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VULVARINE – Fast Lane (2025)

(9.457) Olaf (8,3/10) Hard Rock


Label: Napalm Records
VÖ: 28.03.2025
Stil: Hard Rock







Ich gebe es offen zu: Ich habe selten so gelacht wie beim ersten Blick auf diesen Bandnamen. VULVARINE – das klingt wie die feministische Antwort auf einen Marvel-Mutanten mit ordentlich Power in der Buchse. Aber so schnell man über die Schöpfung mit dem vermutlich witzigsten Namen im Rock-Business grinst, so rasch weicht das Grinsen ehrlichem Respekt. Denn was hier auf dem zweiten Album Fast Lane aus den Boxen springt, ist weit mehr als ein Gimmick: Das ist Rotzrock mit Haltung, Energie und Ohrwurmgarantie. Und ja – auch mit Humor, aber eben nicht als Gagband, sondern als ernstzunehmende Rock’n’Roll-Kapelle aus Österreich, die sich ihren Platz im internationalen Line-Up ehrlich erspielt hat.

Gegründet 2019 in Österreich, haben sich VULVARINE seit dem Debüt Unleashed (2020) und der EP Witches Brew (2023) durch Live-Power und markante Attitüde einen Namen gemacht. Und zwar nicht durch Schönwetter-Harmonie, sondern durch lautes, dreckiges, feministisches Rocken mit klarer Kante. Kein Wunder also, dass sie schon mit schwedischen Punkrock-Wirbelstürmen wie The Baboon Show und den Thrash-Veteranen Exciter unterwegs waren. Nun folgt das erste Album auf Napalm Records – und mit Fast Lane schalten sie exakt einen Gang höher.

Fast Lane ist ein Albumtitel, der hier nicht nur Marketingphrase, sondern Programm ist. Gleich der Opener The Drugs, the Love and the Pain fährt wie ein nitrobefeuertes Muscle Car durch die Gehörgänge: rebellisch, rotzig, riffgeladen. Sängerin Suzy Q röhrt, krächzt und singt mit einer Inbrunst, die irgendwo zwischen Joan Jett, Lemmy und einem Benzinkanister voller Emotionen pendelt. Doch VULVARINE wollen nicht bloß heizen – sie wollen auch kurvenreich erzählen. Ancient Soul bremst das Tempo ein wenig und zeigt: Diese Band kann auch balladesk, ohne in Kitsch zu kippen. Das folgende Heads held high lässt den Kopf automatisch mitnicken – ein Song wie ein Schulterklopfer nach einer durchwachsenen Woche. Demons trägt die dunkleren Töne auf, mit sabberndem Metal-Gebiss und ungeschliffenem Charme. Alright tonight wiederum zeigt, dass Punk und Glam-Rock auch 2025 noch hervorragend zusammenpassen – wenn man es mit Schmackes macht.

Dass das Album nicht nur laut, sondern auch klanglich klar und differenziert klingt, liegt an der Dreifach-Produktion durch Thomas Zwanzger, Dietmar Baumgartner und Engel Mayr – allesamt aus der Szene, allesamt mit feinem Ohr. Dabei haben VULVARINE ihre Hausaufgaben gemacht und aus dem Sound der Vergangenheit eine schweißnasse, eigenständige Gegenwart gebaut, die sie mit einem einzigen Wort zusammenfassen: Vulvarock. Und ja, das trifft’s. Zwischen Heavy-Riffs, Glam-Geklimper, Blues-Schleifen und Punk-Schnauze steht dieser Sound wie ein frisch lackierter Roadster auf dem Rock’n’Roll-Parkplatz.

Ein besonderer Moment ist Equal, not the Same, ein Song, der nicht nur musikalisch treibt, sondern auch textlich Haltung zeigt – ein feministisches Statement ohne moralischen Zeigefinger, aber mit erhobener Faust. Dass Fool dann auch noch mit dem deutschen Produzenten Felix Heldt entstand, bringt eine Spur Mainstream-Feeling mit rein, bleibt aber charmant rotzig. Danach folgt mit Polly the Trucker ein staubiger Highway-Soundtrack mit ordentlich Zunder und einer Vocals-Linie, die wie Sandpapier auf Whiskey schmeckt.

Dass ausgerechnet Cheri Cheri Lady zu einem der absoluten Höhepunkte des Albums wird, hätte ich in hundert Jahren nicht erwartet. Aber VULVARINE machen aus der Modern-Talking-Plastik-Ballade der 80er einen echten Banger – dreckig, metallisch, mit Filippa Nässils Gitarrensolo als Sahnehäubchen aus Lava. Mutig? Ja. Überflüssig? Keinesfalls. Es fetzt wie Sau und macht klar: Diese Band hat Humor, Eierstöcke aus Stahl und keine Angst vor Kitsch, solange man ihn anzünden kann. Abgerundet wird das Album mit dem etwas nachdenklicheren She’ll come around – ein gelungener, leicht melancholischer Rausschmeißer, der zeigt, dass auch die wilde Seite manchmal weich ausklingen darf.

Fast Lane ist ein Album wie ein zu starker Drink: brennt beim ersten Schluck, macht dann warm ums Herz – und bleibt im Kopf. VULVARINE beweisen, dass „Sex sells“ live zwar immer noch funktioniert (man denke an knappe Outfits im Vorprogramm von Thundermother), aber auf Platte einfach nicht gebraucht wird. Denn ihre Musik ist stark genug, um ganz ohne optisches Beiwerk zu überzeugen. Dieses Album ist rotzig, weiblich, charmant, wild und vollgepackt mit Hooks, Attitüde und Songs, die man lauter hören sollte, als die Nachbarn es dulden. Wenn das hier die Überholspur ist, will ich nie wieder rechts fahren.

Anspieltipps:
💀The Drugs, the Love and the Pain
🎸Equal, not the Same
🔥Cheri Cheri Lady


Bewertung: 8,3 von 10 Punkten


TRACKLIST

01. The Drugs, the Love and the Pain
02. Ancient Soul
03. Heads held high
04. Demons
05. Alright tonight
06. Equal, not the Same
07. Fool
08. Polly the Trucker
09. Dark Red
10. Cheri Cheri Lady
11. She’ll come around 



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