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INCITE – Savage new Times (2025)

(9.753) Olaf (8,0/10) Thrash Metal


Label: Reigning Phoenix Music
VÖ: 15.08.2025
Stil: Thrash Metal






Es gibt Alben, die riechen nach heißem Asphalt, staubiger Luft und einer Bühne, auf der seit Tagen kein Kabel mehr wirklich trocken geworden ist. INCITE kommen aus Phoenix – und genauso klingt Savage new times: schwitzig, bissig, kompromisslos. Und ja, der Satz liegt auf der Zunge: Wenn der Stiefpapa Cavalera heißt, weiß man, was hinten bei rauskommt. Aber genau hier wird’s spannend, denn Richie Cavalera macht seit Jahren deutlich, dass INCITE mehr sind als DNA-Bonus. Diese Band ist ein Arbeitstier, geformt aus Touren, kleinen Clubs, großen Festivals, Sturköpfigkeit und der sehr amerikanischen Schule von Groove trifft Thrash.

2004 gegründet, seit The Slaughter (2009) im vollen Vorwärtsgang: INCITE haben sich ihren Namen live erspielt – mit Kilometerfresser-Energie, die man jedem Riff anhört. Für Savage new times hat man die Stellschrauben noch einmal spürbar angezogen: Produzent Steve Evetts bringt die Trennschärfe und Rauheit, Arthur Rizk gibt dem Mix die schneidende Kante. Neu an Bord: Gitarrist Layne Richardson, dessen Anschlag Handkante und Feder zugleich ist. Die Rhythmussektion mit EL (Bass) und Lennon Lopez (Drums) pumpt wie eine Hydraulikpresse – nur eines nimmt man der Platte übel: Ein Quäntchen mehr Bumms im unteren Frequenzbereich hätte den Songs den letzten Trittkraft-Bonus verpasst. Das Artwork von Marcelo Vasco hingegen? Geil. Punkt. Das schaut dich nicht an, das misst dich aus.

Modernes Groove/Thrash-Metal, der an vielen Stellen die Luft alter Prong atmet und die modernen Sepultura-Vibes nicht verleugnet – klar. Doch INCITE sind kein Plagiat. Die Riffs kommen nicht aus dem Zitatbaukasten, sondern aus dem Handgelenk; die Hooks sitzen, ohne auf Chart-Chorus zu machen; die Groove-Übergänge knacken, ohne in Djent-Gefrickel zu kippen. Richie geht mit seinem Nachnamen nicht hausieren – muss er auch nicht. Die Stimmfarbe ist rau, körnig, direkt, mit genau dem Maß an „Kante“, das man für diese Art von Mucke braucht.

Gleich der Opener Lies ist ein verfluchter Hit: ein Sägezahn-Riff, das wie ein Startschuss wirkt, Drums im Sprintmodus, Vocals zwischen Anklage und Anfeuerung. Der Refrain frisst sich fest – live wird das ein kollektiver Kehlenöffner. Just a Rat treibt mit nagender Stakkato-Gitarre und einem Beat, der die Nackenmuskulatur in Dauerarbeit zwingt. No Mercy no Forgiveness macht seinem Titel alle Ehre und wuchtet einen dieser Midtempo-Grooves aufs Parkett, bei denen die Crowd automatisch in der Halbkreis-Bewegung landet. Der Titeltrack Savage new times schließlich bündelt das Statement der Platte: Alles auf Kante, aber nicht kopflos; modern, aber nicht glatt; rau, aber nicht stumpf.

Inhaltlich arbeitet INCITE mit den harten Brocken unserer Gegenwart: Lügen (Lies), Entmenschlichung (Just a Rat), Ausbeutung (Used and abused), Angst und Zweifel (Doubts and the Fear) – keine Poesiealbum-Aussagen, sondern Schlagworte, die im Kontext der Musik wie Schlagstöcke wirken. Ohne komplette Lyrics an der Hand bleibt’s bei der thematischen Lesart – aber die Tonlage ist eindeutig: Widerstand statt Resignation, Zähne zeigen statt Zähne zählen.

Manchmal will die Band vielleicht ein wenig zu viel, statt sich auf die Essentials zu verlassen. Einzelne Übergänge sind so „on fire“, dass sie fast zu viele Ideen in zu wenig Takten stapeln – etwa wenn Feel this Shit (I’m fired up) den Turbo zündet und noch einen Halbgang drauflegt, wo ein offener Groove den Punch größer gemacht hätte. Das ist Jammern auf erfreulich hohem Niveau, zeigt es doch zugleich den Willen, nicht nur die altbekannte Groove-Keule zu schwingen.

Savage new times ist der Tritt in die Gegenwart, den moderner Groove/Thrash 2025 braucht: roh genug, um zu brennen, fokussiert genug, um zu treffen. INCITE atmen an manchen Stellen die alte Prong-Luft und tragen moderne Sepultura im Mark – aber sie marschieren auf eigenen Sohlen. Das Artwork killt, der Sound könnte untenrum mehr schieben, Lies ist ein Instant-Crowd-Pleaser, und wenn die Band gelegentlich über den Tellerrand stolpert, dann weil sie überhaupt einen hat. Kurzum: kein Namens-Hype, sondern echte Substanz mit Schweißfilm.

Anspieltipps
🔥Lies
☠️Used and abused


Bewertung: 8,0 von 10 Punkten


TRACKLIST

01. Lies
02. Feel this Shit (I’m fired up)
03. Just a Rat
04. Chucked off
05. Doubts and the Fear
06. Dolores
07. No Mercy no Forgiveness
08. Used and abused
09. Never die once
10. Savage new times 




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