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Live on Stage Report: Metal Gods 2023

14. bis 15.07.2023 - Berlin/Hoppegarten



TAG 1

Im Vorfeld wurde schon viel spekuliert, ob das Metal Gods in seiner jetzigen Form überhaupt stattfinden würde, denn das momentan grassierende Festivalsterben streckte auch ein wenig seine knochige, mit Sense bestückte Hand in Richtung des von Halford und Metall Chef Sven organisierte Tanzevent aus. Und doch fanden sich bereits zu Beginn um 16 Uhr mehr als nur eine Handvoll Leute ein, die scheinbar mächtig Bock auf gitarrenorientierte Unterhaltungsmusik mit kalten Bier unter blauen Himmel hatten.

Sehr gut, denn auch wenn so manche mit Sven Rappoldts Unternehmungen nicht viel anfangen können und ihn manchmal sogar etwas zu sehr unter Beschuss nehmen, so ist das, was der Knabe hier nunmehr zum vierten

Mal in Mahlsdorf aufgefahren hat aller Ehren wert. Also…ab vor die Bühne, um die Berliner Lokalmatadore von Way2far ein wenig genauer unter die Lupe zu nehmen.

Seit 2013 unterwegs und mit bereits drei Platten im Gepäck wurde ihnen der undankbare Job des Festival Openers zugetragen, den sie aber trotz anfangs recht spärlicher Zuschauerresonanz recht souverän bestritten. Teilweise klang mir das ein wenig zu konfus, doch mit fortschreitender Dauer des Gigs wurde nicht nur die Mucke, sondern auch die Reaktion des Publikums besser, die sich zum Ende hin zu mehr als dem üblichen Höflichkeitsapplaus hinreißen ließen.

Frontfrau Heike tanzte in einem goldenen Umhang über die Bühne und der Mikroständer war auch einen Hingucker wert. Ich gebe zu, mein Gusto war es nicht unbedingt, doch allein der Enthusiasmus von Basser und Jungsspund der Band, Viktor Kosan, war irgendwie anstecken und war schön, mit anzusehen. Guter Opener, wenn auch nicht so überragend wie in den letzten Jahren.

Zur Kaffee-und Kuchen Zeit standen nun die ebenfalls aus der Hauptstadt stammenden und erstmals mit dem ehemaligen Metall Gitarristen Chris Beyer an der Sechssaitigen verstärkten Fatal Embrace auf den Brettern, die die Welt bedeuten und machten einen verdammt frischen Eindruck. Der Sound war drückend, es gab musikalisch gut auf die Fresse und auch das Publikum taute ein wenig mehr auf. Allerdings war das Stageacting ein wenig steif und man merkte gerade Christian die Nervosität seines ersten Gigs merklich an. Dennoch war für ein mein geübtes Ohr kein grober Schnitzer zu erkennen.

Bei meiner Holden zuckten unentwegt das Tanzbein, die frisch vom Grill georderten Souvlaki (das Beste, was ich je auf einem Festival gegessen habe) schmeckten in der Row Zero (ups) vortrefflich und es machte Spaß, den Kalauern von Frontmann Heiländer zu lauschen. Ok, als ausgewiesener AC/DC Fan fand ich natürlich deren Version von „Whole lotta Rosie“ verdammt stark, obwohl sich da Drummer Sven ein wenig verspielte und nicht unbedingt wie Phil Rudd klang. Scheißegal, ein perfekter Rausschmeißer eines Gigs, der verdammt viel Spaß gemacht hat.

Unsere guten Freunde aus Dresden standen nun auf dem Plan und wer Panzerkreuzer kennt weiß, hier is nix mit Melodie oder Heitschibumbeitschi. Stumpfes Riffing und langsamer, doomig angehauchter Todesblei gab es von dem vor Anker liegenden Schlachtschiff, die ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr live gesehen habe. Doch die Magie des hackfleischzerhackkenden Trios bleibt und die Nackenwirbel knacken verdächtig bei der akustischen Wand, die die Sachsen hier mauerten.

Ich gebe zu, dass ich die Truppe um Basser und Frontsau Markus schon besser gesehen habe, doch Spaß machte das allemal, denn dieser Walze kann man sich schwer entziehen. Vor allem ist ex-Starless Aeon Klampfer Sven eine echte Bereicherung für die Truppe, die einmal mehr bewiesen, warum man auch zukünftig mit der Truppe rechnen muss.

