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Live on Stage Report: Party San 2025 - Tag 1

Donnerstag, der 07.08.2025 - Schlotheim @ Flugplatz


Donnerstagmorgen auf dem Party.San – und ich kann es selbst kaum glauben: keinerlei Kater, kein Schädel wie ein Presslufthammer, keine Spur von Reue. Offenbar hatte ich in den Tagen zuvor alles richtig gemacht. Das dadurch gesparte Geld wurde allerdings nicht etwa in Vitamine oder Mineralwasser investiert, sondern in tonnenweise Merch. Irgendwann wurde das ein Running Gag: Kaum stand ich auf, murmelte ich nur noch „Ich geh mal zum Merch“, und die halbe Camp-Nachbarschaft grinste wissend.

Zur Stärkung dann der obligatorische Abstecher zum Brutz & Brakel-Stand – dort ein freundliches „Guten Tag“ und, weil man schließlich Stil beweisen muss, ein Frühstücks-White Russian. So ließ sich der Tag starten wie ein Champion, halb Milchkaffee, halb Dekadenz. Parallel sorgte Lenny wieder für Festtagsstimmung am Grill, und die Bäuche füllten sich zuverlässig mit allem, was das Herz begehrte. Wer da noch nicht im Festivalmodus war, hatte schlicht den falschen Platz aufgeschlagen.

Als dann auch Stephanie aufschlug, war die Bande fast komplett. Mit vollem Magen, minimal beschwipst und bestens gelaunt konnte der erste musikalische Tag des Party.Sans beginnen – doch einer fehlte noch: Jano. Also war das Rudel zwar schon kampfbereit, aber eben noch nicht in voller Stärke. Immerhin: Wenn die Vorhut schon so motiviert war, konnte man sich ausmalen, was passieren würde, sobald auch das letzte Puzzlestück ins Camp trudelte. Dann tat Esmeralda noch ihren Dienst und endlich konnten die Bands zum Tanz intonieren [Olaf]

Pünktlich um dreiviertel Zwei (wir sind in Thüringen, das muss so heißen) entern Rotpit die Bühne zu ihrem erst zweiten Auftritt in dieser Konstellation. Jonny Pettersson, der Mann der zu jedem Buchstaben des Alphabets passend in einer Band gespielt hat, und Ralf Hauber sowie Erik Barthold nebst Liveverstärkung firmieren unter dem Banner Rotpit und zelebrieren den Death Metal der alten, sehr schleimigen Schule so, als würden sie bereits seit Jahren gemeinsam die Bühne teilen.

Wunderbar eingespielt werden Schleimgranaten der Marke Sewer Rot und Into the Rotpit in die gierigen Schlünder des willigen Publikums geschmissen. Dass auch die Band hellauf begeistert ist, kann man dem Dauergrinsen der ausführenden Musiker sowie der Tatsache entnehmen, dass Herr Pettersson in lauter Extase eine Bierdose stürzt. Ebenso erwähnenswert, dass Ralf Hauber mit seiner Klamottenauswahl dem allgegenwärtigen Fucking Prince of Darkness Tribut zollt. Ein grandioser Auftakt! [Phillip] 

Extermination Dismemberment kommen aus Minsk, stehen seit 2009 für Slam/Brutal Death Metal der schwersten Sorte und sind mittlerweile bei Unique Leader unter Vertrag – also genau jene Schule, bei der Gitarren wie Abrissbirnen klingen und die Kickdrums das Zwerchfell zu Origami falten.

Live ist das ein choreografiertes Erdbeben: Vier Gestalten, null Schnörkel, dafür ein Maschinenpark aus Palm-Mutes, Bassbomben und Growls, die klingen, als würde jemand eine Betonmischmaschine rückwärts anlassen. Eigentlich gar nicht meine Mucke, aber die Jungs machten mächtig Späne – und zwar so, dass selbst der skeptische Teil meines Hirns den Gehörschutz nachjustiert und artig mitnickt. Dass Extermination Dismemberment auf einschlägigen Festivallisten als „Slam/Death“-Spezialisten geführt werden, merkt man jeder Sekunde an: weniger filigrane Leads, mehr monolithischer Impact.

