Label: Inside Out Music
VÖ: 10.11.2014
Stil: Progressive Rock
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Als wirklicher Pain of Salvation Fan muss man den Schmerz im Namen seiner Lieblinge auch immer ein Stück weit selber tragen, so scheint es mir mittlerweile, zumindest wenn man auf Kontinuität wert legt. Alles ist im stetigen Wandel, der Stil der Band, die Mitglieder, die Interpretationen und wenn das nicht schon genügen würde, so sind da noch die Dramen am Rande. Die einzige Konstante ist die Veränderung.
Nachdem 2011 mit „Road Salt 2“ die Siebziger ausgegraben wurden, waren schon auf der zugehörigen Tour 2012 nur noch 2 Mann der Besatzung mit an Bord. In dieser neuen Konstellation entstand die Idee im Rahmen von wenigen Special Gigs ein Akustikalbum mitzuschneiden. Aber es wäre ja einmal mehr zu schön gewesen, wenn alles reibungslos gehen würde, also versagten die Aufnahmegeräte und die Idee war zunichte gemacht.
Da die Geburt von „Falling Home“ auf natürlichem Wege nun nicht möglich war, entschied man sich das Studio zu Hause einzurichten, das Album dort live aufzunehmen, ein Bisschen wie in den alten Zeiten. Wer sich hiervon nun eine Antwort auf die Frage wohin der Weg der Band führt erhofft, wird enttäuscht werden. Progressive sind Pain of Salvation schon seit Jahren nicht mehr, der Metal hat auch das Zeitliche gesegnet und nun fällt fürs erste auch der Rockfaktor weg. Was bleibt ist dennoch hervorragende Musik, wenn man sie zu schätzen weiß.
Atmosphärisch befindet sich der Unpluggedmitschnitt näher an den „Road Salt“ Alben als am älteren Akustikwerk „12:5“, nur fehlt ihm etwas die Frische. Mit „Stress“ beginnt das Album gleich mit der schnellsten Nummer und einer der stärksten, einem Song aus der Metalphase der jetzt aus Mischung zwischen Swing und Rock n‘ Roll daherkommt und etwas geradliniger wirkt. Danach wird es Stück für Stück ruhiger. „Linoleum“ wurde seines Rotzfaktors beraubt und ist für mich ein Schatten seiner selbst, „To the Shoreline“, „1979“ und „Chain Sling“ waren bereits andächtig ruhig und klingen sehr nach dem Original und „Falling Home“ ist eine Neukomposition die sich hier nahtlos einreiht.
Die Stärken blitzen vor allem dort auf, wo die größtmögliche Distanz zwischen Original und Neuinterpretation zu finden ist, bei „Spitfall“, „Flame to the Moth“ und „Mrs Modern Mother Mary“. Doch nicht nur eigene Songs wurden neuinterpretiert, auch Legenden wie Dio und Lou Reed wurden bedacht. Während man den „Holy Diver“ seiner Stahlrüstung entledigte und in die Jazzlounge setzte, musste man „Perfect Day“ kaum in ein neues Korsett zwingen.
Wer etwas über die Kunst des Coverns lernen möchte, der sollte sich „Holy Diver“ einzeln anhören, denn im Gesamtwerk scheint er etwas unterzugehen. Die ruhigen Songs haben in der Geschichte von Pain of Salvation immer gut als Gegenpol fungiert, auf „Falling Home“ sind es jedoch zu viele und durch die Reduktion aufs Wesentliche geht die Progressivität verloren. Auch wenn die hier gebotene Bandbreite beeindruckend ist - denn mal ehrlich, welche Bands können schon Swing, Funk, Jazz, Folk, Hip Hop und Rock n‘ Roll musikalisch gleichermaßen hochwertig abliefern und haben dann noch Metal, Rock und Klassik im Gepäck – so liegt sie doch vor allem im Kontrast der Songs zueinander, in sich selbst sind sie relativ simpel.
Freunde von Singer/Songwritermusik kann man dieses Album vorbehaltlos empfehlen, da durch die Instrumentierung der Fokus stark auf den Gesang gelegt wird und Daniel Gildenlöw einer der besten und variabelsten seiner Zunft auf dem Zenit seines Könnens ist.
Reine Metal Fans oder Progger könnte man hiermit jedoch endgültig vergrault haben, denn was einst die Wartezeit zum nächsten Album verkürzen sollte, hat nun mit 2 Jahren ziemlich lange gedauert und ist noch weniger progressiv als die letzten 3 Alben. Am Ende ist „Falling Home“ jedoch als Zwischenstation auf dem Weg zum nächsten regulären Studioalbum zu sehen und weil Daniel Gildenlöw selten verweilt, weiß man wie immer nicht was man serviert bekommt. Solange man sich damit zufrieden geben kann, dass es lecker ist, kann man bei Pain of Salvation nichts falsch machen.
Bewertung: 7,0 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Stress
02. Linoleum
03. To the shoreline
04. Holy diver
05. 1979
06. Chain sling
07. Perfect day
08. Mrs.mordern mother Mary
09. Flame to the moth
10. Spitfall
11. Falling home
PAIN OF SALVATION (2014)
"Falling home" (1.332)