Megagespannt war ich auf die Niedersachsen von Lenkester Merrin, benannt nach dem Priester aus „Der Exorzist“, die Maik und mich mit ihrem zweiten Album „Dark mother rises“ ziemlich begeisterten und die auch in unserer Sendung schon zu Ehren kamen. Leider muss ich auch hier den Soundmann etwas schelten, denn irgendwie transportierte er die Power des Fünfers nicht einmal ansatzweise auf die Wiese, was für mich als Zuhörer den Gesamteindruck etwas schmälerte. Dennoch oder vielleicht auch deswegen schaute ich etwas genauer hin und sah eine verdammt eingespielte Band, bei der natürlich Fronterin Cat Rogers mit ihren ein wenig an den ESC erinnernden Stiefeln der Blickfang für Jung und Alt war.

Das die Gute auch noch eine verdammt gute Stimme weitab von jeglichem Trällerelsen-Gedöns hat, machte die ganze Sache umso sehens- und hörenswerter. Viel Power, schöne Melodien und viele Tempiwechsel machten den Auftritt für mich definitiv zu dem, was ich im Vorfeld erwartet hatte: Ein Erlebnis, welches ich mir gerne zukünftig das eine oder andere Mal noch einmal geben würde.

Hanseatisches Flair aus dem Metal Gods, denn die Glam Metaller von Night Laser schickten sich an, die Leute mit ihren Hymnen zu erfreuen. Problematisch dabei war nur, dass die dargebotene Musik so gar nicht zünden wollte, was vielleicht auch einmal mehr an dem grottigen Sound lag, denn von der Gitarre war anfangs absolut gar nichts zu hören. Das wurde zwar im Laufe des Sets besser, doch bis auf dem Umstand, dass man sich redlich bemühte, blieb so gar nichts hängen.

Man muss zur Ehrenrettung des Quartetts aber sagen, dass die Leute die Band anscheinend ziemlich geil fanden, denn die Resonanz aus dem Publikum ging schon über den üblichen Höflichkeitsapplaus hinaus. Meins war es nicht, da gibt es weitaus bessere Vertreter dieser Zunft in Deutschland. Für mich leider auf dem letzten Platz der an diesem Tag intonierenden Combos.

Dafür waren Screamer zur richtigen Zeit am richtigen Ort, denn der schwedische Power Express gab entsprechend Vollgas und begeisterte von der ersten Minute an. Beim Rock Hard als Opener waren die Mannen aus Smaland (nicht dem bei IKEA) schon grandios, doch heute ballerte der Fünfer aus allen Rohren und das volle Infield fraß den Jungs aus der Hand. Ja, Kollege Rappoldt hatte an diesem Abend das richtige Händchen für die Hauptband, denn die Schweden waren ein absolutes Highlight. Schöne synchrone Performance, für Fotografen etwas ungeeignete weiße Kutten und Songs, bei denen man trotz fehlender Textkenntnisse alle Anwesenden herrlich schief mitgrölen konnten.

Ich habe Screamer schon verdammt oft gesehen, doch heute haben die Jungs so ein richtig fettes Brett gesägt und man sah der Truppe auf der Bühne auch zu jeder Zeit den Spaß an, den das Publikum bei dieser energetischen Performance auch hatte. Wer noch nie das Vergnügen hatte, Screamer live zu sehen, nachholen, und zwar schnellstens!!!

Toller erster Tag, bei dem der Soundmann anfangs etwas schwächelte, zum Ende hin aber die Kurve bekam und ein gutes Brett in die Heide zimmerte. Allerdings freute ich mich ein wenig mehr auf Tag 2, wo einige Bands zum Tanz aufspielen sollten, auf die ich so richtig Bock hatte. Doch dazu später mehr.


TAG 2


Aufgrund der Tatsache, dass Kollege Beyer heute Fahrdienst hatte, durfte ich mich ein wenig den alkoholischen Genüssen hingeben, allerdings nicht so, dass ich der dargebotenen Mucke in irgendeiner gearteten Form nicht die notwendige Aufmerksamkeit schenken würde. War auch nötig, denn meine Freunde von Hell in the skies hatten den undankbaren Job, als erste Band des Tages im Mahlsdorfer Glutofen zum…äääh…kochen zu bringen, was der Truppe aus Eberswalde mehr als gut gelang.

