TESSERACT | THE CONTORTIONIST

01.03.2016 - Berlin @ Musik und Frieden

Nachdem Tesseract für mich mit ihrer neuesten Auskopplung “Polaris” für eine der Überraschungen des Jahres 2015 gesorgt hatten, und mit The Contortionist eine fast noch interessantere Combo im Vorprogramm haben, war es für mich eine Art Pflicht dieser Veranstaltung beizuwohnen. Und so machte ich mich am ersten März auf den Weg zum Musik und Frieden, dem ehemaligen Magnet Club, um den Briten einen Besuch mit Interview abzustatten, kurz bevor die Show starten sollte.

Vor dem Einlass tummelte sich bereits ein Traube von Menschen, meist jüngerer Gestalt, und da die Herren sich noch kulinarisch stärken mussten, und die Kreuzberger Polizei mit Sirene im Einsatz war, so dass man sein eigenes Wort kaum verstand, verkürzte sich die Unterredung etwas, und der frischgeduschte Drummer, der mir im Backstage noch freundlich über den Weg lief, war mit seinen Jungs aus Indiana schon auf der Bühne als ich den Konzertsaal betrat.

Dort war der Club gut gefüllt und The Contortionist hatten einen erstaunlich transparenten Sound, der es ihnen ermöglichte all ihre Stärken vollends zu entfalten. Mit den zwei Parts des Titeltracks vom aktuellen Album begannen die Amerikaner einen Abend des atmosphärisch dichten, melancholischen Progs, oder meinetwegen auch Djent, einzuleiten. Neben dem Keyboarder, der in gewohnter Manier für diese Art Musik diverse Flächensounds beisteuerte, besticht die Band vor allem dadurch, das man etwas technischer als Tesseract zu Werke geht, ohne dadurch jemals kalt oder unnahbar zu wirken, geschweige denn den Song aus den Augen zu verlieren. Aber neben einer großen Prise Pink Floyd, die man fast alle atmosphärischen Metal Bands nachsagen kann, gibt es hier auch jazzige Passagen, wohldosierte Leadgitarrenläufe, einen angefunkten Bass und krumme Takte, die etwas luftiger daherkommen als die gewohnte Djentkeule.

Und so spielte sich das Sextett durch ihre 3 Alben und überzeugte dabei auf ganzer Linie, durchaus honoriert vom Publikum, welches die Band im Großteil nicht zu kennen schien, aber durchaus Parallelen zum Hauptact bemerkte, wenn es nicht gerade damit beschäftigt war per What’s App oder Facebook Nachrichten zu verschicken oder Videos zu machen.

Language I: Intuition
Language II: Conspire
Thrive
Solipsis
Causality
Flourish
Geocentric Confusion
The Parable

Das Klischee vom Nerd wurde zumindest an diesem Abend gut bestätigt, und auch die Umbaupause war bemerkenswert ruhig, durch den hohen Anteil der handyaffinen Mittezwanziger. Für mich eine etwas befremdliche Konzertatmosphäre, die aller Voraussicht nach in den nächsten Jahren und Jahrzehnten nicht besser werden wird.

Um kurz nach 9, nachdem die Bühne bestellt war, verlangte das Publikum dann doch noch lautstark nach Tesseract, die jedoch ganz pünktlich nach Plan um 21:15 die Bühne enterten und mit dem euphorischen „Phoenix“ gleich mal einen Auftakt nach Maß hinlegten. Die Songs der Briten sind deutlich weniger verschnörkelt als noch vor Jahren und kommen fast immer mit großartigen Hooklines daher, die vom Publikum mitgesungen werden. Nach dem Bühnenumbau gab es jetzt deutlich mehr Platz sich auszutoben, was vor allem vom Bassisten Amos Williams ausgenutzt wird, der nicht nur seinen Bass sondern auch die Bühne mit hoher Intensität und viel Energie beackerte. Die Konzertshows sind rigoros geplant, was man vor allem daran bemerkte dass sowohl die Synthieflächen als auch die Soundlandschaften zwischen den Songs vom Band kommen und selbstverständlich wenig Flexibilität in Setlist und Interaktion mit dem Publikum zulassen. In den Momenten in denen die Instrumente gewechselt oder umgestimmt werden, kommuniziert Daniel Tompkins mit dem Publikum, dass gut dabei ist, und sich in Gestalt von jungen Core-Hörern auch hier und da zum Pogen veranlasst sieht.

Auch wenn mir das bei dieser Musik unverständlich ist, versprüht es doch eine gewisse Atmosphäre, die den Gegensatz von melancholischen Harmonien und sterilen Grooves und Hintergrundtechnik anreichert. Mit glasklarem Sound, einer Setlist, die die drei Studioalben „One“, „Altered State“ und „Polaris“ gleichmäßig berücksichtigt, einer starken Bühnenpräsenz und einem stimmigen Gesamtkonzept aus Licht, Show und allem was halt dazu gehört, spielen sich Tesseract an diesem Abend Stück für Stück in die Herzen der Fans. Den Höhepunkt stellt die erste Auskopplung des aktuellen Albums „Hexes“ dar, die von einem Publikumschor mitgetragen wird, bevor das Konzert mit „Of Mind – Nocturne“ und „Concealing Fate, Part 1: Acceptance“ nach knappen 80 Minuten geschlossen wird.

Nachdem die Band die Bühne verlässt, das Publikum eine Zugabe fordert und aus den Boxen Celine Dions My heart will go on“ ertönt, denkt das Publikum wohl als erstes an einen gelungen Gag seitens der Band, bis klar wird, dass eher der Club hierfür verantwortlich ist, und Tesseract, vielleicht weil es nicht ins Konzept passt, keine Zugabe spielen werden.

Doch das Publikum scheint den finale Titel schon verinnerlicht zu haben und akzeptiert schnell das hier Schluss ist, und spätestens nachdem das Licht angeht, drängelt sich die Masse zur Garderobe. Alles in allem haben Tesseract einen soliden Auftritt hingelegt, der eine enorme Hitdichte aufwies und technisch perfekt inszeniert war. Dennoch hätte man das Set für meinen Geschmack nach vielfältiger gestalten können, und die 80 Minuten waren relativ kurz dafür, dass man nur eine Vorband hatte.

Phoenix
Messenger
Concealing Fate, Part 2: Deception
Concealing Fate, Part 3: The Impossible
Of Matter – Proxy
Of Matter – Retrospect
Dystopia
Hexes
Of Mind – Exile
Survival
April
Of Mind – Nocturne
Concealing Fate, Part 1: Acceptance

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