OAKHEART - Bloodstream (2025)
(9.565) Olaf (8,0/10) Melodic Prog Death Metal

Label: DIY
VÖ: 11.04.2025
Stil: Melodic Prog Death Metal
Wenn man sich in Berlin auskennt, weiß man: Hier kann alles passieren. Irgendwo zwischen BSR-Mief, Dönerduft und Spätivergessenheit entsteht manchmal Kunst, die nicht bloß Berliner Luft atmet, sondern mit einem Flammenwerfer über die Stadtrandgrenze hinausfackelt. Genau dort – im Dunstkreis von zu viel Ambition, echter Leidenschaft und der Erkenntnis, dass man kein Label braucht, wenn man genug Dampf im Kessel hat – haben sich OAKHEART 2017 gegründet. Mit etwas Trial & Error am Mikrofon und einem Sängerwechsel 2022, der sich rückblickend wie ein göttlicher Eingriff anfühlt, haben sie endlich ihre Stimme gefunden. Und diese Stimme hat einen Namen: Serdar. Oder wie ich ihn nach Bloodstream nenne: Der Mann, der sowohl Engel vertreiben als auch Dämonen zum Kuscheln bringen kann.
OAKHEART bestehen aus einem geografisch verstreuten, musikalisch umso konzentrierteren Quintett. Das erklärt auch den wilden Genre-Cocktail, den sie mit Bloodstream anrühren: Melodic Death trifft auf Progressive Metal, Metalcore flirtet mit Thrash, und irgendwo zwischen den Takten grinst auch mal frech der Nu Metal hervor, als hätte er auf einem Dorffest das Mikro geklaut. Alles getragen von einer Produktion, die selbst den empfindlichsten Snare-Versteher und Bass-Apologeten zufriedenstellen dürfte. Die Gitarren schneiden klar wie chirurgische Klingen, das Schlagzeug brennt wie Hydrauliköl in der Tiefgarage, und der Gesang... ja, der Gesang! Mal Höllengrunzer, mal klar wie ein Eisberg in der Karibik – Serdar ist nicht weniger als ein vokaler Taschenspieler mit Durchschlagskraft.
Bereits der Opener Oakheart stellt klar: Hier ist nichts dem Zufall überlassen. Sakrale Synthflächen treffen auf ein Techno-Flackern, das kurz an die dunkleren Momente der Clubkultur erinnert, bevor ein infernalischer Growl das Intro zerreißt wie ein hungriger Wolf eine Tofu-Wurst. Und zack: drin im Geschehen.

Es wäre leicht, OAKHEART in die Schublade „modern & wütend“ zu stecken. Aber diese Schublade explodiert spätestens bei Sunless Sea, das melancholische Tiefseevibes mit einem Breakdown kombiniert, der sich anfühlt, als würde man mit einem Vorschlaghammer aus dem Traumland geweckt. Noch schöner wird es allerdings bei Good Morning Motherfucker – ein Songtitel, der in seiner Schlichtheit bereits ahnen lässt, wozu der Track taugt: Als Weckruf für Menschen, die auf Kaffee allergisch reagieren, aber trotzdem mit Stil in den Tag brüllen wollen. Ehrlich: Wenn euer Handy diesen Song nicht abspielt, hat es keinen Bock mehr auf euch.
Einzelne progressive Versatzstücke wirken stellenweise, als hätte man sie aus einem Fates Warning-Proberaum entführt und mit Epilepsie versehen. Nicht immer fügt sich das nahtlos in die Songstruktur – hier und da wackelt das Gerüst wie ein leerer Getränkekasten nach einem Festival – aber gerade das macht Bloodstream so reizvoll. Man weiß nie genau, wann die nächste Abzweigung kommt, ob’s jetzt in die melodische Brücke oder direkt durch die Wand geht.
OAKHEART liefern mit Bloodstream ein Debüt, das nicht klingt wie ein erstes Lebenszeichen, sondern wie eine bereits angezündete Rakete mit Zielrichtung: Metal-Oberliga. Trotz gelegentlicher Strukturverirrungen und ein bisschen zu viel Wollen im Arrangement bleibt der Eindruck: Diese Band weiß, was sie tut – und sie tut es mit Wucht, Herz und einem angenehmen Hauch Größenwahn. Wer Melodie, Härte und überraschende Elemente mag, bekommt hier keine Playlist, sondern ein Album, das sich wie ein gutes Konzert anfühlt – laut, wild, voller Energie und mit Serdar als Ein-Mann-Frontsturm. Und wenn Berlin jemals ein Metal-Monument errichtet, gehört da ein Song namens Good Morning Motherfucker auf jeden Fall auf die Playlist.
Anspieltipps
🔥Oakheart
💀Good Morning Motherfucker
Bewertung: 8,0 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. Oakheart
02. Spirit of the Ocean
03. Sunless Sea
04. Good Morning Motherfucker
05. Rest in Pieces
06. Fractures
07. Surprise of Life
08. Betray your own
09. The Authors