TFTHS SOMMERPAUSE BIS 20.09.2025
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Live on Stage-Report: Protzen Open Air 2025 - TAG 3 Samstag, 21.06.2025
Legenden Verbeugung und Überraschungen

Alter, echt schon der letzte Tag? Irgendjemand hat heimlich am Zeitrad gedreht, denn schwupps – zack – sind wir schon beim großen Finale angekommen. Die Sonne scheint, die Shirts riechen langsam verdächtig und der Sonnenbrand hat die Form eines Bandlogos. Aber an Aufhören ist heute noch lange nicht zu denken, denn bandtechnisch haben sich die Mario und sein supergeiles Team die heftigsten Brocken bis zum Schluss aufgehoben.
Die Zeit verflog wie ein Dosenbier beim Circle Pit, doch heute heißt es noch einmal: Vollgas, Baby! Kein bisschen Müdigkeit, keine Gnade für Nackenmuskeln, Leber oder Trommelfell. Denn was da an Hochkarätern über die Bühne pflügt, lässt jeden Metalhead sabbernd vor Glück zurück – wäre da nicht der bittere Wermutstropfen, dass Melechesh es leider nicht nach Brandenburg geschafft haben. Der Luftraum über Israel war dicht wie das Infield bei Asphyx, und so mussten die orientalischen Black-Thrasher den Auftritt schweren Herzens absagen.
Doch das Orga-Team wäre nicht das Orga-Team, wenn sie nicht auch diesen Ausfall irgendwie kompensiert bekämen. Statt Frust gab’s schlicht: noch mehr Abriss. Und das Schöne daran? Von weiteren Diebstählen wurde diesmal nichts bekannt – scheinbar hatte sich herumgesprochen, dass die Festivalgemeinde not amused ist, wenn jemand mit fremdem Merch die Heimreise antritt.
Also: Sonnencreme auf die Tattoos, Ohrenstöpsel rein (oder raus, je nach Mut) und nochmal alles geben. Denn was bleibt, ist der Staub, der sich auf die Haut legt – und die Erinnerung an einen letzten, kompromisslosen Tag voller Lärm, Liebe und Lässigkeit. Bühne frei für das große Protzen-Finale!
Es gibt Entscheidungen im Leben, die man nicht bereut – zum Beispiel, am Samstagmorgen nicht dem Ruf des Rühreis zu folgen, sondern stattdessen ein spätes Frühstück mit Death Metal und Hopfenkaltschale zu kombinieren. Während sich TRASHBEAT bereits ab 10 Uhr als musikalische Frühstücks-Untermalung betätigten, schafften wir es standesgemäß erst kurz vor zwölf auf das Gelände. Rechtzeitig genug, um den Berliner Newcomern von MASSAFACTION zu lauschen, die sich anschickten, dem Hangover-Publikum das letzte bisschen Müdigkeit aus den Knochen zu prügeln.


Und was soll man sagen: MASSAFACTION lieferten nicht nur ab, sie walzten alles nieder. Geiler, oldschooliger Death Metal, der so dermaßen nach vorne ging, dass man fast meinte, im Infield würde gerade eine Zeitmaschine anspringen – Zieljahr: 1991. Doch der Sound war alles andere als verstaubt: Vom ersten Ton an brillierte die Abmischung mit Klarheit, Druck und einer amtlichen Portion Wumms, sodass jeder Riff wie eine gut geölte Abrissbirne einschlug.
Die Berliner boten einen herrlich fett riffenden Mix aus Groove und Dampfwalze, der deutlich machte, dass das Debütalbum Downfall of Trinity kein kurzlebiger Szenehype war, sondern der Einstieg in etwas Größeres. Die Songs knallten mit Wucht, waren durchdacht komponiert und tight gezockt. Man hörte, dass hier keine Schülerband ihre ersten Akkorde suchte, sondern ein hungriges Rudel mit Plan und Durchschlagskraft.
Und das Publikum? Entgegen aller Befürchtungen war das Infield schon gut gefüllt – und das nicht nur von Restalkohol und Dunst. Erdbeerbowlig gut gelaunt und in bangerfreudiger Erwartung, zeigte sich das Publikum von seiner sonnigsten Seite: Pommesgabeln, Mitgröhlerei, bangende Nacken und erste Mosh-Versuche sorgten für amtliche Stimmung zur noch jungen Stunde. Für viele dürfte dieser Gig das geheime Highlight des Tages gewesen sein – oder zumindest der willkommene Katerkiller mit Stil und Substanz.
