NERO DOCTRINE – Daughter oft he Sea EP (2025)
(9.795) Phillip (7,7/10) Metalcore

Label: D.I.Y.
VÖ: 15.09.2025
Stil: Metalcore
Da bin ich doch offensichtlich auf eine Finte hereingefallen! Fängt The Premonition noch reichlich todesmetallern an, so finden wir uns binnen Sekunden im Metalcore wieder. Eine Spielwiese, die zuletzt generell eher experimentell beackert wurde und in den letzten knapp 25 Jahren unzählige sich selbst kopierende Truppen auf die Menschheit losgelassen hat. Die GreifswalderInnen Nero Doctrine sollten also besser ein paar Besonderheiten bieten, um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Als hätte man es nicht schon schwer genug, wenn man aus Mecklenburg-Vorpommern kommt und dazu noch unser aller Lieblingskulturgut auf die Bretter Deutschlands und der Welt bringen möchte, oder zumindest erstmal in die Kopfhörer.

An sich schafft das bereits der Opener The Premonition: Blasts, abwechslungsreiche Mikrophon-Akrobatik, ein djentiger und sehr drückender Viersaiter und ein sehr clever platziertes Solo. Dieses geleitet ansatzlos in Daughter of the Sea über, ein ruhigerer Song der auch Momente mit cleanen Vocals zulässt und insbesondere durch sein vielseitiges Songwriting besticht. Im Nachfolger Eight Billion Insects wird es dann auch wieder etwas ruppiger und dem Song wird ein heftiger Groove spendiert, dazu kommt ein extrem unterhaltsames Gitarrenduell, das sich nahtlos einfügt. Auch die Stimme von Stefan Rengert darf hier noch mehr zeigen als in den Stücken zuvor, bevor ein kleines Interlude zu den letzten beiden Songs der EP überleitet.
Gelangen die Überleitungen vom Opener bis zum Interlude noch hervorragend nahtlos, so muss ich hier leider einen Bruch feststellen. Die beiden letzten Stücke Of Moon and Waters sowie This Piece is Ours kommen nicht mehr an die Klasse der Stücke vor dem Einschub ran und wirken, als hätte ich das alles schon mehrfach gehört. Schade! Zwar schaffen Nero Doctrine es, auch hier kleine spannende Spielereien einzubauen -das Ende von Of Moon and Waters zum Beispiel- aber diese Spannung kann bei mir nicht über die konstante Songlänge gehalten werden.
Richtig klasse fand ich die Produktion. Herrlich authentischer Mitt-Zweitausender Sound mit grandios abgemischter Saitenfraktion und etwas klapprigen Drums, was Daughter oft he Sea lebendig klingen lässt und nicht so steril und totgebügelt wie Metalcore-Produktionen der letzten 10 Jahre. Eine EP, die nach ehrlicher, kreativer Arbeit ohne wirtschaftlichem Kalkül dahinter klingt und mich insgesamt sehr positiv überrascht hat. Einen kleinen Bonus gibt es darüber hinaus für das Cover-Artwork auf dem man echte Pinselstriche erkennen kann. Mehr Authentizität geht nicht.
Anspieltipps:
⛓ The Premonition
🦟 Eight Billion Insects
Bewertung: 7,7 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. The Premonition
02. Daughter of the Sea
03. Eight Billion Insects
04. Interlude
05. Of Moon and Waters
06. This Piece is Ours