Ganz ehrlich, ich verstehe ums Verrecken nicht, warum niemand in Deutschland dieser großartigen Sludge Metal Band einen adäquaten Vertrag unters Kopfkissen legt, denn ich kenne keine Band in diesem Genre, die es in Germania mehr verdient hätte. Gerade wenn man die Entwicklung von Frontmann Asmoday sieht, der sich zu einer Stimme entwickelt hat, die einem Pepper Keenan in absolut nichts nachsteht, ist diese Nachlässigkeit kaum zu verzeihen.

Letztendlich bleibt die Erkenntnis, dass Hell in the skies bis zu diesem Zeitpunkt, und das ist in keinster Weise parteiisch gemeint, nicht nur den fettesten Sound hatten, sondern auch mit Abstand die beste Band des gesamten Wochenendes waren und ich schon kurz vor fünf am Nachmittag restlos begeisterten. All horns up.

In meinem Vorbericht hatte ich die nun folgenden Heilbronner versehentlich in eine Hansestadt teleportiert, was den Umstand aber keinen Abbruch tat, dass das Trio mit ihrem recht monotonen (aber nicht schlechten) Rock durchaus zu gefallen wusste. Und auch wenn der schwarze Hund, aka Black D.O.G. nicht meinem Gusto entsprach, fanden sich nicht wenige auf dem Platz ein, um die Jungs mit genügend Applaus zu würdigen. War gut, doch die heutigen Highlights sollten noch folgen.

Einer eben jener war für mich die livehaftige Premiere der Schweden-Rocker von Night, die ich seit ihrem selbstbetitelten 13er Debüt mehr als nur verehre und mit jeder ihrer vier bislang veröffentlichten Alben kräftig abgefeiert hat. Aufgrund des eben geschilderten Umstandes, dass ich das Quartett aus Linköping noch nie auf der Bühne gesehen hatte, war meine Überraschung umso größer, mit Burning Fire den Bassisten und Drummer Linus Fritzson von Ambush bei Night zu sehen, die also an diesem Tag eine Doppelschicht fahren mussten, bzw. durften.

Trotz der anstehenden Doppelbelastung rockten Night den Sportplatz formidabel und begeisterten nicht nur mich mit ihrem locker luftigen und fluffigen Hardrock der späten Siebziger, sondern auch das mehr als zahlreich anwesende zahlende Publikum, die nach jedem Song in schiere Jubelstürme ausbrachen. Vollkommen zurecht, denn die Schweden waren eine Ohrenweide, der Sound war großartig, dass Stageacting ebenso und meine Erwartungen wurden nicht nur erfüllt, sondern bei weitem übertroffen. Gigantomanisch!

Tja, die Stunde der Wahrheit rückte nun näher, denn die von Veranstalter Sven in frühen Jahren gegründeten Metall sollten sich heute erstmals in neuem Gewand dem Berliner Publikum präsentieren. Selbst der ehemalige Sechssaiter Christian harrte gespannt dem, was da nun kommen sollte und wurde nicht enttäuscht, wie auch die anderen der Band zugeneigten Zuschauer, die nach dem Weggang beider Gitarristen befürchten mussten, Metall würde vor dem Nichts stehen. Irrtum, denn mit unserem alten Kumpel Danilo und dem noch unbeschriebenen Blatt Soleil rockte der Fünfer mächtig gewaltig und klang tight wie schon seit langem nicht mehr.

Ja, auch für mich war es überraschend, die Band in solch einer guten Frühform zu sehen und vor allem festzustellen, dass sich Frontmann Joel immer mehr mausert und endlich sein Potential fast zur Gänze abruft. Auch Trommeltier Thäle, sonst meist maulig, was die eigene Performance anbelangt, war am Dauergrinsen und peitschte seine Kollegen mit einem fetten Beat nach vorne. Schlussendlich bleibt die Erkenntnis, dass Metall den Musiker-Aderlass sehr gut verwunden haben und nun endlich das neue Album in Angriff nehmen dürfen. Was ganz früher mal als Fremdscham anfing, hat sich nunmehr zu einer festen und vor allem spielerischen Größe entwickelt. Meinen Respekt hat die Truppe von daher sicher.

