SPECIES - Changelings (2025)
(9.820) Olaf (5,5/10) Thrash Metal

Label: 20 Buck Spin
VÖ: 19.09.2025
Stil: Thrash Metal
Ein lauer Abend, die Gedanken noch halb draußen bei einem Bier, halb schon in Erwartung der nächsten musikalischen Offenbarung – so stolpert man in die Welt von SPECIES. Die drei Polen haben 2022 mit ihrem Debüt To Find Deliverance schon angedeutet, dass sie mehr wollen, als nur die nächste Thrash-Kapelle mit Lederjacke und Kutte zu sein. Nun also Changelings, erschienen bei 20 Buck Spin, das zweite Kapitel in einer Geschichte, die eigentlich großes Kino werden sollte – und doch am Ende eher ein Kurzfilm bleibt.
Die Eckdaten klingen vielversprechend: technischer Thrash mit Death-Metal-Flair, ein bisschen Voivod, ein Schuss Coroner, vielleicht sogar ein Funken Death zur Symbolic-Zeit. Und tatsächlich: das Trio ist handwerklich über alle Zweifel erhaben. Die Gitarren laufen scharfkantig, der Bass von Piotr Drobina versucht sich als zweites melodisches Hirn, und die Drums stolpern nicht, sondern zappeln in rhythmischen Zuckungen wie unter Starkstrom. Songs wie Inspirit Creation oder Born of Stitch and Flesh knüpfen ein Netz aus Riffs, das sich irgendwo zwischen Science-Fiction-Paranoia und kaltem Ostblock-Stahl aufspannt.
Klingt also nach einem Meisterwerk? Leider nein. Denn so sehr man den Willen zur Innovation heraushört, so wenig bleibt am Ende hängen. Nach sieben Songs – und immerhin über zehn Minuten Biological Masterpiece als Abschluss – ertappe ich mich bei dem Gedanken: „Ach, das war’s schon?“ Genau da liegt der Hund begraben. Die Band will die Brücke schlagen zwischen Atheist-Progressivität und Death-Metal-Schwere, landet aber oft im Niemandsland der Ideen.

Auch die Produktion hilft nicht weiter. Dünn wie eine polnische Steckrüben-Suppe im Februar, fehlt es Changelings an Druck und Fleisch. Die Gitarren klirren, statt zu beißen, der Gesang wirkt stellenweise in den Hintergrund gedrückt. Ausgerechnet ein Album, das von technischer Brillanz leben will, wirkt dadurch erstaunlich zahm. In den Lyrics hingegen blitzt das Potential auf: in Waves of Time wird das endlose Gleiten durch Dimensionen beschrieben – ein schönes Bild, das im Ohr bleibt, selbst wenn die Musik es nicht tut.
Und so bleibt ein zwiespältiger Eindruck: SPECIES können spielen, zweifellos. Aber sie wirken, als hätten sie sehr viel gewollt – und nur einen Bruchteil dessen umgesetzt. Wer Lust auf verkopften Thrash hat, findet hier Futter, doch der große Wurf, den der Pressetext heraufbeschwört, bleibt aus. Vielleicht ist das auch einfach das Schicksal der Changelings: viele Gesichter, viele Ideen, aber keines davon prägt sich wirklich ein.
Changelings ist ein Album, das zwischen Anspruch und Wirklichkeit pendelt. Handwerklich solide, mit spannenden Ansätzen, aber letztlich zu dünn produziert und zu wenig einprägsam, um nachhaltig Eindruck zu hinterlassen. Oder, um es mit meinen eigenen Gedanken nach Song sieben zu sagen: „Ach, das war’s schon?“
Bewertung: 5,5 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. Inspirit Creation
02. The Essence
03. Waves of Time
04. Voyager
05. Born of Stitch and Flesh
06. Terror unknown
07. Biological Masterpiece