Doof nur, dass fast jeder Song gleich klang und – Hand aufs Herz – wenn dann die Ansage lautet: „The next songs calles Gruuumpfbrüllkreischbääääh“, ist das nicht besonders hilfreich. Die Übergänge: tight. Die Breakdowns: heftig. Die Variationsbreite: eher im Detail als im großen Bogen. Wer die Band kennt, weiß: Es geht um den Moment des kollektiven Einrastens, wenn Riff, Kick und Growl synchron in die Magengrube treten. Das funktioniert – aber nach dem vierten Beton-Beatdown in Folge wünscht man sich einen Hauch Kontrastfarbe.

Dennoch hatten die Leute vor der Bühne ihren Spaß. Circle Pits wie Kreissägeblätter, Crowdsurfer im Dauerbetrieb, und bei jedem Drop hob die Menge die Arme, als würde ein unsichtbarer Magnet sie nach oben ziehen. Das Quartett lieferte dazu genau die Art Körpersprache, die man in diesem Genre erwartet: breitbeinig, knochentrocken, mit just genug Interaktion, um die Eskalation zu steuern. Dass die Band aktuell weltweit rasant tourt und mit Dehumanization Protocol den Katalog nach oben geöffnet hat, spürt man in der Bühnensicherheit – Routine ohne Ermüdung.

Extermination Dismemberment sind ein Vorschlaghammer mit Metronom. Für Puristen des Slam-Universums ist das ein Hochamt, für Skeptiker eine beeindruckende Demonstration, wie weit man Groove und Low-End als alleiniges Stilmittel treiben kann. Meine Tasse Tee wird’s wohl nie – aber wenn eine Band derart konsequent Späne fliegen lässt und die Crowd grinsend im Staub zurücklässt, dann hat sie live genau das erreicht, wofür sie auf diesen Bühnen gebucht wird. (Und ja: Beim nächsten Mal dürfen die Ansagen ruhig zwei Silben mehr haben.)

Der AOP-Label-Nachmittag begann jetzt Fahrt ausfzunehmen, und bevor ich Stephanie das Wort überlasse, gönnte ich mir einen beherzten Abstecher zu Servant – jene niedersächsische Schwarzkittel, die 2024 mit „Death Devil Magick“ ein echt geiles Album rausgehauen haben. Studio-Feinschliff hin oder her: Live zählt, was auf dem Platz passiert – und da lieferten die Göttinger/Hann.-Mündener eine Lehrstunde in melodisch-finsterer Raserei mit Atmosphäre, Kante und genau der Portion Pathos, die in diesem Genre den Puls hebt.

Das Zelt war gut gefüllt, die Sonne brannte erbarmungslos durch die Zeltplane und machte jede Nebelwolke zur biederen Dunstglocke – eigentlich hätte diese Musik mehr Dunkelheit verdient. Servant ließen sich davon keinen Deut beeindrucken: kalte Tremolo-Garben, Wirbelsturm-Drums, bassige Erdung und fein dosierte Keys – ein Sound, der die schwarzmetallische DNA nicht verwässert, sondern ihr Glanzlichter verpasst. Im Vergleich zur ersten Platte wirkt das Material klarer artikuliert, teilweise mit expressiveren, semicleanen Akzenten, die dem Gekeife angenehm viel Charakter verleihen. Kurz: melodisch-doch-furios, ohne Watte und ohne Weichspüler.

Setlist-Karaoke spare ich mir – die Band spielte sichtbar viel „Death Devil Magick“-Stoff, und das funktionierte live hervorragend: Riffs wie Hohlmeißel, die sich in die Hirnrinde fräsen, Breaks, die zackig auf Punkt kommen, und Temposchübe, die dem Pit endlich die nötige Thermik gaben. Dass draußen Hochsommer war, merkte man höchstens am Publikum, das nach jedem Song kollektiv nach Luft schnappte – Applaus gab’s trotzdem im Akkord.

Was mir besonders gefiel: Servant klingen wie eine Band, die ihren Stil gefunden hat – nicht als „Post-irgendwas“-Zerreden, sondern als klare Linie: zweite-Welle-Kühle trifft moderne Transparenz. Das ist smart produziert auf Platte und wirkt auf der Bühne nicht minder schneidend. Man spürt Herkunft und Handschrift , aber es bleibt genug Biss, um nicht im Ambient-Nebel zu verschwinden. Servant stark wie auf Album – trotz Taghelligkeit. Das Zelt war gut gefüllt, die Mucke hätte mehr Finsternis verdient, doch der Trupp machte seine Sache ganz ausgezeichnet. Wenn die Nacht erst fällt, wird das vermutlich brandgefährlich. [Olaf]

Schreiben und Fotografieren, irgendwie beißt sich das immer gern bei mir, und ich kann mich oft nur entweder auf das Visuelle oder das Akustische konzentrieren. Daher folgt nun, ja, ein fast mehr optischer Eindruck des Party.San Metal Open Airs 2025 von mir. Vorweg: Die Orga war wie immer einfach großartig. Ein wahres „von Fans, für Fans“-Festival, bei dem man noch am Boden der Tatsachen geblieben ist und rundum gut versorgt wird.

