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DESASTER – Kill All Idols (2025)

(9.740) Maik (9,2/10) Blackened Thrash Metal


Label: Metal Blade Records
VÖ: 24.08.2025
Stil: Blackened Thrash Metal






An den Kindern sieht man, wie die Zeit vergeht, sagt man ja gern. Kinder habe ich keine, und so muss bei mir andere Zeitmesser anlegen. Plattenerscheinungsdaten, beispielsweise. Erscheint es mir doch gerade mal erst vorgestern gewesen zu sein, dass DESASTER ihr Album „Churches Without Saints“ veröffentlichten und ich Riffmeister Infernal zum Interview verdonnerte. Tja, Pustekuchen. Vier Jahre sind seitdem ins Land und in meine alten Knochen gekrochen, und nun warten die Koblenzer Thrashflegel mit einem neuen Album auf. Ohne großartig monatelang vorher angekündigt zu werden, knallt uns nun das mittlerweile zehnte Machwerk mit dem Titel „Kill All Idols“ auf die Lauschröhren.

Diesmal ohne stimmungsvolles Intro bricht eine Explosion aus den Boxen, die nahtlos vom anschließenden Drumsound aufgegriffen wird, kurz darauf kommt ‚der Kuschke mit seinen Riffs‘ (Originalton Infernal) ums Eck und es ist alles so, wie es der geneigte DESASTER- Fan will. Natürlich bringt die Band keine gewaltigen Änderungen auf den Ladentisch. Wer mal dreieinhalb Jahrzehnte auf dem Buckel hat, muss sich nicht mehr selbst neu erfinden.

Und so bieten Infernal, Odin, Sataniac und Hont genau das, was dem Stormbringer und Hellbanger eitel Freude bereitet. Dabei gestalten DESASTER die Songs selbst abwechslungsreich. Denn das einleitende „Great Repulsive Force“ beginnt nur brachial, denn nach knapp anderthalb Minuten wird das Tempo gedrosselt, und es geht düster und bedrohlich weiter, bevor das letzte Drittel wieder das Anfangsriff aufgreift.

Der Song geht nahtlos in das nun folgende „Emanation Of The Profane“ über, sodass die beiden Tracks wie ein einziger wirken. Hier greift die Band dann wieder ihren altbekannten touch of medieval darkness (hähä) auf, der sich im Midtempo bewegt und die Bühne hautsächlich dem Gesang reserviert.

„Towards Oblivion“ war ja die erste Videoauskopplung aus dem Album und startet mit einem Gitarrensolo, welches dann in Akkorde wechselt, die an den Beginn von BLACK SABBATHs „Ironman“ erinnern. Dann kommt wieder eines dieser Infernal-Riffs, die sich ins Hirn fräsen, dort eine Wohnung anmieten und es sich gemütlich machen. Keine Chance, das da wieder herauszukriegen. Simpel, aber effektiv. Auch hier wieder die Vollbremsung in der Mitte und der Change zum Midtempo. Spätestens hier wird deutlich, dass das Album wieder etwas düsterer angelegt ist.

Avancierten bei den letzten beiden Alben ehr die langsamen Stücke zum Titeltrack, knallen uns DESASTER mit „Kill The Idol“ diesmal einen wahren Brecher aufs Lauschgebälk. Klar, dass bei einem solchen Tempo schon nach zweieinhalb Minuten der Schlussakkord erklingt.

Doch DESASTER ziehen das Tempo für eine reichliche halbe Minute noch weiter an. „Ash Cloud Ritual“ beginnt rasend schnell, und Sataniac brüllt infernalisch, als hätte ihm gerade jemand das letzte Bitburger weggesoffen. Doch dann ein herber Umschnitt, der mittels einer Pause suggeriert, der Track wäre hier zu Ende. Doch weit gefehlt. Der Song wandelt sich in ein schleppendes Blackened Doom- Monster, welches zwischendurch kurz ins Midtempo wechselt und gegen Ende wieder das Gaspedal durch die Bodenwanne drückt.

