hauptberuf wurde; schon einige Zeit daneben nur noch Teilzeit gearbeitet, wo es sich schon abzeichnete, dass es wohl früher oder später nur noch das Mixing sein würde. Dabei hatte ich hatte jede Menge Zeit mich darauf einzustellen.


Du produzierst hauptsächlich Bands aus dem Extrem Metal Sektor, oder wie du sagst der üblen Gangart, haha. Wie kam es zu deiner Vorliebe dafür? Haben auch Kapellen der softeren Klangidee schon bei Dir angefragt? Wie würdest du eine Glamrock Platte produzieren, gibt es Nuancen, die in deren Sound implementieren würdest?

Ganz am Anfang hab ich kurze Zeit mal alles gemacht was mir unterkam, einfach zur Fortbildung, aber wenig später wurde mir klar, dass es nur wirklich Sinn macht Musik zu produzieren, für die ich selber auch ein gewisses Maß an Verständnis habe. Also mache ich mittlerweile nur noch Stilrichtungen, die mir gefallen, und die bewegen sich allesamt im verzerrten Gitarrenlärmbereich. Innerhalb dieser Parameter wird es aber dann doch deutlich abwechslungsreicher als nur Extrem-Metal, welcher zwar einen Gutteil meiner Produktionen ausmacht, aber ich mach auch regelmäßig HC, Punk, Thrash, Sludge, Doom, Stoner, alles was ich mir halt auch privat anhöre. Auch ne Akustikgitarre darf da gerne mal vorkommen.

Eine Glamrock-Platte wäre nicht so das große Problem, aber vermutlich auch nicht die spannendste Aufgabe, da es da ein gewisses produktionstechnisches Korsett gibt, Stadion-Hall Snare zb, Brown-Sound Rhythmusgitarren, aber würde sicher auch Spaß machen. Ich habe bisher jedoch nur mal ein Master für eine derartige Band gemacht.


Welche Bands hast du bisher schon produziert, kommen auch vermehrt Anfragen aus dem Ausland?

Die Leute hier kennen vielleicht Profanity, Macabre Demise, LMDA kürzlich (aus Frankreich), Scargod, Thirdmoon, Tulsadoom, bei 20-30 Produktionen im Jahr kommt da schon was zusammen. Bei uns im Grenzgebiet ist Ausland ein dehnbarer Begriff, der absolute Großteil meiner Produktionen entfällt natürlich auf deutsche und österreichische Bands, aber nächstes Jahr hab ich wies aussieht meine ersten Schweden da, evtl auch mal die erste asiatische Kundschaft und das ist natürlich spannnend.

Wie verlief die Produktion der aktuellen Macabre Demise Scheibe, du hast mit dem fetten Sound ja auch ziemlich deinen Stempel darauf hinterlassen. Wie lief die Zusammenarbeit mit dem Kollegen Rieger, wie lang seid ihr bereits befreundet?

Der Andi und ich kennen uns schon eine ganze Weile, die Arbeit mit ihm ist immer absolut entspannt, das letzte Album hat sich praktisch von selbst gemischt, auch da kommt bald wieder eine Kleinigkeit nach!

Du bist 2017 bei Profanity eingestiegen, gerade habt ihr den aktuellen Lonplayer „Fragments Of Solace“ veröffentlicht, wie verliefen die Aufnahmen? Was ist dein persönliches Highlight während der Zeit im Studio?

Mein Highlight war als sie den Mix abgenickt hatten, bis dahin waren meine Gefühle ziemlich vom Respekt vor der Aufgabe geprägt. Den Bass einzuspielen an sich war schon eine Herausforderung, das technischste Material, das ich bis dato einzuspielen hatte, da musste ich schon an ein paar Stellen reinbeißen. Insgesamt aber lief alles dann recht schön ab, und als die anderen beiden mir schlussendlich eröffnet hatten, wie zufrieden sie mit dem Sound und allem sind war das schon ein tolles Gefühl; dass es all die Mühe einfach wert war.

