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HEAVY TEMPLE – Garden Of Heathens (2024)

(8.841) Maik (9,1/10) Doom Metal


Label: Magnetic Eye Records
VÖ: 12.04.2024
Stil: Doom Metal






Wuchtige Gitarrenriffs, die in den unteren Drehzahlen hypnotisch tieftönend die Magenwände massieren, dazu klarer Gesang, der, seinen eigenen Regeln folgend, psychedelische Lyrics zum Bestem gibt, gleichzeitig einlullend und enervierende Gitarrensoli, synkopierende Drums, die scheinbar ihr Eigenleben führen – das alles weist eindeutig auf Doom Metal mit ordentlicher Siebziger Schlagseite hin.

Die Phila-Delphine mit dem passenden Namen HEAVY TEMPLE, seit 2012 aktiv, scheinen sich mit ihrem neuen Album „Garden Of Heathens“ sehr wohlzufühlen in dieser musikalischen Sparte.

Manch einer könnte HEAVY TEMPLE auch in die Stoner- Ecke verorten, was auch nicht unbedingt falsch wäre, nähme man nur den Opener „Extreme Indifference To Life“ als Kriterium. Doch auf diesem schweren Tempel ruhen auch noch andere stilistische Facetten. Schon der zweite Song „Hiraeth“ greift schon etwas flotter in die Seiten und der Anfangseindruck verfliegt teilweise. Nur die Gesangslinien und natürlich die fetten Riffs zeigen noch die Spurenelemente des Openers auf.

Die werden zu Beginn von „Divine Indiscretion“ wieder aufgegriffen. Hier haben die Riffs fast schon einen gewissen JIMI HENDRIX- Touch. Die Gitarre nagt sich verzerrt entlang der Synapsen, während die Sängerin sirenenhaft über allem schwebt. Ab dem zweiten Drittel taucht dann überraschenderweise ein klarer DEEP PURPLE Streak auf, der Song scheint sowieso immer mehr Geschwindigkeit aufzubauen, bevor er gegen Ende in schwurbelige Sounds abdriftet, die ein wenig an „Winter Retreat“ vom JUDAS PRIEST- Erstling „Rocka Rolla“ erinnern. Da schauen die Siebziger aber gewaltig auch der Kiste. Zum Ende geben HEAVY TEMPLE noch mal Gas und rasen, für Doomerverhältnisse, mit Highspeed durch die Zielgerade.

Den absoluten Doomhammer packen Heavy Temple dann in „House Of Warship“ aus, der wuchtig und tonnenschwer durch die Landschaft walzt, dass CANDLEMASS und BLACK SABBATH -Jünger glasige Augen bekommen dürften. Doch nur bis zum letzten Drittel, dann läutet ein Jon Oliva- Gedächtnis-Scream in einen flotteren Teil über, der mit ordentlich Kniegas das, was der Doompanzer übriggelassen hat, auch noch verhackstückt. Selbiger kommt gegen Ende des Songs noch mal zurück, um eventuelle Reste in den Boden zu stampfen, unterstützt durch Wah Wah Effekte.

Episch getragen beginnt „Snake Oil (And Other Remedies)“, steigert dann allmählich das Tempo und mündet in einen flotten Rocker, der, auch durch den Gesang von High Priestes Nighthawk, an NEPTUNE POWER FEDERATION erinnert. Der Song schafft es, sich ständig zu verändern, in den Grundzügen aber gleich zu bleiben. Der Track hat auch eine starke psychedelische Note. Die Gitarre zaubert trotz minimalistischem Einsatz eine derartige Klangvielfalt herbei, dass die fast neun Minuten wie im Fluge vorbeistreichen.

Der quasi Titelsong „In The Garden Of Heathens“ ist eigentlich nur ein Zwischenstück, welches psychedelisch sphärisch einfach nur eine gechillte Atmosphäre erzeugt, die völlig ohne wuchtige Riffs und eindringliche Gesänge auskommt.

Das entspannende Stück geht nahezu nahtlos in das folgende „Jesus Wept“ über und langsam aber bestimmt wird man wieder in die wuchtige Doomklangwelt von HEAVY TEMPLE entführt. Diesmal kommen noch schräge, fast schmerzhafte Klangstrukturen dazu, welche sich über das schwere Riffing und unter dem Gesang dahinschlängeln. Dazwischen wird von der Rhythmussektion auch mal wieder das Tempo angezogen.

Als Abschluß haben sich die Philadephindianer noch eine Überraschung ausgedacht, denn da abschließende Instrumentalstück „Psychomanteum“ beginnt klassisch mit siebzigerlike verzerrten Gitarrensounds, und mündet dann in einen Track klassischen Heavy/Power Metal mit fast thrashiger Note inklusive Doublebassdrums und sägender Sechssaitenaxt. Zum Ende besinnt sich die Band dann wieder auf ihre Doom Roots und es gibt noch einen Satz heiße Ohren respektive fette Riffs aufs Geläusch, die sich am Schluss mit dem treibenden Element vereinen.

Wow, was für eine Achterbahn. Man geht ja davon aus, dass Doom Metal und Stoner Rock beides Wellen waren, die den Hard Rock- Sound der Siebziger in eine neue Ära getragen haben. HEAVY TEMPLE scheinen die Steilküste zu sein, an welchem sich beide Wellen brechen, zurückwallen und sich mit der ursprünglichen Mucke zu einem Tsunami vereinen. Schwer, wuchtig, unaufhaltsam. Und trotz dieser Gewalt aber auch faszinierend, erhebend, großartig.

Anspieltipp: „Divine Indiscretion“ und „House Of Warship“


Bewertung 9,1 von 10 Punkten


TRACKLIST

01. Extreme Indifference To Life
02. Hiraeth
03. Divine Indiscretion
04. House Of Warship
05. Snake Oil (And Other Remedies)
06. In The Garden Of Heathens
07. Jesus Wept
08. Psychomanteum



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