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KHNVM - Cosmocrator (2025)

(9.738) Olaf (9,7/10) Death Metal


Label: Testimony Records
VÖ: 29.08.2025
Stil: Death Metal






Was passiert, wenn man Spiritualität seziert wie ein Chirurg ein bösartiges Karzinom? Wenn man Philosophie nicht zitiert, sondern vertont? Wenn Death Metal nicht bloß ballert, sondern denkt, grübelt, leidet, lebt? Dann ist man bei KHNVM, und zwar mit voller Wucht.

Seit ihrer Gründung durch den in Bangladesch geborenen, in Deutschland lebenden Ausnahme-Musiker Showmik „Obliterator“ Das im Jahr 2017 hat sich die Band ihren ganz eigenen Weg durch das Dickicht der Extreme Metal-Welt geschlagen. Und das nicht mit der Machete, sondern mit dem Skalpell. Ob das Debüt Foretold Monuments of Flesh, das großartige Portals to Oblivion oder die zwischen Album und EP changierende Visions of a Plague Ridden SkyKHNVM klangen nie wie eine dieser Death-Metal-Truppen, die einfach die Schublade der Finsternis aufreißen, reinschreien und wieder zumachen. Hier geht es tiefer. Hier lodert ein inneres Feuer, das sich aus Weltschmerz, Kultur, Intellekt und einer gewissen Besessenheit speist.

Ich mache keinen Hehl daraus: Ich liebe diese Band. Ich liebe Showmik. Ein feiner Mensch, mit dem man wunderbar über Musik, Philosophie und das Leben reden kann – oder einfach ein Bier trinken und schweigen. Aber: Diese Liebe muss das Review nicht tragen. Denn Cosmocrator trägt sich selbst. 

Mit Cosmocrator liefern KHNVM ihr viertes Werk ab – eine dichte, fast schwindelerregende Erfahrung, irgendwo zwischen endzeitlicher Vision und metaphysischem Konzeptalbum. Die Spielzeit von knapp 37 Minuten mag nüchtern betrachtet eher im „zu kurz“-Segment landen. Doch in diesen Minuten passiert mehr als andere Bands in ihrer ganzen Diskografie zustande bringen.

Die Songs sind brutal, wuchtig, aber auch durchzogen von einer fast rituellen Atmosphäre, die Raum lässt für Dissonanzen, Pausen, Rückkopplungen, psychedelische Klangflächen und eine Synth-Ästhetik, die nie zum Selbstzweck wird. Showmiks Gitarrenarbeit ist hochkomplex, aber nie verkopft. Die Drums – erneut gespielt von M. – pendeln zwischen brachialem Groove und unberechenbarem Chaos. Und über allem liegt diese Stimme: keifend, growlend, grollend, fluchend. Nicht von dieser Welt, aber auch nicht aus der Hölle – eher aus der Gedankenwelt eines Menschen, der zu viel begriffen hat.

Das titelgebende Cosmocrator steht sinnbildlich für diese Gratwanderung: Als „Weltenherrscher“ könnte es Gott sein – oder Satan. Beides sind Projektionen, die der Mensch erschaffen hat, um sich selbst zu erklären. KHNVM zerlegen genau dieses Spannungsfeld aus Mystik, Rationalität, Psychologie und spiritueller Suche.

Ein Song wie Fetid Eden konterkariert das biblische Paradies mit übelriechender Dekadenz. Mercurial Remnants schillert zwischen Rastlosigkeit und völliger Auflösung, Haunting Blight versenkt einen in düstere Klänge, die so klingen, als würde ein toter Planet klagen. Und ja – das Solo von Ekaitz Garmendia (SIJJIN) in Venom Spawn ist ein Highlight, aber es steht nicht im Zentrum. Denn: Einzelne Songs herauszuheben, wäre Eulen nach Athen zu tragen. Cosmocrator ist kein Best-of, sondern ein Gesamtkunstwerk.

Was für ein Sound! Das Album ist fett, brutal heavy, aber dennoch glasklar und differenziert – man hört jedes Instrument, jede Stille, jeden Schrei. Der Mix schafft es, die rohe Gewalt mit einer fast sakralen Tiefe zu kombinieren. Kein überproduzierter Plastikklumpen, sondern ein Klangmonolith, der sowohl auf Kopfhörern als auch aus der PA massiv wirkt.

Und das Artwork? Ein apokalyptisches Weltgebilde mit Symbolkraft – finster, faszinierend, fordernd. Es schreit förmlich danach, als Shirt auf Tour getragen zu werden – was spätestens ab Herbst 2025 der Fall sein dürfte, wenn KHNVM wieder live unterwegs sind.

Wer glaubt, Death Metal müsse stumpf sein, möge hier bitte Buße tun. Cosmocrator ist ein Manifest – durchdacht, brutal, vielschichtig, spirituell, nihilistisch, aufwühlend. Man kann sich darin verlieren, darin baden oder einfach nur den Kopf abreißen lassen. Es ist alles da: Raserei, Groove, Atmosphäre, Tiefe. Einziger Kritikpunkt: Die Länge. 36:52 Minuten sind verdammt nah an Perfektion – aber auch verdammt schnell vorbei. Ich will mehr. Jetzt. Sofort. Immer.

Anspieltipps:
🔥Fetid Eden
💀Cosmocrator
🎸Venom Spawn


Bewertung: 9,7 von 10 Punkten


TRACKLIST

01. Purgatorial Pyre
02. Fetid Eden
03. Mercurial Remnants
04. Fathomless Enigma
05. Cosmocrator
06. Venom Spawn
07. Haunting blight 



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