Aktuelle Meldungen
Live on Stage Report: Party San 2025 - Tag 3
Samstag, der 09.08.2025 - Schlotheim @ Flugplatz

Wirklich der schwächste Tag?
Samstag auf dem Party.San – der Tag, den ich im Vorfeld als vermeintlich schwächsten im Line-up abgestempelt hatte, und doch schlich sich schon beim Aufwachen ein Hauch Wehmut ein. Schließlich war klar: Das Ende nahte, und das Festival würde bald Geschichte sein. Doch wie so oft, wenn man meint, schon alles zu wissen, kam es anders – und zwar mit einigen unerwarteten Highlights, wie ihr gleich lesen werdet.
Da Sören und ich am Sonntag früh Richtung Olympiastadion zum Fußball aufbrechen mussten, begannen wir tagsüber schon mit dem leisen Zusammenräumen der Klamottenberge. Dazwischen durfte natürlich das traditionelle Redaktionsbild nicht fehlen – diesmal allerdings mit auffälligen Lücken. Schaacki, Miri und Jano (der schon zum M’era Luna abdampfte) fehlten, und Steppo? Den habe ich an diesem Wochenende kein einziges Mal gesehen. Warst du eigentlich überhaupt da, mein Bester? Höhö.
Und wie es sich gehört, wurde der Tag nicht mit Abschiedsstimmung, sondern mit Frühschoppen eingeläutet – zwei Bands standen auf dem Programm, die unterschiedlicher nicht hätten sein können. Ein Kontrast, der wacher machte als jeder Kaffee und direkt die passende Grundlage für einen Festival-Samstag legte. [Olaf]

Freitag erkannte mich Lars, Sänger von Decembre Noir, wieder (obwohl ich damit gar nicht gerechnet hatte und über sowas freue ich mich immer sehr). Und dann erfuhr ich, dass der Gute auch beim Frühstücks-Opener AssCobra der Frontmann ist. Da ich keine Langschläferin bin, gings für mich Samstag früh um zehn übers leere Infield rein ins Zelt und was soll ich sagen: Für eine Tribute/Cover-Band haben sie eine Show abgeliefert, die ihresgleichen in diesem Genre sucht.'
Party-Musik mal anders und ja, trotz der Uhrzeit war das Zelt der Tentstage gut gefüllt. Ich habe jede Sekunde genossen, mitgetanzt und konnte einen Moment die Hitze, die ich gar nicht mag, vergessen. Ein weiterer, extrem wichtiger Pluspunkt: Sie waren nicht so laut und sogar ohne Gehörschutz gut zu hören. Warum man im Laufe des Tages und Abends immer lauter drehen muss, bleibt mir ein Rätsel - Betriebstaubkeit? Auf jeden Fall war es so soundtechnisch perfekt, man hat jedes Instrument hören können und alles war im Einklang zueinander. Vielleicht in Zukunft mehr sowas und weniger volle Pulle. [Stephanie]
Ich weiß nicht, wie oft ich Macbeth schon live gesehen habe, doch ich freue mich jedes Mal, wenn ich die agile Bande aus Thüringen wieder auf einer Bühne bewundern kann. Da macht es auch fast gar nichts, dass Frontmann Olli glühender Hansa-Rostock-Fan ist und meinem Sohn einst ein neues Vokabel für den weiblichen Brustumfang beigebracht hat. Metal-Bildung im weitesten Sinne also.
Schon vor dem ersten Ton haute Olli die beste Ansage des Festivals raus: „Ich kenne das aus meiner Zeit als Pfleger: Morgens sind Senioren am aktivsten.“ Und genauso legten die Herren los – die „Rentner aus Thüringen“ warfen sämtliche Altersklischees über Bord, rissen das Zelt aus den Verankerungen und bewiesen, dass Erfahrung und Spielfreude eine hochexplosive Mischung ergeben. Der Sound war dabei fast perfekt, nur Hanjos Bass gönnte sich einen kurzen Aussetzer, was eher für Schmunzeln als für Ärger sorgte – schließlich gehört so etwas zum Metal-Alltag wie Bier zum Campingstuhl.

