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AQUILLA – Sentinels of new Dawn (2025)

(9.893) Olaf (7,0/10) Speed Metal


Label: High Roller Records
VÖ: 31.10.2025
Stil: Speed Metal






Es gibt Bands, die machen einfach genau das, was man erwartet – und das auf eine derart charmante Weise, dass man ihnen gar nicht böse sein kann, wenn der große Knall am Ende ausbleibt. AQUILLA gehören genau in diese Kategorie. Die fünfköpfige Truppe aus Warschau treibt seit 2015 ihren ganz eigenen Science-Fiction-Heavy-Speed-Metal durchs All und serviert mit Sentinels of New Dawn ihr zweites vollwertiges Album. Und das klingt, als hätte man irgendwo zwischen Blade Runner, Dune und einem alten IRON MAIDEN-Tape den WARP-Antrieb gefunden.

Die Polen haben ihre Wurzeln nie verleugnet. Schon das Debüt Mankind’s Odyssey ließ keinen Zweifel daran, dass hier eine Band unterwegs ist, die mit den großen 80er-Ikonen im Herzen musiziert. Damals allerdings war das Endergebnis etwas widersprüchlich, wie Drummer Pete Slammer heute rückblickend gesteht: Produktion nicht optimal, musikalische Richtung noch nicht ganz definiert. Mit Sentinels of New Dawn sollte alles anders werden. Und siehe da – die Rakete hebt sauberer ab.

Der Sound ist straffer, wuchtiger und produziert mit einem klaren Fokus auf Druck und Raum. Keine überladene Wand, sondern ein klassisch schnörkelloser, aber druckvoller Mix, bei dem die Gitarren singen dürfen. Man riecht förmlich das Leder der Kutte, hört den Schweiß von Clubshows tropfen und spürt den kalten Weltraumwind. Die Band um Captain Paradox (ja, so nennen sie ihren Sänger wirklich) weiß, dass sie keine Genre-Revolution anzetteln muss – sie will einfach ballern. Und das tut sie.

Textlich tobt man sich erneut in der selbst erschaffenen Sci-Fi-Saga aus. Die Menschheit flieht auf den Planeten Yvad’déra, kämpft gegen Piraten (Plunder & Steel), Söldner (Battalion 31) und Tech-Diktatoren (Technocrats' Tyranny). Das klingt pathetisch, wird aber erstaunlich lebendig erzählt. Die Songs sind lose miteinander verwoben und lassen den Hörer genügend Raum für eigene Interpretationen, wie es die Band selbst beschreibt. Dieses Konzept funktioniert gut, weil es nicht versucht, eine übermäßig stringente Story aufzudrängen – vielmehr entfaltet sich die Atmosphäre wie ein galaktischer Comic: laut, bunt, gefährlich und verdammt unterhaltsam. Oldschool as fuck.

Besonders stark ist die Stimme von Captain Paradox. Kein überproduzierter Hochglanztenor, sondern ein kraftvoller, charismatischer Frontmann, der seine Töne trägt, reitet und manchmal auch einfach knurrt, als wolle er persönlich das Raumschiff durch ein Asteroidenfeld steuern. Diese Vocals verleihen dem Album eine Identität, die viele ähnlich geartete Bands schlicht nicht haben. Auch das Solo-Duo Jaspar De Phaser und Kris Invader sorgt für reichlich Benzin im Antrieb: Klassische Gitarrenmelodien, treibende Riffs und ein paar dieser herrlich überzogenen Twin-Leads, die man einfach liebt, wenn man in den 80ern hängen geblieben ist – oder es gerne wäre.

Und trotzdem: Die ganz große Explosion, das eine Stück, das wie eine Supernova im Ohr hängenbleibt, fehlt. Alles ist handwerklich top, durchdacht und macht Laune – aber das Gänsehautmoment bleibt aus. Vielleicht ist das Absicht, vielleicht einfach eine Frage des Charakters. AQUILLA setzen mehr auf solides Space-Metal-Feuerwerk als auf galaktische Kettenreaktion. Es kracht ordentlich, aber der Urknall bleibt aus.

Trotzdem: Wer sich bei den Worten Heavy, Speed und Classic spontan ein Nietenarmband umbinden will, wird hier sehr glücklich. Und das ist am Ende vielleicht wichtiger als jede Innovation. Sentinels of New Dawn ist wie ein vertrauter Flug mit dem alten Space Shuttle: vielleicht nicht hypermodern, aber zuverlässig, charmant und mit jeder Menge Nostalgie an Bord. Gut produziert, stark gesungen, technisch sauber gespielt – aber nicht mit dem ganz großen Knall. Macht Laune, schmeckt nach 80ern, limitiert sich aber bewusst selbst. Wer das mag, wird hier nicht enttäuscht.

Anspieltipps
🔥Plunder & Steel
💀Technocrats' Tyranny
🎸Sentinel's Fate


Bewertung: 7,0 von 10 Punkten


TRACKLIST

01. The Chronicles
02. Creed of Fire
03. Plunder & Steel
04. Mountains of black Sheep
05. Battalion 31
06. The Curse of Mercurion
07. Technocrats‘ Tyranny
08. Bound to be King
09. The Prophet
10. Sentinel’s Fate



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