Wieder mit dem starken, düster wirkenden Eindruck präsentiert sich das für DESASTER- Verhältnisse recht lange „Fathomless Victory“, welches wieder diesen mittelalterlichen Eindruck hervorbringt. Interessant ist hier insbesonders der minimal instrumentierte ruhige Part anfangs des letzten Songdrittels. 

Dafür ist „Throne Of Ecstasy“ wieder ein Banger vor dem Herrn, der in gewohnter DESASTER- Machart Black Metal mit einer punkigen Note vereint, und sich zornig ins Hörgewürge sägt. Eine leichte MOTÖRHEAD- Note scheint sich bei „They Are The Law“ einzuschleichen, dies alles natürlich desaströs verthrasht. Einer dieser Songs, die es unmöglich machen, ruhig auf dem Hocker sitzen zu bleiben. Ihr glaubt gar nicht, wieviele Druckfehler ich hier aus diesem Abschnitt tilgen musste. 

Wieder etwas langsamer und leicht angedoomt beginnt „Stellar Remnant“. Hier drehen DESASTER den Spieß um, und betten schnellere Parts in einen sonst tragenden Song ein. Der Hörer wird hier in ein Wechselbad aus desolater Schwere und rasendem Veitstanz geworfen. Ein fast Death Metal- taugliches Gitarrensolo vervollständigt diesen ebenfalls recht abwechslungsreich konzipierten Track. Und wer bisher immer noch das typische DESASTER- Instrumentalstück vermisst, wird mit dem Finaltrack des Albums befriedigt. „Idol’s End“ nennt sich passenderweise der Rausschmeißer des Albums, mit dem DESASTER die gekillten Idole zu Grabe tragen.

In meinen Augen ist „Kill All Idols“ das wohl ausgeklügeltste Album der Koblenzer. Wie ich schon weiter oben andeutete, hat sich die Combo nicht neu definiert, setzt weiterhin auf ihre Trademarks, die sicher auch schon desöfteren verwendet worden sind. So trifft man rifftechnisch und von den Melodien sicher auch auf alte Bekannte. Was das Album so speziell macht, ist die Tatsache, dass DESASTER diese Trademarks nicht totleiern, sondern gerade, was die Arrangements angeht, neu formieren.

Und so wirkt das Album am Stück, trotz der vielen schnellen Parts eher dunkel, fast melancholisch. Düster wie „The Oath Of An Iron Ritual“ vielleicht. Gleichzeitig strotzen die Songs vor Diversität, wirken teilweise komplex wie auf „Angelwhore“ und zeigen, dass man auch mit den altbekannten Zutaten ein neues Gericht zusammenköcheln kann. Zur düsteren Ausstrahlung gesellt sich auch die Produktion. Der langjährige Live- Mixer der Gruppe, Jan Gensheimer, hat das Teil im Proberaum der Band aufgenommen. Er weiß am besten, wie man den Livesound von DESASTER authentisch gestaltet und einfängt. Der Sound wirkt roh und ungestüm, ist letztlich aber auch sauber und akzentuiert. Das Mastering stammt von Greg Wilkinson, der seit 2021 bei AUTOPSY Bass spielt. Das ergibt genau den Sound, den die Band auch live erzeugt. 

Mit „Kill All Idols“ knüpfen DESASTER an das Vorgängeralbum an, setzen aber im Songwriting auf noch mehr Abwechslung, ohne ihren ureigensten Stil zu verändern. Alle musikalischen Facetten der Band finden sich auf dem Album wieder. Auch optisch bleibt die Band ihren früheren Zeiten treu. Das Coverartwork stammt nämlich von Kultzeichner Christophe Moyen, der auch schon das Titelbild von „Angelwhore“ gestaltet hat. Macht sich sicher geil auf nem T-Shirt.

Anspieltipp: „Towards Oblivion“, „Ash Cloud Ritual“ und „Throne Of Ecstasy“


Bewertung: 9,2 von 10 Punkten


TRACKLIST

01. Great Repulsive Force
02. Emanation Of The Profane
03. Towards Oblivion
04. Kill The Idol
05. Ash Cloud Ritual
06. Fathomless Victory
07. Throne Of Ecstasy
08. They Are The Law
09. Stellar Remnant
10. Idol’s End (Outro)



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