Manchmal kommt man zu Bands wie die Jungfrau zum Kind. Solch eine unbefleckte Empfängnis gab es bei mir auch, denn die Marburger Sinew kannte ich bis Dato noch nicht einmal namentlich, was sich nun aber mit dem zweiten Album namens „Pilots of a new sky“ schlagartig ändert, denn was der Vierer hier musikalisch auftischt, ist was für absolute Feinschmecker und Kenner der ruhigen Zwischentöne. Trotz teilweise aufflackernder, gesund dosierter Härte, besitzen die Hessen ein absolutes Gespür für tolle Melodien und fantastisch arrangierten Songs.
Da ja die meisten Leute immer noch in Schubladen kategorisieren schmeiße ich jetzt einfach mal die alten Rush in den Ring, mit denen sich Sinew vielleicht nicht technisch, dafür aber umso mehr im Groove, Gefühl und starken Songwriting messen können. Zu hoch gegriffen? Freunde der Nacht, zieht Euch alleine mal den Opener „Leading to rome“, den sehr an die Siebziger erinnernden Titeltrack oder das 14minütige und niemals langweilig werdende und mit unglaublichen Spannungsbögen ausgestattete „The descend to the heat of Mount Sadhana“ an und Ihr werdet hören, was ich meine. Allein der Gesang von Sascha hat dermaßen viele Nuancen, das es eine wahre Wonne war, seinen Melodien zu lauschen. Es gibt nicht viele Sänger, die mit ihrer Stimme einem Song noch mehr Drive und Melodie geben können, doch der Sinew Fronter gehört definitiv dazu. Allein die völlig genialen Ohrwürmer „Turquoise“ und „The skins I wear“, bei dem in knapp 6 Minuten soviel musikalisch erzählt wird, wo andere Bands locker fünf Songs draus gemacht hätten, sind Kaufanreiz genug. Lediglich bei „Mercy on Apollo“ und „Arctica“ ist mir der Popfaktor ein klein wenig zu hoch, was der Qualität der Songs aber keinesfalls einen Abbruch tut.
„Pilots of a new sky“ ist ein richtig geiles Rock Album geworden, welches unglaublich vielschichtig mit vielen Stilarten der härteren Musik kokettiert und mich mehrfach in den Bann zog. Einen Anzug in der B Note gibt es allerdings für das abschließende „One I seas all“, welches ein 8minütiges Instrumental ist und wer mich kennt weiß, was ich von Stücken ohne Gesang halte! Dennoch gibt es von mir eine uneingeschränkte Kaufempfehlung…und das nicht nur, weil Sinew Basser Soti auch zur neuen Morgoth Besetzung gehört und durch den ich erst auf Sinew aufmerksam wurde. Ach Mist, ich wollte es eigentlich nicht verraten…
Bewertung: überraschte und nach oben offene 9 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Leading to rome
02. Turquoise
03. Mercy on Apollo
04. One glimpse B.C.
05. The skins I wear
06. Arctica
07. Life in a loop
08. Pilots of a new sky
09. The descend to the heat of Mount Sadhana
10. Echoes
11. One I seas all