Die Setlist war eine gelungene Mischung, die in einem wahren Publikumsjubel gipfelte, als der Klassiker Maikäfer flieg angestimmt wurde. Da sangen nicht nur eingefleischte Fans, sondern auch neugierige Festivalbesucher aus voller Kehle mit – ein Moment, der klar machte, warum MACBETH über Jahrzehnte hinweg Kultstatus genießen.
Dass die Band überhaupt auf dieser Bühne stand, ist eigentlich schon Geschichte pur: 1985 in Erfurt gegründet, damals in der DDR von offizieller Seite verboten, später 1993 aufgelöst und seit 2004 wieder aktiv, sind sie eine der ältesten und zugleich standhaftesten Metal-Institutionen Ostdeutschlands. Ihr Stil bewegt sich zwischen klassischem Heavy Metal, Thrash und einer dunklen, teils doomigen Atmosphäre, immer untermauert von deutschen Texten, die finstere Geschichten erzählen.
Und so bleibt am Ende festzuhalten: MACBETH hätten ruhig den Mut verdient, auf der Hauptbühne zu stehen. Denn was die Thüringer im Zelt ablieferten, war schlicht großartig – eine packende Mischung aus Kult, Charme, scharfem Witz und echtem Heavy Metal, der keine Falten kennt. [Olaf]


Wenn man am Samstag um 12Uhr bereits das fetteste Grinsen des Party.Sans im Gesicht hat, kann man nur Basser von Scalpture sein und direkt in den Agilitätsmodus gehen! Was diese Band an unbändiger Spielfreude auf die Bretter bringt, ist einfach sagenhaft! Das liegt mitunter darin begründet, dass hier selbst langjährige Besucher ihre Träume verwirklicht haben und mit Songs wie Hinterlandsymphonie, dem humorvoll angekündigten Schwedentrunk und dem komplett ergreifenden Til Jeret Undergang wie gemacht dafür sind, den finalen Tag des Party.Sans einzuläuten!
Der absolute Höhepunkt wurde schließlich dann erreicht als zu Flattened Horizons (Pounding Howitzers) Sänger Thorsten „PANZERHAUBITZEN! FEUER!“ brüllte und Esmeralda abermals abgefeuert wurde! Seinem extatischen Gesichtsausdruck nach zu urteilen war das jedenfalls mindestens ein Top 3- Moment in seinem Leben, und ganz ehrlich, es war auch für mich im Publikum sehr sehr geil. [Phillip]


Eigentlich wollte ich nach den ersten Bands zu solch früher Stunde mal meine Knochen schonen, da ballerte vom Infield so richtig schöner oldschooliger Napalm‑Death‑Grind in meine Ohren. Also hin zu den Blockheads, dieser französischen Grindcore-Legende aus Nancy, die seit den frühen 90ern ihre wilden Kurzattacken fabrizieren – eine Band, die man mit Napalm Death, Nasum oder Rotten Sound vergleichen kann.
Ich hatte zuvor noch nie von der Band gehört, geschweige denn sie jemals live gesehen, doch was sich vor mir entfaltete, war absolut überragend! Eine unbändige Spielfreude – man konnte förmlich das Herzblut spüren, mit dem „Xav“ (Xavier Chevalier) als Frontmann alles gab: er kreischte, brüllte, ließ sich schreinend ins Mikro crowdsurfend durch das Publikum tragen, während Fred, Erik, Nico & Raph das Fundament mit halsbrecherischem Tempo und brutalem Groove gaben.
Der Sound war fett, kompromisslos – ein Schlag in die Magengrube, aber herrlich. Ich war nicht nur hellwach, ich war elektrisiert. Und entgegen meiner sonstigen Haltung, mir keine Shirts ohne Backprint zu kaufen, da musste ich bei Blockheads eine Ausnahme machen. Ich konnte einfach nicht anders – dieses Shirt, das ich in der Woche nach dem Party San stolz trug, war eine Art Trophäe meiner Überraschung: unfassbar geil und meine absolute Top-Überraschung an diesem Wochenende.
Und als ich danach völlig durchgewirbelt und mit Adrenalin getankt backstage umherschlich, begegneten Phillip und ich noch den legendären Fulci – und plötzlich schienen meine müden Knochen wie regeneriert. Dieser Moment, als wir uns kurz über das Konzert austauschten, war nicht nur der kontextsensitive Abschluss eines Exzesses – er war der Beweis, dass Blockheads mehr als nur ein Auftritt waren: es war ein Erlebnis, bei dem Musik und Leidenschaft verschmolzen und mich körperlich fast wiederbelebt haben. Was für ein Ritt.

