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Live-Report: Rock Harz 2025 TAG 4

Samstag, 05.07.2025 – Nie mehr so lange warten!


Der letzte Tag, meine Freunde – der finale Akt dieses Festivals, und der Wetterbericht kündigte für den frühen Sonntagmorgen ein fröhliches Regenwetter an. Ihr könnt euch vorstellen, wie wenig Begeisterung es in uns auslöste, die nassen Zeltwände zu rollen und zu verpacken. Also, beschloss man nach der letzten Band noch eine zweistündige Heimreise anzutreten. Währenddessen packte ich immer wieder Teile unseres Camps zusammen, fast wie ein geordneter Exitus aus dem Festival-Alltag, doch auch das war nur eine Vorahnung dessen, was uns noch erwartete.

Und was soll ich sagen – mal wieder erwischte mich die senile Bettflucht. Früher als je zuvor war ich frisch und munter, bereit für die Dusche. Allerdings hatte ich das Missgeschick, meine sauteure Sonnenbrille zu vergessen. Eine Stunde später, als ich wie der Wind zurückgerannt kam, bot mir die nette Dame am Duschen-Camp einen fröhlichen Blick und meinte mit einem Lächeln: „Hier geht nichts verloren." Sie hatte recht, sie hatte wirklich recht!

Das Duschcamp war auch ein Schauplatz des weiblichen Zickenkriegs, ein Spektakel, das man nicht alle Tage erlebt. Währenddessen herrschte im Männerbereich eine ganz andere Atmosphäre. Mit dem Spruch „Ey, das sieht ja hier aus wie bei Die Kassierer gestern“ und einem plötzlichen Anstimmen von Mann gegen Mann von Rammstein brach lautes Gelächter aus. Das war der Humor, den wir brauchten, um den Tag richtig zu starten.

Und dann war er da, der letzte Tag: Die letzten Bands, die letzten Highlights, die letzten Erlebnisse. Es war ein Gefühl, das weder Regen noch das Packen der letzten Sachen trüben konnte. Es war Zeit, alles zu genießen, was noch kam – und das war eine ganze Menge. Und schon jetzt hatte ich die Gewissheit, nicht wieder 12 Jahre auf mein nächstes Rock Harz zu warten!

Der Retro Rock von Velvet Rush war der perfekte Auftakt für den letzten Tag des Rock Harz Festivals. Die Hamburger Band ließ es ordentlich krachen, mit einem schönen, schlotzigen Rock’n’Roll-Sound, der die müden Knochen sanft im Takt wiegen ließ. Es war keine Eröffnungsshow voller Schnickschnack oder aufdringlicher Effekte, sondern einfach handgemachter Rock, der direkt ins Herz ging. Ich muss gestehen, dass ich vor dem Festival noch nie etwas von der Truppe gehört hatte. Doch nach der Show habe ich mir ihre Debüt-EP Euphoria geschnappt und wurde positiv überrascht. Diese Jungs haben definitiv Potenzial, und wenn sie ihren Sound weiter verfeinern, könnte es bald nichts mehr mit einem bescheidenen Opening Slot sein. Da ist auf jeden Fall eine starke Truppe am Start, die man im Auge behalten sollte.

Ganz anders war die Darbietung der 2017 gegründeten Frozen Crown aus Italien. Ihr Power Metal hatte für mich leider den klassischen Teflon-Effekt: Es perlte einfach ab und hinterließ keinerlei bleibenden Eindruck. Die Band versuchte, mit ihren kitschigen Metal-Hymnen und epischen Melodien die Menge zu begeistern, doch irgendwie wollte der Funke nicht so recht überspringen. Das Infield war auch eher überschaubar, was das Gefühl verstärkte, dass ihre Musik bei vielen einfach nicht zündete. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass es Fans für diese Art von Metal gibt, doch bei mir blieb der Eindruck eher flach. Die Band hat sicherlich Potenzial, aber es fehlt ihnen noch das gewisse Etwas, das ihre Songs von der Masse abhebt. Vielleicht war es die fehlende Tiefe in der Komposition oder die wenig einprägsame Bühnenpräsenz – jedenfalls bleibt der Eindruck, dass der kitschige Power Metal einfach nicht mehr ganz ins Jahr 2025 passt. Oder ich werde alt…das wird es sein.

