Label: EMP Underground/SPV (Ellefson Music Productions)
VÖ: 03.12.16
Stil: Heavy Metal, Nu-Metal
PITCH BLACK PROCESS - Facebook
PITCH BLACK PROCESS - Homepage
Stereotype bedürfen der Widerlegung. So überraschte es mich schon, dass ich „Derin” von Pitch Black Process, einer Metal-Band aus Izmir in der Türkei auf den Tisch bekam. „Derin” ist nicht die erste Scheibe von Pitch Black Process, die durch ihren neuen Vertrag bei Dave Ellefsons EMP Underground Label nun auf europaweite Vermarktung hoffen können.
Auf der Platte erwartet den Hörer ein Mix aus Nu-Metal und Metalcoreklängen, die verschiedene Phasen der Genres abdecken. So wechseln die Vocals zwischen clean-melodisch und deftig-rulzig ab, was manchmal auch innerhalb eines Songs der Fall ist. Natürlich stechen die Parts der Vocals hervor, die auf Türkisch vorgetragen werden. Mit meiner Bildungslücke verstehe ich zwar nur Bahnhof, aber die Musikalität und der Rhythmus der Sprache im Zusammenspiel mit der Musik sind klar spürbar und machen neugierig.
Fast schon gebremst startet „Derin” mit „Borrowed Lives and borrowed World”, das in den Strophen beinahe emo-artig wirkt. Bei „Dark Desires” meint man manchmal, dass auch so manches Werk von Peter Tägtgren als Vorbild gedient haben könnte. Stampfend und off-beatig kommen die Gitarren daher. Das geht ins Ohr. Ein besonderes Schmankerl ist „Halil Ibrahim Sofrasi”, ein türkischer Hit aus den 80ern, den Pitch Black Process in ein Metal-Gewand kleiden. Ob dies gelungen ist, entzieht sich meiner Urteilskraft. Auf jeden Fall fällt der Song ungeübten Ohren auf. Das lädt ein, das Original anzuhören. Für mich ist das kurze Solo im anschließenden „Final Riddle - Son Bilmece” ein absolutes Highlight. Mit viel Echo wird eine kleine zerbrechliche Melodie dahin gezaubert, die viel Atmosphäre schafft. Der letzte Song der Scheibe (dessen Titel ich unmöglich korrekt schriftlich wiederzugeben vermag) verdient wegen des catchigen Chorus Erwähnung.
Sound und Produktion sind einwandfrei, wenn auch manchmal etwas glatt gebügelt. Oftmals wünsche ich mir ein Schlagzeug, das nicht so steril klingt. Dass „Derin” aus handwerklicher entgegen jeglicher Vorrede recht schwedisch anmutet, mag daran liegen, dass es eben dort aufgenommen wurde und als Produzent Daniel Bergstrand verantwortlich zeichnet, der auch für In Flames tätig war. Die Anklänge an die Urväter des Nu-Metal sind allenthalben deutlich spürbar. Darin erkenne ich aber leider auch die Schwäche des Albums, das zu eindeutig den Vorbildern nacheifert, anstatt eine eigene Dynamik zu entwickeln. Das wird sich mit der hoffentlich weiteren Entwicklung der Band hoffentlich erübrigen, denn Potential sehe ich vor allem in dem Anklang traditioneller Klänge in Kombination mit den Metal-Elementen.
PS: Alle Freunde und Kenner der türkischen Sprache mögen mir meinen dilettantischen Umgang mit diesem Kulturgut verzeihen.
Bewertung: 7,5 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Borrowed Lives and borrowed World
02. Into the Void - Derinlere
03. A Soundtrack for the Lonely
04. Dark Desires
05. Halil Ibrahim Sofrasi
06. Final Riddle - Son Bilmece
07. Debris
08. Oyuncak Asker
09. Beautiful Delusion
10. Eskiya Dünyaya Hükumdar olmaz