Von wegen versorgt: Packt lieber Geld statt Grill ein, denn die Auswahl an kulinarischen Köstlichkeiten ist – wie auch in den Jahren zuvor – phänomenal. Egal ob Fleischliebhaberin oder Veganerin, ob süß oder herzhaft – für jeden Gaumen gibt es mindestens eine, oft aber mehrere Optionen, sich den Bauch vollzuschlagen. Wer eine neue Garderobe braucht, wird auch an mehr als zehn Ständen zwischen Kutten für Hunde, Cowboy-Hüten, temporären Tattoos und bleibenden Piercings, Bandshirts und Merch diverser Plattenlabels definitiv fündig. Aber nun mal zu dem Punkt, der die meisten eher interessiert: die Musik!

Wer meine Reviews verfolgt, weiß, dass ich mehr Black Metal und weniger Death Metal höre. Daher war „mein Tag“ der Donnerstag: die Tent Stage aka die AOP Stage an diesem Tag. Leider war der Sound je nach eigenem Standort und vor allem auch Tageszeit mehr schlecht als recht. Je später es wurde, desto lauter wurde es und dadurch auch super matschig.

Bei Agrypnie bin ich zuerst mit der Kamera fast verzweifelt (kein Frontlicht...) und dann war der Gesang zu leise und das Schlagzeug zu laut. Alles hat nur noch gedröhnt, und es ist unglaublich schade um diese eigentlich wirklich gute Liveband.

Bei Firtan sah es schon besser aus: J.J. (Harakiri for the Sky, Karg) gab hier vor seinen anderen Auftritten am selben Tag einen Gast-Vocal-Auftritt, und es war einfach stimmig. Die Gruppe harmonierte unglaublich gut und klang noch sauber und – am wichtigsten – mitreißend. Wer Firtan noch nicht gesehen hat: unbedingt nachholen!

Vor Firtan spielten noch Theotoxin, die ich bis dato nicht kannte und die optisch zwar mit dem Bandwagon fahren (Masken und Make-up, der Shit obviously), aber das tut weder dem rauen Black Metal, den sie abliefern, einen Abbruch, noch ist zeitgenössisches Auftreten etwas Schlechtes. Gerne mehr davon. Und hier nochmals der Sprung zurück zu Agrypnie: Denn viele der Member von Theotoxin spielen auch dort – und man merkt, dass sie ihr Handwerk verstehen und auch auf der Zeltbühne Stimmung machen können. Warum es dann am späten Abend so in die Hose gehen musste, verstehe ich leider nicht.

Karg habe ich zuletzt in Würzburg beim Bapho-Fest gesehen und J.J.s Stimme ist einfach Opium in meinen Ohren. Wie so oft erwähnt, finde ich es immer geil, Texte trotz Screams verstehen zu können – was auch viel mit Kontrolle und Technik zu tun hat und nicht nur einfach ins Mikrofon gebrüllt wird. Karg ist eine Liveband, die man immer mitnehmen sollte, wenn man kann. ...and Oceans habe ich leider verpasst und nur aus der Ferne hören können, aber da besteht meinerseits definitiv Nachholbedarf. Denn das, was auf meine Ohren traf, klang wirklich gut.

Die erste Band, die ich dann auch endlich bewusst gesehen und gehört habe war dann erst Fleshgod Apocalypse, doch dazu später mehr. Bei Dool stand ich kurz vorne aber war nur durchs Durchlaufen gefühlt schon high. [Stephanie]

Es ist mein zweiter Besuch der Hauptbühne am heutigen Tag. Wo zuvor Extermination Dismemberment alles in Grund und Boden geslamt haben, wird jetzt die Säge angeschmissen: Die finnischen Melo Blackis … and Oceans durfte ich vor gar nicht allzu langer Zeit noch in Berlin bewundern und auch auf dem Party.San 2025 hinterlassen sie einen starken Eindruck. Mit einem klaren Sound versehen schneiden sie sich messerscharf durch die Gehörgänge, während die Drums alles niederreißen. Auch ihre gelegentlichen Einsprengsel aus der Elektroecke scheint niemanden zu verschrecken und so feiern die Hartgesottenen Party.Sanen auch den Technopart von „Inertiae“ ab – denn sie wissen ja, dass … and Oceans gleich wieder das Gaspedal bis zum Anschlag durchlatschen werden.

