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Live on Stage Report: Party San 2025 - Tag 2
Freitag, der 08.08.2025 - Schlotheim @ Flugplatz

Einfach nur apokalyptisch böse
Nach einem nächtlichen Resümee voller Fachsimpelei und Bierphilosophie schaffte ich es tatsächlich, nach knapp sechs Stunden Schlaf die müden Knochen aus dem Zelt zu schälen – natürlich nicht ohne vorher die Gelenke leicht einzufetten, denn der unvermeidliche Fun Grind Opener würde schließlich wieder alles fordern, was der Körper an Restenergie hergab. Das Wetter zeigte sich an diesem Freitag wie bestellt: 26 Grad, leicht bewölkt, nicht zu heiß, nicht zu kalt – Festivalhimmel deluxe.
Im Camp herrschte prächtige Stimmung, nun auch komplettiert durch Jano und seine Lotti, die sofort so nahtlos ins Rudel passte, als hätte sie schon immer zwischen Grill, Kühlschrank und Bierbank residiert. Der Weg zu Dusche und Toiletten war mit 30 Metern zwar lächerlich kurz, doch gefühlt eine halbe Ewigkeit, weil man auf jedem Meter alte Bekannte traf, abklatschte oder kurz in Gespräche verheddert wurde. Währenddessen schob sich der Lehm immer bedrohlicher nach unten, aber Rettung nahte: Maik von der Pestbaracke, frisch adoptiertes Mitglied unseres Camps, hatte auf dem Infield zwei Toiletten aufgetan, die dermaßen versteckt waren, dass man dort in himmlischer Ruhe verweilen konnte. Und sauber waren sie! So sauber, dass man fast geneigt war, den Festivalburger direkt von der Brille zu verspeisen – natürlich rein hypothetisch.
Kurzum: Stimmung, Wetter und sanitäre Verhältnisse waren an diesem Freitag auf Party.San-Niveau schlicht optimal. Jetzt aber genug des Smalltalks und der Feldstudien: Ab zur Musik, denn dafür sind wir schließlich alle hier. [Olaf]

Die große Ehre als heimlicher Festival-Headliner den bekannten Grindcore-Frühstücksspot zu belegen wurde dieses Jahr den sympathischen Schotten von Party Cannon zuteil. Die Meute vor der Bühne, traditionell in feinster Couture -vom Hawaii-Hemd bis zum Ganzkörper-Hai-Kostüm war alles dabei- gewandet fuchtelte mit allen möglichen erwartbaren, wie auch erwünschten Utensilien wie etwa Porree, aufblasbaren Penissen (Penen, das heißt PENEN-Olaf) und Gehhilfen sowie natürlich der Klobürste herum und genoss dazu druckvoll kredenzten Party-Slam.
Auch Party Cannon waren vorbereitet und kündigten ihre Songs wie Soft, White, Gelatinous Body und Thirst Trap mit liebevoll verzierten Pappschildern an. Für mehr Bewegung im Pit stellten sie diesem freundlicherweise ein Gummiboot zu Verfügung welches dieses dann zu ausgedehnten Pit-Paddeltouren nutzte. Es wurde also exquisite Unterhaltung geboten. Das war das Frühstück der Champions! [Phillip]
Richtig Party gemacht haben, der nächste Witz, Party Cannon – Viel Humor seitens der Band und des Publikums bereiteten einen lustigen Einstieg in den Samstag. Der schottische Akzent der Band rundete das Party Paket absolut ab. Die Mischung aus Animation auf der Bühne und Slam sind einfach was Feines. Mich wurmt immer noch, dass ich verpasst habe Merch zu kaufen. Nichts geht über die Schriftart eines bekannten, insolventen Spielzeuggeschäfts. If you know, you know. [Stephanie]