Neben Profanity, bist du ja auch noch bei den Grindern von Distaste am werkeln, ebenso gibt es ja noch unzählige weitere Bands an denen du beteiligt bist, wie Genocide Generator, Underground Groove Front usw. Wie kriegst du das Proben der vielen Kapellen unter einen Deckel? Oder darf man einige der vielen Bands eher als Projekte deiner umtriebigen Art verstehen?

Also proben tun wir ja alle eigentlich so gut wie gar nicht, wir wohnen teilweise hunderte Kilometer auseinander, da macht das auch wenig Sinn. Es gibt zumeist ein paar Proben, wenn eine neue Setlist einstudiert wird, ab da wird nur noch zuhause geübt und sich anhand der Aufnahmen auf den Gig vorbereitet. Da muss man sich natürlich voll aufeinander verlassen können sonst ist das ein Himmelfahrtskommando.

Seitdem Distaste einen Drummer aus meiner Ecke haben probe ich allerding mit dem etwas öfter (als Ausrede zum Biertrinken). Momentan natürlich wieder gar nicht mit Covid und allen damit verbundenen Ärgernissen. So liegt unser Proberaum zb in Deutschland, während wir in Österreich wohnen, und auch wenn’s nur 600 Meter von meiner Wohnung zum Proberaum sind, oft durften wir einfach nicht rüber. Eine völlig bizarre Situation für uns Grenzländer, die wir zuvor nie erlebt hatten, nicht mal vor der EU.

Durch die momentane Covid 19 Pandemie, welchen direkten Problemen musstest du dich stellen, war es dennoch möglich Aufnahmen durchzuführen, waren dafür besondere Hygiene-Standards nötig? Wie gehst du selbst mit der derzeitigen Situation um?

Wie schon vorher beim Thema Proben ausgeführt war der einzig wirkliche Einschnitt für mich als Bewohner des Grenzgebietes Österreich/Bayern, die immer wieder „geschlossene“ Grenze. Man kann momentan einfach nicht sagen, ob eine Band in einem Monat zum Aufnehmen kommen kann oder ob wieder Söder oder Kurz aus Aktionismus kurzfristig die Grenze dichtmachen.

Die Hygienefrage wäre überhaupt kein Problem, ich bin von den Kunden zumeist räumlich getrennt und auch sonst hat jeder genug Platz, das einzig wirkliche Problem ist die Planbarkeit aufgrund willkürlicher Quarantäneregeln bei der Einreise, die nicht einmal kurzfristig vorhersehbar sind.

Wie denkst du wird die Zeit nach dieser Krise sein, denkst du wir haben größere Einschnitte in der Infrastruktur bzw. im Kulturgewerbe zu verzeichnen, ich denke einige Insolvenzen werden sicher Realität sein.

Das wird sicher so sein, ich versuche aber optimistisch zu bleiben. Ich selbst habe es von der Auftragslage her kaum gespürt, die Clubs und VTler leiden am stärksten. Ich kann mir bei einer Insolvenzwelle etwa von Clubs eine gewisse „Entprofessionalisierung“ der Metal-Veranstaltungsszene vorstellen, wo wieder vermehrt Kulturvereine und Privatiers Konzerte veranstalten, was auch positive Aspekte haben kann, wenn auch in erster Linie für den Underground, der jedoch ohnehin völlig unbeschadet aus dieser Sache hervorgehen dürfte. Die Leute haben vorher kein Geld damit verdient und werden es auch in Zukunft weiterhin aus reiner Liebhaberei machen.

Was können Bands erwarten, wenn sie in deinem Studio ihre nächste Scheibe aufnehmen, wie ist es ausgestattet? Und was für eine Zeit würden sie bei Dir verleben?

Es ist alles da was man braucht, ein Studiodrumkit, das von mir im Vorfeld neu befellt und gestimmt wird, inklusive Hardware, etwa 15 Amps die alle frei zur Verfügung stehen, mehrere Cabs, Schlafplätze falls die Band von weiter weg ist und eine Couch die einen aufzufressen scheint. Ansonsten möchte ich immer eine möglichst entspannte Atmosphäre gewährleisten und nach getaner Arbeit soll natürlich auch der Bierbauch nicht zu kurz kommen.

