Aktuelle Meldungen
LIGHTLESS – A Foreseen Loss (2025)
(9.534) Maik (8,2/10) Sludge/ Funeral Doom Metal

Label: Nespithe Records
VÖ: 30.04.2025
Stil: Sludge/Funeral Doom Metal
Die aus Dresden stammenden LIGHTLESS (nicht zu verwechseln mit den gleichnamigen Tasmaniern) waren mir bisher auch noch unbekannt, was wohl auch daran lag, dass ich mir diese Art Mucke auch nicht zielgerichtet suche. Um das mal deutlicher zu beleuchten, versuche ich mal, die Musik auf A Foreseen Loss passend zu beschreiben. Denn hier eine feste Kategorie zu finden, ist nämlich gar nicht mal leicht.
Auf den ersten Blick bzw. Lauscher ist es extrem Slow-Motion-Doom, auch gern Funeral Doom genannt. Dazu kommen Elemente aus einer Subsparte, die sich Sludge nennt. Aufgemotzt wird das Ganze noch durch melancholische Dark-Metal-Elemente, die mich teilweise an eine äußerst verlangsamte Version von BETHLEHEM erinnerten. Die Songs sind alle extremst lang, was für das Subgenre aber auch legitim ist. Denn bei dieser Art Mucke geht es nicht darum, kurze Partyextase auszulösen, sondern um Atmosphäre zu schaffen. Und das ist LIGHTLESS durchaus gelungen. Obgleich über Längen gar nicht viel zu passieren scheint, passiert nämlich eine Menge.
So bekommt man ruhige melancholische Parts serviert, die sich wieder mit wuchtigen Gewaltausbrüchen abwechseln. Dabei bleibt alles im extrem langsamen Bereich. Dissonanzen sägen an den Nervenenden, aber auch Melodien kommen vor, die den Hörer in eine fast lähmend wirkende desolate Stimmung versetzen. Dabei sind manche Wechsel überraschend, wie etwa kurz nach der Mitte von Alternating Preeminence, als die Band mal eben in an PARADISE LOST (früheste Phase) erinnernden Rhythmus verfällt. Doch egal, welche Facetten die Band gerade aufleuchten lässt, tiefe Traurigkeit, Depression und Melancholie beherrschen das Szenario. Aber nicht auf eine weinerliche Art, sondern eher von wütender Verzweiflung gezeichnet.

Die teilweise endlos wirkenden Pausen zwischen den angeschlagenen Akkorden, welche den Zuhörer immer im Zweifel lassen, ob der Song jetzt um ist oder ob da noch was kommt, haben fast alptraumhafte Wirkung. Man fragt sich geradezu, was jetzt zuerst versteinert. Die Band oder man selbst. Gerade bei dem oben erwähnten Song kommt eine Stelle, wo man echt denkt, er klingt so langsam aus, doch dann steigert sich der Track zum Ende noch mal zu fast hymnischer Erhabenheit.
Der Beginn von Malicious Hopes Turned To Dust beginnt mit fast traditionell japanisch wirkenden Saitenklängen, unterlegt mit einem klagenden Cello. Sphärische Klänge fügen sich hinzu, und es entsteht eine Stimmung, die einerseits entspannend, andererseits aber auch irgendwie an den Nerven zerrt. Nach dreidreiviertel Minuten übernimmt dann der Bass eine einsame Position, was fast noch stärker wirkt als das vorhergehende Zusammenspiel.
Nach und nach kommen die sphärischen Klänge zurück, und bei Minute 6:30 denkt man eigentlich, das Stück ist zu Ende. Aber da geht es erst los. Denn nun kommen auch Gitarre und Schlagzeug und vor allem der verzweifelt klingende Schreigesang dazu, und wir sind nun endlich im eigentlichen Song angelangt. Bei Minute 9 allerdings scheint wieder alles zu Kristallen zu gefrieren. Die Abstände zwischen den Tönen werden länger, länger und länger, bevor dann wieder das hypnotische Riffing einsetzt.
Ich könnte jetzt noch weiter beschreiben, was hier passiert, denn wir sind gerade mal in der Mitte des Songs. Bei der Länge der Tracks sollte man meinen, dass das Ganze irgendwann mal langweilig wird, aber dem ist nicht so. An manchen Stellen scheint man regelrecht zu wünschen, der Song würde nie enden. Teilweise sind acht (!!!) Sekunden Pause zwischen zwei Tönen. Und etwas mehr als zwei Minuten später bricht Black-Metal-Getöse über den Hörer hinweg.
Das Finale des letzten Songs Humanity’s Closing Chapter erinnerte mich übrigens an das Ende von Kubricks 2001. LIGHTLESS setzen sich mit ihrer Mischung aus Sludge/Funeral Doom/Dark/Black Metal, die sie auf ihrem Debütalbum A Foreseen Loss präsentieren, eindrucksvoll in Szene und dürften die Karten in diesem Subgenre neu mischen. Die Konkurrenz sollte sich schon mal warm anziehen.
Anspieltipps:
🔥Alternating Preeminence
☠️Malicious Hopes Turned To Dust
🎸Humanity’s Closing Chapter