ROBSE betrat die Bühne des Rock Harz Air 2025 und es war sofort klar: Dies war mehr als nur ein Konzert – es war ein sehr persönliches und bewegendes Ereignis. Der sympathische Frontmann, den viele noch als Teil von Equilibrium kennen, hatte sich mit seiner neuen Band, die nicht als Ego-Solo-Projekt, sondern als echte Gemeinschaft auf die Bühne gestellt hatte, zurückgemeldet. Und das war genau das, was wir brauchten – eine erfrischende Erinnerung daran, dass Musik oft die beste Therapie ist. Nach all den persönlichen Tiefschlägen, die Robse durchgemacht hatte, konnte man förmlich spüren, wie ihm die Bühne guttat. Es war, als ob das Publikum ihm die Kraft gab, wieder aufzustehen.

Die Liebe, die ihm von den Fans entgegengebracht wurde, war fast greifbar. Überall hielten Leute Pappschilder hoch, die ihre Sympathie und Unterstützung ausdrückten. Robse, der blonde Hühne, der mittlerweile eine gute Portion weniger Muskelmasse auf die Waage bringt, musste mehr als einmal mit einem Schlucken reagieren. Diese emotionale Verbindung zum Publikum war etwas ganz Besonderes und man konnte sehen, wie sehr er es genoss.

Musikalisch war es ebenfalls eine Wucht. ROBSE und seine Band ließen die Gitarren ordentlich brüllen, der Sound war unglaublich fett und die Songs kamen fast noch intensiver rüber als auf Platte. Besonders hervorzuheben war das Gefühl, das die Band auf die Bühne brachte – eine echte Einheit, die zusammen in die gleiche Richtung zog. Zwei alte Equilibrium-Songs durften natürlich nicht fehlen: Karawane und das unvergessliche Met vom "Turis Fratyr"-Album. Robse selbst kommentierte das mit einem breiten Grinsen: „Ick kann jetzt machen, wat ick will!“ Man merkte ihm die Freude an, endlich wieder auf der Bühne zu stehen und das zu tun, was er liebt.

Ein kleines Mysterium blieb dann noch: Der übliche Drummer Marius war nicht zu sehen. Doch sein Ersatz machte seine Sache hervorragend und zeigte, dass die Band trotz kleiner Änderungen ein eingespieltes Team ist.

Der emotionale Höhepunkt kam dann bei der Autogrammstunde. Robse genoss jede Sekunde des Zuspruchs und schien sichtlich berührt von der Liebe, die ihm das Publikum entgegenbrachte. Es war ein Moment des Heilens – nicht nur für ihn, sondern auch für seine Fans, die in ihm mehr als nur einen Musiker sahen.

Ein großes Dankeschön an ROBSE für diesen bewegenden Moment. Du hast nicht nur uns, sondern auch dir selbst etwas gegeben. Und dafür sind wir dir von Herzen dankbar.

Es war ein erfrischend staubtrockener Moment auf dem Rock Harz, als BOKASSA die Bühne enterten – und nein, nicht der ehemalige Diktator aus Zentralafrika, sondern die norwegischen Rocker aus Trondheim, die mit ihrem verdammt groovigen, energiegeladenen Sound für eine ordentliche Staubaufwirbelung sorgten. Die Musik, ein lässiger Mix aus treibendem Rock, Metal und Punk, hatte was von einer Dampfwalze, die aus den Boxen donnerte, als wollten sie den ganzen Hügel vor der Bühne plattwalzen.

Ihre Performance? Na, die war stark. Man konnte förmlich spüren, wie die Jungs vor Spielfreude fast überquollen. Es war, als ob jeder Schlag des Drummers und jeder Riff des Gitarristen mit einer unwiderstehlichen Energie durch die Luft schossen. Doch was den Sound so richtig lebendig machte, waren die fetten Rhythmen, die die Masse in Bewegung versetzten. Ganz klar: BOKASSA sind keine Band, die man einfach nur zuhört – man ist eher gezwungen, mitzuwippen, auch wenn man es nicht will.

Vor der Bühne sah das Ganze dann allerdings ein wenig anders aus. Die Reaktionen waren gemischt. Viele Zuschauer standen erstmal mit Fragezeichen in den Augen da, als wüssten sie nicht so recht, was sie von dem wilden Mix aus Rock und Punk halten sollten. Kein Wunder – der Sound von BOKASSA ist nicht ganz so einfach einzuordnen, aber genau das macht ihn so spannend. Vielleicht braucht es die eine oder andere Runde mehr, um die Band in vollem Umfang zu begreifen.

Dennoch – auch die Zuschauer, die nicht sofort mitgingen, konnten sich nicht wirklich dem mitreißenden Groove entziehen. Und das war es dann auch, was den Auftritt so besonders machte: Der Sound von BOKASSA hat diese unerklärliche Anziehungskraft, die einen zwischendurch einfach erfasst und nie wieder loslässt.