MASSAFACTION haben mit ihrem Auftritt nicht nur bewiesen, dass Berliner Death Metal lebt, sondern auch, dass Newcomer manchmal die besten Argumente liefern, früh aufzustehen. Wer die Band bis dahin nicht kannte, sollte schleunigst Downfall of Trinity auschecken – und sich den Namen fett auf die Kutte sticken lassen (oder wie in unserem Fall 2 Shirts kaufen). Verdient haben sie’s.


Während sich bei AKANTOPHIS drinnen im Hangar die Nebelschwaden und Black-Metal-Finsternis breitmachten – und ich zugeben muss, dass das, was ich beim Weg zum Infield so aufschnappte, überraschend fett klang, obwohl mein Herz eigentlich nicht für corpsepaintgeschminkte Gekrächze schlägt –, richtete sich mein Fokus auf das, was da draußen auf mich wartete: FULL ASSAULT, Thrash-Metal-Abrisskommando aus Mecklenburg-Vorpommern. Oder wie der Volksmund sagen würde: McPomm.
Mittagssonne, zweites Bier, zweite Band – so lässt sich der Einstieg in diesen Festivaltag ganz gut zusammenfassen. Während sich AKANTOPHIS zuvor mit ihrem Black Metal im Hangar erstaunlich kompetent in meine Gehörgänge gefräst hatten – und das, obwohl ich sonst eher dem Licht als der Finsternis zugeneigt bin –, war nun Schluss mit düsterem Nebelzauber. Es war Zeit für einen gepflegten Tritt vors Schienbein: FULL ASSAULT betraten das Infield.
Thrash aus McPomm – allein das klingt schon wie ein Versprechen. Und was dann folgte, war nicht weniger als eine Offenbarung für Freunde der rotzigen Drei-Akkord-Abrissbirne. Endlich stand unser aller Robsess auf der Protzen-Bühne – ein Moment, auf den nicht nur die Szene, sondern wahrscheinlich auch sein inneres Fan-Kind lange hingefiebert hatte. Und der gute Mann enttäuschte nicht. Im Gegenteil.
FULL ASSAULT lieferten eine Lehrstunde in Sachen Energieeffizienz: Drei Mann, keine zweite Gitarre – und trotzdem ein Sound, der so fett war, dass selbst Fünfer-Kapellen neidisch werden dürften. Hier wurde bewiesen, dass man auch ohne doppeltes Saitengewitter ein Soundgewitter entfesseln kann, das einem die Schuhe auszieht. Die Riffs rollten wie Panzer, das Schlagzeug nagelte alles zu, was sich bewegte, und die Vocals kamen direkt aus der Magengrube – roh, ehrlich, wütend.
Die Songs, aktuelle wie auch älteres Material, entfalteten im Infield ihre volle Wirkung. Die Haare flogen – auf und vor der Bühne. Die Crowd war sofort am Start, bangte, moshte, schrie mit. Man hatte das Gefühl, dass hier gerade nicht nur Musik gemacht wurde, sondern eine kollektive Aggressionsbewältigung auf musikalisch höchstem Niveau stattfand. Und auch wenn ich mir beim wilden Fotograben-Ballett eine durchaus beeindruckende Schramme an der Bühnenbefestigung einfing – völlig egal. Wenn FULL ASSAULT loslegen, bleibt man eben nicht auf dem Teppich sitzen und zählt seine Blessuren, sondern bedankt sich innerlich, dass man überhaupt dabei sein darf.
McPomm hat mehr zu bieten als Kühe und Küste – nämlich FULL ASSAULT. Und die haben auf dem Protzen Open Air 2025 eindrucksvoll gezeigt, dass Thrash lebt, kracht und mit nur drei Leuten ganze Infields in Schutt und Asche legen kann. Chapeau, ihr Berserker!


RECKLESS MANSLAUGHTER im Hangar beim Protzen Open Air – das war keine bloße Show, das war ein Abriss mit Ansage. Schon das gesamte Wochenende hatte ich mit den Jungs gequatscht, gelacht, Bier geteilt und über die Frage sinniert, ob die Snare auf Blast into Oblivion wirklich ein Eigenleben führt. Doch nun endlich: Live. Auf der Bühne. Im Hangar. Und ja, ich wusste, dass das heftig wird. Aber dass es SO heftig wird, hatte ich nicht erwartet.