Das dänisch-türkische Abrisskommando Hyperdontia hatte nun große Fußstapfen zu füllen, denn die Party-Meute musste erstmal kollektiv durchatmen. So sah es jedenfalls zu Beginn vor der Bühne aus. Die eher luftigen Reihen füllten sich allerdings recht schnell wieder, denn was da von der Bühne böllerte, war brodelnder, präziser Old School Death Metal, der den Nacken automatisch zum Mitnicken bringt. Alle drei Alben wurden anteilsmäßig ähnlich in die hervorragende Setlist eingewoben, wobei Snakes of Innards und Grinding Teeth für mich die Höhepunkte bildeten.
Ein spielerisches Glanzlicht setzte Bassist Malik Çamlıca der den gesamten Gig mit bloßen Fingern über die Saiten bulldozerte, und dabei eine Geschwindigkeit an den Tag legte die seine Hände vor meinen Augen verschwimmen ließen. Vielleicht lag’s auch am Konterbier? Aber das glaube ich nicht. [Phillip]
Auch wenn zeitgleich das Mera Luna Festival in Hildesheim stattfand, spielte Freitagnachmittag eine Band auf der Bühne, die wohl auch dort ins Billing gepasst hätte (sie hat dort auch schon gespielt, so ist es nicht): The Vision Bleak. Schlagen in eine ähnliche, aber wesentlich düstere Kerbe wie Fleshgod Apocalype und statt Piano gibt’s Violine, ähnlich wie bei Firtan. Klassiker wie “Kutulu!” (mit einer sehr eigenen Schreibweise für mein Empfinden) haben natürlich nicht gefehlt. Vielleicht wäre Mitternacht eine bessere Zeit fürs Feeling gewesen als Mittag, aber da steckt man nicht drin und der Gig war absolut solide. [Stephanie]

Crypt Sermon sehen auf der Bühne genau so aus, wie sie sich ins musikalische Konzept des Party.Sans fügen. Doom Metal, vorgetragen mit kraftvoller, klarer Stimme – präsentiert in komplettem schwarz, bis auf die weißen Cowboystiefel des Sängers Brooks Wilson. [ob neben Glimmers in the Underworld und The Stygian Rose auch Sachen von der EP die am gleichen Tag erschienen ist gespielt wurde weiß ich nicht]
Hernach hatten Heretic Warfare 35 Minuten Zeit, um die Zeltbühne komplett auf links zu drehen und wer zu Beginn noch nicht schwitzte, fand sich spätestens nach 10 Minuten in einem See seiner eigenen Soße wieder. Das lag nicht nur an den Temperaturen, sondern auch am Hochgeschwindigkeitsabriss der Münsteraner, der die Poren gleich mir frei blies. Bis auf anfängliche Aussetzer im Mikro-Sound, die schnell vergessen gemacht wurden, boten Heretic Warfare bissiges, aggressiv vorgetragenes Gewaffel bei dem auf ganz frische Songs wie The Eightful Path einschlugen wie ich danach beim Brathähnchenstand. Dass vier Leute so eine brachiale Soundwand vor sich her peitschen, ist schon auf Platte heftig, live ist das jedoch nochmal komplett nach oben skaliert! [Phillip]


WAYFARER kommen aus Denver – aber anstatt Football-Phrasen zu dreschen, erzählen sie Western-Epen in Schwarz: Black Metal, Staub und Americana-Flair, wie eine nächtliche Prärie unter Gewitterhimmel. Auf Platte zuletzt mit American Gothic glänzend in Szene gesetzt, funktionierte das Konzept live erstaunlich unmittelbar: Riffs wie Hufschläge, melodische Spannbögen wie ein Cinemascope-Schwenk über die Great Plains, dazu ein stoisch groovender Unterbau, der mehr an Sattelleder als an Corpsepaint erinnert.
Ich kannte die Band bislang nur vom Hörensagen – für mich also Debütvorstellung – und was die Mannen aus Denver da zeigten, war spannender als die letzte Saison der dort beheimateten Broncos. Im Hellen fehlte den schönen, weit ausholenden Songs ein Quäntchen Magie, die in einem dunklen Club vermutlich wie Lagerfeuerfunken überspringt; trotzdem trug die Mischung aus harscher Kälte und staubiger Wärme locker bis in die letzten Reihen. Eine offiziell gelistete Setlist vom Auftritt war (noch) nicht aufzutreiben, aber die Darbietung wirkte wie ein kuratiertes Best-of der jüngeren Schaffensphase – kompakt, dynamisch, ohne Trödelei.