Mit Songs wie Vultures und Immortal Space Pirates heizten sie das Publikum weiter an, auch wenn sich nicht jeder ganz sicher war, ob er gerade vor einer Doom-Band, einem Punk-Gig oder einer harten Rockshow stand. Es spielte letztlich auch keine Rolle, weil der gesamte Auftritt ein solider Beweis für die Vielseitigkeit und Energie der Band war.

Am Ende des Gigs war der Sand auf dem Infield mindestens genauso dick wie der Sound, und die Band ließ ihren rockigen, staubigen Eindruck in den Köpfen der Zuschauer zurück. Was anfangs noch wie ein Experiment anmutete, wurde schnell zu einem Highlight, das den Platz vor der Bühne ordentlich aufmischte. Man darf gespannt sein, wie BOKASSA sich bei den nächsten Gigs präsentieren – eines ist klar: Diese Norweger wissen, wie man die Bühne rockt.

Die Luft vor der Bühne war heiß, der Staub klebte an der Haut, und der Pit brodelte schon bevor die ersten Akkorde erklangen. Pro-Pain betraten das Rock Harz Air 2025 mit einer Energie, die selbst den härtesten Metalhead aus seiner Bewegungslähmung holte – keine leichte Aufgabe, bei den Temperaturen und dem Staub, der einem jedes Mal die Lunge füllte. Aber was soll man sagen? Wenn diese Hardcore-Legenden aus New York auf der Bühne stehen, ist alles andere nebensächlich.

Gary Meskill, der Frontmann, wirkte immer noch frisch und voller Feuer – ein wahres Naturtalent, das nie den Charme und die Energie eines jungen Rehs verloren hat. Der Mann, der seit den frühen Neunzigern mit Pro-Pain die Bühnen unsicher macht, hat nichts von seiner Wucht eingebüßt. Und so traten sie los, als wäre es der erste Gig ihrer Karriere – rau, direkt und auf die Fresse. Es war kein großer Schnickschnack nötig, keine unnötigen Spielereien, keine übertriebene Inszenierung. Die Band ist eine Bank, die ihren Job einfach macht und das Publikum mit jedem Song fesselt.

Die Setlist war ein wilder Ritt durch die Hardcore-Hymnen der letzten Jahrzehnten. Mit Un-American und Stand Tall zeigte die Band ihre ganz eigene Art von Punk-Attitüde, gepaart mit einer messerscharfen sozialen Kritik. Voice of Rebellion brachte die Fans zum Ausrasten, als hätten sie jahrelang darauf gewartet, dass sich der Moment endlich materialisiert. Der Pit drehte seine Runden, und es war klar, wer der Chef des Ganzen war – es war Pro-Pain, ohne Frage.

Unser Dö, der eigentlich für die Kamera zuständig war, nahm das natürlich nicht hin und warf schnell die Linse in die Ecke. Da, wo die wahre Action war, konnte er nicht lange zusehen. Das Shirt der Band, das er seit dem Morgen stolz trug, musste schließlich auch in den Staub getaucht werden. Und ehrlich gesagt: Es war der perfekte Moment, um in den Moshpit abzutauchen. Kein Wunder, dass diese Band immer wieder dafür sorgt, dass selbst der steifste Körper in Bewegung kommt. Pro-Pain hatten die Bühne nach wenigen Minuten bereits fachmännisch zerlegt, und wir alle, mit einer Mischung aus Staub, Schweiß und Euphorie, folgten ihrem Aufruf zur Revolte.

Es gibt eben Bands, bei denen weiß man, was man bekommt – und das ist verdammt nochmal alles, was man braucht. Bei Pro-Pain kann man schlichtweg nichts falsch machen.

Es gibt wenige Bands, bei denen man sich wirklich sicher sein kann, dass sie einfach nie enttäuschen. GRAND MAGUS ist eine dieser Bands, und das konnten auch die Rock Harz Air Besucher 2025 wieder erleben. Der schwedische Dreier bot eine Darbietung, die den Staub des Open Air-Geländes nicht nur aufwirbelte, sondern förmlich ins All katapultierte – und das mit einer Leichtigkeit, als wären sie noch niemals von der Bühne heruntergestiegen. Ihre Setlist war ein Meisterwerk, das sowohl alte Hasen als auch Neulinge verzückte.