Als Necrowretch die Bühne enterten, brandete noch einmal französische Power über das Infield. Ihr Blackened Death Metal war kraftvoll, agil und sauber abgemischt, doch so sehr sich die Jungs ins Zeug legten – bei mir stellte sich nur ein müdes Schulterzucken ein. Handwerklich alles im grünen Bereich, der Sound satt, die Bewegungen energisch, aber das letzte Quäntchen Funke wollte einfach nicht überspringen. Gute Kulisse, doch das Herz blieb seltsam ungerührt.
Bei Schizophrenia wiederum stellte sich sofort dieses Déjà-vu ein: schon zigmal gesehen, und jedes Mal denke ich an die frühe Phase zurück, in der ihre thrashigen Elemente noch für ordentlich Zunder sorgten. Heute jedoch regiert nur noch Death Metal, den man in dieser Form schon tausendfach gehört hat – solide gespielt, ohne Zweifel, aber eben auch austauschbar. Auch vor der Bühne war die Begeisterung eher verhalten; kein Menschenmeer, eher ein höfliches Abnicken. Schlecht war das nicht, doch zum ganz großen Abriss fehlte einiges.
Und dann kam er, der Moment, der alles drehte: Necrophiliac. Die Slayer-Coverversion schlug wie eine Granate ein – roh, präzise und mit einer Inbrunst, die plötzlich Herz und Nacken gleichermaßen erreichte. Für diesen Augenblick war es, als hätte Schizophrenia die Zeit zurückgedreht und mir gezeigt, warum ich sie einst so abgefeiert habe.

Ich gebe zu, aus Gründen, die ich noch nicht verraten darf, freute ich mich wie Graf Koks inne Jasanstalt auf Nightbearer, mit deren Drummer Manuel ich am Donnerstagabend ein paar lustige Anekdoten hatte. Eine davon war, dass er mir permanent eine Zigaretten anbieten wollte – Problem dabei: Seine Schachtel war leer. Und während der erste Ton des Sets durch das Zelt schoß, merkte ich, dass diese Begegnung den perfekten Auftakt zu einem absolut überragenden Spektakel markierte, das in den Folgemomenten nur noch an Intensität zulegte.
Von Anfang an verwandelten Nightbearer das Zelt in eine vibrierende Anlaufstelle für die Death‑Metal‑Gemeinde. Frontmann Micha schien mit seinen ausladenden Armbewegungen die gesamte Death‑Metal‑Community umarmen zu wollen – und das taten die Fans auch, zahlreich und enthusiastisch. Kein Wunder bei diesem Höllensound und einer Band in absoluter Spiellaune.
Was musikalisch geboten wurde, war allerhöchstes Niveau. Großartige Songs, drückend atmosphärisch und doch voller brachialer Raffinesse. Man spürte die Wurzeln in Fantasy‑ und Horror‑Literatur, die sich durch ihre Alben wie Tales of Sorcery and Death, Ghosts of a Darkness to Come und das gerade erschienene Defiance ziehen, inspiriert etwa von “His Dark Materials” und “The Wheel of Time”. Jedes Riff, jeder Breakdown fühlte sich an wie ein Kapitel eines düsteren Epos.

