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SUMERIAN TOMBS – Age of eternal Night (2025)

(9.471) Olaf (9,5/10) Epic Black Metal


Label: Ván Records
VÖ: 08.04.2025
Stil: Epic Black Metal






Black Metal und ich – das ist normalerweise wie Karneval und Kreuzberg: einander bekannt, aber nicht gerade innig. Und doch gibt es diese seltenen Momente, in denen mich eine Band mit rabenschwarzem Nachdruck daran erinnert, dass auch das finsterste Genre dieser Erde Tiefe, Stil und – man höre und staune – erzählerische Klasse haben kann. SUMERIAN TOMBS aus Köln gehören zu diesen Bands. Ihre Mischung aus messerscharfem Zweitwellen-Black-Metal, orientalisch verwitterter Atmosphäre und durchdachtem Storytelling hat mich nicht nur überzeugt, sondern regelrecht eingesogen. Age of eternal Night ist ein Konzeptalbum, das klingt wie ein archaischer Fluch, vertont von einer Band, die weiß, was sie tut – und das mit einer düsteren Eleganz, die ihresgleichen sucht.

SUMERIAN TOMBS haben sich von Anfang an konsequent vom Gothic-Kitsch ferngehalten und stattdessen tief in der mesopotamischen Mythologie gebuddelt. Statt Dracula und Schloss im Nebel gibt’s bei ihnen Edimmu, Gidim, Ganzir und Lilithu – also windige Blutsauger und uralte Dämonen, die vermutlich schon in den Schatten herumgeisterten, bevor der erste Norweger seine Gitarre verzerrte. Die Musik ist dabei nicht einfach nur böse um des Böseseins willen, sondern Teil eines gut konstruierten Narrativs: Ein namenloser Pilger sucht im Grab von Sumer nach Macht, vollzieht finstere Rituale, wird selbst zur vampyrischen Gottheit – und bringt fortan Dunkelheit über die Menschheit. Was wie der Plot eines Black-Metal-Dungeons-&-Dragons-Abenteuers klingt, funktioniert auf Albumlänge erstaunlich ernsthaft, durchdacht und packend.

Age of eternal Night ist keine klangliche Schlammschlacht, sondern ein meisterhaft produziertes Ungetüm. Mario Dahmen von Liquid Aether Audio hat das Album nicht nur aufgenommen, sondern es auch so abgemischt, dass sowohl die rohe Gewalt als auch die epischen, teilweise sakralen Klanglandschaften zur Geltung kommen. Man höre nur The Seal – Blood Meditation oder den Titeltrack – hier ist jedes Gitarrenriff, jeder Drumbeat und jedes kreischende „Vampyric might!“ an seinem Platz.

Dabei sind SUMERIAN TOMBS nicht etwa eine Einzelperson mit Drumcomputer, sondern ein echtes Kollektiv: W röhrt wie ein uralter Fluch, K und M riffen sich die Finger blutig und C verankert das Ganze mit einem Bass, der klingt, als würde er direkt aus dem Untergrund dröhnen. Die Band ist im Fluss, präzise, dynamisch – da sitzt jede Wendung, jeder Tempowechsel, jedes infernalische Crescendo. Ich bin zwar jemand, der gerne mal das Tempo drosselt, um sich im Doom-Schlamm zu wälzen, aber selbst die natürlich unabdingbaren Blast-Attacken fühlen sich organisch, sinnvoll und nie eindimensional an. Im Gegenteil: Das Album lebt von seinen Kontrasten. Zwischen Raserei und Atmosphäre, zwischen Ritual und Raserei.

Was mich wirklich beeindruckt hat, ist der Aufwand, den SUMERIAN TOMBS in ihre Welt stecken. Die Texte sind keine hingekotzten Phrasen, sondern dichterische Fragmente eines finsteren Epos. Man könnte sich in Zeilen wie „Exalted dominion – Devourer ov Dreams“ oder „Pearl in bloodstained sands“ verlieren, wären da nicht ständig neue Riffs, die einen ins Hier und Jetzt zurückprügeln. Auch das Artwork von Benjamin Harff sowie das Layout von Heresie Studio spiegeln diese künstlerische Gesamtidee: Kein überladenes Photoshop-Gemetzel, sondern stilvolle Dunkelkunst, die Respekt vor dem eigenen Thema zeigt. Wer hier nur auf „evil for evil’s sake“ hofft, wird enttäuscht. Wer aber ein Faible für düsteres Worldbuilding hat, ist hier genau richtig.

Vier Bonustracks, die sich nahtlos ins Albumkonzept einfügen, aber auf der zweiten CD Ritus zusammengefasst wurden. Besonders hervorzuheben ist Savage Dreams of Wrath and Blood, ein wahnsinnig intensiver, leicht chaotischer Track mit Gastsänger Kerem Yilmaz, der klingt, als würde ein Dämon beim Zahnarzt husten. Auch The Ascent – When Night Falls überzeugt durch seine fast schon atmosphärische Herangehensweise an die Höllenfahrt. Es wäre kein Fehler gewesen, diese Songs regulär ins Album zu integrieren. Andererseits: Wer sie hat, freut sich über das zusätzliche Blutbad.

Age of eternal Night hat mir auf so vielen Ebenen Spaß gemacht, dass ich kurz vergessen habe, dass ich eigentlich lieber Thrash, Death oder Classic Rock höre. Das hier ist Black Metal mit Hirn, Herz und Haltung – brillant produziert, durchdacht komponiert, atmosphärisch dicht wie ein Opferrauch in der Mondnacht. SUMERIAN TOMBS haben kein drittes Album gemacht, sie haben eine verdammte Blutoper komponiert. Und selten war ich so gerne Teil eines Weltuntergangs. Wer wissen will, wie man antike Mythologie, Vampyrismus und Blastbeats sinnvoll verheiratet, ohne dass es lächerlich wirkt: Hier ist die Einladung zur Hochzeitsfeier. Dresscode: schwarz, Durst auf Blut erwünscht.

Anspieltipps:
💀Edimmu rising
🔥Naamah – Temptress of the Night
💀Savage Dreams of Wrath and Blood


Bewertung: 9,5 von 10 Punkten


TRACKLIST Age of eternal Night

01. The Gates of Ganzir open
02. Edimmu rising
03. Naamah – Temptress of the Night
04. Cuutha - Necropolis
05. Epitaph in Blood
06. A Key to unlock the Seal
07. The Seal – Blood Meditation
08. Age of eternal Light

TRACKLIST Ritus (Bonus Album)

09. Savage Dream of Wrath and Blood
10. The Ascent – When Night falls
11. The Dawn
12. The Offering




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