Mit dem Ur-Klassiker I am the law wurde der Staub gleich zu Beginn der Setlist in die Luft geworfen – ein Banger par excellence, der sowohl die Metal-Gemeinde als auch die in den ersten Reihen versteckten Headbanger in Bewegung brachte. Es folgte Skybound, ein Song, der so weit nach vorne prescht, dass er eigentlich ein eigenes Flugzeug bräuchte. Das Fett, das aus den Lautsprechern tropfte, wurde in Steel Versus Steel und Ravens Guide Our Way dann zum Hochofen, der alles verschlang.

Die alte, aber niemals altbackene Stärke dieser Band wurde bei Sunraven besonders deutlich. Die Refrains gruben sich tief in die Gehörgänge ein und der Sturm an Riffs verwandelte das Infield zu einem einzigen Orkan. Der absolute Knaller, zumindest für die, die der Band wirklich zuhören, war jedoch Untamed. Ein Lied, das mit einer solchen Kraft daherkommt, dass man sich fragt, ob da nicht der Hammer des nordischen Donnergottes persönlich auf die Bühne gefallen ist. Was für eine Hymne!

Würdig abgerundet wurde die Performance von Like the Oar Strikes the Water, das so majestätisch in seiner Energie daherkommt, dass es fast schon ein wenig mehr nach einem Wetterphänomen als nach Musik anmutet. Und dann, als die Luft schon fast elektrisch geladen war, setzte der wohl bekannteste Song aus der Bandgeschichte ein – Hammer of the North. Hier flogen nicht nur die Fäuste, sondern auch die Herzen der Fans im Takt, als wäre das ganze Infield ein einziger, pulsierender Schlag.

Und was soll man zu JB sagen, dem Mann, der mit seinen legendären Kotteletten (die wohl zu den schönsten des Wochenendes gehörten) und seinem souveränen Auftreten den einen oder anderen Metal-Haudegen sicherlich ins Schwärmen brachte. Vielleicht ist es seine coole, stoische Art oder einfach die pure Magie, die er versprüht, aber man konnte definitiv nicht anders, als bei jedem Ton von GRAND MAGUS in Verzückung zu geraten.

Ja, diese Band hat einfach alles: den Sound, die Attitüde, das Charisma und eine Setlist, die bei jedem Auftritt aufs Neue in den Herzen der Fans verewigt wird. Schon jetzt freue ich mich auf den Gig beim Party San, wo die Schweden mit an Sicherheit grenzende Wahrschei9nlichkeit zu den Exoten gehören werden…und das ist gut so!

Bevor es zu den wahren Sternstunden des Wochenende kam, war man gezwungen, VISIONS OF ATLANTIS über sich ergehen zu lassen. Und seien wir ehrlich: Eine Band, deren Existenz so wenig Relevanz hat wie NASENBLUT (oder wie die heißen), will man einfach nicht weiter erörtern. Die Zeit dieser faden Darbietung wurde sinnvoller verbracht, indem ich meine mittlerweile lieb gewonnenen Camp-Utensilien ins Auto verfrachtete. 

Doch dann! Dann betraten AVATARIUM die Bühne – und was für ein Unterschied das war! Die zauberhafte Jennie-Ann Smith entführte uns gemeinsam mit ihrem Ehemann, Marcus Jidell, in eine Welt des düsteren, schwermütigen Doom, der die perfekte Mischung aus Nostalgie und Atmosphäre bot. Eigentlich muss man solch eine Band im Dunkeln erleben, wo die Musik die Dunkelheit noch mehr aufnimmt und zum Leben erweckt. Aber auch im Staub von Ballenstedt lieferten AVATARIUM ab und entglitten der Frage, ob der Staub die Magie der Musik schmälern würde – was er natürlich nicht tat.

Wenn ich „Moonhorse“ höre, kann ich nur an einen Moment des völligen Ergriffenseins denken. Der Song, ein Meisterwerk der Schwermut, berührt mich jedes Mal aufs Neue, rührt die Seele und lässt mich vor allem mit tränenden Augen zurück. Ein echter Gänsehaut-Moment, bei dem das gesamte Infield die Schwermut förmlich in der Luft spürte.

Die Setlist war ein wahres Fest für alle Fans der Band und bot mit Songs wie Rubicon und Long Black Waves die perfekte Mischung aus neuen und alten Klassikern. Ich habe diesen Gig sehr genossen und kann nur hoffen, dass die Band bald wieder in einem kleineren Club auftritt, wo die Intimität und Magie noch stärker zur Geltung kommt.

Ein großartiger Gig, der zu den Höhepunkten des Festivals zählt. Der Sound war stimmig, die Energie war da, und Jennie-Ann Smith mit ihrem charismatischen Auftritt – einfach ein Erlebnis. Ich freue mich auf das nächste Mal!

