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THEN COMES THE NIGHT – Metal World (2025)

(9.604) Olaf (3,0/10) Kirmes Metal


Label: Metalopolis Records
VÖ: 30.05.2025
Stil: Kirmes Metal






Ach, Schwaben. Land der Maultaschen, Kehrwoche und – offenbar – musikalischer Missverständnisse. Dass im beschaulichen Riedlingen irgendwann eine Band namens THEN COMES THE NIGHT gegründet wurde, hätte ich ja noch durchgewunken. Dass man sich dabei für ein Image zwischen Dorfdisko-Heldentum und Pseudo-Pathos entscheidet, geschenkt. Aber dass daraus dann drei Alben resultieren – und ich mit dem dritten nun meine kostbare Lebenszeit vergeuden musste – das grenzt an Körperverletzung.

Schon der Pressetext liest sich wie ein verzweifelter Versuch, aus Quark Sahne zu schlagen. Da ist die Rede von „Musical-typischen Strukturen“ (aha, Cats trifft auf Saxon?), von einer „Klangvielfalt, die man nicht oft zu hören bekommt“ (was stimmt, weil es eigentlich niemand hören will) und von einem „Ausnahmesänger“, der sich nicht hinter Szenegrößen wie Tim „Ripper“ Owens verstecken müsse. Spoiler: Sollte er aber. Dringend. Denn Selin Schönbeck, der sich selbst offenbar für eine Mischung aus Jon Oliva und Meat Loaf hält, liefert auf Metal World eine Gesangsleistung ab, die zwischen schief, schräg und schlichtweg unangenehm changiert. Manchmal trifft er Töne – manchmal treffen Töne zurück. Kombiniert mit einer Produktion, die klingt, als hätte man sie auf einem gebrauchten Toaster gemischt, ergibt sich ein Hörerlebnis, das irgendwo zwischen Amateurdemo und Fehlstart pendelt.

Musikalisch bewegt sich das Ganze auf dem schmalen Grat zwischen Kirmes Metal und peinlich ambitionierter Provinzposse. Da wird auf What's Our Life versucht, Savatage zu kopieren – was natürlich in einer Bruchlandung endet, bei der selbst Criss Oliva im Grab rotieren dürfte. Die Refrains plätschern in belanglosen Harmonien dahin, die Gitarren wirken wie aus dem Proberaum von „Schülerband des Monats“, und wenn die Band von einer „härteren“ Ausrichtung spricht, meint sie vermutlich den Wechsel von Radler auf Export.

Und dann wäre da noch Wie in Stein – der Song, der sich als zweite Single (!) aufdrängt wie ein Betrunkener auf dem Feuerwehrfest. Die Nummer ist nicht nur unfassbar kitschig und schlecht gesungen, sondern entfaltet auch eine solche Folterwirkung, dass man in Guantanamo ernsthaft darüber nachdenken könnte, sie in der Verhörpraxis einzusetzen. Ich habe beim Hören jedenfalls gestanden. Alles.

Auch das Artwork, angeblich ein Abbild ihrer „grenzenlosen Vision“, ist ein weiterer Tiefpunkt: ein generisches KI-Gemansche, das aussieht wie ein Fantasy-Wandtattoo aus einem Baumarkt für Gothic-Romantiker.

Was bleibt, ist ein Album, das sich selbst sehr ernst nimmt, dabei aber wirkt wie ein unausgereiftes Musiktheaterprojekt von Hobbyisten mit Größenwahn. Dass THEN COMES THE NIGHT damit angeblich eine wachsende Fanbase erspielt haben, lässt mich ehrlich gesagt am Musikgeschmack mancher Zeitgenossen zweifeln – oder an deren Gehör.

THEN COMES THE NIGHT liefern mit Metal World ein Werk ab, das selbst auf dem betrunkensten Dorffest bestenfalls als Soundtrack für das Aufräumen nach 2 Uhr morgens taugt. Der Gesang ist ein schiefer Galgenhumor-Gipfel, das Songwriting ein Sammelsurium aus Klischees und die Produktion klingt, als hätte man sie mit der Müllabfuhr aufgenommen. Wenn das hier der Underground sein soll, wünsche ich mir lieber wieder Oberflächlichkeit.

Anspieltips (auf eigene Gefahr):
🔥Headbanger’s Heaven – wenn man wissen will, wie „Himmel“ auch klingen kann
💀What’s Our Life – Savatage-Parodie ohne Pointe
💀Wie in Stein – der musikalische Genickschlag


Bewertung: 3,0 von 10 Punkten


TRACKLIST

01. Headbangers Heaven
02. Stay in Hell
03. Metal World
04. Paradise
05. Beauty and Hate
06. When the Sun
07. What’s our Life
08. Light the Night
09. Ancient Temple
10. Wie in Stein
11. Without a Sense
12. Then comes the Night 



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