Die Ruhrpottler sind bekannt für ihren räudigen, kompromisslosen Death Metal, der sich tief durch die Eingeweide fräst und dabei trotzdem technisch auf den Punkt ist. Seit 2009 wüten RECKLESS MANSLAUGHTER durchs Unterholz der deutschen Szene und haben mit Alben wie Blast into Oblivion oder Caverns of Perdition bewiesen, dass sie alles andere als eine Eintagsfliege sind. Die Mischung aus US-Death, einer Prise schwedischem Sägensound und eigenem Wahnsinn funktioniert auf Platte hervorragend – aber live? Live ist das ein anderes Monster.
Der Hangar war rappelvoll, die Luft stand, die Shirts klebten, und dann kam dieser Sound. Brutal. Brachial. Ohne Umwege direkt aufs Zäpfchen. Die Snare peitschte wie eine entfesselte Wildsau durchs Set – präzise, aggressiv, tierisch geil. Man möchte Drummer Pneumator dafür ein Denkmal bauen – oder ihm zumindest ein Bier ausgeben, obwohl das bei dem Tempo vermutlich direkt verdampft wäre. Leimy, die Rampensau mit der gefühlten Nackenmuskulatur eines mittelgroßen Flusspferds, postete wie ein Berzerker und peitschte das Publikum an, als hinge sein Leben davon ab.
Und das Publikum? Ging komplett steil. Es wurde gebangt, geschwitzt, gekreischt und mitgegrölt. Die Stimmung war am Kochen und es dauerte keine zwei Songs, bis mein Rücken Bekanntschaft mit dem Ellenbogen eines euphorischen Death-Metal-Jüngers machte. Egal, ich grinste wie ein Honigkuchenpferd. Und als am Merch-Stand dann noch mein Blick auf ein Shirt besagter Wut-Horde fiel, war klar: Das muss mit. Wieder ein Shirt mehr, wieder ein Beweis für einen Killer-Gig.
RECKLESS MANSLAUGHTER waren die dritte Band des diesjährigen Z.O.F.F.-Line-Ups, die ich mir zu Gemüte führte – und nach diesem Abriss war klar: Ich habe hier eine absolute Killertruppe am Start. Keine Ahnung, ob die Jungs wissen, wie gut sie wirklich sind. Ich weiß es jetzt. Und der Hangar weiß es auch.


Seit jenem wuchtigen Debüt Blood Craving Mantras von 2019 kreiste in meinem Schädel unaufhörlich der Wunschgedanke, dass TEMPLE OF DREAD sich irgendwann auch mal live aus den Grüften der ostfriesischen Küste auf eine Bühne begeben würden. Und nun stand ich da, leicht nervös, aber höchst erfreut, denn der Tag war gekommen: Mein Kumpel und ehemaliger Zephyr's Odem-Kollege Bünne hatte sein Baby endlich auf die Bretter gestellt. Und wie!
Was da auf der Hauptbühne aufmarschierte, war nichts Geringeres als eine Art norddeutscher Death-Metal-Adel: Am Mikrofon stand Jens Finger, auch bekannt von Slaughterday, der mit seinem knurrigen Organ mühelos sämtliche Dämonen aus dem Hades zur Show lotste. An den Drums? Niemand Geringerer als Jörg Uken himself – Studio-Guru, Taktgeber und Dauergrinser in Personalunion. Der Mann hätte auch mit einem Drumstick weniger noch tight wie ein antiker Flaschenzug getrommelt.
Klar, das Infield hätte bei dieser göttlichen Aufstellung durchaus voller sein dürfen. Es waren leider nicht so viele vor der Bühne, wie ich es mir insgeheim erhofft hatte. Aber: Die, die da waren, wurden Zeuge eines infernalischen Death-Metal-Gewitters, das sich gewaschen hatte. Kein Posing, kein Firlefanz – einfach nur roher, brutaler und gnadenlos gut gespielter Oldschool Death Metal, direkt aus den sulfurtriefenden Ritzen der Unterwelt.