Und schon geht es wieder schleunigst zurück ins Zelt. Denn dort stimmen sich bereits Outlaw ein. Die ursprünglich aus Brasilien stammende Band konnte mich mit ihrem letzten Werk „Reaching Beyond Assiah“ (2023) schon sehr überzeugen, ebenso auch bei einem Auftritt in Hamburg. Somit freute ich mich auf ein Wiedersehen – und werde nicht enttäuscht! Die Truppe hat Bock und kann die von Servant zuvor gut gelegte Messlatte halten. Das Set legt den Fokus auch auf besagtes Album, was mich natürlich erfreut. Mit dem starken Titelsong als Rausschmeißer endet die Show sehr zufriedenstellend. Doch keine Zeit für langes Träumen, die Hauptbühne ruft schon wieder…

Hier spielen nämlich längst schon The Spirit. Nachdem sie vor ein paar Jahren das Zelt komplett zerlegt hatten und ihr Merch entsprechend bis aufs letzte Stück leergekauft wurde, hat die Band sich ihren Platz auf der Mainstage redlich verdient. Zu meiner Schande muss ich aber gestehen, dass ich - aufgrund der Überschneidungen mit der Tentstage - ihren Auftritt diesmal nicht vollumfänglich sehen und daher nicht mehr jeden Song erinnern kann. Dennoch bin ich bei meiner Ankunft vor der Bühne gleich im Flow, so wie auch die große Schar an Mensch, die sich die Saarländer nicht entgehen lassen. Als dann noch mein Favorit „Illuminate The Night Sky“ ertönt, bin ich völlig on fire. Herrlich! [Schaacki]

DOOL sind so ein Fall von „kann man mögen, muss man aber nicht – und ich offenbar nicht“. Ich gebe der Truppe immer wieder eine Chance, letztmals auf dem Rock Hard, doch live springt der Funke einfach nicht über. Dabei ist auf dem Papier vieles reizvoll: Rotterdamer Dark-/Gothic-Rock mit doomigen Schatten und post-punkigem Puls, geführt von Frontperson Raven van Dorst, deren Texte seit The Shape of Fluidity Identität, Wandel und Zwischentöne ausloten. Alben? Here Now, There Then (2017), Summerland (2020) und eben das aktuelle Werk – allesamt hübsch finster, clever arrangiert und mit dreifacher Gitarrenbreite (u. a. Nick Polak, Omar Iskandr) plus Rhythmusfundament JB van der Wal/Vincent Kreyder.

Zwischen all dem Geknatter des Festivals war der Auftritt dennoch ein ruhiger, hypnotischer Atemzug – man wird regelrecht „stoned“ von dieser schwebenden Mucke, die live in langen, kreisenden Spannungsbögen arbeitet. Aber genau da liegt für mich das Problem: statt Sog entsteht Distanz; ich bleibe Beobachter, nicht Mitreisender. DOOL liefern kunstvoll dämmernde Dunkelrock-Trance, die im Studio fasziniert und live viele abholt – mich aber weiterhin nicht. Trotzdem: als stiller Kontrast im Festivalgetöse funktionierte es erstaunlich gut. [Olaf]

Grand Magus bieten am Anschluss eine kleine Werkschau ihres bisherigen Schaffens ab und sorgen für den Heavy Metal-Faktor im an Spielarten gut durchgerührten Donnerstag. Die Band hat wahrlich einen riesigen Pool aus großartigen Songs, woraus Steel versus Steel, Like the Oar Strikes the Water sowie der abschließende und unvermeidliche Hammer of the North die Höhepunkte vor Ort darstellen. Das Trio wirkt routiniert und wenn JB zum Solo ansetzt, kann Bassist Fox Skinner die entstehende Lücke im Sound mühelos mit seinem Instrument füllen, ohne dass die Mucke an Druck verliert. Eine Lehrstunde in Sachen Tightness! [Phillip]