Es war einmal ein Rock Harz, an dem die Schallwellen von COMBICHRIST durch das Gelände jagten. Oder besser gesagt, ein Paukenschlag aus Industrial, EBM und Metal, der wohl nicht bei jedem Festivalbesucher auf offene Ohren stieß. Ich meine, ernsthaft, wer erwartet auf einem Metal-Festival so einen Elektromix? Die Band aus den USA bot mit Songs wie Blut Royale und Get Your Body Beat ihre gewohnte Mischung aus treibenden Beats und verzerrtem Gebrüll – und ja, es war laut, es war energiegeladen, aber irgendwie fühlte sich der ganze Akt eher wie ein missverständlicher Gastauftritt auf einem falschen Event an. Bei so einer Krachladung war der Mutzbraten einfach die angenehmere Wahl.

Der Norweger Leo Moracchioli, Kopf der Band Frog Leap, brachte eine erfrischend andere Atmosphäre mit auf die Bühne. Der Mann, der sich bereits einen Namen gemacht hat, indem er Pop-Songs in Metal-Form kleidete, überzeugte auch hier auf ganzer Linie. Ob es nun Take On Me von A-ha oder Rolling in the Deep von Adele war, Leo nahm uns mit auf eine Achterbahnfahrt durch bekannte Melodien, die in einem metallischen Gewand glänzten. Klar, der späte Slot war nicht unbedingt ideal, aber hey, Spaß hatten wir trotzdem. Ich könnte mir gut vorstellen, Leo und seine Truppe noch einmal zu sehen – und wenn es nur für die gute Laune und den rockigen Twist auf all die Pop-Hits geht.

Und dann kam Mr. Hurley und die Pulveraffen – oder wie man sie auch nennen könnte: die Band, bei der das Meer nie weit ist. Selbst der Autogrammstand war so voll wie eine Piratenbude nach einer zünftigen Rumverkostung. Aber seien wir ehrlich, das war’s dann auch. Ja, sie haben ihren Spaß, ihre Fans haben Spaß, aber mal ganz im Ernst – seit wann liegt der Harz am Meer? Denkt dran, Leute, auch Piraten brauchen mal eine Pause, und dieser Auftritt war genauso überflüssig wie Skorbut. Sorry, aber hier ging für mich nichts.

Es war ein Auftritt der etwas anderen Art: DragonForce auf dem Rock Harz Air 2025 – und ich muss sagen, ich hatte tatsächlich Bock auf die Gummi-Hyperspeed-Metaller. Der Gig war einfach mega geil, und ich kriege immer noch Wutanfälle, wenn ich an meine misslungenen Versuche denke, Through the Fire and Flames auf Guitar Hero nachzuzocken. Das war nie leicht, und heute fühlte es sich fast wie ein persönlicher Triumph an, die Band live und in Action zu sehen – ohne den Controller, aber mit einer gehörigen Portion Respekt.

Hinter den unaufhörlich schnellen Solos und der epischen Power des Sets verbarg sich eine Band, die nicht nur blitzschnell, sondern auch gigantisch gut drauf war. DragonForce agierten hektisch, agil und sprühten vor Energie. Dazu kamen die imposanten Bühnenaufbauten, mit denen sie ein echtes Spektakel ablieferten, inklusive alter Spielautomaten, die mir das Gefühl gaben, durch eine Zeitmaschine zu reisen – zurück in die goldene Ära der Arcade-Spiele.

Ach, und was hatte das mit dem Huhn auf sich? Im Nachgang sprachen einige von einer „Entführung“ des plüschigen Federviehs, aber keine Ahnung, was das sollte. Irgendein Feuerwehrmann hatte sich des armen Tier angenommen, aber inmitten des epischen Chaos auf der Bühne blieb das für mich ein kurioses Mysterium. Da ging irgendwie die Luft raus, als das Huhn plötzlich die Aufmerksamkeit der Metal-Community auf sich zog. Aber gut, das sind die kleinen, seltsamen Dinge, die man auf einem Festival einfach mitnimmt.

Nun zur Setlist – die war natürlich auch ein wahrer Genuss. Der Auftakt mit Cry Thunder und Power of the Triforce katapultierte uns gleich in die frenetische Welt der britischen Speed-Metal-Magier. Die Highlights kamen im ständigen Wechsel: Fury of the Storm wütete wie ein Orkan, während Space Marine Corp uns mit seinen galaktischen Melodien zu den Sternen katapultierte. Der Spaßfaktor stieg immer weiter an, bis schließlich der Song Doomsday Party als kleine Feier der Apokalypse die Menge in ekstatische Zustände versetzte.