Die Setlist war erwartungsgemäß ein Ritt durch die finsteren Kapitel ihrer bisherigen Diskografie – darunter natürlich auch Stücke vom aktuellen Album Beyond Acheron, das den Bandsound nochmals vertieft und verfinstert hat. Die Riffs walzten, die Doublebass pumpte und Bünnes Gitarre schnitt wie ein rostiger Kult-Skalpell durch den Mix – dank der erneut fetten Soundarbeit des Irsinn Ernst-Teams. Alles saß, alles dröhnte, alles machte Laune. Und vor allem: Die Band hatte sichtlich Bock.
So sehr sogar, dass man später bei der Rückfahrt zur Unterkunft feststellen musste, dass gewisse Tempelbewohner offenbar nicht nur musikalisch, sondern auch trinkfest geblieben sind. Bünne jedenfalls hatte nach Augenzeugenberichten etwas Schwierigkeiten, den Tourbus als solchen zu erkennen und hineinzuklettern. Zu viel Nektar und Ambrosia, oder war es doch einfach nur Bier und ein bisschen Schnaps? Wer weiß das schon. Die griechische Mythologie ist da ja flexibel.
TEMPLE OF DREAD lieferten nicht nur einen bärenstarken Gig, sondern bewiesen auch, dass Death Metal aus Ostfriesland genauso fies und infernalisch sein kann wie aus Tampa oder Stockholm. Eine Band, die man sich dringend öfter live wünschen darf – auch wenn danach möglicherweise ein paar Musiker mehr die Stufen zum Bus nicht mehr finden.


Manchmal macht man einfach alles falsch. So zum Beispiel, wenn man sich in hitzige Gespräche und ein Interview vertieft, während PURE MASSACRE gerade draußen die Death-Keule schwingen und das Publikum in Grund und Boden walzen. Auch WRETCHED FATE im Hangar sollen laut Augen- und Ohrenzeugen ihre Death-Metal-Peitsche gnadenlos geschwungen haben – mir entging leider beides. Aber ich gelobe Besserung und spreche an dieser Stelle ein verdientes Lob an den Kollegen an den Reglern aus, der ab Tag zwei im Hangar die Technik bestens im Griff hatte. Was für ein Sprung nach dem verunglückten Start!
Doch zurück zum Thema, denn nun wurde es persönlich. Die vierte Band des diesjährigen Z.O.F.F. und damit sozusagen ein weiteres Kapitel meines kleinen Thrash-Familienromans: FATAL EMBRACE aus Berlin. Wer diese Truppe kennt, weiß, dass hier keine halben Sachen gemacht werden – und mit dem neuen Album Seventh Sadistic Serenade im Gepäck wurde auch beim Protzen keine Gefangenen gemacht. Der Hangar bebte vom ersten Riff an.
Frontmann Heiländer, stimmlich ohnehin ein Berserker vor dem Herrn, schrie sich die Seele aus dem Leib, während die beiden Axtmänner Spezi und mein guter Freund Christian ein Riff-Gewitter sondergleichen auf uns niederprasseln ließen. Eine Thrash-Attacke jagte die nächste, präzise, aggressiv und messerscharf. Dass mein Sohn den lieben Christian dabei auf der Bühne anhimmelte wie andere Kinder Marvel-Helden, ließ mich kurz neidisch seufzen. Aber was will man machen – ich kann nun mal nur Gurke und Triangel.


Die Rhythmusabteilung mit Tilo am Bass und Andre an den Drums agierte so tight wie die Jeans eines 80er-Thrashers auf dem Weg zur nächsten Moshpit-Taufe – das war kein Hintergrundgetöse, sondern ein solider, drückender Groove-Teppich, auf dem die Gitarrenläufe herrlich durchdrehen durften. Und das alles unter den wachsamen Augen von Duck, dem Labelboss von Iron Shield Records, der vermutlich innerlich Purzelbäume schlug.
Ein amüsanter Moment ergab sich gegen Ende, als die Band kurz dachte, das Set sei bereits durch – Zeitgefühl ist eben relativ, wenn man gerade den Hangar zerlegt. Doch Goatseidank fiel ihnen noch rechtzeitig ein, dass das großartige Rose-Tattoo-Cover Nice Boys auf keinen Fall fehlen durfte. Und so kam das finale Sahnehäubchen auf ein ohnehin schon explosives Set.