Also, zurück zu den Italienern von FA: Dank der Opernsängern Veronica Bordacchini, die seit einigen Jahren das Line-Up der Band komplettiert wirkte die eh schon sehr epochale Band noch mal wuchtiger – in a good way. Natürlich, diese Mischung aus female vocal Operetten und heftigen Blastbeats muss man mögen und in meinem Umfeld scheiden sich die Geister an Fleshgod Apocalypse. Ähnlich wie Nickelback, man mags oder eben gar nicht. Nebst viktorianischen/vampiresken Outfits gabs auch einen Flügel auf der Bühne - sieht man im Metal nun auch nicht so häufig. [Stephanie]

Mit einer ordentlichen Portion rheinland-pfälzer Black Metal-Power stürmte Chaos Invocation die Tentstage und pflanzte ordentlich Stimmung ins Zelt – es war so voll, als hätte jemand „Gratis-Gutscheine für Bier“ an alle verteilt. Die Band, die ohnehin für ihren klassischen, aber doch zeitgemäßen Stil bekannt ist, brachte eine entfesselte Wucht auf die Bretter.

Nicht nur hat René von Purgatory und Darkened Nocturn Slaughtercult das ganze Wochenende am Merch-Stand Shirts verkauft (man munkelt, der Stand sah aus wie ein VIP-Bereich), nein: Er steht auch als Bassist in Chaos Invocation auf der Bühne – allerdings unter dem Pseudonym R.K. Ich hoffe, ich habe hiermit keinen Mythos zerstört, aber hey, statt dunkler Legende haben wir wenigstens transparente Band-Organisation.

Die Show selbst war ein Paradebeispiel dafür, wie sich blanke musikalische Gewalt und finstere Atmosphäre vereinen lassen. Scharfkantige Riffs, donnerndes Schlagzeug und ein Frontmann, der eher predigte als sang – das Ganze hatte Live-Power, die im Zelt wie eine dunkle Druckwelle wirkte.

Nicht unbedingt meins, aber manchmal ist so ein Auftritt wie ein (metallischer) Verkehrsunfall – man kann einfach nicht weggucken. Und ehrlich gesagt: So schlimm war es nun auch wieder nicht. Es war laut, es war dunkel, und es war – schlimmer als schlimm, es war: voller geiler Eskalation. [Olaf]

Mein Headliner des Donnerstags war natürlich Harakiri for the Sky, welche natürlich auf der Main Stage gespielt haben. Und was soll ich sagen, es war gigantisch. Sound exzellent, bisschen Pyro hier und da – was bei Songs wie “Fire, Walk with Me” selbstverständlich sein sollte, haha. Die langsam untergehende Sonne tat ihr Übriges um das Ambiente zu vervollkommnen. [Stephanie]

Die österreichische Ausnahmeerscheinung Harakiri For The Sky sorgte dann für ergreifende Stimmung im Infield und auch ich musste dem Ganzen, ich habe es einem Freund versprochen, mal eine Chance geben. Eine top ausgestaltete Bühne präsentierte den Rahmen für die dauerrotierende Saitenfraktion, die im Zusammenspiel mit dem Schlagzeug eine Atmosphäre dichter als ich am Mittwoch im Partyzelt schufen. Sänger J.J., der Mann mit den vielen Synonymen, lebte sich komplett in seinen Lyrics aus und bot diese fühlbar dar, nur waren sie mir etwas zu leise, was auch das einzige Manko im Sound darstellte.

Es folgte eine Herausforderung für jeden Fotomenschen im Fotografen. Der maximal agile Barney Greenway und seine Mitstreiter um Danny Herrera an den Drums, John Cooke am Sechsaiter, ergänzt um Adam Clarkson am Bass entern zur Primetime die Bühne und das gesamte Party.San hat Bock! Bei bestem Sound werden Splitterbomben wie Amoral und Retreat to Nowhere abgeworfen. Auch You Suffer wurde natürlich präsentiert mit dem augenzwinkernden Hinweis ans Publikum doch bitte aufzupassen. Ebenso große Aufmerksamkeit war bei den Ansagen gefordert in denen Barney nicht müde wurde, eine bekannte blaubraune Schmutzpartei aufzufordern sich zu verpissen, sehr zur Begeisterung des Publikums das laut und deutlich „FICK DIE AfD!“ mit rief! Neben der politischen Präsenz war die musikalische mindestens genauso überragend. Ich jedenfalls habe Napalm Death noch nie schlecht gesehen, aber so nahezu unfassbar gut habe ich sie auch noch nie gesehen.  [Phillip]

Es gibt diese Momente, auf die man als Metalfan jahrzehntelang wartet. Für mich war es die Erfüllung eines Traums, als Dark Angel endlich die Bühne des Party.San enterten. Schon bevor der erste Ton verklang, war mein Herz auf Anschlag – nicht zuletzt, weil ich vorab noch ein paar Worte mit Gene Hoglan wechseln konnte. Mit dem freundlichen Hünen über Drums, Touren und alte Zeiten zu schnacken, machte die Erwartung nur noch größer. Und dann: Vorhang auf für Legendenstatus pur.

