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MONO INC. - Darkness (2025)

(9.749) Olaf (8,0/10) Dark Rock


Label: NoCut
VÖ: 15.08.2025
Stil: Dark Rock







Ich gebe es frei heraus zu: MONO INC. sind normalerweise nicht mein Revier. Eher der Bereich, den ich beim Festivalgang elegant umkurve – bis meine Frau mich auf dem Rock Harz genötigt hat, stehenzubleiben. Live ging das ganze Gedöns erstaunlich gut ab, und plötzlich fand ich mich Tage später dabei, das neue Album Darkness zu hören. Mehrfach. Vielleicht ist es die Hitze, vielleicht sind es die Riffs – aber ich ertappte mich bei dem Satz: „Goth Rock auf Deutsch? Olaf mag’s.“ Hilfe.

MONO INC. kommen aus Hamburg, und man hört diese hanseatische Mischung aus Pragmatismus und Pathos in jeder Pore. Nach den Chart-Gipfelstürmern The Book of Fire und Ravenblack legen Martin Engler (Gesang), Katha Mia (Drums), Carl Fornia (Gitarre) und Ilja John Lappin (Bass) ihr mittlerweile 13. Studioalbum vor. Die Band spielt ihre gewohnten Trümpfe – große Refrains, dunkle Romantik, stadiontaugliche Grooves – diesmal allerdings in einer besonders „ultrafetten“ Verpackung: das Ding drückt, schiebt und glitzert, ohne die Gitarren zu glätten. Viele Riffs, schöne Melodielinien, überraschend viel Dynamik – und ja, Abwechslung.

Das thematische Fundament ist rasch umrissen: Dunkelheit als Schutzraum, als Ort der Selbstprüfung – und das unverwüstliche kleine Licht, das in einem selbst brennt. Anstatt die Nacht nur zu verklären, räumt das Album seiner Schwere Platz ein und dreht den Scheinwerfer auf Resilienz, Solidarität und Selbstliebe. Die seit Jahren gewachsene „Raven“-Community dürfte sich hier maximal abgeholt fühlen; Darkness wirkt wie ein kollektiver Schulterklopfer: Du bist nicht allein, auch wenn’s draußen stürmt.

Kurios, aber wahr: Am stärksten sind MONO INC. für mich, wenn sie deutsch singen. Dein Anker, Unter deiner Haut und Abendrot treffen mit Klartext und Klangfarbe direkter – weniger Übersetzungs-Gräben, mehr Gänsehaut-Nähe. Gerade Dein Anker funktioniert exemplarisch als Mutmacher: nicht pathetisch, sondern konkret – der Halt kann ein Mensch sein, ein Tier, ein Gegenstand oder man selbst. Das passt zur Grundidee des Albums, das statt bloßer Weltflucht eine bewohnbare Dunkelheit baut. Musikalisch pendelt Darkness clever zwischen zwei Polen:

Doom-getönte Schwere: Fly und Abendrot tragen das Blei im Mantel. Langsame, lastende Grooves, aufgezogene Flächen, Vocals mit viel Atem. Hier wird’s atmosphärisch dicht – Kerzen aus, Blick nach innen.

Midtempo-Stapfen: Unter deiner Haut ist ein Paradebeispiel für den MONO INC.-Motor: dicker Backbeat, Gitarren als Rammbock, ein Refrain, der in der dritten Runde von alleine mitsingt. Auch Lost in Pain setzt auf Vorwärtsdrall statt Temporausch, mit dieser typischen „Wir-gegen-den-Rest“-Energie.

Zwischen diesen Polen sitzt der Titelsong In my Darkness als dramaturgischer Angelpunkt: Das „Recht“ der eigenen Schatten wird nicht verleugnet, sondern eingeräumt – und genau daraus schöpft der Track seine Größe. Er feiert nicht das Elend, sondern den Aufstand danach.

Die Produktion ist – ich wiederhole mich gern – ultrafett. Tiefer, sauberer Bass, Drums mit Stadion-Schulterbreite, Gitarren, die je nach Bedürfnis schmiegen oder sprengen. Trotzdem bleibt Luft für intime Momente; Sea of Love oder Ray of Light blinzeln durch den Orkan und sorgen für klare Konturen. Wer befürchtet, hier wummerte nur eine homogene Dunkelsuppe, kann beruhigt werden: Die Platte sortiert ihr eigenes Farbspektrum diszipliniert aus.

Martin Engler phrasiert mit der Erfahrung eines Bandleaders, der weiß, wann Pathos trägt und wann weniger mehr ist. Inhaltlich dreht sich vieles um Standhaftigkeit, um das Wiederaufstehen nach dem Fallen und um Gemeinschaft als Gegenmittel zur inneren Wetterlage. Da mir keine offiziellen Lyrics vorliegen, verzichte ich auf Zitate – aber die Stoßrichtung ist klar: nicht „Leidenskult“, sondern „Leidenschaft mit Kompass“.

Keine Sorge, ich werde jetzt nicht zum Gruftie – aber Darkness hat seinen Reiz und rotiert tatsächlich seit ein paar Tagen. Vielleicht sollte ich doch mal zum Arzt. Oder einfach über den Tellerrand schauen und es dabei belassen. Für alle, die wie ich mit genrebedingten Vorurteilen angereist sind: Hier passt der Schlüssel ins Schloss erstaunlich gut. Was auf dem Rock Harz schon funktionierte, hört man der Platte an: Diese Songs sind für große Bühnen gedacht. Große Refrains, klare Hooks, Drum-Arrangements für viele Arme in der Luft. Ab Oktober wird das live wohl noch massiver – und ja, ich würde mir das inzwischen freiwillig noch einmal geben.

Darkness ist der Beweis, dass MONO INC. die eigene Ästhetik weiter zuspitzen können, ohne zur Karikatur zu werden. Statt bloßer Schwarzmalerei gibt’s Schwarz mit Haltung, statt Waber-Pathos klare Kante – doomig, wenn’s trägt, stampfend, wenn’s muss, hymnisch, wenn’s hilft. Dass mich ausgerechnet die deutschen Songs am meisten packen, schiebe ich weiterhin auf die Temperaturen. Oder auf gutes Songwriting. Wahrscheinlich beides.

Anspieltipps
🔥Dein Anker
☠️Abendrot
🔥In my Darkness

 


Bewertung: 8,0 von 10 Punkten


TRACKLIST

01. In my Darkness
02. Lost in Pain
03. Fly
04. Dein Anker
05. The dark Side of the Sun
06. Unter Deiner haut
07. We were young
08. Ravenheart
09. Abendrot
10. Sea of Love
11. Mothing I regret
12. Ray of Light 



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