Hat Spaß gemacht, und ich denke, ich werde mir die Truppe künftig öfter geben. WAYFARER bleiben eine dieser Bands, die man nach einem soliden Open-Air-Eindruck unbedingt im Club nachprüfen möchte – dort, wo die Schatten länger sind und der Staub dichter. [Olaf]
Meine Freunde von Naxen zogen Scharen an Publikum am Nachmittag zur Zeltbühne, und das zurecht: Live wie auf Platte eine Band, die ich gerne höre und obwohl sie seit 2018 bestehen erst in diesem Jahr auf meinem Radar erschienen sind – frech sowas. Leider war’s soundtechnisch wieder etwas unstimmig in meinen Ohren, aber das ist wohl ein Pech, dass die Band und mich hin und wieder verfolgt. [Stephanie]

Posing, Nietenvollmontur und Schminke sitzen. Der Tag geht in den Abend über und das Infield ist gut gefüllt. Das kann nur bedeuten, dass Hellbutcher zur Black-Thrash-Vollbedienung laden. Und so ist es auch. Bei bester Laune und flink wie eine Katze bewegt sich Per Gustavsson über die Bühne, stets das Publikum im Blick und animierend gestikulierend. Das macht schon mal einen sehr guten Eindruck und auch die Band ist bestens mit ihrer Liveperformance vertraut, so dass Eigenkompositionen wie Violent Destruction und Possessed by the Devil's Flames gut reinbrettern bevor auch Covervesionen wie Black Metal extra schmissig in die Menge gefeuert wurden. [Phillip]

Von Mass Worship hatte ich zuvor noch nie gehört, aber deren Instagramaccount lachte mich an und sagte zu mir “das könnten gute Fotos werden”. Also gleich nach Naxen da geblieben und joa, die machen BOCK. Vom drückend-depressiven Black Metal zu anderes drückenden und tiefen Klängen dieser Band war schon irgendwo ein Break. Man merkt die Einflüsse von Mastodon auf jeden Fall und trotz dieses Hammers, der auf einen einprügelt haben die Jungs alles und heizten der Tentstage gut ein. Langsame Riffs und eine markdurchdringende Stimme – eine wohlklingende Kombination wie ich finde. [Stephanie]
Als Band, die über keinen Metal Archives-Eintrag verfügt haben Mass Worship einen schweren Stand beim Publikum, was sich auch in den luftigen Reihen vor der Bühne äußert. Die Schweden stört das allerdings nicht im Geringsten und schieben eine massive Soundwand vor sich her die den Staub im Zelt vibrieren lässt. [nach 15 min war ich Futter holen] [Phillip]
DEFLESHED existieren ebenso lange wie die großen Vier des schwedischen Death Metal – seit 1991 ackern sie unermüdlich im Untergrund, ohne den kommerziellen Höhenflug ihrer Landsleute Dismember oder Grave zu erleben. Warum es nie zum ganz großen Erfolg gereicht hat, bleibt ein Rätsel, denn musikalisch stehen sie ihnen in nichts nach.
Und was sie auf der Bühne ablieferten! Ein fetter HM-2-Sound waberte über Schlotheim, als hätte jemand einen Presslufthammer in eine Betonwand getrieben – es schepperte, war so fett wie die im Artist Catering angebotene Rinderroulade mit doppelt Rotkraut und Knödel, die einem das Zelt zusammenbrechen lässt. Das Trio gab komplett Knie-Gas – jeder Riff ein Schlag in die Magengrube, jedes Schlagzeuggewitter ein Aufruf zum Nackenmuskeltraining.
Das Publikum honorierte es mit stetig dichter werdendem Gedränge – je länger der Gig lief, desto voller wurde es vor der Bühne. Und nachdem der letzte Ton verklungen war, konnte man getrost von der bislang größten Überraschung des Festivals sprechen. Scheiße, waren die stark! [Olaf]
Als ich am frühen Abend gegen halb sieben das Zelt aufsuche, staune ich nicht schlecht, wie voll dieses bereits ist. Offensichtlich freuen sich ziemlich viele Leute auf die Jungs aus dem hohen Norden, die nun gleich aufspielen werden. Die Rede ist von Friisk, den fünf jungen Recken von der Waterkant. Ihr melodischer und doch rauer Schwarzmetall zieht viele Hörer an und zugleich in seinen Bann. Das Zelt füllt sich immer weiter und ist am Ende rappelvoll. Verdient haben sie es, die Friesenjungs, weiß ihr Auftritt doch durchweg zu begeistern. Ihr Set bietet neben den bekannten und bewehrten Titeln „Mauern aus Nebel“, „Torügg bleev blot Sand“ und „Hoat“ auch einen neuen Track. Falls dies ein Dankeschön ans Publikum ist, sag ich danke für diesen Einblick und dieses starke Konzert. [Schaacki]
Manchmal frage ich mich ernsthaft, wie oft ich Suffocation eigentlich schon live gesehen habe. Zehn Mal? Zwanzig? Irgendwann verliert man den Überblick – sicher ist nur: Gut sind sie immer. Das ist quasi so verlässlich wie ein verspäteter Zug nach Leipzig.
Und doch hatte dieser Auftritt auf dem Party.San einen etwas schalen Beigeschmack. Die Amis wirkten, als hätten sie die Handbremse nur halb gelöst. Klar, technisch sitzt da jedes Riff wie eine Rasierklinge auf Speed, aber der Sound war erschreckend leise. Death Metal im Flüstermodus – wer hat sich das bitte ausgedacht? Immerhin: Derek Boyer, der seinen Bass wieder einmal irgendwo zwischen Grasnarbe und Maulwurfshügel hängen hatte, ackerte wie gewohnt, und Terrance Hobbs ballerte seine Soli mit der Präzision eines Chirurgen in die Menge. Frontmann Ricky Myers dagegen schien irgendwie auf Reserve zu laufen – angestrengt, fahrig, nicht ganz auf der Höhe.
Dabei war die Setlist ein einziges Festmahl für jeden Oldschool-Fan. Von Catatonia über Pierced From Within und Effigy of the Forgotten bis hin zu Liege of Inveracity und dem unvermeidlichen Rausschmeißer Infecting the Crypts war das quasi ein „Best of Brutal Death“. Zwischendurch flogen noch Brocken wie Seraphim Enslavement, Clarity Through Deprivation oder Thrones of Blood in die Menge – Songs, die normalerweise dafür sorgen, dass man im Pit eher Knochen als Handys verliert.


