RITUAL MASS – Cascading Misery (2025)
(9.787) Phillip (8,9/10) Death Metal

Label: 20 Buck Spin
VÖ: 05.09.2025
Stil: Death Metal
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Ein Sound wie ein Testgeräusch für irgendwelche elektronischen Geräte. Eine Gitarre schneidet durch das summende Gewirr, nach ein paar Takten dann ein angewiderter Schrei und auf einmal bricht der Boden unter dir weg. Du fällst. Oder schwebst. Jedenfalls geht es langsam Richtung schwarze Endlosigkeit unter dir. Von dort aus werden dir unverständliche, mysteriöse Lyrics entgegen gekrächzt und geröchelt und während du versuchst diese zu verstehen kennt die Rhythmusfraktion keine Gnade und wummert hypnotisch alles in Grund und Boden.
Fast schon befreiend bekommen dann auch die Gitarren ihren Raum und so rasch ist dann Obsidian Mirror, der Opener dieses Albums vorbei.

In diesem Stil geht es dann immer weiter. Hier und da ergänzt durch Pinch-Harmonics, noch mehr Hall auf den Vocals oder der möglichst extradicken Portion Groove an der Doppelfuß-Maschine. Gitarren die sich wiederholend in die Großhirnrinde mäandern und nicht loslassen wollen packen zusätzlich zu und der Sturz in die Tiefe von Ritual Mass hört einfach nicht auf. Doch immer kurz bevor es klaustrophobisch wird, und der endlose Schlund in dem man fallend unterwegs ist immer enger wird, lösen sie das Spannung auf und eine Atmosphäre von kosmischer Weite lässt kurz Zeit durchatmen.
Aber nicht zu lange. Kaum ist man versucht sich daran zu gewöhnen, nimmt man wieder Geschwindigkeit auf und es geht wieder rauschhaft herab. Bis Disquiet das Album beschließt. Ein fast 15 Minuten langes, orphisches Monstrum. Vertonte Qual und Verzweiflung in überraschenden Taktwechseln und Wendungen. Bis…ja, bis sie wieder da ist: Die kosmische Weite nach der man sich inzwischen gesehnt hat, diesmal getarnt als gitarrengezupfte Stille. Aber wir ahnen es doch, das ist noch nicht der Boden oder das Wasauchimmer was am Ende dieses Falls wartet. Noch einmal wird’s bedrohlich, dichter und man erwartet, dass da mehr sein muss außer lauter werdendes Rauschen. Aber was?
Das müsst ihr jetzt selbst herausfinden. Hier gibt es angenehm angedreckt produzierten Death Metal ohne schöngeistige Schnörkel oder Ego-Extasen in Form von Soli. Ritual Mass bieten auf dem Debutalbum zwar wenig Abwechslung, aber wer braucht das schon, wenn man dabei ist in die Finsternis zu gleiten. Dieses umschlingende Gefühl drückender Atmosphäre auf Albumlänge kenne ich primär aus dem Black Metal, dass eine oldschoolige Death Metal Band das Ganze ohne Spannungsverlust über die komplette Strecke transportieren kann, hätte ich bis vor Kurzem auch nicht geglaubt.
Anspieltipps:
🕳 Einfach mal in Gänze hinab ziehen lassen
Bewertung: 8,9 von 10 Punkten
TRACKLIST
1. Obsidian Mirror
2. Immeasurable Hell
3. Looming Shapeless Entity
4. Cascading Misery
5. Frozen Marrow
6. Disquiet