Doch der wahre Höhepunkt war natürlich Through the Fire and Flames – was für eine Hymne! Auch wenn ich mittlerweile weiß, dass ich das Stück nie auf dem Spielcontroller meistern werde, konnte ich mich einfach von der Energie dieser Darbietung mitreißen lassen. Das Finale, A Draco Tale, und das fast schon unerträglich epische Valley of the Damned bescherten uns einen würdigen Abschluss dieses außergewöhnlichen Auftritts.

Was mir aber noch am meisten in Erinnerung bleibt, war nicht nur die unglaubliche Performance der Band, sondern die Stimmung, die sie im Publikum entfacht haben. DragonForce haben nicht nur die Saiten zum Glühen gebracht, sondern auch das ganze Infield zum Kochen. Ein großartiger Überraschungsgast auf diesem Wochenende, und ich bin froh, dabei gewesen zu sein!

Es war der Moment, als der große Olve Eikemo, besser bekannt als Abbath, wieder einmal auf die Bühne trat, um uns in die dunklen Tiefen des Black Metal zu entführen. Inmitten der brodelnden Atmosphäre des Rock Harz Air 2025 verwandelte sich die Bühne in eine Arena für Old-School-Black-Metal, und das, was da abging, war mehr als beeindruckend.

Die Setlist begann mit Withstand the Fall of Time – eine kräftige Welle aus Hass und Energie, die sofort das Publikum mitriss. Der Mann weiß einfach, wie man Stimmung macht. Der Sound war exakt auf den Punkt und voller jener tiefen, finsteren Atmosphäre, die man von den legendären Immortal-Gassenhauern kennt. Der „Alte“ hatte es noch immer drauf, das kann man nicht anders sagen. Und dann kam der nächste Kracher mit Sons of Northern Darkness – ein Klassiker, der natürlich sofort für die gewohnte Gänsehaut sorgte. Hier waren wir wieder mitten in der unheilvollen, frostigen Welt, die Abbath so meisterhaft heraufbeschwört.

Es war nicht zu übersehen, wie die Fotografen aufgereiht standen, in Erwartung der nächsten epischen Posen. Die Mimik von Abbath war fast schon zu sehr fürs Bild geschneidert – aber verdammt, das ist das, was er kann. Mit einer Portion schrägem Humor und seiner einzigartigen Bühnenpräsenz hat er einfach das gemacht, was nur wenige schaffen: uns alle in den Bann zu ziehen. Dabei spürte man: Abbath ist ein feiner Kerl, der einfach nur liebt, was er tut. Und genau diese Authentizität übertrug sich auf das Publikum.

Zwischen den schneidenden Riffs und dem donnernden Drumbeat kamen immer wieder heiß ersehnte Klassiker: In My Kingdom Cold, gefolgt von Tyrants und All Shall Fall, sorgten dafür, dass sich der moshende Mob in einer Schlacht von Alpträumen und Hammer-Riffs wiederfand. Zu dieser Zeit war es vorbei mit der Beherrschung – alle feierten und gingen völlig auf in der düsteren Party, die Abbath veranstaltete.

Doch dann, als die Riffs von One by One den Raum erfüllten, war der Kater des ganzen Festivals endgültig da. Die altehrwürdigen Töne von Mountains of Might hatten ihre Wirkung auf den harten Kern, und der Rest der breiten Masse, die sich zu Mr. Hurley hingezogen fühlte, verließ panisch den Platz. Doch das tat der Stimmung keinen Abbruch – die Old-School-Fans ließen sich nicht beirren, während Abbath mit The Call of the Wintermoon und dem finalen Knaller Blashyrkh (Mighty Ravendark) die Nacht zum leuchtenden Beispiel für alles, was Black Metal ausmacht, machte.

Das Beste kam zum Schluss, als der Song The Sun No Longer Rises die finstere Party endgültig abschloss. Da war es dann: das fulminante, aber verdiente Ende eines wirklich großartigen Sets. Die Messe war gelesen. Ein bisschen Old-School-Glanz, viele beeindruckende Bilder und unvergessliche Momente – genau das, was man von Abbath erwartet, und vielleicht sogar noch ein wenig mehr.

Die schwarze Szene trifft sich, und diesmal durfte auch eine Band aus der Dark Rock-Ecke die Bühne betreten, die für viele ein eher spezieller Fall ist. ASP, die Band um den charismatischen Frontmann ASP, versprüht ihren ganz eigenen Zauber, der vor allem in den düsteren Ecken der deutschen Rocklandschaft seine Anhänger gefunden hat.