Dabei war es nicht etwa das Tempo oder endlose Blastbeats, die das Set definierten, sondern die dichte Atmosphäre – eine perfekt ausgewogene Mischung aus wuchtigen, doom-artigen Passagen und rasenden Death-Metal-Attacken. Genau auf dieser Basis wurde deutlich: Diese Truppe gehört – ohne Wenn und Aber – auf die Hauptbühne.
Höhepunkt für mich war das untrügliche Gefühl, hier einen der besten Auftritte des Wochenendes zu erleben. Eine der wenigen Gelegenheiten, bei denen man so unmittelbar spürt, dass Death Metal nah an die Perfektion heranreicht. Es war, als ob Nightbearer den Boden unter den Füßen brennen ließen – und das in bester Gratwanderung zwischen Melodie und Zerstörung.
Nun lasse ich doch noch die Bombe platzen: Nightbearer werden 2026 beim Zephyr’s Odem Family Fest – kurz Z.O.F.F. – mit am Start sein. Nach diesem genialen Auftritt freue ich mich auf das kommende Jahr noch mehr – wenn das überhaupt möglich war.


So langsam setzte bei mir der Endspurt ein, und eingeläutet wurde er von den Portugiesen Analepsy. Zwar bin ich kein ausgesprochener Freund von Brutal Slam, doch was die Jungs da auf die Bühne wuchteten, war mehr als nur solide. Mit chirurgischer Präzision drosch die Band ihre Riffs in die Menge, während sich vor der Bühne ein ansehnlicher Pit bildete, der dem Ganzen die passende visuelle Begleitung lieferte. Seit über einem Jahrzehnt gilt die Truppe aus Lissabon als Aushängeschild ihres Genres, und an diesem Abend zeigte sich, warum: massiver Druck, eine Spur Melodie und genug Groove, um die Nackenmuskulatur kollektiv zu ruinieren. Selbst als Skeptiker konnte ich mir ein anerkennendes Kopfnicken nicht verkneifen.
Im Anschluss betraten die spanischen Todesblei-Könige Avulsed die Bühne, und auch wenn ich mir nur drei Songs gönnte, da ein persönliches Highlight unmittelbar bevorstand, war das, was Dave Rotten mit seiner frisch durchgeschüttelten und komplett neu formierten Mannschaft ablieferte, beeindruckend. Die Band, die seit den frühen Neunzigern unermüdlich den Underground aufmischt, präsentierte sich in starker Form: kompromisslos, energiegeladen und mit einem Frontmann, der die Bühne so souverän beherrscht, als sei er auf ihr geboren. Auch in diesem kurzen Ausschnitt wurde deutlich, dass Avulsed nichts von ihrer Faszination eingebüßt haben – eher im Gegenteil, die Frischzellenkur tat ihnen hörbar gut.

Ich stand da mit einem breiten Grinsen im Gesicht, denn ich bin seit ihrem ersten Auftauchen ein bekennender Ereb Altor-Fan. Wer meine überschwänglichen Reviews oder das letzte Interview mit Frontmann Mats kennt, weiß, dass ich bei dieser Band sofort schwach werde. Ich liebe diese epischen Viking-Hymnen einfach – dazu kommt, dass die Schweden auch noch unfassbar sympathisch sind.
Der Sound war an diesem Tag überragend – wuchtig, klar und majestätisch zugleich. Jede Passage wirkte, als könne sie die Wolken auseinanderreißen, und doch wollte der Funke im Publikum nicht so richtig überspringen. Vielleicht lag es daran, dass hier kein stumpfes Geballer geboten wurde, sondern erhabener Viking Metal, der Zeit zum Atmen braucht. Für mich allerdings war es genau das, was diese Band ausmacht: große Melodien, epische Stimmungen und eine Intensität, die viel mehr Menschen erreichen sollte, als es momentan der Fall ist.