Unterm Strich bleibt: Suffocation waren gut, keine Frage. Aber gut reicht eben nicht, wenn man es gewohnt ist, von dieser Band regelmäßig überrollt zu werden wie von einem Panzer ohne Bremsbeläge. Heute gab’s mehr SUV im Schritttempo als M1 Abrams im Vollgas. Die Legende lebt, doch dieser Gig reiht sich eher in die Kategorie „solide“ ein – und nicht in die „heiligen Abrissbirnen-Momente“, die man sonst so gerne mit ihnen verbindet.
GANZ ANDERS als Suffocation gingen Gutslit im Zelt sofort auf maximale Zerstörung. Wo die Amis noch mit angezogener Handbremse wirkten, zerlegten die Inder aus Mumbai die Bühne in ihre Einzelteile – und das mit einem Grinsen, das vermutlich nur jemand hinbekommt, der schon seit über 15 Jahren im internationalen Death-Grind-Geschäft wildert.
Gegründet 2007, haben sich die Jungs längst von einer lokalen Kuriosität zu einer weltweiten Institution hochgearbeitet. Von Skewered in the Sewer über Amputheatre bis zum aktuellen Carnal: jedes Album eine Lehrstunde in chirurgisch präzisem, aber dennoch verrottet brutalen Death Metal. Dass sie die erste indische Band waren, die auf Festivals wie Obscene Extreme oder Brutal Assault gezockt haben, merkt man sofort – das Auftreten ist nicht bloß professionell, sondern eine einzige Abrissbirne.
Das Set beim Party.San war dementsprechend ein grandioses Death-Grind-Gemetzel, bei dem besonders Bassist und Gründungsmitglied Gurdip Singh Narang herausstach. Mit seiner energetischen Bühnenperformance, dem wallenden Turban und der unerschütterlichen Präsenz war er nicht nur optischer Fixpunkt, sondern auch der Motor, der das Zelt zum Kochen brachte. Während Gitarren und Drums die Luft in kleinste Stücke häckselten, groovte Gurdip wie ein Berserker und animierte die Meute unentwegt.