Dass die Kalifornier Darkness Descends in voller Länge präsentierten, war mehr als ein Nostalgietrip – es war eine Thrash-Messe, die mich vom ersten bis zum letzten Ton in Ekstase versetzte. Der Sound: brachial, wuchtig, kompromisslos. Vor allem Gitarristin Laura Christine erwies sich als absolute Bereicherung, ihre Riffs und Soli schnitten messerscharf durch die Schlotheimer Luft. Man spürte, dass sie das Erbe von Jim Durkin mit Hingabe und Können weiterträgt. Immer wieder wurde an den verstorbenen Gründer erinnert, und diese Huldigungen gaben der Show eine zusätzliche emotionale Tiefe. Es war, als würde Jim über allem wachen.

Und dann Ron Rinehart: optisch kaum wiederzuerkennen, körperlich gestählt und stimmlich stärker denn je. Wo früher manchmal die Luft dünn wurde, brüllte er nun mit einem Volumen, das Gänsehaut von den Füßen bis in die Haarspitzen trieb. Besonders bei Time Does Not Heal zeigte er eindrucksvoll, dass seine Stimme gereift und kraftvoller denn je ist. Auch der neue Song Extinction Level Event zündete live so viel mehr als auf Platte – knackig, roh, ein echter Fingerzeig auf das, was da noch kommen mag.

Natürlich waren nicht alle Besucher vor der Bühne im gleichen Freudentaumel wie ich. Manche sahen dem Ganzen eher staunend oder gar skeptisch zu – Thrash Metal der alten Schule ist eben nicht jedermanns Sache. Doch ehrlich gesagt: das war mir völlig egal. Für mich war der Abend Kultfaktor hoch zehn. Ich feierte, sang, headbangte, und während Sören im Pit gleich zweimal unsanft Bekanntschaft mit dem Boden machte, stand ich am Rand mit Gänsehaut und einem breiten Grinsen im Gesicht.

Zwischendrin noch ein kleiner Höhepunkt am Rande: Bassist Jeremy Peto trug das wohl beste Shirt des Festivals mit der Aufschrift „I’m not Kerry King“. Ein ironischer Seitenhieb, der für reichlich Gelächter sorgte und perfekt in diesen Mix aus Ernsthaftigkeit und augenzwinkerndem Thrash-Humor passte.

Am Ende blieb für mich nur ein Fazit: Dark Angel haben nicht nur einen Jugendtraum erfüllt, sie haben ihn übertroffen. Ein Oberknaller von einem Konzert, ein Bekenntnis zum Thrash Metal in seiner reinsten Form und ein würdiges Denkmal für den unvergessenen Jim Durkin. Obergeil!

So, und damit war der erste richtige Festivaltag beim Party.San 2025 auch schon Geschichte – und was für eine! Vollgefuttert von Lennys Grillkünsten, angeheitert vom einen oder anderen White Russian und ausgerüstet mit frisch erstandenem Merch stapften wir durch eine staubige, aber bestens gelaunte Festivalwelt. Musikalisch war’s ein Ritt quer durch alle Extreme: mal Geballer, mal Atmosphäre, mal einfach nur pure Raserei – und zwischendrin immer wieder Momente, die einem das Herz aufgingen.

Natürlich hat jeder seine persönlichen Highlights, doch eins war klar: Wer an diesem Tag keinen Spaß hatte, war wahrscheinlich nur versehentlich auf dem Acker gelandet und suchte eigentlich nach dem nächsten Yoga-Retreat. Für den Rest von uns hieß es: Bier kalt, Nacken heiß, Laune im roten Bereich.

Tag eins hat damit die Messlatte für das, was noch kommen sollte, schon mal ordentlich hochgelegt. Und wenn das Party.San eines sicher kann, dann ist es: immer noch einen draufsetzen. Prost – auf einen legendären Auftakt! [Olaf]


DIE ZEPHYR'S ODEM CREW

Bericht: Olaf | Phillip | Schaacki | Stephanie
Fotos: DÖ | Stephanie




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