Besonders faszinierend fand ich, wie sehr sich Ereb Altor trotz aller Größe in den Songs ihre Bodenständigkeit bewahren. Mats führte mit ruhiger Hand durch das Set, die Band wirkte fokussiert und doch nahbar – keine Rockstar-Allüren, sondern Musiker, die ihre Kunst leidenschaftlich leben. Gerade dieses Understatement macht den Reiz aus: hier stehen keine Götter auf der Bühne, sondern Menschen, die nordische Götter heraufbeschwören.
Ich selbst war restlos begeistert, wenn auch nicht vom Merch. Dort fand sich leider nichts, das die Geldbörse in Wallung gebracht hätte – aber vielleicht wird die kommende Tour hier Abhilfe schaffen. Unabhängig davon bleibt festzuhalten: Ereb Altor haben erneut bewiesen, wie einzigartig sie sind. Für mich war ihr Auftritt ein unerwartetes Highlight an einem Tag, den ich ursprünglich als den schwächsten eingestuft hatte – und wieder zeigt sich, dass man mit diesen Schweden immer rechnen muss. [Olaf]


Man kann es nur immer wieder erwähnen: Was die Verantwortlichen des Party.Sans bei den Bands dieses Jahr für einen Sound hingezaubert haben, ist mit das Beste, was ich jemals bei einem Festival gehört habe. Auf eventuelle Unstimmigkeiten wurde in Windeseile reagiert und an entsprechenden Reglern gedreht. So auch bei Skeletal Remains, die zu Beginn ihres Sets etwas schwachbrüstig herüberkamen, doch noch während ich mich fragte, was genau denn komisch ist, lief alles wie frisch geschmiert.
Chris Monroy und seine Live-Mannschaft lieferten schnörkellos und ohne Umschweife ab. Außerdem präsentierten sie mit Drummer Ruston Grosse das wohl eindrucksvollste Viech hinter den Kesseln. Das Drumkit vor ihm sah aus wie diese Kinderdrumsets aus dem Spielzeugladen, während er Beyond Cremation und Devouring Mortality in die Meute feuerte. Außerdem schien es dem Rest der Band stets immens wichtig zu sein, die eigenen Haare möglichst mitten im Gesicht hängen zu haben. So geht effektiver Sonnenschutz zur, laut Kollegin Stephanie, heißesten Tageszeit in unseren Breitengraden. [Phillip]
Ich bin kein Fan von Skeletal Remains, deswegen habe ich mich mit unserem Freund Nick aus Malta lieber entspannt unterhalten – und dann ging’s ohne großen Pogo ins Zelt, um Night in Gales endlich live zu erleben. Die Band, eine seit 1995 aktive deutsche Melodic-Death-Metal-Institution, deren Reichtum an eingängigen Melodien und eindringlicher Klangsprache locker mit den schwedischen Vorbildern mithalten kann , hatte ich zwar schon ewig auf Platte gefeiert, aber live noch nie gesehen. Das wurde an diesem Moment endlich nachgeholt – und ich wurde nicht enttäuscht.

Im Zelt war zwar kein wüster Geballer zu hören, vielmehr bot die Truppe eine klare, melodisch-gedankenschwere Power, die das Publikum klug bewegte: Ein stimmiger Mix aus Brain statt Bruiser, der trotzdem richtig in Bewegung brachte. Aber das reichte schon, um zu erkennen: Hier spielt eine Band mit Köpfchen, Herz und Spielfreude – und das Zelt dankte es mit Rhythmus, Stimmung und einem breiten Grinsen in der Menge. Geniale Band, Schätze auf Platte, endlich live gesehen – hat sich voll gelohnt und gehört zweifellos zu den Highlights im Line-up. [Olaf]
Eigentlich wollte ich nur wegen einer Band zum PSOA: Dödsrit. Ich habe lange drauf hingefiebert, denn die Mischung aus Black Metal und Crust hat einfach Wumms. Vielleicht waren meine Erwartungen zu hoch, meine diversen Standorte nicht gut gewählt (was in Anbetracht einer völlig überlaufenden Tentstage aber auch nicht so einfach war diesen zu wechseln) oder der plötzlich eintretenden Hitze und meines dadurch gebratenes Hirnes geschuldet, aber der Sound war für mich oft einfach nur Matsch. Ich habe kaum Songs erkannt, aber die Band hat alles gegeben und eine tolle Show abgeliefert.
Alles in allem ist und bleibt das PSOA eines meiner liebsten Festivals trotz seiner Größe. Man hat immer genug Platz, trifft tolle Menschen, kommt fetter zurück nach Hause und mit dem wohl angenehmsten Tinnitus der Welt. [Stephanie]