Das sind doch beste Vorrausetzungen für eine gute Zeit im Deep Deep Pressure. Dabei bleibt sich auch Zeit einigen großartigen Alben zu huldigen, mit einem kalten Bier in der Kralle. Wann begann deine Vorliebe für Death Metal und Grind und welche 5 besonderen Album brachten dich auf den Weg und warum?

Uff das ist lange her, dass muss so ungefähr mit 12 oder 13 gewesen sein. Die ersten Sachen waren da wohl Napalm Death, Cannibal Corpse, Deicide und Obituary. Die wichtigsten Alben für mich waren da wohl „Once upon the Cross“ , „Vile“ und „The End Complete“ weil die alle genau in diese Zeit fielen, kurz später noch Death und Malevolent Creation (The fine art of murder!) und noch etwas später Nile mit „in their darkened shrines“. Was Grind anging vor allem Napalm Death trotz ihrer groovigen Phase zu dieser Zeit, Rotten Sound (die ich damals im Vorprogramm von Malevolent Creation das erste Mal sah), Nasum und Lock Up.

Das Studio liegt an der bayrisch, österreichischen Grenze, erzähl wie lebt es sich dort? Was sind die dortigen Vorzüge die du zu schätzen gelernt hast?

Die coronabedingten Nachteile hab ich ja nun zur Genüge ausgeführt. Für mich persönlich ist es eine tolle Gegend, ich als autoloser habe einen österreichischen und einen deutschen Bahnhof in Gehweite. Konzerte werden meist in München oder Salzburg, manchmal Linz besucht, alles relativ nah, und wir sind nicht gezwungen österreichisches Bier zu trinken (schlimm) jedoch haben wir den besten Most (Apfelwein) in Oberösterreich. Die Gegend ist relativ rural, viel Natur, das letzte Flachland vor den Alpen, also großartig zum Radfahren, schöne Seen in Fahrradreichweite, und wenn man wirklich mal in die Berge will ist das auch ein Katzensprung.

Welche stilistischen Prägungen kannst du ausmachen zwischen einerseits deutschen und österreichischen Bands? Gibt es dabei große Unterschiede?

Ja, extreme sogar. Österreich ist stark von BlackMetal dominiert (sieht man ja auch an unseren Exporten). Es gibt einige gute Thrash Bands, eine Handvoll Death Metal Bands und de facto keinen Grindcore. Deutschland hat eine insgesamt deutlich stärkere Szene und Infrastruktur, vor allem was Death Metal angeht, aber auch sonst, was natürlich der schieren Größe seines Musikmarktes geschuldet ist.

Welche 5 musikalischen Highlights würdest du in diesem Jahr hervorheben und unseren Lesern empfehlen?

Die neue Napalm Death killt, Khemmis waren eine Neuentdeckung für mich, sehr stark, die neue Xibalba fand ich super, ebenso die neue Incantation, aber im Endeffekt braucht ihr natürlich nur die neuen Alben von Profanity und Vor die Hunde, die in Kürze rauskommen.

Was sind die nächsten Pläne, die deinerseits im Raum stehen, welche Produktionen sind geplant?

Jetzt bin ich grade am Mix der neuen Dorks Scheibe (MetalPunk, Coretex Records) bald setz ich mich an den Mix einer neuen Split von Macabre Demise mit Sucking Leech, Distaste machen auch noch eine Kleinigkeit zum 20. Jubiläum, grad noch am Mix von einer neuen Alastor EP (BlackMetal, Österreich) und dann kommt eh schon das nächste Jahr. Ich hatte gehofft im Lockdown mehr zum Songwriting zu kommen, aber die Hoffnung bleibt wohl unerfüllt.

Vielen Dank für dieses ausführliche und auch für mich interessante Intwerview mit Dir Lukas, was wir nun mit deinen abschließenden Worten ausklingen lassen wollen, hoffe du hattest ein wenig Spazz bei dem Beantworten der Fragen!

Absolut, hat mich sehr gefreut! Ich hoffe die Festivalsaison 2021 geht halbwegs wie gewohnt von statten und die Clubsaison zumindest ab Herbst, und dann hoffe ich auf viele Shows sowohl vor als auf der Bühne, und dass ich viele CD-Releaseparties von Bands, die ich produziert habe, besuchen kann! Aber auch da bin ich sehr optimistisch.


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