Zugegeben, zu Beginn hatte ich meine Zweifel. Der erste Ton traf mich mit einer solchen Wucht von Melancholie und düsterer Romantik, dass ich mich sofort fragte, ob ich nicht eher in einem Gothic-Fantasy-Roman gelandet war. Ich will brennen, ein Track aus ihrer eher experimentellen Ecke, hallte über das Gelände. Ich konnte mir zwar den bösen Blick nicht verkneifen, doch das Publikum vor der Bühne schien begeistert. Es war beinahe so, als hätten sie sich mental und modisch in eine andere Zeit transportiert – nicht der "typische" Rock Harz-Besucher, sondern ein elitäres Grüppchen aus der Welt des düsteren Goths.

Der Sound? Er war voll und tief, mit viel Raum für atmosphärische Momente und einer schier unerschöpflichen Tiefe, die Ich will brennen an die Wände des Festgeländes nagelte. Klar, da gibt es keine Sprints oder Moshpits – dafür alles andere als Untote. Es war eher wie ein riesiger, langsamer Tanz von Schatten, die sich unter der Bühne sammelten und in die Nacht entglitten.

Was mich jedoch erstaunte, war die Wärme der Fans. Während ich als Gast in den hinteren Reihen stand, um ein paar faule Minuten der Band zuzuhören, schienen die meisten anderen voll und ganz in ihren Element zu sein. Begeisterung? Offensichtlich. Geht man bei einem Festival wie dem Rock Harz mit dieser Art von Musik richtig um, wird man unweigerlich feststellen, dass es im Hintergrund eine Art von eigenem Zauber gibt – irgendwo zwischen Und der Regen wird dich finden und dem klassischen Gothic-Chic der frühen 2000er.

Und dann gab es noch diesen Moment: Das Publikum, das sich offensichtlich in einem stillen Kampf mit sich selbst und der eigenen Existenz befand, während die Lieder wie ein hypnotischer Bann über sie hinwegzogen. Mit einem gespannten Blick und einem verwirrten Schmunzeln dachte ich: "Gut, die wollen sich einen guten Platz für In Extremo sichern, aber okay, das ist ihre Sache!" Doch an diesem Abend, wo so viele andere Bands rockten und klirrende Gitarrenriffs durch die Luft jagten, war ASP für viele ein ganz besonderer Moment der introspektiven Ruhe.

Wie auch immer – so oder so, der Auftritt hatte Charme. Auch wenn ASP nicht ganz das war, was ich mir von einem Festivalauftritt erhofft hatte, hatte die Band mit ihrem ganz eigenen, dramatischen Sound irgendwie seinen Platz auf dem Rock Harz 2025 verdient. Und, wer weiß, vielleicht öffnete dieser Auftritt der ein oder anderen Person die Tür zu einer ganz neuen musikalischen Welt.

IN EXTREMO haben beim Rock Harz Air 2025 mal wieder alles gegeben – und ich meine alles. Die Band, die in der Szene für ihre Mischung aus Mittelalter-Rock und brachialen Pyro-Effekten bekannt ist, wusste, wie man die Zuschauer in ihren Bann zieht. Und ja, ich gebe es zu, ich hatte meine Zweifel an Wolkenschieber; die Studioversion hatte mich nicht so richtig gepackt. Aber was soll ich sagen? Live gehen die Songs durch die Decke – und Feine Seele? Gänsehaut pur. Da haben die Extremos definitiv einen der besten Songs ihrer Karriere abgeliefert.

Das Infield war knackig voll, und die Menge tobte – tanzte, sang und holte ihre Luftgitarre raus, als Das Einhorn, der charismatische Sänger, die Bühne betrat. Mit seiner unverwechselbaren Präsenz führte er die Band souverän durch das Set. Die mittelalterlichen Instrumente, die die Musik begleitete, schufen eine fesselnde Atmosphäre, die den Auftritt von anderen Metal-Shows deutlich abhebt. Während die Band mit einer gewaltigen Pyroshow und einem beeindruckenden Sound-Mix aus traditionellen Klängen und modernem Metal die Luft zum Kochen brachte, mussten sich die Fotografen seitlich positionieren, um das Spektakel in voller Pracht einzufangen. Es war mehr als nur ein Konzert – es war ein visuelles Feuerwerk, das die gesamte Performance untermalte.

Dr. Pymonte bekam innerhalb des Sets sogar ein kleines Geburtstagsständchen, was der Stimmung noch das i-Tüpfelchen aufsetzte. Es war ein bisschen wie ein Familientreffen, bei dem sich jeder in die Arme fiel, um alte Erinnerungen zu teilen – und ich wette, jeder an diesem Abend konnte sich an mindestens ein weiteres In Extremo-Erlebnis erinnern, das genauso legendär war. Für mich fühlte es sich jedenfalls wie ein Wiedersehen mit alten Freunden an.

