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CORPUS OFFAL – Corpus Offal (2025)
(9.421) Phillip (9,5/10) Death Metal

Label: 20 Buck Spin
VÖ: 21.03.2025
Stil: Death Metal
Es begab sich zu einer Zeit, dass zwei Musikanten, die da hießen Ian Schwab und Clyle Lindstrom, in einer Musikgruppe mit Namen Cerebral Rot ihrer Leidenschaft für schleimig-morbide Klangkunstwerke frönten. Sie fanden in 20 Buck Spin auch einen Vertrieb, der sich unter anderem auf US-amerikanische Tonträgerveröffentlichungen im Ablebens- und Untergangsmetall spezialisierte. Dort hatten sie auch acht Jahre lange eine hoffentlich gute Zeit, bis sich besagte Cerebral Rot trennten und unsere beiden wackeren Recken anderweitig Verstärkung an den brach liegenden übrigen Instrumenten suchten. Sie wurden alsbald bei Bell Witch fündig und lasteten den enorm beschäftigten Drummer Jesse Shreibman weiter aus, den Bass bediente fortan Jason Sachs. Glücklicherweise wurde ein Label bereits gefunden und flugs wurde die erste Demo veröffentlicht um zügig ein komplettes Album, welches hier nun vorliegt, folgen zu lassen.
Ich erwarte hier also extrem höhlenmenschlichen Gurgel-Death Metal bei dem man den blubbernden Schleim riechen und die triefenden Eingeweide hören kann. Und nach dem Intro geht’s mit „Spinous Forms Of Mortal Abhorrence“ auch sofort los. Kehlig-dumpfes Gutturalgewürge unterlegt mit extrem stumpfer Saiten- und Kesselarbeit. Was soll ich sagen? Mein Kopf nickt sofort debil grinsend im Takt und ich fühle mich in meiner Erwartungshaltung vollumfänglich bestätigt. So groovt der erste Song sauber durch, zwischendruch mit ein paar grindigen Einsprengseln, und ehe ich mich versehe, stelle ich mir die Frage, ob die Zeit plötzlich ebenso zähflüssig läuft wie die Stimme Ian Schwabs.

Auch „Essence Of Dissolution“ schlägt, zu Beginn fast schon ungestüm, in die gleiche glibberige Kerbe. Denn ein Song unterhalb der Sechs-Minutenmarke ist hier nicht zu finden. Ob das auf die Gesamtspiellänge von fast 50 Minuten gut geht, frage ich mich an dieser Stelle. Noch jedenfalls, wie sind beim selbstbetitelten „Corpus Offal“ angelangt, gelingt das vorzüglich. Mein Gehirn läuft auf Sparflamme und wird jäh aus der Lethargie befreit als bei knapp 100 Sekunden im Song ein Riff mit anschließendem Solo mein Trommelfell erreicht welches in Stumpfheit und Effektivität einer gut polierten Steinkeule gleicht.
Es ist gnadenlos wundervoll und wird auch live eine mörderische Abrissbirne werden, die ich mir gut zwischen 16 und 18Uhr auf der Party.San-Zeltbühne vorstellen kann. Die beiden folgenden Nummern sind Neuaufnahmen der bereits von der 2024er Demo bekannten Songs, natürlich im polierten Gewand gemastert von Dan Lowndes. So stumpf, so gut.
Bemerkenswert ist bis hier, dass diese Mixtur aus Knuckledragger-Riffs und heftiger Doom-Schlagseite noch immer sehr gut funktioniert, mich zu keinem Zeitpunkt langweilt und, ganz im Gegenteil, immer wieder überrascht, was diese Leute so aus den Songs rausholen. Im Abschluss „Secreted Effluence (Spilling)“ treiben es Corpus Offal dann noch einmal mit einer Spielzeit von gut 12 Minuten auf die Spitze.
Eine triefende Ode an den Schleim die mal quälend behäbig, mal zügig groovend durch meine nunmehr gut durchfrittierte Großhirnrinde reitet bevor mich das Outro in einem sabbernden Dämmerzustand zurücklässt. Grandios! Bisher ein Jahres-Highlight! Wer auf Sequestrum, Fetid, Undergang oder halt Cerebral Rot steht wird hier aber sowas von Spaß haben!
Anspieltipps: „Spinous Forms of Mortal Abhorrence“und „Corpus Offal“
Bewertung: 9,5 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. (Intro) Purging Creation
02. Spinous Forms of Mortal Abhorrence
03. Essence of Dissolution
04. Corpus Offal
05. Gorging Gastric Decedent
06. Ripened Psychosis
07. Secreted Effluence (Spilling)