Zur Überbrückung zwischen Dödsrit und Møl begebe ich mich mit einem Freund kurz zur Hauptbühne. Hier trümmern gerade Pig Destroyer wild vor sich hin. Auch wenn meine Hauptbaustelle in anderen Gefilden liegt, weiß ich einen gut gemachten Abriss hin und wieder zu schätzen, mit diesen Amis kann ich jedoch nicht so recht warm werden. Auch mein Freund, der dem Grind durchaus zugetan ist, kann der Darbietung nicht allzu viel abgewinnen. Aber so einigen Lärmfetischisten scheint es dennoch zu gefallen.
Wir hingegen begeben uns derweil schon ins Zelt, besorgen uns dort noch ein Getränk und legen schon mal vorsorglich den Schalter auf Atmosphäre. Denn mit dieser werden uns Møl nun vollends verwöhnen. Mit ganz viel Gefühl und Spielfreude sowie einem extrem energiegeladenen Frontmann wird hier eine post-ige Vairante von Black Metal präsentiert wie man sie im letzten Jahr zu ähnlicher Stunde von Heretoir dargeboten bekam. Und erneut zeigt sich das Party.San Publikum offen und empfänglich für diesen modernen Einschlag. Vom Opener „Vestige“ über das aggressivere „Serf“ bis hin zum fulminanten Ausklang mit dem Hit „Bruma“ lassen die Dänen kein bisschen Langeweile aufkommen und verzaubern das Zelt heute ein wenig und das Publikum dankt es lautstark und mag augenscheinlich noch gar nicht so schnell das Feld räumen – auch wenn nebenan schon wieder die alten Helden Grave zocken… [Schaacki]
Zur untergehenden Sonne war das komplette Infield, gebannt vor Spannung, hellwach. Wie viele Querelen gab es um Grave in jüngster Zeit, insbesondere hinsichtlich des Line-Ups? Wer darf singen? Überwindet sich Ola, so dass Jörgen seine „eigenen“ Songs singen darf? Oh ja! Und wie! Trotz anfänglicher Stolpereien im Timing entfaltete sich bereits im Opener Into the Grave ein moderiger Vorgeschmack auf die kommende Setlist.
Angekündigt waren ausschließlich Songs der ersten drei Göttergaben und jedem, der auch nur einen Hauch von schwedischem Death Metal versteht, lief vor Aufregung die Suppe in den Schritt. Ich meine, schaut auf die Setlist!?!? Der komplette Gig war mehr als alle Anwesenden erwartet haben und selbst die Leute die eher im hinteren Bereich die Show im Sitzen genossen, wippten mit den Köpfen. Es war geradezu infektiös! Da die Herrschaften auf der Bühne sichtlich Spaß hatten und vielleicht ein wenig viel plauderten und Erfrischungen zu sich nahmen, drohte allerdings das Finale der Zeit zum Opfer zu fallen. Prüfende Blicke an den Bühnenrand nach Soulless, und ein hörbares „Alright, fuck it!“ bestätigten allerdings die Genehmigung, dass Grave, Kraft ihrer Royalität, überziehen durften und auch …And Here I Die…Satisfied zündete zum Abschluss extrem gut. [Phillip]
Aufgrund von Patricks Begeisterung für den schwedischen Multiinstrumentalisten Jacob Björnfot wollte ich mir die Band unbedingt ansehen – und wurde nicht enttäuscht. Sobald die ersten Töne erklangen, war klar: Hier entfaltet sich eine frostige Klangwelt, in der Björnfot, der auf den Alben alle Instrumente selbst einspielt, ein hypnotisches Feuer entfacht, das gleichermaßen schön wie zerstörerisch wirkt.
Eigentlich ist Black Metal nicht mein bevorzugtes Genre, doch die Mischung aus Pagan, Viking und Black Metal, die KVAEN auf die Bühne zaubern, ist schlichtweg stark und zog mich sofort in den Bann. Im Mittelpunkt stand natürlich das famose 2024er Album The Formless Fires, doch auch die beiden Vorgänger The Funeral Pyre (2020) und The Great Below (2022) bekamen ihren verdienten Platz im Set.


