Label: Napalm Records
VÖ: 22.09.2017
Stil: Black Metal
Facebook Webseite Kaufen
Das neue Satyricon-Album ist mit Spannung erwartet worden und wie immer gab es im Vorfeld lebhafte Diskussionen, wie gut oder schlecht es wohl werden könnte. Die Sorte Fans, die gern eine Fortsetzung von „Dark Medieval Times“ oder „The Shadowthrone“ hören wollen, werden wieder einmal enttäuscht sein, aber das wussten sie schon vorher. Das Schöne (oder auch Schwierige) an Satyricon ist, dass sie nicht auf Nummer sicher gehen und ein gutklassiges „business as usual“-Album abliefern, sondern dass die Musik, die sie erschaffen, aus tiefstem Herzen kommt. Ein Familienvater von 41 Jahren ist schlicht nicht mehr derselbe Tween von damals und es wäre albern, diesen grünen Jungen über 20 Jahre später imitieren zu wollen, auch wenn das damals alles ziemlich cool war und sich gut verkaufen ließe.
Tiefe (des Herzen, der Gedanken) ist das zentrale Thema auf „Deep Calleth Upon Deep“ und auch wenn ich ungern die offiziellen Verlautbarungen nachplappere – die könnt ihr schließlich überall nachlesen – finde ich die Beschreibung sehr treffend, dass die 8 Songs jeweils eine eigene Persönlichkeit haben, die gemeinsam das Album ergeben, sodass eine Einzelbetrachtung sinnvoll ist.
„Midnight Serpent“ startet rasant und macht sofort klar, dass dieses Album nicht so behäbig wie der selbstbetitelte Vorgänger wird. Auch der Sound ist erfreulicherweise nicht so schmuse-kuschelig wie auf der letzten Scheibe, sondern ist knochentrocken mit ein paar Ecken, Kanten und Kratzern, wenn auch nicht so kalt und giftig wie z.B. das „Volcano“-Album. Die Frage, ob das überhaupt noch Black Metal ist, kann hier getrost mit JA beantwortet werden.
Auch „Blood Cracks Open The Ground“ gehört zur schnelleren Sorte, ist aber insgesamt sperrig geraten. Offiziell heißt das progressiv, das kann man auch gelten lassen und mir gefällt dieses seltsame Dingsbums – langweilige Musik gibt es schließlich schon genug auf diesem Planeten.
„To Your Brethren In The Dark“ war die zweite Singleauskopplung und ist ein astreines Doomstück, das sich wie die Nacht über den Hörer legt, 6 Minuten Gänsehaut pur.
Der Titeltrack ist eins der typischeren Satyricon-Stücke, zackiges Schritttempo und ein Refrain, der sich unweigerlich in die Hirnrinde fräst. Apropos deep: der Gesang - die Knurrhöhe - ist noch ein wenig tiefer als bisher. Stellenweise erinnert es fast an die maschinenartige Stimme von Inquisition, aber nur fast. Ein paar Nuancen und mehr Dynamik in der Stimme wären trotzdem nicht schlecht, hierfür sorgt Håkon Kornstad, seines Zeichens Tenor und Saxofonist. Ich weiß nicht so ganz, wie ich es finde, einen Menschen als Instrument zu gebrauchen, quasi als zweites Mellotron, denn Text hat der Gute keinen zu singen und er ist auch sehr in den Hintergrund gemixt, sozusagen in die Tiefe.
„The Ghost Of Rome“ hat fast einen Kvelertak’ischen Vibe, das klingt analoger als die anderen, paradox fröhlich und auch hier darf Mr. Kornstad etwas Geistergeheul beisteuern. Pardon, ich meine natürlich Tenorgesangslinien.
In „Dissonant“ hat Mr. Kornstad endlich sein Saxofon dabei. Die ersten paar Takte sind ein Statement, aber leider tritt er dann in den Hintergrund. Es liest sich erst einmal komisch, wenn man einer Band wie Satyricon „mehr Saxofon!“ zurufen möchte, aber glaubt mir, das Ding fetzt und Satyr hätte da gern noch ein bischen mutiger sein dürfen. „Black Wings And Withering Gloom” ist dann wieder etwas ganz anderes, eher klassischer Black Metal mit einem allumspanndenden Riff.
Den Abschluss macht „Burial Rite“ mit seinem coolen, verspielten Drive und schließt den Kreis zu „Midnight Serpent“. Probiert es aus, hört das Album in Dauerschleife und ihr werdet feststellen, dass der Übergang vom letzten zum ersten Lied genauso nahtlos und passend ist wie zwischen den Liedern innerhalb des Albums.
Zusammengefasst ist „Deep Calleth Upon Deep“ ein detail- und abwechslungsreiches, beeindruckendes Album geworden mit klitzekleinen Abzügen in der B-Note.
Bewertung: 9,2 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Midnight Serpent
02. Blood Cracks Open The Ground
03. To Your Brethren In The Dark
04. Deep Calleth Upon Deep
05. The Ghost Of Rome
06. Dissonant
07. Black Wings And Withering Gloom
08. Burial Rite
Aktuelle Meldungen
SATYRICON – Deep Calleth Upon Deep (2017)
(4.079) - Jezebel (9,2/10) Black Metal