Natürlich durfte der Gassenhauer nicht fehlen: Störtebeker, der wie immer die Menge zu wahren Jubelstürmen antrieb. Der Song ist nicht nur eine Hymne für Piraten, sondern irgendwie auch ein Sinnbild für die Energie und die unverwechselbare Freude, die die Band ausstrahlt. Vollmond flackerte über den Platz und jeder war dabei – sei es bei Blutmond, wo die Menge förmlich explodierte, oder bei Feuertaufe, die den Sturm entfesselte.

Und der Spaß war noch lange nicht zu Ende: Pikse Palve – wer hätte gedacht, dass der Song inmitten der ganzen Dramatik des Sets so viel Spaß machen würde? Doch genau das ist die Kunst von IN EXTREMO: Sie bringen die ganze Bandbreite von Tiefgang, Leidenschaft und – verdammt noch mal – einer Show, bei der das Publikum nicht anders kann, als mitzumachen.

Zusammengefasst: IN EXTREMO haben wieder mal abgeliefert – mit allem Schischi, das man sich nur wünschen kann: Pyros, eine vollgepackte Setlist und eine grandiose Live-Performance. Und trotz meiner anfänglichen Skepsis zu einigen Tracks auf Wolkenschieber – live? Keine Chance, sich davon nicht mitreißen zu lassen. Großartig!

Nach dem grandiosen Set von In Extremo war es leider an der Zeit, den Heimweg anzutreten. TRAGEDY haben wir dann doch sausen lassen – die Müdigkeit war einfach zu groß. Auf der Rückfahrt passierte mir das Unvorstellbare: Ich habe mich gleich zweimal verfahren – und das trotz Google Maps! Manchmal spielt einem die Technik eben auch einen Streich. Gegen 2:30 Uhr stand der Wagen dann endlich in der Tiefgarage, und ich tauschte mein geliebtes Feldbett gegen das heimische Bett – eine wahre Wohltat für den Rücken.

Es war bereits das 12. Jahr, das ich auf diese Fahrt gewartet habe, und die Frage bleibt: Warum nur so lange? Ich kenne kein Festival dieser Größe, das so freundlich, so familiär ist. Hier wird Inklusion wirklich großgeschrieben, und am Ende des Tages sind wir alle nur Musikfans. Da gibt es keine Eitelkeiten, keine Konkurrenz, nur pure Freude an der Musik. Die Atmosphäre ist friedlich und entspannt – wie eine große, glückliche Community, die zusammenkommt, um das Festival zu erleben und die Musik die wir lieben, zu feiern, zu zelebrieren.

Ein großes Lob geht auch an das Essensangebot. Da war für jeden Geschmack etwas dabei. Wer da nichts gefunden hat, ist wirklich selbst schuld! Besonders hervorheben möchte ich den Pulled Pork Burger und den Mutzbraten – das war echt ein Hochgenuss. Ich hoffe, diese Leckerbissen sind auch im nächsten Jahr wieder am Start!

Wie immer war es großartig, viele alte Freunde zu treffen und neue Bekanntschaften zu machen. Im nächsten Jahr bin ich definitiv wieder dabei – das ist klar!

Und nun zu den Highlights des Festivals – es war nicht einfach, eine Auswahl zu treffen, aber ich versuche es mal: King Diamond (die Legende lebt!), Solstafir (eine zauberhafte Reise in die nordische Seele), Abbath (dieser Mann ist einfach ein Rockstar durch und durch), Avatarium (dunkel und mystisch, aber so packend), Pro-Pain (eine wahre Hardcore-Show), Robse (seine neue Band hat ordentlich abgeliefert), Britta…äääh…Heaven Shall Burn (die Jungs haben den Infield regelrecht zerlegt), The New Roses (Rock'n'Roll mit Herz), Warkings (epischer Power-Metal), Sodom (der thrashige Wahnsinn), Vader (eine Death-Metal-Attacke der Extraklasse), Cradle of Filth (Gothic-Black-Metal in Perfektion), und Powerwolf (die haben das Infield rocken lassen wie keine andere Band).

Danke an alle, die dabei waren und uns dieses unvergessliche Erlebnis ermöglicht haben. Wir haben zusammen gelacht, gefeiert und die Musik in vollen Zügen genossen – nächstes Jahr sehen wir uns wieder, um das Ganze noch einmal zu toppen!


OLAF

Fotos by DÖ (Dominik Müller)



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