Aktuelle Meldungen
FINAL ERROR – Daemonium in Nobis (2025)
(9.836) Olaf (8,0/10) Death Metal

Label: Kernkraftritter Records
VÖ: 05.09.2025
Stil: Death Metal
Ich weiß gar nicht mehr genau, wann mir Final Error zum ersten Mal begegnet sind – vermutlich beim ziellosen Stöbern nach neuen Death-Metal-Perlen aus heimischen Gefilden. Seitdem verfolge ich die Lippstädter nun schon über drei Alben hinweg, und jedes davon hatte seinen ganz eigenen Charakter: mal brutaler, mal technischer, mal ungestümer. Doch eines zieht sich wie ein blutroter Faden durch ihre Diskografie: Stillstand kennen diese Jungs nicht. Und auch auf Daemonium in Nobis machen sie unmissverständlich klar, dass Ermüdungserscheinung in ihrem Wortschatz schlicht nicht vorkommt.
Was hier aus den Boxen kriecht, ist ein infernalischer Bastard aus Thrash- und Death-Metal – mit eindeutig höherem Bleianteil auf der Todes-Seite. Gleich bei „Hellbrain“ wird klar: Diese Jungs wollen keine Gefangenen. Das Riffing ist bissig, das Drumming präzise wie ein chirurgischer Eingriff mit rostiger Klinge, und die Growls von Frontmann Nico klingen, als hätte man sie direkt aus einer Gruft im Hellweg ausgegraben. Hinzu kommen diese partiell eingestreuten, ein klein wenig hardcoreartigen Gangshouts, die hin und wieder durchbrechen und das Ganze mit einem kleinen Hauch Dreck und Straße würzen. Gerade dieser Genremix macht den Reiz von Final Error aus – es klingt roh, wütend, aber nie chaotisch.

Der Sound dagegen spaltet mich ein wenig. So packend das Songwriting ist – der Gitarrenton hätte ruhig etwas fetter ausfallen dürfen. Er beißt, aber er schiebt nicht so, wie man es sich wünscht. Besonders die Soli kommen etwas zu dünn rüber, was schade ist, denn technisch gibt’s hier nichts zu meckern. Gerade im Song Desolated Gorefest, der sich mit seinem eingängigen Refrain zum kleinen Hit gemausert hat, hätte ein kräftigerer Zerrsound das Ganze auf ein noch höheres Level gehoben. Trotzdem: Der Groove sitzt, das Timing stimmt, und das Schlagzeug liefert die passende Abrissbirne für jedes Wohnzimmer.
Die Idee der death-metal-lastigen Halbballade Angel of Darkness ist ja grundsätzlich cool, zeigt sie doch, dass Final Error keine Angst davor haben, auch mal andere Facetten einzubauen. Trotzdem wirkt der Song für meine Ohren etwas deplatziert – er sprengt die ansonsten schön düstere und homogene Wucht des Albums und stört ein wenig den fließenden Spannungsbogen.
Daemonium in Nobis hat etwas von einem kontrollierten Wutausbruch – roh, direkt und mit einer finsteren Energie, die tief aus dem Inneren der Band zu kommen scheint. Die Texte kreisen spürbar um Themen wie Zerstörung, Selbstzweifel und den ewigen Kampf zwischen Licht und Dunkelheit. Man spürt, dass hier keine hohlen Phrasen gedroschen werden, sondern echte Emotionen verarbeitet werden. Diese Mischung aus Aggression und Nachdenklichkeit verleiht der Platte eine Tiefe, die über bloßes Geballer weit hinausgeht – Final Error vertonen ihre Dämonen, ohne sie schönzureden.
Und dann dieses Cover – düster, verstörend und voller finsterer Details. Ein echter Blickfang, der die Atmosphäre des Albums perfekt widerspiegelt. Da bleibt mir fast nichts anderes übrig, als mal bei der Band nachzufragen, wie ich an eine entsprechende bedruckte Obertrikotage komme.
Wer Final Error noch nicht kennt, für den wäre Necromantic Rituals vielleicht der etwas rundere Einstieg – das Album ist kompakter und griffiger. Aber Daemonium in Nobis hat mehr Biss, mehr Experimentierfreude und einen gesteigerten Sinn für Atmosphäre. Es ist ein Album, das wächst, das nicht sofort alle Karten auf den Tisch legt, sondern einen mit jedem Durchlauf tiefer in seinen Bann zieht. Live dürfte das Material dann endgültig zünden – ich bin mir sicher, dass es da ordentlich in der Kiste rappelt.
Kurz gesagt: Final Error liefern erneut ein starkes Stück metallischer Finsternis ab, das den eigenen Stil verfeinert, ohne die rohe Energie früherer Werke zu verlieren. Die kleinen Kritikpunkte am Sound ändern nichts daran, dass Daemonium in Nobis ein Album ist, das mit jeder Sekunde mehr Dampf entwickelt – dämonisch, kompromisslos, authentisch. Ein richtig gutes Album, das zeigt, dass die Lippstädter immer noch hungrig sind. Der Sound könnte etwas mehr Fleisch haben, aber der Spirit ist ungebrochen. Wer auf ehrlichen Death-Thrash mit Charakter steht, liegt hier goldrichtig – oder eher blutrot richtig.
Anspieltipps:
🔥Desolated Gorefest
💀Cursed by Life
🎸Infernal Mindscape