Das Publikum dankte es mit bedingungslosem Feiern. Die Menge tobte, pogte, schrie – und machte klar: neben Defleshed waren Gutslit bis dahin die beste Band des Tages. In einer Setlist, die zwischen Raserei und Groove pendelte, gab es schlicht keine Atempause – außer vielleicht für die Leute, die zwischendurch nach Luft schnappten, weil sie zu viel Staub im Moshpit gefressen hatten.
Zum Ende hin soll es sogar noch einen Heiratsantrag auf der Bühne gegeben haben. Romantischer Death-Grind also – aber das habe ich leider verpasst, denn ich musste bereits zur Hauptbühne sprinten, um mir Brujeria reinzuziehen. Prioritäten, ihr wisst schon. [Olaf]
Mein Überraschungs-Highlight und mein zweiter Arschbiss nach dem verpassten Party Cannon Merch waren Brujeria: bin leider zu spät für den Graben gekommen, da ich sie eigentlich gar nicht auf meiner Liste hatte, aber dafür gabs zumindest ein paar FOH Fotos. Ich als großer Fan des Chicano-Styles & jemand, die gern Fear Factory hört kannte diese Formation einfach GAR NICHT. Schande über mich. Zwischen Doublebass, Mariachi Musik und Lobesgesang auf Brokkoli *hust* findet sich Brujeria wieder. Eine absolute Mottoband, die mit ihren Texten und Outfits ganz andere Wege geht und sonst wohl eher im Hip-Hop statt im Metal zuhause wäre. Ich feiere alles daran! [Stephanie]

Hui; Stephanie mochte also BRUJERIA. Überrascht mich, denn diese internationale Truppe polarisiert seit jeher – was dem Reiz des Spektakels allerdings keinen Abbruch tut. Meine Frau hatte zwei Tage zuvor den Berlin-Gig gesehen und mir schon prophezeit, was passieren würde; trotzdem war ich baff: Ich habe die Band oft erlebt, aber so tight und so straight wie hier selten. Das saß, jedes Break auf Punkt, die ganze Chose wie mit dem Stahllineal gezogen.
Über allem lag das Andenken an die kurz hintereinander verstorbenen Gründungsstimmen Juan Brujo und Pinche Peach – man merkte es in den Ansagen, in Blicken, vor allem aber in der Ernsthaftigkeit, mit der die Band durchzog. Das war kein bloßes Name-Dropping, sondern ein echter Tribut, der das Infield merklich stiller machte, bevor es wieder krachte.
Schade, dass Hongo alias Shane Embury nicht dabei war (wie auch tags zuvor bei Napalm Death); dafür stand El Criminal im Rampenlicht – trotz Maske an den blonden Locken sofort erkennbar und spielerisch mit messerscharfen, kompakten Patterns, die den Songs die nötige Bewegung gaben. Genau so will man diese Band hören: trockener Anschlag, null Firlefanz, maximaler Vorwärtsdrang.
Musikalisch begann der Sog früh: Brujerizmo öffnete den Strudel, El desmadre schob an, und mit Hechando chingasos (Greñudos locos II) plus Vayan sin miedo war die erste Mosh-Frontlinie gezogen. Als La migra (Cruza la frontera II) hereinbrannte, stand die Menge Kopf; später sorgten Cristo de la roca und Desperado für die groovigeren, aber nicht minder ruppigen Einschläge. Hinten raus legten Colas de rata und La ley de plomo noch einmal die Schraube an, bevor Revolución, Consejos narcos und Raza odiada (Pito Wilson) die politische Kante so klar zeichneten, dass Matando güeros nur noch den Deckel auf den Topf drücken musste. Wer da nicht mitging, war heiser – oder aus Stein.


