RAVAGER – From us with Hate (2025)
(9.815) Olaf (8,5/10) Thrash Metal

Label: Iron Shield Records
VÖ: 19.09.2025
Stil: Thrash Metal
Walsrode ist für viele nur der Ort, wo Vögel zu beobachten sind. Für mich ist es seit Jahren ein Synonym für Benzin im Blut und Stahl im Nacken, denn RAVAGER sind die Sorte Teutonen-Thrash, die nicht um Erlaubnis bittet, sondern das Gartentor austritt. Gegründet wurde die Bande 2014 von den Gitarristen Marcel Lehr und Dario Rosenberg; Bassist André Sawade griff aus purer Not ans Schlagzeug, Justus mahlt heute die tiefen Saiten, und vorne prescht Philip Herbst mit grimmigem Grinsen. Nach Demo (Alarm Clock Terror) und den abgerissenen Alben Eradicate… Annihilate… Exterminate…, Thrashletics sowie The Third Attack ist jetzt From Us With Hate am Start – und ja, Walsrode hat eben nicht nur den Vogelpark.
Was gleich auffällt: Dieser Vier-Jahres-Nachfolger riecht nach Proberaum, Bier und ehrlichem Schweiß. Der Opener Freaks out of Control räumt die Bierbänke weg und erklärt in fünf Sekunden, was Phase ist: Hochgeschwindigkeits-Palm-Mutes, messerscharfe Doppel-Gitarren, Drums, die keinen Klick brauchen, um tight zu sein, und Vocals, die an manchen Ecken den jungen Schmier durchspuken lassen – herrlich unfein, herrlich richtig. In Aggressive Music for aggressive People steckt das gesamte Manifest im Titel, Speed Trap ist die knochentrockene Abkürzung zum Nackenschmerz, und der Titeltrack From us with Hate packt den Refrain so griffig, dass man ihn noch am Montagmorgen beim Kaffee knurrt. Dass RAVAGER Haken schlagen wie eine hungrige Forelle, zeigt Legends of the Lightning: melodisch nur so weit, wie es dem Riff guttut, nie weiter.
Frontmann Philip röhrt, keift, peitscht – und erinnert in Attacke-Momenten tatsächlich an Schmier in seinen ungezähmten Anfangstagen. Das ist kein Makel, das ist ein Qualitätsstempel: Diese Stimme trägt. Die Gitarren duellieren sich mit genügend Biss, um auch nach mehreren Durchläufen neue Grate freizulegen. Produziert ist das Ganze „richtig schön in die Fresse“ und erfreulich sauber: kein überpolierter Lego-Thrash, sondern Schmirgelpapier mit Hirn. Ein bisschen mehr Subbass-Wumms im Unterbau hätte dem Brecheisen noch das letzte Pfund gegeben – geschenkt, die Mischung knackt trotzdem so, wie man es in kleinen Clubs liebt.

Kleine Kanten? Defender ist mir mit gut acht Minuten eine Idee zu ausladend geraten – schönes Mittelteil-Atmen, ja, aber der Song verliert kurz den Blickkontakt zum Pit, bevor er wieder anzieht. Und dann die Coverfrage: Kinners… warum denn immer Exodus’ Bonded by Blood? Ein Evergreen, klar, aber die Bay-Area-Helden haben doch noch so viele Perlen, die seltener gecovert werden. Spielen können RAVAGER das natürlich im Schlaf, keine Debatte – ich hätte mir nur die mutigere Wahl gewünscht. (Fun fact am Rande: Die Tracklängen bestätigen die epische Schleppe von Defender und das knackige Sprintformat von Speed Trap – genau so gehört’s.)
Unterm Strich erfüllt From Us With Hate exakt das Versprechen, das ich seit Jahren mit dem Label verbinde: Iron Shield – Chefboss Duck – hat wieder ein Qualitätsstück rausgehauen. Das Album ist schnörkellos, bissig, hookt öfter als man zugeben will und trägt den Stempel „unverkennbar RAVAGER“ auf jeder Rille. In Walsrode brüllen eben nicht nur Papageien – hier wird authentischer, fetter, geiler Teutonen-Thrash geschmiedet, der die gute Stube entstaubt und die Stubentiger unters Sofa treibt.
Ein Album wie ein Kaltstart im November – Schlüssel rum, Drehzahl hoch, Lächeln breit. Ein bisschen mehr „Bumms“ untenrum hätte das Ganze vom sehr guten in den exzellenten Bereich geboxt, Defender dürfte gestrafft werden und beim Cover wäre Mut die bessere Pose gewesen. Aber nichtsdestotrotz: eine fette Thrash-Kante, die den Tag versüßt, die Nackenmuskeln trainiert und das Bier schneller leer macht, als man „Vogelpark“ sagen kann.
Anspieltipps
🔥Freaks out of Control
💀Aggressive Music for aggressive People
🎸From us with Hate
Bewertung: 8,5 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. Freaks out of Control
02. Alone we won’t survive
03. Curse the Living, Hail the dead
04. Aggressive Music for aggressive People
05. Speed Trap
06. From us with Hate
07. Time has come (To end all Wars)
08. Legends of the Lightning
09. Defender
10. Bonded by Blood (Exodus Cover)