ELLENDE – Zerfall (2026)
(9.991) Stephanie (10/10) Black Metal
Label: AOP Records
VÖ: 02.01.2026
Stil: Black Metal
Es gibt einfach Kombinationen, die gehören zusammen: Senf und Bratwurst, Kaminfeuer und Kuscheldecke und selbstverständlich Winter und Black Metal. Und gleich zu Jahresbeginn hauen die Österreicher von Ellende ein Brett raus, das, auch wenn ich diese Review im Dezember 2025 schreibe, mein liebstes Album 2026 werden könnte.
Nach dem einladenden Intro, welches den einfachen Namen “Nur” trägt, folgt der Track “Wahrheit Teil I”. Ein Song, der voller Überraschungen steckt und ich hier und da auch schmunzeln musste. Und das ist ein Punkt, der diese Band auch auszeichnet und sympathisch macht: Wer richtig hinhört, wird feststellen, dass wir uns nicht immer im Hochdeutschen Sprachraum befinden (viel Spaß beim Raushören, für die Neuen hier!). Während Teil eins noch sehr poetisch untermalt ist, gibt “Wahrheit Teil II” nicht viel Text her – muss der Song auch gar nicht. Auch wenn die Lieder ähnlich lang sind, wird der Hauptfokus etwas verschoben. Mitreißende Riffs, packende Melodien – selten bewegte ich Kopf und Körper so viel beim Hören dieser Scheibe. Da sieht, beziehungsweise hört man, dass Black Metal nicht immer schwerfällig und eintönig sein muss. Vor allem “Wahrheit II” ist für mich ein energiegeladener Titel, der definitiv bei mir auf der Workout-Playlist landen wird.
Nach Sport wirds mit dem Titeltrack “Zerfall” wieder etwas ruhiger und auch inhaltlich bewegen wir uns wieder in bekannten Gefilden: Verzweiflung, Überforderung, Ohnmacht – aber auch das Wiederauferstehen wie der Phönix aus der Asche wird behandelt. Wir hören ein sehr langes, intensives Intro: und ich muss sagen, ich liebe diese Produktion. Nichts ist zu laut oder zu leise, technisch einfach meisterhaft von allen umgesetzt.
Was mich in letzter Zeit bei den Alben, die ich angehört habe, gestört hat war, dass so gut wie ein oder sogar mehrere Titel dabei waren, die auch langfristig hängen geblieben sind. Auch wenn die Scheiben hin und wieder echt gut waren, der/die “Signature Song/s” haben mir gefehlt. Und hier sehe ich mindestens zwei, die für mich Wiedererkennungswert haben und mit Sicherheit bin ich damit nicht allein. “Übertritt” hört sich an wie die Wellen des Meeres, während wir dem erinnerungsvollen Rauschen eines Herzens lauschen.
Nicht nur in der Musik, sondern auch auf der visuellen Ebene überzeugt Ellende auf ganzer Linie: Das wiederkehrende Symbol der Spinne findet sich sowohl auf dem großartigen Coverartwork, als auch in dem Musikvideo zu “Wahrheit Teil II” wieder. Die Bilder im Video zu “Zerfall” muss man auf sich wirken lassen, und ganz ehrlich: Selten fand ich UV Körperfarbe so gut ein- und umgesetzt wie hier. Da sieht man: Es kommt ganz darauf an, wie man etwas nutzt, um dennoch einen gewissen Anspruch zu erfüllen, sich etwas trauen, ohne sich lächerlich zu machen.
In Zeitenwende Teil I haben wir einen aggressiven Song serviert bekommen, welcher in Teil II wieder gebremst wird (bis zum großartigen Solo am Schluss) – eine Gefühlsachterbahn per excellence.
Auf mehr Songs will ich gar nicht eingehen, denn jeder ist auf seine Weise toll und sollte von euch selbst gehört, nein, erfahren werden. Genauso wie der Bonustrack “Verborgenes innere Leiden” ein würdiger Abschluss für ein großartiges Album darstellt.
Fast schon wie aus Tradition, gab es auch wieder Features mit unter anderem Firtan. Aus Spaß sage ich manchmal, dass es “nur vier Bands in Österreich gibt: Harakiri for the Sky, Karg, Ellende und Firtan” - aber ganz ehrlich: Diese Leute befruchten ihre musikalischen Werke immer so fantastisch, dass ich mich auf und über jedes Feature zwischen diesen, und natürlich auch anderen Bands, immens freue!
Bewertung: 10 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. Nur
02. Wahrheit Teil I
03. Wahrheit Teil II
04. Zerfall
05. Übertritt
06. Ode an das Licht
07. Zeitenwende Teil I (feat. Norikum)
08. Zeitenwende Teil II (feat. Firtan)
09. Reise
10. Secunda (Jeremy Soule Cover)
11. Verborgenes inneres Leiden