Unterm Strich bleibt festzuhalten: Alle vier Bands, die sowohl beim Protzen als auch beim Zephyr’s Odem Family Fest am 11.10.2025 auftreten werden, haben eindrucksvoll bewiesen, dass sie mehr als nur solide Wahl sind – sie sind ein Garant für Abriss, Spaß und Qualität. Und ja, natürlich wurde ein weiteres Shirt erworben. Langsam wird’s eng im Kleiderschrank, aber es gibt eben Dinge, bei denen man nicht sparen sollte. Thrash till death – und am besten gleich noch ein paar Mal.

So langsam musste ich dem Wochenende dann doch mal Tribut zollen. Die Beine schwer, die Leber beleidigt aufgrund der unzähligen alkoholfreien Biere und der Nacken... nun ja, der schrie schon nach dem Orthopäden. Doch eine gute Gelegenheit zum Abschalten war ohnehin nicht in Sicht, denn vor der Hauptbühne stand ein weiteres Death Metal-Schwergewicht bereit: BERZERKER LEGION.
Diese multinationale Abrissbirne besteht aus erfahrenen Haudegen diverser Death-Metal-Institutionen. Am auffälligsten natürlich: Asphyx-Veteran Alwin Zuur an der Gitarre– und einmal mehr war der gute Mann eine Wucht. Die Band, gegründet von ebenjenem Alwin und Tomas Elofsson (Hypocrisy), hat mit Obliterate the Weak und Chaos Will Reign zwei Banger-Alben im Gepäck, die live wie ein Orkan über das infield fegten. Zwar ließ meine körperliche Verfassung kein vollständiges Headbanging mehr zu, aber ein paar Songs nahm ich trotz beginnendem Zerfall meiner Gliedmaßen noch mit. Es hat sich gelohnt. Wucht, Groove und fieser Sound machten klar: Diese Legion marschiert nicht, sie walzt – und zwar gnadenlos. Begeisterung vor der Bühne, Nickbewegungen soweit das Auge reichte und ein knurrender Magen, der mich schließlich zur Essensausgabe trieb. Aber nicht ohne Dank an die Band, die noch den letzten Rest Lebensenergie aus mir herausklopfte.
ABROGATION gingen leider an mir vorbei, da ich mir währenddessen einen kleinen Powernap im Auto gönnen musste, den mein Sohnemann nutzte, um gemeinsam mit Christian von Fatal Embrace ein paar äußerst charmante Paparazzi-Bilder von mir zu schießen. Herzlichen Dank auch! Wer solche Freunde und Familie hat, braucht wirklich keine Feinde mehr – aber immerhin einen guten Humor.
Danach folgte das finnische Kontrastprogramm – wenn man bei TORTURE KILLER überhaupt von Kontrast sprechen will. Denn was die Herren aus Turku ablieferten, war schlicht brutales Old School Death Metal Geballer vom Feinsten. Kaum zu glauben, dass ihr letztes reguläres Album Phobia bereits 2013 erschienen ist. Doch die Truppe, einst bekannt als Obituary-Coverband und dann sogar mit Chris Barnes an Bord (ja, der von Six Feet Under, damals noch mehr Legende als Meme), ist nicht totzukriegen. Und das ist auch gut so!
Das Infield war bis zum Bersten gefüllt – ein klares Zeichen, dass TORTURE KILLER in der Szene einen verdammt hohen Stellenwert hat. Die Mischung aus Bolt-Thrower-Groove, Six-Feet-Rotzigkeit und typisch finnischer Gnadenlosigkeit ließ keinen Kopf still. Alles in der Band wirkte tight, fokussiert und absolut spielfreudig. Und das Publikum fraß ihnen aus der Hand. Die Songs waren präzise, die Riffs zündeten wie frisch geölte Kettensägen und der Sänger röhrte wie ein finnischer Braunbär auf Wodkaentzug. Es war herrlich.

Schon beim ersten Riff wurde klar: EKTOMORF – die Ungarn aus Mezőkovácsháza mit Zoltán „Zoli“ Farkas am Mikro – sind die perfekte Band, wenn man Bock zu hüpfen hat. Und ja, ich hatte Bock zu hüpfen, so wie viele andere auch. Das Publikum war elektrisiert.
Ohne sich zu verstecken, ballerten sie einen Haufen Klassiker gnadenlos, direkt, auf den Punkt. Natürlich gab’s wieder reichlich „Fucks“ und „Hate“ – das scheint bei EKTOMORF zur Grundausstattung zu gehören. Doch selbst mit diesem etwas eindimensionalen Vokabular lieferten die Ungarn genau das, was man brauchte: ein massives Groove-Metal-Gewitter, das die müden Knochen noch einmal ordentlich in Wallung brachte.
