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SARAYASIGN – Shadows of the dying Light (2025)
(9.907) Olaf (5,5/10) Hard Rock
Label: Black Lodge
VÖ: 31.10.2025
Stil: Heavy Metal
Schweden und bombastischer Melodic Rock – normalerweise eine Kombination, die mir sofort Bilder von schneebedeckten Fjorden, dramatischen Himmeln und Gitarrenhelden im Gegenlicht liefert. SARAYASIGN bedienen genau dieses Kopfkino. Gleichzeitig muss ich gestehen: Als ich mich dem neuen Werk Shadows of the dying Light widmete, dachte ich anfangs: „Oh, das könnte ein richtig starkes AOR-Album werden.“ Breitwand-Melodien, elegische Arrangements, warme Stimmen – alles da. Und dann kam die Erkenntnis: Ja, es klingt gut. Sehr gut sogar. Aber es passiert erstaunlich wenig. Oder anders gesagt: Das Album gleitet so aalglatt durch die Ohren, dass man zwischendurch überlegt, ob man nicht vielleicht doch die Pfanne einfetten sollte, damit der Klang wenigstens irgendwo hängen bleibt.
SARAYASIGN stammen aus dem kreativen Hotspot Göteborg und verstehen ganz offensichtlich ihr Handwerk. Nach Throne of Gold (2022) und The Lion’s Road (2023) präsentieren sie nun den dritten Teil ihres konzeptionellen Universums – ein filmisches, orchestrales Melodic-Rock-Drama, aufgenommen in den renommierten Top Floor Studios und veredelt von Jacob Hansen, der mit seinem Mix eine luxuriöse Klangtapete geschaffen hat, die man mit Samthandschuhen anfassen möchte. Cinematic Rock trifft auf melodischen Metal, epischer Bombast auf butterweiche Soundflächen – als hätte jemand Evergrey, Avantasia und die dramatischeren Momente von Allen/Lande in einer stimmungsvoll beleuchteten Werkstatt zusammengeschraubt.
Und ja, man spürt diesen Anspruch: jedes Album ein Kapitel, jedes Artwork ein Puzzleteil in einer größeren Saga, jeder Song eine Szene in einem kosmisch-emotionalen Film. Es rauscht majestätisch, kracht an den richtigen Stellen, schwillt an, fällt ab, schwebt und pulsiert. Die Band komponiert mit feinem Pinsel, große Kinogeste inklusive. Lead-Gitarren singen, die Drums marschieren mit aristokratischer Haltung, die Keyboard-Flächen legen sich wie Morgennebel über eine Fantasy-Landschaft. Man möchte Drachen sehen. Oder zumindest episch wehendes Haar im Wind.
Aber – und das ist leider kein kleines „aber“ – diese Pracht nutzt sich ab. Fast jeder Song fährt denselben Geschwindigkeits- und Intensitätskurs. Midtempo, theatralisch, heroischer Pathos, großer Refrain, orchestraler Unterbau. Das ist stark gebaut, aber eben auch vorhersehbar. Man wartet auf den besonderen Moment, den dramatischen Bruch, eine Überraschung, einen musikalischen Messerstich. Der bleibt aus. Es ist wie ein Hochglanz-Blockbuster, bei dem man schon nach 15 Minuten weiß, dass der Held am Ende triumphiert, egal wie viele Laserregen und Nebelschwaden zwischendurch aufgezogen werden.
Am Ende bleibt ein Album, das sich hervorragend anhört, hervorragend produziert ist, hervorragend gespielt ist – aber sich zu oft selbst im Spiegel bewundert. Und wenn ein Album zu perfekt sein will, verliert es manchmal genau das, was große Musik ausmacht: Reibung, Mut, Kanten, etwas Blut am Zahn. Trotzdem: Wer epische Klanglandschaften liebt, die mehr Kulisse als Chaos liefern, wird hier Glück finden. Einfach nicht erwarten, dass der Nebel irgendwann aufreißt und ein Ork durchs Bild springt.
Bewertung: 5,5 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. Worlds apart (Shadowlands)
02. Watching it burn away
03. Shades of Black
04. Shadows of the dying Light
05. From Ashes
06. The Wanderer
07. One last cry
08. The nameless Ones
09. Coming Home
10. Walk alone
11. Bleeding Hope
12. Throne of Gold Part III-The hidden Portal

