METAL FRANCONIA 2015

24.-25.04.2015 - Dettelbach @ Frankenhalle

Freitag

Kaum erwacht, ging am Freitag die Reise nach Dettelbach schon äußerst früh los, unangenehm für Studenten, aber dank ausgedehntem Einkaufbummel durch den Supermarkt und den ebenfalls noch nicht ganz wachen anderen Kolonnenmitfahrern zog sich die Hinfahrt dann doch so lange, dass schließlich auch nur noch eine Stunde für Zeltaufbau und gemütliche Akkreditierung blieb. Immerhin – das Gelände war insgesamt sehr besucherfreundlich strukturiert, der kleine Zeltplatz nur über die Straße, genügend Toiletten stationiert und die Ordner sehr freundlich und hilfsbereit.

Das Zelt stand gerade noch rechtzeitig, nachdem ich mich mit alten Bekannten zunächst ganz schön verquatscht hatte, weshalb nun ein zügiger Schritt zur Bühne angesagt war, wollte ich doch die Opener des Festivals, Wulfpack aus Coburg, keinesfalls verpassen. Auf diese war im Vorfeld nur höchstes Lob zu hören, dementsprechend waren meine Erwartungen auch recht hoch, doch ich wurde nicht enttäuscht – das noch sehr junge, aber umso ambitioniertere Vierergespann machte keine Gefangenen und schredderte sich durch seine Thrashhymnen, als ob es kein Morgen gäbe. Etwas traurig war nur die zu diesem Zeitpunkt noch recht geringe Zuschauerzahl in der Frankenhalle. Dass diese bei anderen Bands noch kleiner sein würde, wusste ja bis dahin noch keiner… Auch der Sound musste bei den Thrashern aus Coburg zum ersten Mal auf den Prüfstand, erwies sich aber noch nicht als ganz glücklich abgemischt, bedingt durch die Leere der Halle. Nichtsdestotrotz lieferten Wulfpack ein fettes Brett ab, konnten mich absolut überzeugen und werden in Zukunft auch weiter von mir verfolgt werden. Dicke Empfehlung von mir!

Die nächsten zwei Stunden verbrachte ich dann eher mit meinen Freunden vom Cudgel-Merchandisestand, die ich an diesem Wochenende – wie immer – noch einige Male aufsuchen sollte. Vereinzelte kurze Abstecher in die Frankenhalle sagten mir allerdings auch, dass ich dadurch nicht allzu viel verpasste, denn der Sound wurde durch die eher spärliche Fluktuation vor der Bühne auch nicht unbedingt besser als schon bei den Coburgern zuvor und so richtig wollte die Festivallaune bei mir auch noch nicht aufkommen. Also war erstmal entspannen hinter den Verkaufstischen angesagt…

Zwischendurch auch gestärkt mit den ersten Hopfen-Kaltgetränken ging es also weiter mit Sasquatch. Ich hatte das Quintett schon einmal in Bamberg bewundern dürfen, war dort mit dem Auftritt aber nicht ganz so glücklich gewesen – die Stimmung hatten damals aber auch die anderen auftretenden Bands schon ziemlich getrübt. In Dettelbach konnte mich die Todesbleiwalze aus Ochsenfurt nun aber wirklich überzeugen, die Jungs hatten eine super Laune und Sänger Heiko heizte dem Publikum als das reinste Energiebündel ordentlich ein. Die langsameren, stampfenden Rhythmen luden zum Haarekreisen, wozu die Zuschauer sich auch nicht lange bitten ließen. Es kam also endlich richtig Schwung in die Sache!

Brain Damage hatten dann leider wieder unter einer meiner dummen Angewohnheiten zu leiden, nämlich den ganzen Tag nur essen zu können. Außerdem wollten auf dem Zeltplatz auch noch ein, zwei Bierchen schnabuliert werden, schließlich sollte man das Zelt ja auch erst 5 Stunden später wieder zu Gesicht bekommen. Pünktlich zu Disbelief stand ich aber wieder vor der Bühne und freute mich bereits riesig auf die Veteranen um Frontmann Jagger. Da dieser bekanntlich seit Anfang des Jahres auch bei Morgoth ins Mikro grunzt, gab es aus den Reihen meiner Bekannten auch einige Bedenken, ob das nun den Dieburger Fünfer in irgendeiner Form einschränken würde. Doch was die Hessen auf dem Metal Franconia ablieferten, zerschlug meine Befürchtungen dahingehend. Jaggers Wechsel von gutturalem zu melodiösem Klargesang erzeugte eine schöne, leicht melancholische Atmosphäre, die mir sehr gut gefiel und anscheinend auch beim Rest des Publikums gut ankam, es strömten auch immer mehr Leute ins Zelt. Zum ersten Mal an diesem Tag zeigte sich dadurch, dass der abgemischte Sound auch auf genau diesen Stil von Musik ausgerichtet war und bei ordentlicher Füllung der Halle ebenfalls zu überzeugen wusste. Von der Tonqualität her war der Disbelief-Auftritt also mein Highlight des Freitags.

