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LORNA SHORE – I feel the Everblack festering within me (2025)

(9.798) Olaf (8,0/10) Symphonic Deathcore


Label: Century Media
VÖ: 12.09.2025
Stil: Deathcore






Ich muss gestehen: Lorna Shore war für mich lange Zeit eine dieser Bands, deren Logo man tausendfach auf Shirts sieht, ohne je bewusst hineingehört zu haben. Deathcore mit Symphonik-Bombast, orchestralen Einschüben und Growls, die selbst in der Tiefsee noch Beben auslösen – so mein Vorurteil. Mit I Feel the Everblack Festering Within Me liegt nun ihr fünftes Album vor, und wenn schon so viele Leute mit stolzgeschwellter Brust die Klamotten tragen, musste ich selbst mal reinlauschen. Ergebnis: Ich bin gleichermaßen beeindruckt, überrollt und ein klein wenig nervös. Live? Vermutlich nur mit einer angemessenen Dosis Ritalin zu ertragen.

Die Jungs aus New Jersey – Will Ramos (Vocals), Adam De Micco (Gitarre), Michael Yager (Bass), Andrew O’Connor (Rhythmusgitarre, Orchester) und Austin Archey (Drums) – haben in den letzten Jahren einen raketenhaften Aufstieg hingelegt. Von den frühen Psalms (2015) über Immortal (2020) bis zum Durchbruch mit Pain Remains (2022) war es ein konsequenter Weg nach oben, doch dieses neue Werk macht noch einmal einen riesigen Sprung. Ramos‘ Stimme bewegt sich zwischen apokalyptischem Gurgeln und fast schon grotesken Höhen, die wie eine teuflische Mischung aus Dani Filth und einem gequälten Walross klingen – und das ist keineswegs negativ gemeint. O’Connors orchestrale Arrangements wiederum hieven die Songs in Sphären, die irgendwo zwischen Cattle Decapitation und Fleshgod Apocalypse liegen: technisch überragend, opulent, dramatisch.

Thematisch ist I Feel the Everblack Festering Within Me ein düsteres Biest. Schon der Opener Prison of Flesh packt mich beim ersten Hören. Ramos schreit „I feel the ever black festering within me“ und beschreibt damit seine Angst vor geistigem Verfall – ein Thema, das in seiner Familie durch Demenz tragisch präsent ist. Dieses „They’re coming to get me“ hallt noch lange nach, und die Kombination aus Soundwall und innerem Zerfall wirkt so intensiv, dass einem kurz die Luft wegbleibt. Später im Album geht es in Oblivion um den selbstzerstörerischen Drang der Menschheit, den eigenen Planeten zu ruinieren: „We only know how to burn the forest, stain the ocean“ – ein Satz, der leider näher an der Realität klebt, als einem lieb ist. Dass die Band solche Themen mit orchestraler Wucht inszeniert, macht den Hörer nicht unbedingt glücklicher, aber umso nachdenklicher.

Doch Lorna Shore sind nicht nur Apokalypse und Wahnsinn. In Darkness und vor allem Unbreakable öffnen Fenster in Richtung Hymne. Hier wird klar, warum die Band inzwischen ein generationsübergreifendes Publikum anzieht. „We are unbreakable“ wird zur trotzigen Selbstvergewisserung, fast schon Stadion-tauglich – ohne dabei den Biss zu verlieren. Ein weiterer Höhepunkt ist Glenwood, das Ramos’ persönliche Erfahrung mit familiärer Entfremdung verarbeitet. Textlich so nahbar wie kaum ein anderer Song, musikalisch bittersüß, fast schon schön. Und genau diese Balance macht das Album reizvoll: zwischen absoluter Raserei, orchestraler Theatralik und emotionaler Verwundbarkeit.

Natürlich gibt es auch Momente, in denen mir das Ganze „zu viel“ ist. Die Breakdowns, die Low-End-Salven, das ständige „größer, schneller, noch ein orchestraler Layer mehr“ – das kann irgendwann anstrengend werden. Manchmal wäre weniger eben mehr. Technisch brillant und fett produziert ist das alles, keine Frage, aber die inflationäre Nutzung der typischen Deathcore-Bausteine wirkt bei aller Genialität etwas ermüdend. Dennoch: Wenn In Darkness läuft, bin ich kurz davor, mit erhobener Faust durchs Wohnzimmer zu marschieren, während Unbreakable tatsächlich wie ein Lichtstrahl durch den dichten Soundnebel bricht.

Dieses Album wird in der Szene einschlagen wie eine Neutronenbombe. Ich selbst muss noch ein bisschen warm werden, da mir die pure Reizüberflutung nicht immer guttut. Aber die Qualität steht außer Frage: brillante Musiker, mächtige Produktion, epische Songs. Wer Symphonic Deathcore in seiner maximalen Ausprägung erleben will, kommt an I Feel the Everblack Festering Within Me nicht vorbei. Ich für meinen Teil werde mich jetzt auch mit dem Backkatalog auseinandersetzen – schließlich tragen ja nicht ohne Grund so viele Leute dieses Logo auf ihren Shirts.

Lorna Shore liefern ein überragendes, aber auch herausforderndes Album. Es macht Spaß, es überwältigt, und manchmal treibt es mich an den Rand der inneren Überforderung. Aber vielleicht genau darin liegt seine Stärke – ein Sound, der gleichermaßen fesselt wie verstört.

Anspieltipps:
🔥In Darkness
💀Unbreakable
🎸Lionheart


Bewertung: 8,0 von 10 Punkten





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