Label: Season of Mist
VÖ: 22.09.2017
Stil: Avant-Garde/Progressive Metal
Puuuh, das ist nun nicht ganz einfach. Ich bin beileibe kein Freund von Bandvergleichen oder der nie endenden Suche nach musikalischer Kausalität, dennoch sehe ich mich beim ersten Durchlauf permanent versucht irgendwie herauszufinden, woran mich diese anspruchsvolle musikalische Präsentation erinnert. Dabei ist es primär der äußerst markante, teils psychedelisch anmutende Gesang von Bjørnar Nilsen, der mich stetig dazu verleitet diese ganz spezielle Charakteristik seiner Stimme in anderen Sängern zu suchen, nur ich komm verdammt noch eins nicht drauf, zumindest an dieser Stelle nicht. Das macht mich beinahe rasend. Es ist der erste Song der Scheibe „Tales Of Woe“, der mich andauernd dazu antreibt. Doch, STOP, jetzt hab ich‘s, Bjørnar Nilsen erinnert mich in einigen Sequenzen seiner Strophen an Dennis de Young von Styx und im Speziellen an Mr. Roboto. Ich weiß wohl, solche Vergleiche hinken gelegentlich und sind sehr subjektiv, deshalb versuche ich es weitestgehend auch zu vermeiden. Hat sich Bjørnar Nilsen möglicherweise doch von Styx inspirieren lassen? Wir werden es wohl nie erfahren. Sollte es jedoch so sein, es gäbe wohl sicher schlechtere musikalische Vorbilder.
„Stranger times“ von Vulture Industries ist für mich jedoch eine Scheibe, die mich von Song zu Song aufs Neue herausfordert und letztendlich auch fasziniert. Ich bin dabei mit keiner Sekunde in der Lage deren Stil in irgendein Genre ein- bzw. zu zuordnen. Ist es Avant-Garde oder Gothic oder irgendwie etwas Progressives? Ich denke, das ist am Ende auch nicht wirklich ausschlaggebend. „Stranger times“ folgt auf das in 2013 veröffentlichte Album „The Tower“ und knüpft in seiner unnachahmlichen Eigenwilligkeit unmittelbar daran an.
Mit „Stranger times“ haben Vulture Industries aus Norwegen ein Album produziert, das ohne Zweifel sehr komplex ist, besser gesagt sehr komplex erscheint. Möglicherweise aber löst sich diese Komplexität nach mehrmaligen Hören auch auf und das musikalische Konzept wird zusammenhängend sichtbar. Wie oft ich es hören muss und ob ich es überhaupt tue, wird man sehen.
Die Songs sind in sich so unterschiedlich arrangiert, dass es mir beinahe unmöglich ist hier ein nur annähernd nachvollziehbares Review zu schreiben. Ein weiterer Song der mich sehr beeindruckt ist „As The World Burns“. Das Riffing ist von Beginn an gleich so einprägend, die im Song inne liegende Dramatik steigt permanent an und endet in einem sagenhaft epischen Solo, welches den Song zum Ende geleitet.
Und was passiert dann bei „Strangers“, wird hier eine Musikoper zelebriert? Einfach Krass! Da kommt gar ein wenig 70er Flair zu Tage.
Die Gesamtproduktion ist vielsagend aber trifft mit Sicherheit nicht jeden Geschmack. Ich bin im Moment ob der ein wenig entrückten Inszenierung von „Stranger times“ beeindruckt und lasse es noch weiter auf mich wirken. Ich bin zwar kein ausgesprochener Fan dieser Musik aber ich finde sie höchst Interessant. Ich hör mir die Scheibe sicher nochmal an…
Unbedingt anhören: „Tales Of Woe“, „As The World Burns“ und „Something Vile“.
Bewertung: 7,9 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Tales Of Woe
02. As The World Burns
03. Strangers
04. The Beacon
05. Something Vile
06. My Body, My Blood
07. Gentle Touch Of A Killer
08. Screaming Reflections
09. Midnight Draws Near