DRAIN DOWN – Mental Pollution (2025)
(9.594) Olaf (7,0/10) Thrash Metal

Label: Kernkraftritter Records
VÖ: 25.04.2025
Stil: Thrash Metal / Hardcore
Es gibt so Bands, bei denen man sich sofort zuhause fühlt. DRAIN DOWN aus Freiburg gehörten für mich definitiv dazu, als ich vor gut einem Jahr über ihr Zweitwerk Toxic Society geschrieben habe. Energiegeladen, rotzig, kantig – ein thrashiger Hardcore-Bastard mit einem Augenzwinkern und der Faust in der Tasche. Umso gespannter war ich, wie die Jungs dieses Niveau halten oder vielleicht sogar toppen würden. Jetzt liegt mit Mental Pollution Album Nummer drei vor – und ich sage es direkt: Das Ergebnis fällt durchwachsen aus. Nicht schlecht, aber auch nicht ganz so geil wie erhofft.
Seit ihrer Gründung im Januar 2018 hat sich bei DRAIN DOWN einiges getan. Früh wurde der erste Output veröffentlicht, es folgte 2019 eine beachtliche Europa-Tour mit The Exploited, inklusive zehn Ländern und vier Wochen Straßenstaub auf den Klamotten. Spätestens seit dem 2021er Debüt Defiance war klar, dass hier eine Band mit Haltung, Kante und Biss unterwegs ist. Thrash Metal, vermischt mit Hardcore und einer Prise Punk – das ist keine neue Erfindung, aber DRAIN DOWN wussten, wie man daraus ein brennendes Fass aufmacht. Mental Pollution führt diesen Weg grundsätzlich fort – zumindest auf dem Papier. Die Texte drehen sich weiterhin um soziale Schieflagen, gesellschaftlichen Verfall und persönlichen Frust. Der Titeltrack ist da fast schon programmatisch zu verstehen. Die Welt stinkt, die Köpfe sind vergiftet, und wer sich dem Wahnsinn entziehen will, braucht laute Musik und kaltes Bier.
Musikalisch hat sich auf den ersten Blick gar nicht so viel geändert. Es wird geprügelt, gespuckt und gepöbelt, wie man es von der Band kennt. Das Problem: Der Sound wirkt diesmal nicht ganz so druckvoll. Die Gitarren knallen, ja – aber die Drums sind zu sehr in den Hintergrund gemischt, was besonders in schnellen Parts ordentlich Wumms kostet. Auch die Songs selbst wirken teilweise unfertig oder schlicht zu hektisch zusammengebaut. Es ist ein bisschen wie ein guter Proberaum-Jam, bei dem keiner auf die Uhr schaut – dafür aber einer das Aufnahmegerät zu früh einschaltet.

Gerade nach dem starken Toxic Society hätte ich der Band einfach etwas mehr Zeit gewünscht. 15 Monate zwischen zwei Alben ist sportlich – wir leben schließlich nicht mehr in den Achtzigern, auch wenn DRAIN DOWN diesen Spirit mit jeder Faser atmen. Die Energie ist da, die Wut sowieso – nur das Songwriting wirkt manchmal überstürzt. Ein bisschen mehr Luft zum Atmen, und Mental Pollution wäre ein echter Nackenschlag geworden.
Aber genug der Meckerei. Denn trotz aller Kritik: Es gibt sie natürlich, die starken Momente. Wenn DRAIN DOWN das Tempo rausnehmen, einen Groove durchziehen oder einfach mal zwei Minuten lang in bester Crossover-Manier alles zerlegen, dann macht das Album Laune. Es ist roh, es ist aggressiv – und auf der Bühne wird der Großteil der Songs garantiert besser zünden als auf Platte. Die Jungs wissen, wie man eine Crowd ins Schwitzen bringt, und wer auf Municipal Waste, Iron Reagan oder die frühe S.O.D.-Schule steht, wird auch hier wieder glücklich. Die Nähe zum Hardcore ist spürbar, der Dreck unterm Nagel sowieso – nur der letzte Feinschliff fehlt.
DRAIN DOWN liefern mit Mental Pollution ein solides, wenn auch in meinen Augen etwas überhastetes Drittwerk ab. Das Album schwankt zwischen bissiger Energie und struktureller Unruhe. Manchmal wirkt es wie ein gut gemeinter Schlag in die Fresse, bei dem die Faust aber ein kleines bisschen daneben geht. Die Produktion hinkt der Wucht der Vorgänger etwas hinterher, und die Songs hätten hier und da mehr Reifezeit vertragen. Aber: Wer einfach Bock auf ein rotziges Thrash-Hardcore-Brett hat, das zum gepflegten Abschädeln einlädt, wird trotzdem nicht enttäuscht. Vielleicht beim nächsten Mal einfach ein bisschen mehr Gärzeit einplanen – dann schmeckt der Punk-Thrash-Eintopf wieder wie frisch aus Omas Schmiede.
Anspieltipps
🔥 Mental Pollution
💀 Perfidy incredible Treason
Bewertung: 7,0 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. Affected Reality
02. Mental pollution
03. Vicious Warlords
04. Perfidy incredible Treason
05. Crack up
06. March of confusion
07. Proditor
08. Social detox
09. Vengeance is my Name
10. Prophets of Desaster