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HYDRA VEIN – Perpetual Violence Machine (2025)
(9.858) Olaf (7,0/10) Thrash Metal

Label: Iron Shield Records
VÖ: 10.10.2025
Stil: Thrash Metal
Manche Namen tragen die raue Patina der Vergangenheit wie eine Auszeichnung – Hydra Vein ist so ein Fall. Gegründet in den späten Achtzigern, als die britische Thrash-Szene ein heißer und lauter Gegenpol zum Bay Area-Boom war, machten sie sich 1988 mit Rather Death than False of Faith einen Namen – ein Album, das heute in gut sortierten Sammlungen seinen Ehrenplatz hat. Ein Jahr später folgte After the Dream, danach wurde es lange still. 2020 rührte sich der alte Motor wieder, man spielte auf dem Brofest in Newcastle mit Genre-Helden wie Quartz oder Cloven Hoof – und 2022 wurde mit Unlamented der Totenschlaf endgültig beendet. Jetzt also: Perpetual Violence Machine.
Fünf Songs. Keine Spielereien. Keine Experimente. Ein geradliniger Schlag in die Fresse – zumindest zu Beginn. Der namensgebende Opener röhrt los wie ein alter Ford Escort RS auf einer verlassenen Landstraße: schnell, ruppig, thrashig bis ins Mark. Riffs, die nach Benzin und Staub schmecken, ein Drumming, das eher tritt als schiebt, und ein Gesang, der so herrlich aus der Zeit gefallen ist, dass man fast glaubt, im Jahr 1988 zu stehen. Anfangs denke ich mir: „Geil, so hätten Razor mal mit ihrem letzten Album klingen sollen.“ Die Produktion ist oldschool, aber klar – nichts klingt wie durch eine Blechdose gesungen, nichts übersteuert ins Unhörbare. Das ist roher, ehrlicher Thrash Metal, wie ihn die Altvorderen damals zu zimmern wussten.

Doch wie so oft, wenn Nostalgie auf Gegenwart trifft, bröckelt der Lack irgendwann ein wenig. Ross Currys Gesang, anfangs herrlich bissig und aggressiv, beginnt sich nach mehreren Durchgängen wie ein alter Schraubenzieher im Ohr festzusetzen. Spätestens bei Black Slammer wirkt es so, als spiele die Band gegen den Sänger – ein merkwürdiger, disharmonischer Bruch, der nicht wie kontrollierte Dissonanz klingt, sondern schlicht konfus. Die Gitarren jagen nach vorne, der Gesang biegt links ab, der Bass rennt in die Mitte, und das Schlagzeug scheint kurz über die eigene Hi-Hat zu stolpern. Vielleicht war das gewollt, vielleicht auch nicht – es klingt jedenfalls, als hätte die Maschine kurzzeitig einen Kolbenfresser.
Dabei sind die Riffs selbst bockstark: Iron Men presst mit fast schon stoischer Härte nach vorne, Strive for Life wirkt wie ein klassischer Moshpit-Füller und A Thousand Forms of Fear ist ein würdiger Rausschmeißer – wenn auch keiner, der das Ruder noch einmal komplett herumreißt. Textlich bleibt die Band dabei fest in der Tradition des Thrash: Härte, Kampf, Widerstand – ganz ohne verkopfte Anwandlungen, ganz ohne Zuckerüberzug.
Hydra Vein liefern genau das, was man von ihnen erwartet: kompromisslosen, britischen Thrash alter Schule. Kein poliertes Comeback-Wunder, aber ehrliches, ruppiges Handwerk mit viel Geschichte und Ecken, die sie gar nicht erst versuchen, abzuschleifen. Wer Thrash Metal mit Dreck unter den Fingernägeln mag, darf hier bedenkenlos zugreifen. Für mich selber gilt aber die Devise: Ein Song macht noch keinen Sommer…