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FATAL EMBRACE – Seventh sadistic Serenade (2025)

(9.478) Olaf (9,5/10) Thrash Metal


Label: Iron Shield Records
VÖ: 04.04.2025
Stil: Thrash Metal






Der erste April ist vorbei. Man möge mir also verzeihen, dass ich kurz mit dem Gedanken gespielt habe, dieses siebte Studioalbum von FATAL EMBRACE als belanglosen Kindergeburtstag zu beschreiben. Das wäre natürlich kompletter Unsinn gewesen – denn was hier aus Berlin auf die Menschheit losgelassen wird, ist nichts weniger als eine gnadenlose Abrissbirne im Maßanzug. Elegant, brutal, durchdacht – und mit genug Wumms, um auch internationale Konkurrenz neidisch aus der Wäsche gucken zu lassen.

FATAL EMBRACE existieren – mit kleineren Unterbrechungen – seit 1993, ursprünglich unter dem Namen NOSFERATU. Schon das erste Demo Death’s Embrace (1994) ließ durchblicken, dass hier nicht nur Thrash gespielt, sondern gelebt wird. Nach klassischem Bandchaos, Neuformation und diversen Veröffentlichungen inklusive Slaughter to Survive (2015) und Operation Genocide (2019) hat man nun den Zenit erreicht – und zwar mit Ansage. Denn Seventh Sadistic Serenade ist mehr als nur eine weitere Genre-Platte. Es ist der Sound einer Band, die weiß, was sie will – und es kompromisslos umsetzt.

Der Einstieg gelingt mit Revel in Violence – der Titel ist Programm. Kein langes Vorspiel, keine Aufwärmphase, sondern sofort Thrash mit Anlauf und Doppelschlag. Die Riffs? Handgeschmiedet, scharfkantig, zweiläufig. Die Drums? Direkt, tight, dabei aber angenehm organisch. Sänger Dirk klingt, als hätte er in rostige Nägel gegurgelt – wunderbar. Endure the Plight gehört zu den stärksten Songs des Albums. Groovig und gleichzeitig wütend, mit einem Refrain, der hängen bleibt wie eingetretene Türen. Auch Blind Obedience ist ein Volltreffer: kompromissloser Uptempo-Thrash mit klassischem Aufbau, aber ohne Staub. Die Band bedient sich bekannter Muster, verpasst ihnen aber genügend Ecken und Kanten, um frisch zu wirken.

Auffällig ist die dramaturgische Gestaltung der Tracklist. Das Album hetzt nicht durch seine zwölf Songs, sondern nimmt sich Zeit für Übergänge, für Spannungsbögen – und für Überraschungen. Eine davon ist Nice Boys, ein Cover von Rose Tattoo, das perfekt ins Konzept passt. Kein Fremdkörper, sondern ein wohlplatzierter Rock’n’Roll-Klumpen im Maschinenraum der Gewalt. Ein dreckiges, rotziges Statement: „Wir können auch anders – wollen aber eigentlich nicht.“ Später überzeugt Legends of Deliverance mit seinem hymnischen Charakter, während Hellish Ground das Album mit einer Art Endzeitgroove beschließt, der noch lange nachwirkt. Auch nach mehreren Durchläufen entdeckt man kleine Details, Breaks, Hintergrundmelodien – ein Zeichen dafür, dass hier mehr Herzblut als Routine drinsteckt.

Die Produktion von Tom (EXA) ist der Trumpf im Ärmel: druckvoll, differenziert, aber nie überproduziert. Hier klingt nichts steril oder auf Lautheit getrimmt, sondern ehrlich, fett und erdig. Die Gitarren schneiden, der Bass brummt, die Drums knallen – alles, wie es soll. Besonders die Lead-Gitarren haben jene oldschoolige Schärfe, die man heute oft vermisst. Das Artwork ist ebenfalls gelungen – düster, bedrohlich, passend. Einziger Wermutstropfen: Das Bandlogo hätte man ruhig selbstbewusster platzieren dürfen. Schließlich hat sich FATAL EMBRACE das Recht verdient, groß aufzutreten.

Seventh Sadistic Serenade ist keine stumpfe Verbeugung vor alten Zeiten. Es ist ein klares, selbstbewusstes Statement im Hier und Jetzt. Brutal, ohne stumpf zu sein. Technisch versiert, ohne zu prahlen. Und vor allem: authentisch. Das hier ist kein Retro-Gimmick, sondern Thrash Metal mit Substanz – inhaltlich wie musikalisch.

Es gibt in diesem Jahr vermutlich kein zweites Album, das so kompromisslos, so souverän und gleichzeitig so durchdacht daherkommt. In meinen Augen nicht nur das stärkste Album der Bandgeschichte, sondern auch das bisherige Highlight im Iron Shield-Katalog. Berlin darf stolz sein – und alle, die noch zweifeln, sollten sich am 11. April im Brutz & Brakel oder am 11. Oktober im Orwohaus persönlich davon überzeugen lassen.


Bewertung: 9,5 von 10 Punkten


TRACKLIST

01. Revel in Violence
02. Endure the Plight
03. Divide and Conquer
04. Burn with Desire
05. Where Life and Death are one
06. Blind Obedience
07. Nice Boys
08. Exiled into Void
09. Legends of Deliverance
10. A Force you can’t resist
11. Suicidal Chaos
12. Hellish Ground 




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