Live on Stage Report: RAGNARÖK 2025
vom 24. bis 26.04.2025 - Lichtenfels @ Stadthalle


TAG 3 - Samstag, 26.04.2025
(Patrick) Obwohl es mir kurz nach dem Aufstehen seltsamerweise recht gut ging, machte sich trotzdem jeder Knochen im geschundenen Leib bemerkbar und ich brauchte ein paar Anläufe, um den alten Motor in Fahrt zu bringen. Schatzi klagte derweil über Rücken- und Kopfschmerzen und der kurze Blick ins Nebenzimmer zum ollen Sven brannte mir auch allerhand Elend auf meine müden Pupillen. Aber es hilft ja nix……….heute ist nochmal straffes Programm angesagt. Also kochte ich ne Runde Kaffee, ließ die ersten schwarzmetallischen Töne aus meiner Bluetooth Box durch die Pension schallen und weckte so die Lebensgeister unserer kleinen Reisegruppe. Kurz darauf fanden wir uns zum Frühstück in unserer Lieblingsimbissbude wieder, wo es logischerweise Bier und Schörschla gab. Nun, das Bier sperrte sich noch etwas, aber man ist ja schließlich nicht zum Spaß hier. Demnach wurde es schon wieder eng mit der ersten Band, aber da MOURNING WOOD sowieso in die Kategorie „Hawaiihemd tragende Partykapelle“ fällt, war das nicht so ganz wichtig für uns.
Etwa zur Hälfte der Spielzeit von SAXORIOR standen wir dann aber wieder stramm und mit vollen Bechern vor der Bühne. Zugegeben, ich hatte die Mannen aus dem sächsischen Pirna nie so richtig auf dem Schirm, muss aber attestieren, dass die energische Bühnenperformance der Jungs durchaus ihren Charme hatte. Relativ hart und treibend, mit einem wunderbaren Sound, feuerten die sächsischen Krieger ihre Songs, ohne Kitsch und Klimbim in die bereits ordentlich gefüllte Halle. Ja...das war ne überraschend coole Show.
Danach gabs…auf direktem Weg über den Bierstand……wieder einen Seitenwechsel zur rechten Bühne, wo die Black Metal Crust Punks von WORMWITCH zum Tanz laden sollten…und was für ein Tanz das werden sollte! Schon während des ersten Songs, wurde uns auf derbste Art und Weise förmlich jegliche Mimik aus dem Gesicht geblasen! Ohne Ansagen, ohne irgendwelchen Firlefanz rotzten die drei Herren aus Kanada ihre Hasstiraden ins Publikum, welches die tonale Zerstörung gierig in sich aufsaugte. Erstaunlich hierbei, war diese ultraderbe Präzision mit der die Jungs, einem Uhrwerk gleich, ihre brutalen Hymnen unters Volk brachten. Der Sound war herrlich und wenn man Kritik suchen möchte, dann wäre dies, dass einige Songs mit 2 Gitarren noch um einiges besser geklungen hätte. Das aber ist jammern auf höchstem Niveau. WORMWITCH boten einen geilen, verdammt brachialen und völlig kurzweiligen Auftritt! Schönes Ding!
Schnell an die Theke…Becher voll machen lassen und wieder rüber nach links………es geht Schlag auf Schlag. Nach der GEIST Show am Donnerstag, stand nun EIS auf dem Programm. Soundtechnisch wesentlich besser unterwegs wie die zwei Tage zuvor, bot man einen schönen Querschnitt über das Bandinterne Schaffen, rund um die beiden Alben „Bannkreis“ und „Wetterkreuz“, bis hin zur „Stillstand und Heimkehr“ EP. Mit etwas mehr Schminke im Gesicht, boten die Jungs aus NRW mit ihren verträumten Gitarrensalven ein wohlig warmes und tief im Schwarzmetall verankertes Manifest. Ich hoffe wirklich, dass es bald neues Material von der Band, um Frontmann Alboin gibt!
Aufgrund der immer voller werdenden Halle, zog der bisher fast dauerhafte Aufenthalt in derselbigen so langsam an der Substanz (ok, vielleicht liegt es auch am Bierkonsum). Wir mussten raus und mal Luft holen. Dieser Sauerstoffbedingten und immens wichtigen Atempause fielen dann die deutschen Pagan Melodic Deather OBSCURITY zum Opfer, aber gut……man wird eben nicht jünger und die beiden vorherigen Tage stecken ebenfalls tief in den müden Knochen! Ausruhen am CUDGEL Zelt stand nun auf unserer Running Order.
