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SPEED QUEEN - …with a Bang (2025)

(9.759) Olaf (8,5/10) Speed Metal


Label: High Roller Records
VÖ: 05.09.2025
Stil: Speed Metal






Belgien kann mehr als Schokolade, Bier und EU-Bürokratie – aus Limburg stammen SPEED QUEEN, ein Vierer, der seit 2014 an der Kreuzung von Leder, Schweiß und Hochgeschwindigkeit campiert. Und weil aus dem kleinen Königreich nicht nur die besten Fritten der Welt kommen, sondern eben auch Newcomer, die das Gefüge der Altvorderen durcheinanderwirbeln, lohnt sich hier genaues Hinhören.

Erst Demo, dann zwei EPs (darunter das High-Roller-Debüt 2020), zwischendurch Headbangers Open Air, Wacken, Tourneen u. a. mit Night Demon – kurz: Praxis statt PowerPoint. Dass hier keine Studiowürmer, sondern Straßenköter am Werk sind, verrät schon die bandinterne Ursprungserzählung: „Wir haben als speckige Teenager begonnen, die Plattensammlungen unserer Eltern zu durchforsten“, erinnert sich Bassmann Lander – und man hört es. Dieser Sound riecht nach Keller, kaltem Rauch und Ehrgeiz.

…with a Bang ist der passende Titel, denn die Platte zündet tatsächlich „machtvoller“ als die Vorläufer und „trifft mitten ins Gesicht“ – das ist nicht nur PR-Schnack, das fühlt man in jeder Betonung von Thomas Kenis, in jeder peitschenden Achtel von Toon und in den messerscharfen Twin-Leads von Andreas. Produzentisch ist das Ding angenehm unsteril: Koen Keijers hat die Spurbreite zwischen Garagenrohheit und Bühnendruck perfekt getroffen, Thibault Chaumont hat das Master nicht totkomprimiert, sondern knallen lassen. High Roller Records ist einfach ein Garant für großartigen Retro Metal – und hier liefern sie wieder ab.

Musikalisch sprechen SPEED QUEEN fließend 80er: 80er Speed Metal, der trotz seines „Alters“ frisch und neu klingt. Dennoch könnte man denken, die Bande ist aus einer Zeitmaschine gestolpert. Dabei läuft das Quartett nie Gefahr, zur reinen Zitatmaschine zu werden. Ja, die Riffs tragen Nieten, aber sie laufen nicht im Museum, sondern auf die offene Straße. „Rock ’n’ Roll soll in erster Linie Spaß machen“, heißt es von Bandseite – und genau diese Haltung pumpt durch die zehn Tracks (40 knackige Minuten). Das ist das heimliche Konzept: Lust an der Bewegung, Messer zwischen den Zähnen, Grinsen im Gesicht.

Der Einstieg ist charmant frech: Nach dem kurzen Count-In 5678 gleich die große Geste – aber… mit einem Showdown das Album zu eröffnen ist gewagt. Gewagt – und gelungen. Showdown macht sofort klar, wohin die Reise geht: Down-picked Taktik, ein Refrain, der zwischen „Fäuste hoch“ und „Bier her“ pendelt, und Gitarren, die sich wie zwei Klingen kreuzen. An anderer Stelle zieht die Band das Tempo minimal zurück und hebt die Melodiekelle: Eye to Eye) ist pures Adrenalin mit Ohrwurm-Garantie; die Hook brennt sich so hart ins Stammhirn, dass man den zweiten Chorus automatisch mitschreit. Für Fans von Vulture, Ambush und Konsorten ein absoluter Pflichtkauf – weil SPEED QUEEN denselben Hunger haben, aber das Pathos verschiedener Schulen (Teutonenstahl, frühe Briten, ein Hauch Kanadastahl) so mischen, dass es nicht nach Collage, sondern nach eigener Handschrift klingt.

Und dann ist da Chasing Ghosts: Twin-Leads, schnittiges Galopp-Fundament, der Gesang in der idealen Mischung aus Attacke und Melodie – Chasing Ghosts hätte auch locker auf Maidens Debüt stehen können. Großartiger Song. Wer genau hinhört, entdeckt in I Want It ein Extra-Solo von Jonny Nesta (Skull Fist) – die Band kommentiert das augenzwinkernd mit „Mehr ist mehr“. Stimmt hier absolut, denn statt Gitarren-Onanie gibt’s ein geschmackssicheres Turbo-Moment, das den Song nicht aufbläht, sondern schärft. The World Ends Tonight rollt wie ein nächtlicher Highway-Chorus an, Skygazers blickt obenrum in die Sterne, während untenrum die Bassdrum wütet; Time to Go markiert gegen Ende die schönste „Wir sind noch nicht fertig“-Drehung – klassisch, aber effektiv. Textlich bleibt man dem Genre treu: Straßenpoesie, Herz vs. Asphalt, Blick in den Rückspiegel und trotzdem Vollgas nach vorn. Keine hochgestochenen Parabeln – bewusst. Das Bildmaterial ist klar, die Metaphern sind Motoröl-kompatibel, und genau so muss das hier sein.

Was den Charme von SPEED QUEEN ausmacht, ist diese Kombination aus rotziger Direktheit und melodischer Feinmotorik. Thomas phrasiert mit genug Dreck, um die Kante zu halten, trifft aber die Tonleitern so sauber, dass die Refrains tragen. Andreas schichtet Leads, die nicht nur Fingerfertigkeit, sondern Songs dienen. Lander und Toon sind das Rückgrat – treibend, aber flexibel. Produktion und Bandleistung greifen ineinander wie Ritzel: kein Nostalgie-Staub, kein Steril-Glanz, sondern echtes Benzin. Und weil’s gesagt werden muss: Wer High Roller liest, weiß meistens, was er kriegt – hier bekommt er mehr.

SPEED QUEEN liefern mit …with a Bang  ein Album, das den Helm vom Haken reißt und zur nächtlichen Ausfahrt zwingt. Frisch, bissig, melodisch – und mit genau dem Augenzwinkern, das echten Speed Metal von nostalgischem Rollator-Rock trennt. Wer Vulture, Ambush & Co. im Regal hat, räumt bitte schon mal ein Fach frei. Für die nächste Club-Runde gilt ohnehin: „Spaß zuerst, alles andere später.“ Und diesmal knallt der Spaß besonders schön.

Anspieltipps:
🔥Eye to Eye
☠️Chasing Ghosts
🎸Showdown


Bewertung: 8,5 von 10 Punkten


TRACKLIST

01. 5678
02. Showdown
03. I want it
04. Eye to Eye
05. Chasing Ghosts
06. I walk alone
07. Skygazers
08. The World ends tonight
09. Time to go
10. Fire 



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