Das Infield war proppevoll, alle waren scheinbar begeistert. Von hinten bis vorne gingen die Köpfe mit, Hände formten Fäuste, und wer stand, hüpfte – ein kollektives Auspowern. Die Soundmauer – thrashige Groove‑Metal‑Walze, gewürzt mit Roma‑Einflüssen – war beeindruckend. Die Ungarn leben das, man spürt die Wut, aber auch den Groove. Auch backstage: Zoli und seine Kollegen gaben sich sehr fannah. Sie kamen raus, plauderten mit der Crew, gaben Hände, ließen sich feiern – total geerdet. Kein Großmaul-Gehabe, sondern echte Dankbarkeit gegenüber dem Publikum. Das war in der Vergangenheit nicht immer so. Umso schöner, dass hier scheinbar ein Umdenken stattgefunden hat.
Ich war nach dem Gig irgendwie nicht so begeistert. Warum auch immer – vielleicht zu viel Adrenalin, meine Erwartung war vielleicht zu hoch. Doch während ich durch das Festivalgelände schlenderte, dämmerte es mir: Heute Abend war das genau das, was ein Festival ausmacht. Später erkannte ich, wie geil es doch war – der pulstreibende Sound, das Miteinander, die Energie.
EKTOMORF haben auf dem Protzen Open Air 2025 abgeliefert – potente Wut trifft Groove, egal wie viele „Fucks“ es gibt. Ein echtes Spektakel, das man mit hüpfenden Knochen genossen hat. Im Rückblick: ein formidables Brett – da bleibt niemand lange müde. Nächstes Mal bin ich wieder erster Reihe rechts – und diesmal endgültig restlos begeistert.


Ganz ehrlich: Bei DECAPITATED verliere ich langsam den Überblick, wer da gerade alles auf der Bühne steht. Nicht, weil es mich nicht interessiert, sondern weil die polnische Death-Metal-Institution mit einer fast schon beängstigenden Konstanz abliefert – völlig egal, wer da gerade ins Mikro brüllt oder die Felle verdrischt. Nur einer ist immer da: Gitarrist und Gründungsmitglied Vogg, der bald auch bei Machine Head aushilft. Ein Ritterschlag, der zeigt, wo die Messlatte hängt – und zwar ziemlich weit oben.
Neu an Bord ist Eemeli vom finnischen Death-Geschwader Mors Subita, der sich als Fronter inzwischen erstaunlich gut eingegroovt hat. Was das mit der Musik von DECAPITATED macht? Gar nichts! Im besten Sinne. Denn egal, wie oft das Line-up auch rotiert: Diese Band ist wie eine Panzerdivision auf Speed. So fett, so tight, so brutal – da passt jedes Riff, jeder Blast, jede Growl-Attacke wie ein rostiger Stahlbolzen in die Schädeldecke.
Schon bei Just a cigarette wird klar, dass der Sound heute überragend ist. Knackig, differenziert, brutal – der Tontechniker muss irgendwo einen Pakt mit dem Teufel geschlossen haben. Bei Cancer Culture rast das Publikum endgültig aus und spätestens bei meinem persönlichen Favoriten Last Supper grinse ich wie ein Metzger mit Rabattgutschein. Dieses Riff! Dieses Groove-Monster! Es ist nicht weniger als die Death-Metal-Definition von "State of the Art".
DECAPITATED sind live wie auf Platte eine fast unbezwingbare Macht. Wer denkt, dass sich technischer Anspruch und rohe Gewalt gegenseitig ausschließen, bekommt hier die perfekte Lektion in Sachen Irrtum. Die Band serviert Hochkomplexität mit Nackenschlag-Garantie und verpackt das Ganze in ein Bühnengewitter, das selbst gestandene Genrefans in Ehrfurcht erstarren lässt.
Und dennoch: Headliner hin oder her – der finale Blattschuss sollte danach im Hangar folgen. Doch vorher gab’s mit DECAPITATED das musikalische Äquivalent zu einem Vorschlaghammer im Solarium: heiß, hart und gnadenlos präzise.