Das fetzte, machte Spaß – nur nicht meinem alten Kumpel Torsten Langhammer. Auf meine begeisterte Nachfrage kam lediglich ein lakonisches „Die da?“, begleitet von einer wegwerfenden Handbewegung. Banause. BRUJERIA waren bärenstark: kompromisslos, auf den Punkt und – bei aller Maskerade – bemerkenswert nahbar in ihrem Gedenken. Genau so hält man eine Legende am Leben. [Olaf]
Und nun mein Flop des Party.Sans, sowohl aus musikalischer als auch fotografischer Sicht: Drudensang. Die Jungs aus dem Süden Bayers können’s eigentlich, das habe ich letztes Jahr auf dem Wolfszeit gesehen und habe den Gig genossen. Daher war ich voller Erwartungen auf den Auftritt beim Party.San. Leider wurde ich enttäuscht: Mit keinem Frontlicht, nur rot (und das ist ein absoluter Killer für Fotos, vor allem bei Canon) und sehr, sehr viel Nebel (noch mehr als bei Naxen, dort war es auch schon schwer). Hinzu kam, dass es anscheinend im Vorfeld technische Schwierigkeiten gab, aber man den Timetable einhalten musste, was leider sowohl direkt vor der Bühne als auch weiter hinten zu hören war. Ich hab mir so den gesamten Auftritt nicht geben wollen. Schade. [Stephanie]

So wirklich schlecht können diese Griechen auch nicht oder? Wo Rotting Christ auftreten, kommt Stimmung auf. Wer ihren Helenic Black Metal mag, wird eigentlich nie enttäuscht. Okay, manch einer wünscht sich vielleicht die ein oder andere ältere Nummer mehr, doch über die Qualität dieser Band kann wohl kein schlechtes Wort fallen. Ich für meinen Teil erlebe, wie so oft, einfach ein großartiges Konzert dieser besonderen Band und egal ob jüngere Nummern wie „Like Father, Like Son“, Klassiker a la „Non Serviam“ oder das von mir sehr geschätzte „Elthe Kyrie“ – alles sitzt, alles knallt und alles macht einfach verdammt großen Spaß. Bei „Societas Satanas“ brennt standesgemäß der Asphalt unter den Füßen der Wilden im Pit und beim abschließenden „The Raven“ wippen die Köpfe unentwegt zu Rotting Christs Interpretation der Ballade von Edgar Allen Poe. Wie gesagt, war es wie so oft eine grandiose Show der Herren aus Athen. [Schaacki]


Mit der besten Zigarettenreklame seit dem HB-Männchen startet das New Yorker Trio Imperial Triumphant seinen verschrobenen Gig. Das sperrige Songmaterial ist live nochmal etwas schwieriger zu greifen und vermischt sich mit den Soloeskapaden der Mitglieder, wenn zum Beispiel Steve Blanco seinen Bass mit einer Trompete bearbeitet. Trotz aller jazzigen Instrumentalartistik wirkt es aber doch eindrucksvoll, wenn sich die beiden Saitenkünstler auf die vorderen Boxen der Bühne stellen und insbesondere durch ihre Masken überlebensgroß wirken.
Mindestens ebenso bemerkenswert ist, dass Imperial Triumphant kompositorisch immer wieder den einen Punkt finden, der die Zuhörerschaft aus den Wirren der Musikmathematik reißt und einen mörderisch fetten Groove entfacht, etwa das gegen Ende platzierte Eye of Mars. Ohne die spärlichen Ansagen waren grundsätzliche Songs sowieso schwer auszumachen, jedenfalls für mich. Eine Show von Imperial Triumphant sollte man vielleicht auch eher wie eine Theateraufführung, nicht wie eine Abfolge von Songs, verstehen.

Intro vom Band: Manowars Kings of Metal. Wer seine Show dann mit Dominate und Where The Slime Live startet kann nur die Cojones eines David Vincent in Form von I Am Morbid haben. So einen mörderischen Abriss eines blendend aufgelegten Bandchefs haben wirklich alle Beteiligten herbeigesehnt. Und sie wurden nicht enttäuscht: Fall From Grace, Blessed Are the Sick, Immortal Rites, Maze of Torment, Rapture, Chapel of Ghouls you name it! Es gab die volle Packung Hits mitten ins Gesicht!
Das förderte auch den Bewegungsdrang von Chef Olaf, der mir verbal mehrere Textpassagen nachdrücklich in die Ohrmuschel tätowierte, während er Fäuste schwingend und diabolisch grinsend einfach nur das fühlte, was das komplette Infield beseelte: Pure Death Metal- Energie! Es lag sicherlich auch am farblich passenden Schwarzbier, aber das was hier in Schlotheim passierte war direkt magisch und wenn man denn möchte, toppte die Nummer auch haarscharf die wahnsinnig gute Show von Napalm Death.[Phillip]


