Als Hotti Franz letztes Jahr die Frankfurter Folk Metaller nach 6 Jahren aufgrund familiärer Verpflichtungen verließ hatte ich so meine Bedenken, wie es mit Nachtgeschrei weitergehen würde, denn gerade sein Gesang war so stilprägend für die ersten 3 CDs der Barden. Als dann Mekong Delta Frontmann Martin LeMar ins Boot geholt wurde, zweifelt ich noch ein wenig mehr. Nicht wegen der gesanglichen Qualitäten, denn sie sind unbestritten hervorragend, doch würde diese Stimme zur musikalischen Ausrichtung der Jungs aus Mainhatten passen? Diese Frage kann ich zumindest vorab schon mit „Ja“ beantworten…
„Aus schwärzester Nacht“ an sich ist ein grundsolides Folk Metal Album, gut instrumentalisiert und durchaus passabel, wenn a) nicht die wirklich blutleere Produktion wäre, die selbst guten Songs den Lebenssaft entzieht und b) der Vergleich zum Vorgänger „Ardeo“ nicht so meterhoch wäre, denn dieses Album fand ich von Anfang bis Ende geil. Versteht mich nicht falsch, Nachtgeschrei haben es immer noch drauf gute Songs zu schreiben, was der Opener „Sirene“ mit seinem guten Text, der schleppende Doomer „Der Ruf“ oder das durch tolle Chöre angereicherte „Flamme“ perfekt unter Beweis stellt…aber es sind halt nur „gute“ und keine überragende. Das beweist alleine schon die Tatsache, dass die als Bonus gedachte Orchester Version von „In der Schwärze der Nacht“ um weite Längen besser ist, als sein normal vertontes Gegenstück. Textlich sind die Jungs erneut richtig gut und vor allem Martins Stimme passt wirklich wie Arsch auf Eimer…dennoch erreicht mich die Mucke diesmal nur bedingt. Ein echt schweres Brett, was mir die Jungs da vorgelegt haben.
Ich bin irgendwie enttäuscht, denn ich habe von Nachtgeschrei einfach mehr erwartet, obwohl „Aus schwärzester Nacht“ nicht schlecht ist, aber einfach nicht die Durchschlagskraft besitzt, wie seine Vorgänger. Dennoch bin ich felsenfest davon überzeugt, dass die Kollaboration mit Martin LeMar noch fruchtbar sein wird und das nächste Album wieder richtig kickt. Ich hoffe es, denn eigentlich mag ich Nachtgeschrei sehr…
Bewertung: etwas arg enttäuschende 6,2 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Sirene
02. Die Geister die uns riefen
03. Flamme
04. Spieler
05. In meinen Liedern
06. In die Schwärze der Nacht
07. Der Ruf
08. Am Ende der Zeit
09. Unter deinem Licht
10. Na sdorowje
11. Am Rand der Welt
12. Für alle Zeit
13. Als in dir nur Leere war
14. Ungebrochen
15. Herbst (Acoustic version)
16. In die Schwärze der Nacht (Orchester edit)