Die beiden Kollegen, die schon mit Night den Sportplatz rockten, hatten sich gut erholt und standen nun mit ihrem Hauptarbeitgeber Ambush auf den Brettern und wer die Truppe aus Schweden kennt, weiß, was man geboten bekommt. Herrlich oldschooliger Metal mit einer mehr als eingespielten Band, die, wenn sie vor 30 Jahren gegründet worden wäre, heute einen Status wie Maiden innehätten. Die Gitarrenfraktion Olof und Karl riffte sich durch die Setlist, die Rhythmusfraktion pumpte ohne Ende den unnachgiebigen Beat ins Publikum und Frontmann Oskar ist und bleibt einer der Besten seines Fachs.

Natürlich kamen alle Hits zum Einsatz, die in einer perfekten Choreographie seitens der Band optisch opulent umgesetzt wurden und das Publikum rastete komplett aus. Jeder Song wurde bejubelt, die Haare flogen, es wurde geklatscht und mitgesungen. Kurzum: es wurde eine megafette Heavy Metal Party gefeiert, wie sie bei Ambush unausweichlich ist. Wer die Bande aus Schweden bucht weiß, was er bekommt: Eine mitreißende Headliner Show, die ein ganzes Festival tragen kann. Glückwunsch für das Booking und Glückwunsch an Ambush, die bis zu diesem Zeitpunkt die mit Abstand beste Band des gesamten Wochenendes war.

Moment…bis zu diesem Zeitpunkt? Es kam doch nur noch eine Band, die für viele auch noch ein vollkommen unbeschriebenes Blatt war. Neuronspoiler aus London sollten das Metal Gods 2023 beschließen und selbst ich kannte die Band lediglich von Spotify und da gefiel mir ihre Mischung aus alten Maiden und Priest bereits mehr als gut, vor allem auch deren Coverversionen von Malmsteen oder Priest, die im neuen Gewand klangen, als ob sie von der Band selbst komponiert wurden. Zurück zum Gig.

Bereits im Vorfeld des Auftritts machten sich die Jungs mehr als beliebt bei allen Anwesenden. Es wurde geplauscht, Fotos gemacht, über Musik philosophiert und exakt diese Sympathie kam dann auch auf der Bühne rüber, die von den 5 Engländern nach allen Regeln der Kunst auseinandergenommen wurde. Ehrlich, ich bin lange nicht mehr von einer mir völlig unbekannten Band so vermöbelt worden, wie von Neuronspoiler, die vom ersten Ton an begeisterten und wirklich alle mitrissen. Mein gesamter Anhang war noch Tage später nur am Schwärmen und selbst als dann doch der Wettergott ein bissken Wasser auf die Anwesenden ergoss, tat das der Begeisterung keinerlei Abbruch. Ihr kennt Neuronspoiler noch nicht? Schnellstens nachholen. Für mich tatsächlich die beste Band des Wochenendes und ein Neuzugang in meiner Sammlung. Bitte kommt schnell wieder in unsere Breitengrade.

Für mich persönlich war es das mit Abstand beste Metal Gods, da einerseits das Billing echt zum Zungeschnalzen war und zum anderen auch eine stattliche Anzahl von Metal-Fans den Weg nach Mahlsdorf gefunden hatten, obwohl dies nicht einfach war ohne Navi. Es gab eine super Auswahl an Futter, wobei der Grieche ein echtes Highlight war und gerne wiederkommen darf. Dazu muss man bei aller Kritik, die im Vorfeld teils massiv auf Sven und seine Crew einprasselte, anmerken, dass das, was er da Jahr für Jahr auf die Beine stellt, eine echte Bereicherung des ansonsten schon proppevollen Sommer-Festival-Kalenders darstellt.

Der Sound war mal so, mal so, doch zum Ende hin hatten die Tonleute alles im Griff und bescherten vor allem Ambusch und Neuronspoiler eine dichte Soundwand, die vor der Bühne für vibrierende Mägen sorgte. Das Wetter war Bombe und ich meine, dass das MG sich auch gegen die starke Konkurrenz an diesem Wochenende mehr als nur behaupten konnte. Ich freue mich jedenfalls auf eine weitere Auflage in 2024.




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