Was mich besonders überraschte: Trotz aller düsteren Aura machte es einfach Spaß, zuzuschauen und zuzuhören. Hier gab es keine monotone Schwarzstahl-Einöde, sondern eine morbide Faszination, die Bild und Ton gleichermaßen fesselte. Ich hätte es nicht gedacht, aber KVAEN gehören definitiv zu den Bands, die ich mir live jederzeit wiedergeben würde – eine packende Mischung aus eisiger Wildnis und glühender Leidenschaft.
Wem habe ich eigentlich etwas getan, dass ich diesen Bericht verfassen muss? Natürlich weiß ich um die Bedeutung von Tiamat. Mit ihren Alben haben sie unzählige Bands beeinflusst, und Johan Edlund gilt zurecht als Koryphäe seines Fachs. Von den Anfängen als Treblinka über Sumerian Cry, Clouds und Wildhoney bis hin zu A Deeper Kind of Slumber haben sie sich einen festen Platz in der Geschichte erspielt. Aber das, was ich an diesem Abend gesehen habe, war schlicht und ergreifend grauenerregend.
Anstatt in den Bann gezogen zu werden, fühlte ich mich wie auf dem falschen Festival. Das hätte perfekt auf das WGT oder das parallel stattfindende M’era Luna gepasst, aber ganz sicher nicht hierher. Edlund selbst wirkte wie ein Verkäufer von Klangschalen, und seine Stimme klang leider auch genau so – weich, brüchig, irgendwie daneben.
Viele Leute drehten sich nach ein paar Songs um und gingen, andere blieben und fanden es wohl „ganz nett“. Aber so richtig begeistert war niemand. Für mich war das pures Fremdschämen. Es gibt Bands, deren Klassiker man besser ruhen lassen sollte, statt sie so zu verhunzen, wie es Tiamat an diesem Abend taten. Unterm Strich war das für mich der größte Reinfall des diesjährigen Party.San. Wobei – so schlimm wie Unto Others im letzten Jahr war es dann doch nicht. Der Seitenhieb musste einfach noch sein. [Olaf]

Im Vorhinein hatten Olaf und ich noch die Chance auf ein Foto mit den sympathischen, italienischen Filmfreunden und so freundlich wie die sich gaben, geht es textlich natürlich auf der Bühne nicht mehr zu. Zu Beginn noch mit sehr dünnem Sound ausgestattet, entfaltete sich spätestens ab Matul Tribal Cult und dem anschließenden Brecher Apocalypse Zombie die komplette Macht Fulcis. Mörderisch präzise hackten sie sich durch ihren Set, dass wundervoll mit Filmausschnittes auf einer Leinwand als Backdrop untermalt wurde.
Für Ansagen blieb wenig Zeit, interessierten auch Niemanden, da alle anwesenden im pickepackevollen Zelt auf genau eine Sache Bock hatten: Eine Komplettrasur von Fulci mit überwiegenden Songs der beiden Top-Alben Tropical Sun und Duck Face Killings! Und die Matten und Fäuste flogen nur so durch die Gegend! Es war so viel Bewegung im Zelt, dass man schon vom Zuschauen schweißgebadet war! Mit Eye Full of Maggots und Stabbed, Gutted and Loved endete dann schließlich ein extrem intensiver und kurzweiliger Auftritt, der mich danach, japsend, in die kühlere Abendluft entließ. [Phillip]