(Miriam) Ich sag mal so…diese OCEANS kannte ich vorher überhaupt nicht, weswegen ich meine Pause ausgiebig nutzen wollte. Dummerweise gestaltete sich diese Ruhephase dann doch etwas anders als gedacht, denn meine trinkfeste weibliche Begleitung hatte mich (wieder einmal) geschickt in die Versuchung des Cocktail-Standes gebracht und somit standen wir kurz darauf, mit leckeren Kaltgetränken wieder in der Halle und somit bei OCEANS vor der Bühne. Auch wenn diese Art Musik und ihre relativ moderne, Core-artige Ausrichtung nicht unbedingt in die engere Auswahl meines Gehörgangs gelangt, fand ich die Show, den Sound und die allgemeine Präsenz der Band faszinierend. Patrick behauptete danach, dass es wohl an einer Zusammensetzung aus Becherinhalt und meiner derzeitigen Verfassung lag, dass ich kurz mal meine Orientierung vergaß.
(Patrick) Beim letzten Song von GROZA zog es uns wieder in die Halle. Der kleine Sakis Tolis und seine Mannen sollten nun unter dem Banner von ROTTING CHRIST die Halle so richtig zum Beben bringen. Es ist einfach der reine Wahnsinn, welch eine unfassbare Bühnenpräsenz der kleine Grieche mittlerweile ausstrahlt. Die Setlist und der Sound waren top und so wurde der Auftritt zu einem wahren Triumphzug und zeigte eindrucksvoll, dass die hellenischen Blasphemiker zu den aktuell besten Livebands dieses Planeten gehören. Das war, abgesehen von diesen furchtbar peinlichen, Kostümtragenden Bauernmetallern im Publikum, ganz ganz großes Kino!
Wie bescheuert muss man eigentlich sein, um bei solch hochatmosphärischen Songs wie „Like Father, Like Son“ ne Wall Of Death in dieser, mittlerweile wirklich zum Bersten gefüllten Halle zu starten. Meine Fresse. Um uns herum waren ebenfalls einige der Anwesenden schwer angepisst von derlei Aktionen und so konnte man den starken Auftritt von ROTTING CHRIST leider nicht wirklich genießen. Schade.
Die Halle war nun mittlerweile erschreckend voll und die Luft entsprechend stickig. Wir quetschten uns förmlich wieder nach rechts und spätestens jetzt kam mir der Gedanke, ob dieses Konzept mit „Bühne links und Bühne rechts“ bei einer ausverkauften Stadthalle wirklich noch aufgeht, denn so langsam zog diese immense Besucheranzahl schwer an den Nerven. Es war zunehmend nicht mehr möglich, sich in der Halle zu bewegen und es sollte noch schlimmer kommen. Nun stand erstmal MANEGARM auf dem Programm. Meine Frau holte noch schnell Bier und an dieser Stelle möchte ich unbedingt noch meine Abscheu gegenüber den Arschlöchern aussprechen, die meine Süße an höchstintimen Stellen angegrapscht haben. Ich wünsche euch ALLES erdenklich Schlechte dieser Welt! Mögen eure widerlichen Pimmel verkümmern, eintrocknen und unter höllischen Schmerzen abfallen!
Zurück zu Mucke, denn die ist im Falle von MANEGARM so unfassbar schön. Pagan Metal in seiner wunderschönsten Form, dargeboten ohne Kitsch und Krempel und immer mit so unfassbar viel Gefühl im Gepäck, dass auch die Augen der beiden eng umschlungenen Schreiberlinge, bei „En Snara Av Guld“ ein paar Tränen ließen. Das war ein wirklich hochemotionaler Auftritt! Vielen, vielen Dank dafür!
Bei SATYRICON war der Ofen dann endgültig aus. Es gab kein Durchkommen mehr und so genossen wir den Auftritt der Norweger von sehr weit hinten. Ich bin ja ausgewiesener Black Metal Fan und gerade die ersten drei SATYRICON Alben gehören da unausweichlich in die Klassikerecke dieser Musikrichtung. Alles, was danach kam, konnte mich dann nicht mehr so wirklich abholen und dementsprechend erwartete ich NICHTS! Was die Jungs aber auf der Bühne abgerissen haben war ein purer Genuss.
Wenn man mitten im Set „Walk The Path Of Sorrow“ vom Debütalbum und danach „Du Som Hater Gud“ von der Nemesis Divina ins Publikum feuert und Satyr dabei sogar die Gitarre schwingt, dann zaubert mir das einfach ein dermaßen breites, in purer Nostalgie schwelgendes Lächeln ins Gesicht und lässt mich in völliger Glückseligkeit zurück! Am Ende gabs noch die Ultra-Hymne „Mother North“ und auch wenn SATYRICON hier live fast schon eine Stadion Nummer draus machen, während das Publikum die grandiose Melodie mit Ohohoho Chören trägt, so läuft es einem dennoch kalt den Rücken herunter. Dieser Song ist etwas ganz Besonderes! Das war n richtig geiles Ding…ab zum Merchstand…die Kohle muss raus!
