Coveralben sind immer ein zweischneidiges Schwert. Mal überragend, mal ärgerlich und unnütz. Nun schickt sich die deutsche Hard Rock Institution Axxis an, ebenfalls in diese Phalanx einzubrechen und veröffentlicht mit „reDISCOver(ed)“ (überragender Albumtitel im Übrigen) ein Scheibchen mit hauseigenen Interpretationen alter Discoklassiker oder Songs, die mit Metal oder gar Hard Rock nicht das Geringste zu tun haben. Ja, dazu zähle ich auch Kiss, doch dazu später mehr.
Es ist spannend zu hören, was die Bosse Bernhard Weiß und Harry Oellers aus diesen 13 auf dem Album befindlichen Klassikern der Tanzmusik gemacht haben und da ich allen gerecht werden möchte, bewerte ich mal jeden einzelnen.
„Owner of a lonely heart“ (Yes)
Gleich mit Beginn des markanten Gitarrenriffs ist man voll im Song und auch Bernhards Stimme passt wie Arsch auf Eimer und steht dem Original Jon Andersen in nichts nach. Der Song ist aktuell wie eh und je und die Interpretation von Axxis kickt. Ein saustarker Beginn!
„Ma baker“ (Boney M)
Was so verheißungsvoll begann wird hier leider zerkrümelt, denn diese Version geht gar nicht. Nicht dass ich was gegen den Song habe (man höre nur mal die Version von Knorkator), doch hier haben sich die Jungs nicht mit Ruhm bekleckert.
„Staying alive“ (Bee Gees)
Ja, auch ich habe „Nur Samstag Nacht“ mehrmals gesehen und ja, auch ich fand den Soundtrack der Bee Gees cool und daher hat die Band hier bei mir leichtes Spiel. Bernhard kommt zwar mit seiner Version nicht ganz an die Falsett Stimmen der Gibb Brüder ran, doch Axxis haben hier mehr als gute Arbeit geleistet.
„Roboter“ (Kraftwerk)
„Papa, was ist das denn???“ schallte es mir von meinem Sohn und Die-Hard Kraftwerk Fan entgegen…ja, was ist das? Auf jeden Fall eine mehr als interessante Variante des Klassikers der Düsseldorfer, bei der sich Keyboarder Oellers mal so richtig austoben kann…aber als Hard Rock Variante taugt das Teil leider gar nichts.
„White wedding“ (Billy Idol)
Es ist auf jeden Fall lobenswert, dass hier mal ein anderer Song des BI ausgewählt wurde, denn eine drölfzigste Variante von „Rebel yell“ will echt Niemand mehr hören. Dafür hat man mit „White wedding“ einen der besseren Songs des blonden Barden auserkoren, der in der Variante von Axxis eine mächtige Frischzellenkur verpasst bekommt. Klasse!
„Another day in paradise“ (Phil Collins)
Hier bin ich jetzt in der Situation, dass ich das Original schon scheiße fand, doch Axxis schaffen es, den Song fast zu ihrem eigenen zu machen, was selten ist bei Coverversionen. Also in diesem Sinne…Daumen hoch.
„Message in a bottle“ (The police)
Viele Leute wissen gar nicht, dass die musikalischen Arrangements der Band um Frontmann Sting trotz ihres einfachen Sounds teilweise recht vertrackt sind. Dies gilt vor allem für „Message in a bottle“, einem meiner Lieblingssongs von The police, doch Axxis überspringen diese Hürde mit Leichtigkeit. Tolle Version.
„Locomotive breath“ (Jethro tull)
Mein absolutes Highlight auf dem Album! Das Original verursacht heute noch bei mir Erpelpelle und die Version sollte sogar Ian Andersson gefallen, obwohl ein Keyboard niemals die legendäre Flöte ersetzen kann…klingt aber trotzdem saufett!
„Life is life“ (Opus)
Sorry, dafür habe ich nur 2 Worte übrig: Völlig überflüssig! (wie das Original)
„Somebody to love“ (Jefferson airplane)
Sehr gute Interpretation des Klassikers, wobei hier die traumhafte Hammond Orgel eine lobende Erwähnung verdient hat. Ein Song der mich dazu veranlasste, die olle „Surrealistic pillow“ wieder hervor zu kramen…Hölle, hat das Teil Kratzer…jaja, der Zahn der Zeit.
„Don’t bring me down“ (ELO)
Ein absoluter Klassiker, der in fast jeder meiner Oldie Playlists auftaucht. Leider kommen Axxis mit ihrer Version nicht an das Original des Electric light orchestra ran. Kein Beinbruch Jungs, war da eh schwer mich zu überzeugen, da ich ELO früher abgöttisch liebte.
„My heart will go on“ (Celine Dion)
Entschuldigung, aber da konnte ich mir einen herzhaften Lacher nicht verkneifen, denn die Vorstellung, Bernhard Weiß am Bug der Titanic mit wehendem Kleid diesen Schmachtfetzen trällern zu sehen, war Kopfkino vom allerfeinsten. Unbestritten eine tolle Ballade, aber total deplatziert. Wollte da Jemand aus der Band seiner Frau/Freundin einen Gefallen tun? Wurde gar Prügel angedroht? Wer weiß…
„I was made for loving you“ (Kiss)
Ich war, werde und werde niemals ein Kiss Fan sein, was unter anderem diesem furchtbaren Song geschuldet ist. Axxis machen was ganz vernünftiges draus, dennoch überkam mich hier erneut ein unwohliger Schauer, was nicht an den deutschen Melodic Metallern, sondern an Paul Stanley und Co. liegt.
Alles in allem macht „reDISCOver(ed)“ mächtig Spaß, auch wenn nicht alle Songs meinen Erwartungen entsprachen. Dennoch überwiegt die gute Laune, die Axxis mit diesem Teil versprühen und lohnenswert und vor allem partykompatibel ist dieses Album allemal. Ebenso merkt man das Herzblut, was die Band in die Songs gesteckt hat. Daumen hoch!
Bewertung: nostaligische 8,2 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Owner of a lonely heart
02. Ma baker
03. Staying alive
04. Roboter
05. White wedding
06. Another day in paradise
07. Message in a bottle
08. Locomotive breath
09. Life is life
10. Somebody to love
11. Don’t bring me down
12. My heart will go on
13. I was made for loving you