Coverbands und Tribute-Acts sind für mich ja so ein bisschen wie Überraschungseier: Man weiß nie, ob man was Tolles oder was eher Unnötiges auspackt. Aber wenn eine Band das Erbe einer Legende wirklich würdevoll weiterträgt – dann wird aus Hommage Ehrfurcht. Und da Bolt Thrower nun leider schon lange das Schlachtfeld verlassen haben, muss ich meine Gänsehaut eben woanders herholen. Zum Glück gibt es SPEARHEAD, die nicht einfach nur Songs nachspielen, sondern deren Spirit eins zu eins aufs Publikum übertragen.
Schon beim Betreten des Hangars war klar: Hier wird nicht geblödelt, sondern gebolzt. Der Raum war proppenvoll, die Luft vibrierte, und gleich bei Mercenary stand der Raum kollektiv stramm. Frontmann Johannes – eine stählerne Erscheinung mit durchdringender Stimme – hätte auch problemlos bei der britischen Originalbesetzung durchgehen können. An seiner Seite Gitarrist Niclas, dessen Riffs so präzise wie ein gezielter Mörserschlag einschlugen. Und der Rest der Truppe? Spielte, als hätte man sie direkt aus den Peel Sessions herausgeklont.
Warmaster, Cenotaph, At first light, Inside the Wire – es war ein einziges Death-Metal-Gelage für Bolt Thrower-Jünger. Wer hier nicht mitgebrüllt hat, hat entweder kein Herz oder kein Gehör. Ich selbst hatte mehrmals Gänsehaut, und nicht nur wegen der Hitze im Hangar. Teilweise schloss ich die Augen, nur um mich kurz in die seligen 90er zurückzubeamen – so nah dran war der Sound am Original. Dass Those once loyal am Ende als letzter von drei (!) Zugaben serviert wurde, war dann der endgültige emotionale Knockout.
Und dann gab’s auch noch was zu feiern: Es war tatsächlich der 50. Gig der Band – und was für einer! Wenn man für seine Lieblingsband keine Reunion bekommt, dann wünscht man sich wenigstens ein Reenactment wie dieses: authentisch, leidenschaftlich und mit maximaler Durchschlagskraft.
SPEARHEAD haben nicht nur den Geist von Bolt Thrower beschworen – sie haben ihn auf die Bühne gezerrt, ihm ein Bier in die Hand gedrückt und ihn zum kollektiven Abriss eingeladen. Ein Triumphzug, der den fulminanten Abschluss eines ohnehin überragenden Wochenendes markierte. Besser kann man nicht in den musikalischen Exitus marschieren.


Was bleibt zu sagen nach diesem gigantischen Wochenende, außer: Danke. Ein riesengroßes, ehrliches, bierseliges Danke – an Mario, Andrea, Irsin Ernst mit seinem Team und die gesamte Crew, die uns Metallern auch dieses Jahr wieder ein Festival der Sonderklasse beschert haben. Ohne euch wäre das hier alles nur ein staubiger Acker. Mit euch wird’s zur Wallfahrtstätte der härteren Gangart.
Soundtechnisch gab es lediglich am ersten Tag im Hangar leichte Startschwierigkeiten – aber hey, wenn man die Hintergründe kennt, verneigt man sich eher vor dem Mann am Mischpult, der das Ruder danach bravourös herumgerissen hat. Respekt, Kollege!
Was das Protzen so besonders macht, ist nicht nur das Line-up oder die Erdbeerbowle – es ist das Gefühl, angekommen zu sein. Egal ob Besucher, Musiker oder wie ich als schreibender Fanboy: man wird empfangen mit offenen Armen, kaltem Bier und warmem Herzen.
Leider gab es auch Schatten: Die Diebe der ersten Nacht – euch sollen die Extremitäten faulen, und zwar langsam und unter Schmerzen. Und für den armseligen Wichser, der glaubte, sich an einer Frau vergreifen zu müssen, fehlen einem eigentlich die Worte – aber nicht der Ekel. Möge dich der Zorn aller Anwesenden ein Leben lang verfolgen.
Doch blicken wir nach vorn: Ich freu mich tierisch auf nächstes Jahr! Wenn wirklich F.K.Ü. die Bühne entern, pack ich schon mal meine Thrash-Cape und die Fakeblut-Kanister ein. Das wird wieder ein Wochenende voller Bier, Schweiß und Tränen – Tränen der Freude, wohlgemerkt.
In diesem Sinne: To those once loyal! Bis zum nächsten Mal in diesem kleinen Dorf, das einmal im Jahr zur Hauptstadt des Todes wird.
