HEI‘AN – Kiss Our Ghosts Goodbye (2025)
(9.796) Maik (4,0/ 10) Modern „Metal“

Label: Blood Blast Distribution
VÖ: 25.09.2025
Stil: Modern "Metal”
Ach Du dicke Oma! Was ist das denn? Tjaja, das kommt davon, wenn man bei der Promoverteilung sagt: ‚Pack mir einfach was in den Ordner!‘. Dann wird man von unserem Olafantenmenschen mit genau dem Kram zugebombt, den sonst kein Aas will.
Schon beim Lesen des unmerkenswürdigen Bandnamens schwante mir Böses. Bei der Erwähnung von Genrebezeichnungen wie Modern Metal, Post Metal und schlag mich tot bönte mir Schwanes. Und, mein lieber Schwan, du hattest recht, garstiges Federvieh!
HEI’AN kommen aus Slowenien und widmen sich obig erwähnter Musikrichtung, die ich statt Metal aber lieber als mit Alufolie überzogene Mischmaschmucke bezeichnen würde. Das Album hört auf den Namen „Kiss Our Ghosts Goodbye“ und beginnt mit einem Song, der mich anfangs an eine Filmmusik von John Carpenter erinnerte. Bis dann der übliche elektronisch verschlimmbesserte Winselklargesang einsetzte, der Teile meines Hörapparates stracks in eine Art Wachkoma versetzte. Wo, bitte schön, ist hier Metal?

Im zweiten Song vielleicht? Da kommen dann auch die beiden Gitarren zum Einsatz, dergestalt eingehüllt in Synthesizermelodien, dass sie zu kaum spürbaren Spurenelementen reduziert werden. Dazu dann wieder dieser Flenngesang, der eher zu irgendwelcher Popmucke aus der Streamingkrabbelkiste passen würde.
Der wechselt dann in den auch schon altbekannten Brüllwürfel- Aggro, gepaart mit angestrengt groovig wirkendem Riffing, und das Grundrezept Metalcore erlebt ein weiteres Recycling. Dann kommt noch ein Part mit wuchtigem Doomriffing, was sich aber nur zu den Stühlen addiert, zwischen denen HEI’AN versuchen, eine Position zu finden.
Und genau das ist das Problem bei der Band. Hier wird wild alles zusammengepappt, was scheinbar passend erscheint, aber es fehlt irgendwo ein roter Faden. HEI’AN scheinen sich nicht entscheiden zu können, ob sie jetzt melodisch oder brutal klingen sollen. Und anstatt daraus einen eigenen Stil zu kreieren, schmeißen die Jungs einfach alle schon drölftausendmal verbratenen Klischees aus Metalcore, Post Metal, Avantgarde, Gothic und Prog zusammen.
Und das eben nicht mal originell. Das ganze Album wirkt wie speziell auf eine Zielgruppe zugeschnitten, und zwar dergestalt, dass man einfach bekannte Versatzstücke zusammenbosselt. Die Drums klingen unerdig, manchmal geradezu künstlich („Make Me Want To Leave You“), die Klargesangspassagen klingen wie schon tausendmal gehört und die spärlichen Brutalo-Attacken wirken unpassend und wie gezwungen aufgesetzt, um das Wort Metal in der Stilbezeichnung zu rechtfertigen.
Irgendwie scheint die Combo manchmal zwischen Peter Tägtgren’s PAIN und HIM hin- und herzuschwenken, wie beim Song „Beneath The Sinking Moon“, der sogar noch ganz verträglich rüberkommt. Ansonsten schafft es das Album trotz überraschender und teils nicht nachvollziehbarer Wechsel spätestes in der Mitte in den Plätschereffekt zu fallen.
Der Metalfaktor hält sich in Grenzen und wird ab und an alibimäßig verbraten, ansonsten klingt die Mucke oft nach Düsterschlager, gerade Songs wie „Liberator“ säuseln sich so nichtssagend durch die Lauschröhren, bis selbige Moos ansetzen.
Und ich bin froh, mich soeben erfolgreich durch den dritten Hördurchgang gequält zu haben, und verbuche es als großen Pluspunkt, das dies für mich nun auch der letzte sein wird. Wer auf die modernen Metalauswüchse, die sich dann seeeeehr nah bei Pop und Dunkelschlager anbiedern, erwärmen kann, findet hier sicher sein Mekka, ich fand mein Gomorrah.
Anspieltipp:
🌒 Beneath The Sinking Moon
Bewertung: 4,0 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. Aberration
02. My Harness
03. What A Shame
04. To Let You Down
05. Dearest
06. Beneath The Sinking Moon
07. Undertow
08. Make Me Want To Leave You
09. Liberated
10. What Do You Have To Save