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AS THE WORLD DIES - Nebula (2025)

(9.460) Olaf (6,0/10) Death Metal


Label: Reaper Entertainment
VÖ: 21.03.2025
Stil: Death Metal






Der Tod rast auf uns zu. Und das meine ich weder im spirituellen noch im philosophischen Sinne, sondern ganz konkret: Ein Asteroid namens Apophis wird in ein paar Jahren der Erde sehr nahekommen – zu nahe, wenn man die kosmische Streuung bedenkt. Während wir also weiter unsere Steuererklärungen machen, Parkplatzschilder ignorieren und sonntags die Restpizza frühstücken, komponiert ein gewisser Scott Fairfax in seinem britischen Heimstudio lieber den Soundtrack zum Weltuntergang. Verständlich. Denn wer Memoriam kennt, Massacre schätzt und Benediction auf Tour gesehen hat, weiß, dass bei AS THE WORLD DIES nicht der Frühling kommt, sondern eher der ewige Winter.

Drei Jahre nach dem Debüt Agonist, das bereits mit Stargästen und Todesblei punkten konnte, kehrt Scott mit dem zweiten Album Nebula zurück – angeblich eine kosmische Death-Metal-Dekonstruktion mit Anspruch, Atmosphäre und (Achtung!) 80er-Synthies. Das klingt erstmal spannend. Also: Licht aus, Fenster zu, Kaffeemaschine an, und ab durch das schwarze Loch.

Nebula eröffnet mit dem Titel Apophis, einem brodelnden Instrumental, das die Gefahr erahnen lässt, aber eher wie ein Menü ohne Hauptgang schmeckt. Klar, Atmosphäre ist wichtig – Scott betont das mehrfach – aber es bleibt alles sehr im Proberaum. Consumed und Dark Oblivion feuern danach dann endlich Salven ab, die man auch hören will, wenn man sich im Angesicht der interstellaren Vernichtung noch schnell einen Whisky einschenkt. Leider bleibt das Ganze merkwürdig steril – als hätte man die Produktion mit Einmalhandschuhen aufgenommen. Brutal ja, aber ohne Schmutz. Und das ist bei Death Metal etwa so, als würde man Chili con Carne ohne Bohnen servieren. Kann man machen, aber … warum?

Songs wie I am the One und Blind Destiny strecken ihre Fühler in progressive Richtungen aus, verlieren sich aber in den eigenen Ambitionen. Es ist ein bisschen wie ein Weltuntergang in 4K: gestochen scharf, aber emotional distanziert. Man hört, was Scott wollte – Melancholie, Tiefe, Reflexion –, doch was ankommt, ist vor allem: gute Absicht, mäßige Wirkung.

Richtig unangenehm wird es bei Playing God, denn hier kollidieren Pathos, synthetischer Bombast und klinisch klare Gitarren in einer Art musikalischer Schubumkehr. Man hat förmlich das Gefühl, wie sich Fairfax selbst beim Komponieren zunickt: „Ja, das ist jetzt progressiv! Das ist jetzt tiefgründig!“ Nur leider klingt es dabei eher wie ein Dream-Theater-Hommage auf Valium.

Doch es gibt auch Lichtblicke. Voices of Angels zum Beispiel punktet mit einem erhabenen Mittelteil, der tatsächlich Gänsehaut erzeugt – sofern man sich an die Kälte gewöhnt hat. Under a dying Sky wiederum ist ein schöner Titel, dem der Song nur teilweise gerecht wird. Das Sounddesign ist beeindruckend, aber wo bleibt der Dreck? Der Zorn? Die Unberechenbarkeit?

Final resting Place will dann noch einmal alles zusammenführen – Melodie, Melancholie, Monolith. Doch wie ein schlecht gemischter Cocktail bleibt am Ende ein Nachgeschmack von Technik über Emotion. Der Bonustrack Consumation schließt die Platte mit einem weiteren Versuch ab, Atmosphäre und Wucht zu verbinden – auch hier wieder: gut gemeint, aber irgendwie… leblos.

AS THE WORLD DIES liefern mit Nebula ein Death-Metal-Album ab, das versucht, das Genre in den Weltraum zu katapultieren – scheitert aber oft an der eigenen Architektur. Das Ganze ist zu modern, zu konstruiert, zu sehr am Reißbrett entstanden. Fairfax’ Vision von einem apokalyptischen Gesamtkunstwerk ist spürbar, aber sein Hang zur Kontrolle nimmt den Songs das Chaos, das Death Metal atmen muss. Atmosphärisch? Ja. Brutal? Mit Einschränkungen. Emotional? Leider selten.

Es bleibt der Eindruck einer sehr gut gemeinten, teilweise sogar interessanten Platte, die sich aber in Hochglanzästhetik und Selbstkontrolle verheddert. Für ein Requiem zum Weltuntergang klingt Nebula überraschend hygienisch. Vielleicht braucht die Menschheit doch eher Dreck unter den Nägeln als sterile Soundlandschaften. Der Asteroid kommt trotzdem.


Bewertung: 6,0 von 10 Punkten


TRACKLIST

01. Apophis
02. Consumed
03. Dark Oblivion
04. I am the One
05. Blind Destiny
06. Playing God
07. Voices of Angels
08. Under a dying Sky
09. Final resting Place
10. Consumation (CD Bonus) 



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