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EKTOMORF - Heretic (2025)

(9.894) Olaf (6,0/10) Thrash Metal / Hardcore


Label: Bleeding Nose Records
VÖ: 24.10.2025
Stil: Thrash Metal / Hardcore






Wenn Ektomorf ein Gericht wären, dann ein besonders scharf gewürzter Eintopf: Man weiß genau, was man bekommt, man weiß auch, dass es brennt – aber ob’s diesmal gut oder schlecht brennt, ist jedes Mal ein Glücksspiel. Seit über 30 Jahren serviert Zoltán Farkas seine Mischung aus Groove, Wut und Betonriffs, garniert mit einer Prise Selbstzerstörung und ordentlich „Fuck“-Würze. Heretic ist da keine Ausnahme – nur dass der Koch diesmal ordentlich die Schöpfkelle fallen lässt.

Dabei begann die Geschichte von Ektomorf Anfang der 90er in Mezőkovácsháza (bitte dreimal hintereinander laut aussprechen!), einem ungarischen Nest, das man auf einer Landkarte wohl nur mit sehr viel Geduld findet. Zoltán war damals schon sauer auf alles und jeden, und das ist er auch heute noch – nur mit mehr Tattoos und weniger Illusionen. Das Bandmotto war stets simpel: Groove, Aggression, Wut. Und wer das unterschätzt, hat noch nie erlebt, wie Romani Blood Metal live die Luft aus einem Festivalzelt saugt.

Heretic tritt genau mit diesem Spirit an, aber stolpert über die eigene Wucht. Der Opener Heretic wütet wie ein angeschossener Keiler – ein dicker, rumpelnder Groove, simpler Aufbau, Zoltáns markantes „FUCK YOU ALL!“ als quasi Markenzeichen. Und wenn ich für jedes „Fuck“ auf diesem Album einen Euro bekäme, könnte ich mir heute einen gepflegten Nachmittag im KaDeWe gönnen, inklusive Austern, Champagner und noch Geld für die U-Bahn zurück.

Musikalisch schiebt sich das Album in altbekannten Bahnen voran: Midtempo, grooviger Riffhammer, simple Hooks. Das Problem: man hat das alles schon mal besser gehört. Viel besser. Zum Beispiel auf Destroy oder Instinct. Bei Bitch klingt Zoli, als wolle er Corey Taylor persönlich die Gurgel rausreißen – und irgendwie gelingt es ihm auch, die Grenze zwischen stumpfer Aggression und unfreiwilliger Komik zu überqueren.

Der Text von Dear God trieft vor Wut und Weltschmerz, Zoli klingt hier so aufgeladen, als wolle er Gott persönlich die Meinung geigen. Was aber jede aufkommende Dramatik zuverlässig killt, sind die Spoken-Word-Passagen, die sich wie ein angeklebtes Fremdteil durch das Album ziehen – besonders spürbar bei Insects. Diese flüsternden Einschübe nerven wie eine Mücke um drei Uhr morgens: nicht gefährlich, aber verdammt störend. Zoli, bitte: brüllen, nicht säuseln.

Suicide Note verdient einen Sonderpreis. Nicht nur, weil das Stück sehr offensichtlich von Slipknot inspiriert ist, sondern weil es fast schon dreist gleich klingt – mit dem feinen Unterschied, dass Ektomorf diese Klangästhetik tatsächlich schon vor Slipknot genutzt haben. Ironie des Schicksals: Wer zuerst da war, klingt heute wie der, der später kam. In Loveless und Buried Alive blitzt kurz auf, was die Band eigentlich kann: rohe, erdige Brutalität mit Ohrwurmgefahr. Wenn Zoli nicht predigt, sondern einfach draufhaut, dann funktioniert Ektomorf. Dann fühlt sich das an wie ein Faustschlag aus dem Plattenregal. Doch insgesamt wirkt Heretic wie ein wütender Monolog nach zu viel Palinka – viel Druck, wenig Ziel.

Die Produktion ist erwartungsgemäß fett. Hier rumpelt kein Bass, hier wummert ein Vorschlaghammer. Die Gitarren schneiden messerscharf durch die Luft, das Schlagzeug klingt wie ein Presslufthammer auf Speed, und Zoli brüllt, als hätte ihm jemand den Lieblingspitbull geklaut. Aber zwischen all der Wucht: wenig Struktur. Gute Versatzstücke, ja. Ein geschlossenes Album, nein. Heretic wirkt eher wie ein Pflichtprogramm für die Diskografie als ein Ausdruck echter künstlerischer Dringlichkeit.

Ehrlich: Ektomorf können, wenn sie wollen. Aber hier bin ich mir nicht sicher, ob sie wollten oder einfach mussten.


Bewertung: 6,0 von 10 Punkten


TRACKLIST

01. Heretic
02. Bitch
03. Dear God
04. Pure Hate
05. Insects
06. Suicide Note
07. Down
08. Loveless
09. Buried alive
10. The Sound of Pain and Emptiness 



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