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GAMA BOMB – Necronomicon Automaton (2025)
(9.490) Olaf (9,0/10) Thrash Metal

Label: Prosthetic Records
VÖ: 18.04.2025
Stil: Thrash Metal
Na, wenn das nicht der perfekte Anlass ist, das Stirnband festzuzurren, den Spandex zu entstauben und den Toaster in die Badewanne zu werfen – GAMA BOMB sind zurück! Und auch wenn sie dieses Mal keine ganze Abrissbirne liefern, sondern nur ein vier Track starkes Thrash-Karate-Paket, reicht das aus, um mir einmal mehr sämtliche Sicherungen durchzubraten. Necronomicon Automaton heißt das biestige Ding, sieht auf den ersten Blick nach Black Metal aus, ist aber zu 101 % Mosh-Faktor, zu 100 % GAMA BOMB und zu 0 % schwarzmetallische Klangverirrung. Wer da nicht mosht, ist schon tot – oder hört gerade Gotthard.
GAMA BOMB, gegründet 2002 im schönen Newry, Nordirland, haben sich längst als verlässliche Abrisskommandos im internationalen Thrash-Kanon etabliert. Mit einem Fuß in der Videothek und dem anderen auf dem Gaspedal des DeLorean liefern sie seit jeher crossoverhaften, charmant nerdigen Highspeed-Thrash mit Kultstatus. Serien wie The Terror Tapes, Citizen Brain oder Untouchable Glory haben gezeigt: Wo GAMA BOMB draufsteht, ist nicht nur Metal drin – sondern auch Comic, Trashkino, Parodie, Referenz und Ironie. Doch was tun, wenn man plötzlich nur vier Songs auf der Liste stehen hat? Ist das nun ein Appetizer? Ein Teaser? Ein schüchternes Zucken des kreativen Maschinengewehrs? Oder einfach eine kleine, aber gemeine Kampfansage?
Wer sich fragt, ob Philly Byrne seine Stimme irgendwann mal schont, der bekommt hier die Bestätigung: Natürlich nicht. Der Mann ist ein menschgewordener Sirenenschlag, eine Thrash-Maschine mit irischem Akzent und teuflischer Stimmakrobatik. Mal kreischt er wie ein Wahnsinniger, mal brüllt er Gangshouts ins Mikro, dass einem die Haare zu Berge stehen. Und: Er hat hörbar Spaß – der pure Enthusiasmus in Stimmbandform. Dazu gesellen sich wie immer tight gespielte, zackenscharfe Riffs, die jede Vorwärtsbewegung in einem Circle Pit enden lassen. Allein der Einstieg Intror the Deceiver ist eine Hommage an das, was einst als Mixtape den Eltern Angst gemacht hat. Press play! befiehlt der Song – und genau das macht man. Sofort. Immer wieder.
Nunchucks! ist der Hit der EP, keine Frage. Dieser Song schwingt nicht nur metaphorisch die Holzwaffen – er ist ein ultrabrutaler Martial-Arts-Moshpit voller Ironie, Coolness und dieser unverkennbaren B-Movie-Ästhetik. Die Gangshouts sind pures Dynamit, und die Zeile "I bless you in the name of the nunchaka-ka-ka-ka" ist jetzt schon Metal-Zitat des Jahres. Wer diesen Song hört, sieht automatisch die Sonnenbrille auf der Nase, den Tiger im Auge und das Publikum auf Tischen tanzen. Ein Hoch auf diesen absurden Kampfsportkult!

Doch auch Necropanzer walzt mit seinem Text über einen untoten Kriegsfahrzeugdämon aus der Hölle alles nieder. Zwischen rostigem Stahl, lateinischen Flüchen und explodierenden Priesterhütten ist der Text ein Paradebeispiel für die Art von überdrehtem Metal-Pulp, die nur GAMA BOMB so hinbekommt – und dabei trotzdem musikalisch tödlich präzise bleibt. Und schließlich Necronomicon Automaton, eine düstere Liebeserklärung an eine dämonische Killermaschine mit Porzellanantlitz. Ein Song, der Venus von Milo mit Skynet kreuzt und dabei latinische Beschwörungen raushaut, als hätte man das katholische Gebetbuch mit einer AI-gestützten Satansmaschine fusioniert. Deus ex machina! singt Philly, und ja: Man glaubt ihm. Und man liebt es.
Jetzt mal ehrlich: Bei dem Output, der Spielfreude, den Ideen – was hat euch gebremst, Jungs? Eine EP wie ein Katana in der Milchtüte, ja, aber das hätte auch ein komplettes Album werden dürfen. Vier Songs sind ein Happs, ein Mosh-Häppchen – das macht Bock, das macht Laune, aber das macht vor allem: Lust auf mehr! Ich hoffe, ich sehe euch im August in Dublin, damit ich euch persönlich dafür ohrfeigen kann, wie gut diese kleine EP ist. Und um mich zu bedanken – denn eure Musik ist seit Jahren mein zuverlässiger Thrash-Dünger fürs Gehirn.
GAMA BOMB liefern mit Necronomicon Automaton ein Mini-Meisterwerk des postironischen Thrash Metal. Vier Songs, vier Volltreffer, null Aussetzer. Das Artwork täuscht – es riecht nicht nach Schwarzmetall, sondern nach Schweiß, Bier und abgeplatztem Zahnschmelz. Wer hier nicht mitnickt, braucht dringend eine Neuverkabelung des Hirns. Gibt es Kritik? Ja. Zu kurz! Und trotzdem: Jeder Song ein bunter, brutaler Hochgenuss, durchzogen von grandiosen Lyrics, Mosh-tauglichen Riffs, kultigen Shouts und Philly Byrne in absoluter Topform. Es ist, als würde man sich gleichzeitig mit Nunchucks verkloppen, einen Höllenpanzer reiten und von einer lateinsprechenden Sexroboterin verfluchen lassen – und das meine ich als Kompliment.
Anspieltips:
🔥Nunchucks!
💀Necropanzer
Bewertung: 9,0 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. Nunchucks!
02. Intror the Deceiver
03. Necropanzer
04. Necronomicon Automaton