Irgendwie haben wir es wieder auf die rechte Seite geschafft standen aber ganz hinten an der Wand, als BEHEMOTH mit „The Shadow Elite“ ihrer schwarzen Messe eröffneten. Wer BEHEMOTH kennt, der weiß, dass hier live nichts dem Zufall überlassen wird, und so boten die Polen eine unfassbar tighte, präzise und nahezu perfekte Show. Mit einer grandiosen Choreografie, dem besten Sound des Festivals und einem Rausch aus Pyro-Effekten, zeigten die Männer um Frontdeibel Nergal eine wahrlich eindrucksvolle Performance. Der vierdiente Headliner eines wundervollen Festivals.
An manchen Stellen wirkt mir das Ganze etwas zu sehr durchgetaktet, aber das ist wirklich meckern auf höchstem Niveau! Im letzten Drittel des Sets mussten wir allerdings die Halle verlassen. Diese unfassbar große und ekelhaft stark schwitzende Menschenmasse, das Feuer und die daraus resultierende stickige Luft ließ uns keine Wahl. Raus hier…atmen!
Nach dieser blasphemischen Messe wurde es spürbar luftiger in der Halle und wir konnten sogar einen Sitzplatz auf der Empore ergattern. THYRFING spielten sich währenddessen förmlich in einen Rausch und boten ein wunderbares Set, aus Songs von allen Alben und zelebrierten damit eine wahnsinnig intensive „30 Anniversary Show“, die wirklich keine Wünsche offenließ. Bei „Digerdöden“ ging mir förmlich das Herz auf. Geile Show……leider viel zu spät, aber gut……vielleicht musste der ROTTING CHRIST, SATYRICON und BEHEMOTH Tourtross einfach weiter.
(Miriam) Apropos spät! Wir hatten zunehmend mit enormer Müdigkeit zu kämpfen und der Sitzplatz auf den oberen Rängen tat sein Übriges dazu, dass die Augen immer mal in den Ruhezustand wechselten. Durchhalten hieß die Devise, denn es sollte ja nun immer noch eine Band auf der Bühne erscheinen und hier war es wirklich sehr Schade, denn die grandiosen schwedischen Melancholiker von WORMWOOD haben definitiv Besseres verdient. Mit gut 20 Minuten Verspätung betraten die Jungs um ca. 00:45 Uhr die Bretter und von Anfang an war klar, dass diese Band in ihrer eigenen Liga spielt. Technisch auf allerhöchstem Niveau und mit so dermaßen viel Gefühl und einer immer vorherrschenden Melancholie in den wundervollen Melodielinien, boten WORMWOOD eine wahninnig intensive Show, welche leider vor nicht mehr ganz so viel Publikum stattfand. Das war richtig Schade, denn diese Band hätte zur frühen Abendzeit sicher völlig abgeräumt! Wir waren mittlerweile auch durch und fertig mit der Welt und so beschlossen wir während des letzten WORMWOOD Songs, dass RAGNARÖK FESTIVAL 2025 glücklich und erfolgreich, aber auch ein wenig traurig zu beenden und uns mit dem Taxi in unsere Unterkunft fahren zu lassen.
Das war also die Jubiläumsausgabe des RAGNARÖK FESIVALs und die hatte es wirklich in sich. Eine grandiose Bandauswahl, eine super Organisation und der Wettergott, war uns auch einigermaßen gewogen. Das war wieder einmal ein irrsinnig geiles Fest! Unser einziger Kritikpunkt, wäre die oben bereits angesprochene Anzahl an Menschen, bei einer ausverkauften Stadthalle und das damit verbundene Konzept mit den beiden Bühnen. Das war dieses Mal schon oftmals hart an der Grenze! So sehr ich mich über den Ausverkauf für den Veranstalter freue, ein paar Leute weniger, würde das Ganze wesentlich entspannter und wieder Schöner machen.
Das war aber auch schon der einzige Punkt zum „Meckern“ und letztendlich bleibt uns einfach nur noch DANKE zu sagen! DANKE für ein wieder mal gelungenes RAGNARÖK FESTIVAL. DANKE an den Ivo Raab und seine unzähligen Helfer, die dieses Festival jedes Jahr aufs Neue zu etwas ganz Besonderem werden lassen. DANKE an die CUDGEL Crew für die gute Betreuung in eurem Stand! DANKE an alle die mit uns gefeiert, getrunken, gelacht und geweint haben! DANKE für alles, wir sehen uns definitiv im nächsten Jahr wieder!