TRIPTYKON – oder nennen wir’s für diesen Abend einfach „Triptyfrost… äääh… Celtickon“ – hatten sich etwas ganz Besonderes vorgenommen: Statt einer gemischten Werkschau gab es diesmal ausschließlich Songs von Celtic Frost zu hören. Für jemanden wie mich, der mit dieser Band sozialisiert wurde, ging da natürlich schon im Vorfeld das Herz auf. Und wenn dann auch noch Tom G. Warrior selbst auf der Bühne steht, dieser lebende Mythos, der mit Hellhammer und eben Celtic Frost das Fundament des Extreme Metal zementiert hat, dann ist klar: Das wird kein normaler Auftritt.
Meine Vorfreude war riesig, auch wenn ich gestehe: Nach dem Abriss von I Am Morbid (Angel) hatte ich Bedenken, ob diese Show mithalten könnte. Aber sagen wir’s gleich: Die Band übertraf jede Erwartung. Was da aus den Boxen quoll, war nicht einfach nur ein Konzert, sondern ein Manifest an diabolischer Klanggewalt.
Schon der Einstieg mit Circle of the Tyrants war pures Größenkino. Wer den größten Hit gleich zu Beginn verschießt, zeigt vor allem eines: immens dicke Eier. Und genau so ging es weiter. The Usurper, Return to the Eve, Into the Crypts of Rays, Necromantical Screams – ein Kracher jagte den nächsten, während Tom und seine Mannen die Bühne in eine schwarze Kathedrale verwandelten.

Zwischen den Songs überzeugte der Meister mit hochsympathischen Ansagen, dankte dem Publikum und schaffte eine Atmosphäre, die trotz aller Boshaftigkeit unglaublich herzlich wirkte. Und kaum war der Dank verklungen, folgte die mächtigste Version von Procreation (of the Wicked), die ich je gehört habe. Das Infield wurde komplett auf links gedreht, der Sound war brachial, und spätestens da wusste ich: Morgen würde mein Genick schmerzen – und das war es wert.
Ob Klassiker aus den frühen 80ern oder die finsteren Spätwerke – alles wirkte diabolisch, brillant und mitreißend in dieser geballten Rückschau. TRIPTYKON ließen die alte Macht von Celtic Frost nicht nur aufleben, sie hauchten ihr mit moderner Wucht neues, verdammt schwarzes Leben ein. Das war überragend. Gigantisch. Gänsehauterregend. Dank, danke, danke.


Freitag auf dem Party.San – man hat ja schon vieles erlebt. Aber was da an diesem Abend passierte, war pures Legendenkino. Erst Morbid Angel, dann direkt im Anschluss ein kompletter Celtic Frost-Ritus (wenn auch unter etwas anderer Flagge) – das ist eine Abfolge, die man sich nüchtern kaum ausdenken würde. Und doch stand ich da, schwitzend, grinsend, fassungslos bangend – und schwärmte noch bis weit nach drei Uhr morgens von diesem brutalen Doppelschlag, der mir sämtliche Resthaare zu Berge stehen ließ.
Ich lehne mich nicht oft so weit aus dem Zelt, aber: Dieser Freitag war einer der besten in all den Jahren meiner Party.San-Geschichte. Einfach alles stimmte – vom Sound bis zum Gänsehaut-Moment, wenn ganze Horden Circle of the Tyrants ins Nachthimmel schmettern. Und genau mit diesem Refrain auf den Lippen schlummerte ich schließlich ein, grinste noch im Halbschlaf und bangte liegend weiter, bis mich Morpheus in den Schwitzkasten nahm. Ein Tag für die Ewigkeit. [Olaf]
DIE ZEPHYR'S ODEM CREW
Bericht: Olaf | Phillip | Schaacki | Stephanie
Fotos: DÖ | Stephanie
