DEGENERATE – Rituals of Rage (2025)
(9.581) Olaf (8,4/10) Thrash Metal

Label: DIY
VÖ: 23.05.2025
Stil: Thrash Metal
Die Frage muss mal in den Raum gestellt werden: Wie kann eine Band wie DEGENERATE, die so dermaßen tight, brutal und eigenständig abliefert, keinen Plattendeal haben? Sitzen die A&R-Leute kollektiv auf ihren Ohren oder wurden sie heimlich durch KI ersetzt, die nur noch Algorithmuscore erkennt? Fakt ist: Diese Band ballert, als würde sie mit Napalm gurgeln und ihre Gitarren mit Rasierklingen bespannen.
Gegründet wurde DEGENERATE 2016 von Frontmann Rens Hilgers, der sich offenbar nicht damit abfinden wollte, dass moderner Thrash Metal oft glattgebügelt, vorhersehbar oder einfach nur redundant klingt. Stattdessen verschmolz er oldschoolige Aggression mit moderner Härte, Death-Metal-Raserei und einem Gespür für Melodie, das nicht mal im Ansatz kitschig wirkt. Eine Band wie ein Vorschlaghammer mit Herz – oder ein Tritt ins Gesicht mit Gefühl.
Nach einer wütenden Demo-EP und dem Debüt Devastation Ahead von 2019, das dank Ex-Aborted-Mensch Mendel bij de Leij ordentlich Dampf hatte, machte die Pandemie dem aufkommenden Momentum einen Strich durch die Setlist. Doch was andere in Depression oder Drogen getrieben hätte, nutzten die Niederländer als kreative Katharsis. Herausgekommen ist nun Rituals of Rage – ein Album, das sich anfühlt, als wäre es in der Asche der Welt geschrieben worden.
Schon der Opener Servitor gibt unmissverständlich zu verstehen, dass hier keine Kompromisse gemacht werden. Es folgen zehn Tracks voller Riffs – Riffs – Riffs, die sich wie glühende Eisenstangen durch das Trommelfell brennen. Die Gitarrenarbeit ist teils so technisch und messerscharf wie bei frühen Death, dann wieder düster-melodisch wie zu besten Children of Bodom-Zeiten. Über allem thront Rens' Gesang: ein raues, wütendes, aber jederzeit verständliches Organ, das perfekt zur Musik passt – selten klang rohe Energie so kontrolliert.

Was DEGENERATE dabei auszeichnet, ist nicht nur ihre instrumentale Klasse oder die saubere, aber nicht klinische Produktion. Es ist diese Mischung aus Thrash-Brutalität, Death-Metal-Präzision und einem unbändigen Drive, der durch jeden Song fegt. Zwar gibt es hier und da auch mal einen Moment, in dem die Luft etwas dünner wird – aber selbst diese Passagen haben mehr Durchschlagskraft als die gesamte Diskografie manch gehypter Retro-Kapelle.
Man merkt dieser Band an, dass sie live wahrscheinlich alles plattwalzt, was nicht niet- und nagelfest ist. Wer die Gelegenheit hat, sie zu sehen, sollte sich Schutzkleidung überwerfen und vorne stehen bleiben. Oder besser noch: ins Booking investieren, bevor es andere tun. Denn von DEGENERATE wird man noch eine ganze Menge hören – zumindest wenn die Metalwelt halbwegs bei Verstand ist.
Rituals of Rage ist ein feuchter Traum für alle, die brutalen Thrash Metal mit Todesblei-Schlagseite lieben. Der Sound ist fett, die Songs sind bissig, die Produktion kracht – und das alles ohne Label im Rücken. Man kann also nur hoffen, dass sich das bald ändert. Denn wenn eine Band so wütend, wuchtig und wild loslegt wie DEGENERATE, dann gehört sie verdammt nochmal auf die großen Bühnen. Oder mindestens in jedes gut sortierte Plattenregal. Oder beides.
Anspieltips:
🔥The Cult
💀Rituals of Rage
🎸Faceless Violence
Bewertung: 8,4 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. Servitor
02. Xenon Equilibrium
03. The Cult
04. Illuminate
05. Sentence of DEath
06. Claymore
07. Faceless Violence
08. The Blacksmith
09. Ritual of Rage
10. The Desert