Was ich von Gorgoroth heute zu erwarten hätte, hatte ich mich im Vorfeld selbst lange gefragt, sogar, ob ich sie mir überhaupt angucken würde – und das obwohl Black Metal ja nun mal mein favorisiertes Genre ist und die Norweger ein Urgestein sind. Seit meiner prägenden ersten Begegnung mit ihnen in Bad Berka (2007) messe ich ihre Auftritte mit jener Show.
Gaahl ist längst nicht mehr dabei, dafür steht heute wieder einmal Hoest (auch Taake) auf der Bühne um der Musik des letzten verbliebenen Gründungsmitglied Infernus seine Stimme zu leihen. Der besagte Mann am Mikro scheint sehr motiviert, fast sogar ein wenig zu sehr, denn sein überschwängliches Stageacting kratzt an der „too much“-Grenze. Aber gut, soll er sich austoben. Irgendwie ehrt es ihn auch wieder, dass er zu später Stunde noch so Bock hat, zumal seine Bühnengenossen ganz im Trve Norwegian Black Metal Stil eben nur starr ihren Stiefel runterzocken, was per se auch in Ordnung geht. Was mir persönlich fehlt, ist ein Bühnenbild, das ich von früheren Shows kenne und entsprechend vermisse: keine Kreuze, kein Stacheldraht oder ähnliche Elemente, alles ein wenig auf Sparflamme… Immerhin tauchen mit „Incipit Satan“ und dem abschließenden „Unchain My Heart“ noch ein paar Songs auf, die auch mein dunkles Herz etwas erfreuen. Ansonsten für mich aber eine eher unspektakuläre Nummer…

Ein Gutes hat diese Gorgoroth Show dann aber doch: Ich habe umso mehr Energie für Bloodbath! Sie sind und bleiben eine meiner liebsten Death Metal Bands. Auch wenn von den Gründungsmitgliedern dieser „Supergroup“ inzwischen nur noch Gitarrist Anders Nyström übrig ist, so macht es doch immer wieder Spaß, ihre Todeshymnen live zu erleben. Vor allem das ältere Material, das auch heut wieder im Fokus steht, zündet da sofort.
Ein Opener wie „So You Die“ ist ein verdammt passendes Statement und zudem ein super Einstieg ins Set. Es folgen Evergreens wie „Like Fire“, „Breeding Death“, „Cancer Of The Soul“ und „Cry Ny Name“ und viele weitere Hits. Ein besonderes Highlight ist auch immer wieder „Outnumbering The Day“, das ich mitbrülle, bis die Stimmbänder zu versagen drohen. Mit „Mock The Cross“ wird auch „The Fathomless Mastery“ (2008) bedacht. Zum Finale kann es aber natürlich nur einen Song geben: Wie so oft beenden Bloodbath ihre Show mit dem unvermeidlichen Klassiker „Eaten“, welcher sogleich auch der letzte Titel sein wird, der 2025 von der Hauptbühne – und aus meinem Hals – schallt. [Schaacki]

Es ist und bleibt das schönste Festival weit und breit – mein absoluter Favorit, bei dem sich Herz und Leber Jahr für Jahr die Klinke in die Hand geben. 2025 brachte neben all den musikalischen Highlights auch ein kleines Novum mit sich: unser erstes großes Camp im VIP-Bereich. Was soll ich sagen? Alles hat gepasst, nichts hat genervt, und Spaß gemacht hat es sowieso – so sehr, dass man den Alltag direkt nach der Heimfahrt am liebsten wieder abbestellen würde.
Ein großes Dankeschön geht an Mietze, Jarne, Eric und all die anderen Verrückten, die diese zweite Augustwoche jedes Mal zu etwas ganz Besonderem machen. Ihr seid der Grund, warum man auch bei Regen, Sonne oder sonstigen Wetterkapriolen immer wieder anreist und am Ende grinsend im Staub steht. Und jetzt? Jetzt heißt es: runterzählen, denn wir freuen uns tierisch auf nächstes Jahr, wenn das Party.San sein 30-jähriges Jubiläum feiert. Ich kann es kaum erwarten – und meine Leber auch nicht. Prost auf 2026! [Olaf]
DIE ZEPHYR'S ODEM CREW
Bericht: Olaf | Phillip | Schaacki | Stephanie
Fotos: DÖ | Stephanie