Ich persönlich hätte Disbelief vielleicht nach Milking The Goatmachine spielen lassen, der zu dieser Show einströmende Besucheransturm gab der Entscheidung der Organisatoren aber sichtbar Recht. Die Ziegenherren scheinen sich in den letzten Jahren auch in Franken einen beachtlichen Ruf erspielt zu haben, sodass der Platz vor der Bühne nach der Pause sofort brechend gefüllt war. Kaum war der erste Ton gespielt, rastete die Menge auch schon völlig aus. Mir flogen ganze Wagenladungen von pfandmarkenfreien Bierbechern entgegen (ein Schelm, wer nun Böses denkt… ;) ), diverse Ellenbogen ins Gesicht und Besucher auf den Boden – was für ein Auftritt! Bei „Ding Dong“ verlor erwartungsgemäß auch das letzte Böcklein den Verstand und ich brachte mich lieber in Sicherheit an den Bierstand.

Bewaffnet mit Gerstensaft und wieder vor der Bühne kam auch schon der erste Freitagsheadliner in Sicht. Ich muss gestehen, dass ich, abgesehen von einschlägigen bekannten Klassikern der Österreicher, noch nicht allzu groß in Belphegor reingehört hatte. Umso unvoreingenommener konnte ich allerdings so auch an die anstehende Liveperformance gehen, welche sich im Nachhinein auch als ungleich unterhaltsamer für mich herausstellte als Stichproben der Machwerke auf Silberling. Auf CD sind die Salzburger einfach nichts für mich, aber in Dettelbach wussten sie mich live dennoch zu überzeugen. Gute Lichttechnik und zwei Ziegenschädel als Dekoration sorgten neben den geschminkten Musikern voller (Kunst?)Blut für eine ausgezeichnete Atmosphäre, wodurch ich wirklich Spaß beim Zuschauen hatte, auch wenn der Sound ein wenig undeutlich war. Dem Rest des Publikums schien es ähnlich zu gehen und auch meine Freunde hinter mir waren sichtlich begeistert von dem Auftritt. Solide gemeistert und Hut ab nach Österreich!

Headliner des Tages sollten nun Korpiklaani werden. Sehr angenehm überrascht wurde ich von dem Umstand, dass diese Show tatsächlich nicht zu dem reinen Partygig werden sollte, den ich erwartet hätte. Als ich die Finnen 2013 auf dem Beastival in Geiselwind gesehen hatte, war ich von ihrem Auftritt nicht allzu begeistert, da ich mit dem gesamten Humppa-Metal-Zeugs und ihren nur allzu bekannten Liedern über diverse alkoholische Getränke einfach nicht so recht etwas anfangen kann. Dementsprechend hatten mich Korpiklaani auch nie groß weiter interessiert… Umso spannender war nun der Gig in Dettelbach, den wider Erwarten zeigten mir die Musiker um Frontmann Jonne Järvelä auf, dass sie sehr wohl auch anders können! Tatsächlich fanden sich die Party-Sauflieder erst ganz am Ende der Setlist wieder, in den Zugaben, und stattdessen gab es sehr atmosphärische folkige Songs auf die Ohren, die zum Träumen einluden. Ich werde wahrscheinlich trotzdem kein wirklicher Fan, aber nach diesem schönen Auftritt bin ich definitiv mehr als nur versöhnt.

Die Franken sind ja manchmal schon ein etwas seltsames Völkchen. Was ich aus meiner Heimat so gar nicht kenne, ist zum Beispiel eine so große Coverbandszene. Das gab es zwar vor der Wende bei uns auch (allerdings wohl aus ganz anderen Gründen), mittlerweile machen die Bands in unserer Region aber eben doch eher eigene Mucke. Zur fränkischen Lebensart scheint es aber ganz traditionell zu gehören, auf diverse Dorffeste zu fahren und sich dort live aufgespielt gewissermaßen die Metalcharts zu geben. Macht auch mal ziemlich Spaß! Natürlich durfte so etwas dann auch auf dem Metal Franconia nicht fehlen und Schlachtschlüssel waren somit am Freitag die Ersten, die die Konzertabende mit ihrem Cover-Mix ausklingen lassen durften. Leider habe ich das aber auch schon wesentlich besser gesehen und gehört, und das auch anscheinend nicht als Einzige. In der Halle befand sich fast niemand mehr, da kam die Karaokeparty im Nebenzelt tatsächlich um Welten besser an. Zeit also, sich langsam ins Bett zu gehen und sich mental auf den nächsten Tag vorzubereiten…

