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GEEZER BUTLER – Manipulations Of The Mind: The Complete Collection (2021)

(7.279) Maik (8,5/10) Industrial Metal


Label: BMG/Warner Music
VÖ: 30.07.2021
Stil: Industrial Metal

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Geezer Butler vorzustellen, hieße wohl Kohlen nach Newcastle zu transportieren. Schon recht früh hat der Gute nämlich dem Rockzirkus seinen Stempel aufgedrückt, nämlich als Gründungsmitglied und Bassist der legendären BLACK SABBATH. Und obwohl er sich Perlen wie „Paranoid“ mal so eben aus dem Ärmel schüttelte, stand er doch meist im Schatten von Toy Iommi und Sängern wie Ozzy und Dio. Dass Butler aber nicht nur in einer damals innovativen Band agierte, sondern diesen Innovationsdrang auch später stets in sich trug, zeigt das Material, welches er als Soloprojekt veröffentlichte. Teils als GEEZER, G/Z/R oder GZR firmierend, weitete die lebende Legende Butler die musikalischen Grenzen weiter aus.

Damals wie heute klingt das Material modern, obwohl das erste Album, „Plastic Planet“ nun auch schon über ein Vierteljahrhundert auf dem Buckel hat. Damals eroberten Industrialklänge den Metal, und auch der Grunge schlich sich wie eine gefräßige Raupe in die Metalwelt. Butler integrierte diese neuen Sounds in seine Musik, addierte hartes Riffing und wuchtige Bassarbeit hinzu und generierte eine Mischung, die den Leuten, die bodenständige Mucke im Stile SABBATHs erwarteten, den Angstschweiß auf die Stirn zauberte. Dieses Album, auf welchem FEAR FACTORY- Sänger Burton C. Bell den Gesangspart übernahm, ist fast das härteste dieser Compilation. Doch ich greife vor. Für Freunde experimenteller Rockmusik, die sich nicht scheuen, Grenzen zu überschreiten, hat der Großmeister seine drei Solo-Alben plus einer Bonus-CD als Box auf den Markt gebracht, und dies sogar noch für einen erschwinglichen Preis.

Wie gesagt, „Plastic Planet“ dürfte das härteste Album sein, bei denen Songs wie „House Of Clouds“ schon mal richtig thrashy/punky/ hardcoreig rüberkommen. Insgesamt wirken aber die harten, wuchtigen, fast – wie in „Seance Fiction“ -doomy wirkenden Riffs mit den gesanglich an Industrial- oder Grunge- Bands erinnernden Vocals.

Bei den beiden Nachfolge-Alben sang dann Clark Brown, und die Mucke wurde insgesamt noch abgefahrener und schräger, integrierte zwar immer noch fette Riffs, aber auch teilweise abgedrehte Sounds über Funk, Psychedelic, Electronic - ja sogar vor poppigen Klängen hat GEEZER nicht zurückgeschreckt. Was ihm passend erschien, wurde verwendet, ohne sich um Grenzen zu scheren.

Nun muss ich zugeben, dass die auf diesen vier Scheiben enthaltene Mucke nicht unbedingt meine Tasse Tee ist, und vermutlich hätte ich das ganze Ding nach dem ersten Durchhören zum „Staubfänger im Regal“ ernannt. Doch da ich als Rezensent meine Opfer mehrmals durchhöre, muss ich doch attestieren, dass GEEZER BUTLER doch ein extrem interessantes und vielseitiges Musikschaffen neben BLACK SABBATH getätigt hat, welches sich zunächst mal recht schräg in die Gehörgänge quetscht, sich nach einigem Wenden und Drehen doch eine halbwegs komfortable Lage in denselben sucht.

Zugute kam dem Altmeister wahrscheinlich, dass er mit den Tantiemen, die er von SABBATH einstrich, nicht auf kommerzielle Anbiederung angewiesen war, sondern einfach das machen konnte, was er wollte. Zudem hat er Grenzen eingerissen, von denen damals gar nicht bekannt war, dass es sie gab. Dafür gebührt ihm Respekt.

Und dann kann man eigentlich sagen, dass diese Wechsel aus Aggro- und Klargesang, welche die heutige Metalcore- Szene bis zum Armageddon ausreizt, damals schon von GEEZER und Co praktiziert wurde. Man kann also nicht behaupten, er wäre auf einen Zug aufgesprungen, um auf Gedeih und Verderb mit den jungen Leuten mitzuhalten. Eher scheint es, er hätte einige Teile des Zuges mitgebaut.

Für traditionelle Metalheads ist das sicher nix, aber wer auf teils psychedelisch angehauchten, industrialmäßigen, aber dennoch harten Sound abfährt, Bands wie FEAR FACTORY oder MINISTRY ebenso gern hört wie BLACK SABBATH, kann sich hier für wenig Geld eine interessante Compilation ins heimische Metalnest legen.


Bewertung: 8,5 von 10 Punkten


TRACKLIST

Tracklist Plastic Planet (feat. Burton C. Bell von Fear Factory):
01. Catatonic Eclipse
02. Drive Boy, Shooting
03. Giving Up The Ghost
04. Plastic Planet
05. The Invisible
06. Séance Fiction
07. House Of Clouds
08. Detective 27
09. X13
10. Sci-Clone
11. Cycle Of Sixty

Tracklist Black Science:
01. Man In A Suitcase
02. Box Of Six
03. Mysterons
04. Justified
05. Department
06. Area Code 51
07. Has To Be
08. Number 5
09. Among The Cybermen
10. Unspeakable Elvis
11. Xodiak
12. Northern Wisdom
13. Trinity Road

Tracklist Ohmwork:
01. Misfit
02. Pardon My Depression
03. Prisoner 103
04. I Believe
05. Aural Sects
06. Pseudocide
07. Pull The String
08. Alone
09. Dogs Of Whore
10. Don’t You Know

Tracklist (Bonus):
01. Pseudocide (No Intro)
02. Prisoner 103 (Demo)
03. The Invisible (Instrumental)
04. Area Code 51 (Demo)
05. Cycle Of Sixty (Radio Mix)
06. X13 (Radio Mix)
07. Northern Wisdom (Demo)
08. Beach Skeleton (Japanese Version)
09. Pardon My Depression (Alt Take)
10. Misfit (Rough Mix)
11. I Believe (Demo)
12. Four Feathers Fall (Demo)
13. Drive Boy, Shooting (Live)
14. Detective 27 (Live)
15. House Of Clouds (Live)





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