Label: Inverse Records
VÖ: 01.06.2018
Stil: Speed-/Thrash-Metal
THE HIRVI präsentieren mit „Old School Killspree“ ein Album voller angenehmer Widersprüche. Die durchaus kuriose Bandgeschichte will es zunächst einmal, dass „Old School Killspree“ ein brandneues Album mit alten Songs ist. Ende der 1980er in Helsinki gegründet und durchaus zu lokalem Ruhm gelangt, verschwand die Truppe fast genauso schnell wie sie erschienen war. Gut 30 Jahre später haben sich drei Recken von damals nebst einer neuen Kraft wieder zusammengeschlossen, um die Songs aufzunehmen, mit denen sie vormals schon auf den Putz gehauen haben.
Erneut verfange ich mich im Paradoxen, wenn ich zwischen alt und neu auszugleichen versuche. Die Songs haben so manche Anleihe an das damalige Material verschiedenster Trash-Bands (so beispielsweise von KREATOR), was sich sowohl in der Kompositionsweise als auch vom Sound her zeigt. Trotzdem klingen die Songs nach heutiger Aufnahmetechnik, wahren aber trotzdem für meine Ohren glücklicherweise ihren ursprünglichen Charakter. Songs wie „Dying Time“ werden damals ähnlich geklungen haben. Wenn nicht, klingen sie heute sehr transparent und aufgeräumt und zeigen, dass sie klassische Trash-Songs sind. Der Sound des Albums steht ebenso Widerspruch zum Charakter mancher Songs wie „Killer Instinct“ oder „Jumala on hyvä“. Letzteres erinnert mit seinen anständigen Blastbeats und dem chaotischen Ende an das damalige Aufkommen des Death Metal… naja, eigentlich nimmt der Song, wenn er denn wirklich aus der Zeit stammt, das Aufkommen des Death Metal vorweg.
Mein erstes Zwischenfazit ist damit: wenn 30 Jahre alte Songs immer noch so abgehen, sind sie einfach nur gut und rechtfertigen ihre, wenn auch verspätete, Aufnahme.
Das hat einen klaren Grund. Die Gitarrenarbeit ist in Achteln stets messerscharf am Riff und am Rhythmus orientiert, pfeift allerdings thrashmäßig natürlich auf eingängige Melodien. Die Songs bleiben leicht verfolgbar, weil die Riffs nicht überborden, sondern im Vergleich zu heutigen Thrash-Standards simpel wirken. Das ist allerdings keineswegs ein Manko, weil der im Titel erwähnte, angenehme oldschool-Charakter entsteht, der an so manchen Klassiker des Genres Ende der 80er erinnert und sie so gut sind, dass neben der Nostalgie durchaus auch interessierte Ohren Freude finden. Selten finden sich Soli, aber wenn, wie im Falle von „Killer Instinct“, zeigen sie die Klasse des Solisten.
Generell präsentiert sich THE HIRVI ziemlich gut eingespielt, was auf Konzerte hoffen lässt. Gerade ein vergleichsweise langer, komplexer Song wie „Dance Dance Dance“ bestätigt diesen Eindruck, weil er weniger auf Tempo als auf Atmosphäre setzt. Damit steht er im krassen Widerspruch zum Schluss von „Vihan päiva“ oder „Jumala on hyvä“.
Das einzig Betrübliche finde ich die schlechte Verständlichkeit der zumeist auf Englisch vorgetragenen Vocals. Doch soll im Trash eigentlich alles verstanden werden? Wieder stolpere ich über einen Widerspruch, da ich in Ermangelung von Kenntnissen der finnischen Sprache die Aussprache der beiden auf Finnisch vorgetragenen Songs nicht kritisieren kann.
Es scheint also tatsächlich an der Ursache/Wirkungskette der vielen Widersprüche in den gerade mal 35 Minuten zu liegen, dass „Old School Killspree“ in meinen Ohren funktioniert.
Anspieltipps: „Dying Time“ und „Jumala on hyvä“
Bewertung: 9 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Dying Time
02. Satan is back
03. The Hirvi
04. Dance Dance Dance
05. Vihan päivä
06. Don‘t fuck with the Runners
07. Killer Instinct
08. Jumala on hyvä