Samstag

Der Samstagmorgen schien so gut zu beginnen, dass es besser eigentlich gar nicht mehr geht – Weißwurstfrühstück auf einem Festival! Großartig! Leider hatten die Veranstalter damit zwar einen wirtschaftlichen Glücksgriff gelandet, aber mit einem derart großen Ansturm dann wohl doch nicht gerechnet, denn direkt vor mir und meinen Freunden ging nach einer Stunde Anstehen dann die letzte Weißwurst über den Verkaufstisch. Sehr schade, aber Weißbier und Senf waren auch mit einer normalen Bockwurst immer noch zu genießen. Im nächsten Jahr wird man sich auf die hohe Nachfrage sicherlich einstellen.

Die passende oder unpassende Überleitung von gefüllten Schweinedärmen zu einer Band, die sich zu Deutsch „herausgeschnittene Eingeweide“ schimpft, denke sich nun bitte jeder selbst. Wie dem auch sei, Excised Guts aus Frankenberg spielten einen dermaßen schlechten Goregrind, dass sich mir der gesamte Verdauungstrakt umdrehte und meine Bockwurst fast den Rückwärtsgang einlegte… Nein danke, bloß wieder schnell raus aus dem Zelt. Keine Ahnung, ob es zum Konzept der Band gehört, die Zuschauer zu vertreiben, aber das hat auf jeden Fall gut geklappt. Kurze Besuche im Zelt gab es meinerseits danach zwar nochmal, im Großen und Ganzen brauchte ich dann aber bis Islay, um diesen Schock zum Mittag entsprechend zu verdauen.

Die Ehre mit den Emsländern hatte ich nun zum zweiten Mal, nach der Hell Inside Club Torture Edition im November letzten Jahres. Und ich muss wirklich sagen, Islay gefallen mir mit jedem Auftritt besser. Die Jungs spielen einen unglaublich eingängigen Death Metal, aufgehübscht mit melodischen Elementen auch aus der Synthie-Konserve, was aber nie nervig wird, sondern dem Wiedererkennungswert äußerst zuträglich ist. Der größte Triumph des Quintetts ist aber unbestreitbar ihr Bühnenauftreten. Islay scheinen grundsätzlich immer unglaublichen Spaß bei jedem einzelnen Auftritt zu haben und das strahlt natürlich auch aufs Publikum aus. Das Metal Franconia bildete hier keine Ausnahme, die Stimmung war toll und ich kann an diesem Auftritt wirklich nichts bemängeln. Eine super Liveband und auch abseits der Bühne tolle durchgeknallte Typen!

Als nächste waren die fränkischen Regionalhelden Hatred an der Reihe, die Bühne zu zerlegen. 17 Jahre Bandgeschichte, Gigs sogar in Dubai und der verdiente Gewinn des Songs „We Are The Moshcrew“ als Hymne des Videospiels Brütal Legend sprechen mehr als Bände. Hatred stehen für qualitätvollen Thrash, zwischen knüppelharten Knochenbrechern (ich sage nur „Fuck The Zombie“ von der neuen Platte) und Mitsingorgien vom Feinsten – eine Mischung, der man nur erliegen kann. Klar, dass bei so langer Routine auch live alles funktioniert, und das auch noch mit 200% Energie. Einmal geblinzelt, schon war Sänger Bacchus verschwunden – um urplötzlich zwei Mann neben mir auf dem „Tanzparkett“ wieder aufzutauchen und wild shoutend durch die Menge zu pflügen. Die Songs des neuen Albums „War Of Words“ kamen auch wunderbar an und wurden dankbar abgefeiert. Was für eine krasse Show!

Die Hellcats waren danach irgendwie nicht so ganz meins. Da die Zielgruppe für die reine Frauenband aus Slowenien wohl eher auf männlicher Seite gründet, betrachte ich das auch nicht als allzu großen Verlust. Von weitem schien der Heavy Metal der vier Damen zumindest ganz in Ordnung zu sein und auch gut anzukommen. Ich genoss währenddessen lieber weiterhin meine Hopfenkaltschale und einen erneuten Rundgang über den Festivalground.

