EVOKEN – Mendacium (2025)
(9.900) Niclas (7,0/10) Death/Doom Metal
Label: Profound Lore Records
VÖ: 17.10.2025
Stil: Death Doom Metal
Vor allem für alteingesessene Bands kann es zuweilen ein sehr komplizierter Drahtseilakt sein, sich selbst treu zu bleiben und gleichzeitig frisch zu klingen. Irgendwann kommen viele Bands unweigerlich an den Punkt, an dem man anscheinend alles schon einmal ausprobiert hat. EVOKEN sind Urgesteine des Death Doom, die auf eine mittlerweile dreißigjährige Karriere zurückblicken können. Ich muss zu meiner Schande allerdings gestehen, dass ich diese Karriere nicht allzu aufmerksam verfolgt habe. Das letzte Album der Amerikaner, das ich mir bewusst zu Gemüte geführt habe, war „Antithesis of Light“ von 2005. Mit „Mendacium“ haben EVOKEN nun ihr siebtes Album herausgebracht, und ich muss sagen, dass sich in zwanzig Jahren augenscheinlich nicht viel verändert hat.
Ist das schon Stagnation oder einfach nur qualitative Konsistenz? Ich würde eher zu letzterem tendieren. Es ist unzweifelhaft, dass auf „Mendacium“ erfahrene Musiker am Werk sind. Zudem ist es gerade im Doom Metal essenziell, dass man sich genug Zeit nimmt, seine Kompositionen reifen zu lassen. Gut Doom will Weile haben sozusagen. Warum lassen mich dann einige Teile des Albums einfach kalt?
Nun, die Antwort ist denke ich eher stilistisch begründet. Für ein so kleines Nischengenre deckt Death- beziehungsweise Funeral Doom eine überraschend weite Spannbreite ab. Von Bands mit Sludge- und Drone-Einflüssen bis hin zu melodischen Bands mit Gothic-Anleihen ist quasi alles dabei. EVOKEN gehören zu der Sparte des Genres, die unzweifelhaft dem Oldschool-Death Metal erwachsen ist und deshalb viele der Songwriting-Konventionen dieses Genres teilt. Essenziel sind viele der Songs auf „Mendacium“ einfach nur extrem langsame Death Metal-Songs. Und da verlieren mich EVOKEN dann zunehmend. Ich mag meinen Doom Metal dann eben doch etwas melodischer und atmosphärischer. Die besten Parts auf „Mendacium“ sind die, in denen ausladende melodische Leads (die mich oft ein wenig an ESOTERIC erinnern) im Vordergrund stehen, wie etwa im Intro von „None“ oder im langen Buildup von „Sext“. Die dazwischen liegenden Death Metal-Riffs wirken aber ein wenig steif und gehen kaum ins Ohr. Auch das Keyboard als melodisches Lead-Instrument ist an vielen Stellen der Atmosphäre eher abträglich.
Letztendlich bin ich „Mendacium“ gegenüber etwas zwiegespalten. Die musikalische Qualität des Albums ist kaum von der Hand zu weisen und doch lassen mich die Kompositionen zum Teil einfach kalt. Das sollte aber keinen eingefleischten Death Doom-Enthusiasten davon abhalten, sich das Album zu Gemüte zu führen.
Bewertung: 7,0 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. Matins
02. Lauds
03. Prime
04. Terce
05. Sext
06. None
07. Vesper
08. Compline