Die Zwangsversteigerten Doppelhaushälften (was für ein Name…) verfolgte ich dann immer noch aus sicherer Entfernung, um mir im Backstage in Gesellschaft der Emsländer Whisky-Liebhaber ein wohlschmeckendes Dinner einzuverleiben. Okay, das ist etwas übertrieben, aber man muss auch mal hervorheben, dass es dort nicht nur das omnipräsente Chili con Carne gab, sondern durchaus eine angemessene Auswahl für alle Gäste, auch wenn die Zubereitung manchmal etwas lange dauerte.

Nun standen endlich die thrashigen Samstagabendhighlights an, angefangen mit den mächtigen Dew-Scented, die ihr neues Album „Intermination“ vorstellen durften, eine richtige Granate übrigens (fragt mal Chef Olaf)! Gnadenlos ging es zur Sache, und wenn man wie diese norddeutsche Walze den Mix aus Thrash und Death Metal so perfekt hinbekommt, konnte das ja auch bei den Zuschauern nur punkten. Für so eine Vorlage an guter Stimmung kann man als Headliner wirklich nur dankbar sein. Von mir gibt es zwei fette Daumen nach oben für diesen Auftritt und die dringende Empfehlung an alle ebenfalls in Frankenlanden Ansässigen, im Oktober nach Nürnberg zu pilgern, das wird sich lohnen!

Ahhh, ja, Sodom. Ich bin und bleibe ja immer der Meinung, dass man mit den Ruhrpott-Veteranen auf Festivals eigentlich nie etwas falsch machen kann, erst recht nicht, wenn man ein Jubiläum zu feiern hat. Die Halle war dementsprechend auch randvoll und am Beben, manche Leute im Publikum, wie mein Kumpel Felix, sogar nur für diese Show angereist. Ich hatte einen Heidenspaß, mein Genick war spätestens nach diesem Auftritt endgültig gebrochen und wenn ich mich umschaute, stand ich so demoliert auch nicht alleine da. Sodom waren wieder einmal der lebende Beweis dafür, dass man auch 33 Jahre im Geschäft sein kann und trotzdem nicht langweilig werden muss. Besonders cool und in schöner Oldschool-Manier: Onkel Tom huldigte einer absoluten Legende, in Form eines schicken Venom-Shirts und der passenden Ansage „Lay down your souls to the gods rock’n’roll!“ bei „Blasphemer“.

Ganz im Gegensatz zu Sodom sind Die Apokalyptischen Reiter für mich leider eine Band, die man sehr wohl viel zu oft gesehen haben kann. Die Truppe aus Weimar hat in den 20 Jahren ihres Bestehens eigentlich für jeden Metallergeschmack irgendetwas Passendes herausgebracht und ist logischerweise auch genau darum extrem bekannt. Dennoch, irgendwie ist meine Reiter-Phase wohl vorbei. Ich kann ihnen in der Dettelbacher Frankenhalle beim besten Willen keinen schlechten Auftritt attestieren, aber es sind eben immer dieselben Songs, immer das gleiche, was auf der Bühne passiert… Nach Sodom waren jedenfalls auch sonst schon einige Headbanger Richtung Karaokezelt oder ins Bett gewandert und das Ende des Wochenendes kam immer näher in Sicht.

Sollten mich meine alkoholschwangeren Sinne nicht vollständig getäuscht haben, war das, was Solid Balls ablieferten, immerhin besser als die Darbietung von Schlachtschüssel am Vorabend, letztlich aber immer noch nicht das Gelbe vom Ei. Vielleicht eine Handvoll Betrunkener mehr vor der Bühne war zu verzeichnen, aber die Musiker taten mir trotzdem leid, denn das war wirklich nicht die schönste Auftrittssituation. Ich will auch nicht lügen, indem ich sage, dass ich deswegen die ganze Zeit noch auf einer Bank in der Halle sitzenblieb (das lag wohl eher daran, dass ich mich nicht mehr bewegen konnte/wollte). Mehr Zuschauer hätten die Jungs aber wirklich verdient.

Völlig entkräftet ging also auch für mich der Samstag in der Frankenhalle zuende. In Kurzfassung bestand der nächste Morgen dann auch nur noch aus einem richtig fiesen Kater (jaja, selbst Schuld…), einem daraus resultierend nicht ganz so einfachem Einpacken und einer dieser schier endlosen Sonntags-Heimfahrten. Natürlich trübt das den Eindruck des Wochenendes keineswegs. Das Metal Franconia Festival kann mit einer tollen Location aufwarten, kompetentem und freundlichem Personal, gutem Essen und super Ideen wie dem Karaokezelt und dem Weißwurstfrühstück. Wo das Ragnarök Festival mich wohl höchstens nur noch mit einem bombastischen LineUp wiedersehen wird, bekommt das Metal Franconia auch 2016 sicherlich wieder einen Platz im Kalender. Bis nächstes Jahr, Dettelbach!

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